Lieber Sesam,
Was die Wohnungssuche betrifft: In vielen (Uni-)Städten ist der Markt einfach sehr eng und viele, viele Angebote sind wirklich das allerhinterletzte. Aber das gilt für ALLE Wohnungssuchenden, egal ob Single, Familie, mit Haustier, ohne Haustier, mit Geige, ohne Trompete.... Daraus eine generelle Diskriminierung von profesionellen und studierenden Musikern abzuleiten, halte ich für übertrieben.
Vermieter können sich halt aus einer riesigen Interessentenzahl ihren Lieblingsmieter aussuchen. Natürlich holen sie sich dann keinen Studenten ins Haus, der fünf und mehr Stunden am Tag Klavier übt, womöglich die Miete nicht zahlen kann und eh nur ein Mietverhältnis für wenige Jahre bis zum Studiumsabschluss sucht. Aus Vermieterspektive ist das maximal unattraktiv. Und mal Hand aufs Herz, wer würde als Vermieter schon anders denken.
keine Sorge, ich zumindest verstehe dich nicht falsch ;) und sicher ist nicht die einzige Problemquelle der Vermieter/die Nachbarn, da hast du absolut recht.
Trotzdem muss man sich so langsam irgendeine Lösung überlegen, denn wie du schon sagst, ist in Großstädten die Wohnungssuche schon für *alle* schwierig. Als "normaler" Student ist es da schon schwierig genug, denn sobald jemand kommt, der ein gesichertes Gehalt hat, sagen Vermieter gerne demjenigen die Wohnung zu. Aus Vermietersicht absolut verständlich, klar, keine Frage! Trotzdem, wenn man das weiter denkt und wenn jeder Vermieter so denken würde, bekämen fast sämtliche Studenten keine Wohnungen, weil es immer jemanden gibt, der ein "sichererer Mieter" ist. So schlimm ist es zum Glück noch nicht. Aber es ist trotzdem ein alles andere als zu vernachlässigendes Problem, mit dem man in den Großstädten sehr zu kämpfen hat. Dann müsste man also mehr Studentenwohnheimsplätze haben. Wenn man dann noch mit einem Instrument kommt, ist man ganz raus. Irgendwo muss man aber wohnen - als normaler Student und auch als Musikstudent. Es ist vielleicht keine bewusste Diskriminierung, das war vielleicht übertrieben hart formuliert, aber de facto läuft es trotzdem darauf hinaus, dass man es als normaler Mensch schwer, als Student noch schwerer, als Musikstudent fast keine Chance hat, eine Wohnung zu bekommen, in der man dann auch üben kann (also sprich: studieren kann!).
Das Problem ist glaube ich auch, dass nicht klar ist, wessen Problem es ist ;). Die Vermieter sagen: Die Hochschule muss genügend Übemöglichkeiten stellen. Das ist aber unmöglich bei einer so großen Hochschule wie Köln es z.B. ist. Dann könnten wir ja das ganze Eigelsteinviertel mieten :D. Die Professoren sagen: Ihr müsst mehr üben! Klar, denn von nichts kommt nichts. Wenn man dann aber auf dem epiano üben muss, weil man sich keinen Proberaum zusätzlich zu einer Wohnung leisten kann und die Überäume nicht reservieren kann, dann kriegt man eins auf den Deckel, weil die Anschlagskultur nicht gut genug ist. So kommt eins zum anderen und das Problem haben letztlich einfach die Studenten, weil man alles andere verstehen kann: Dass die Vermieter einen nicht üben lassen wollen, dass die Hochschule kein Geld und keine Möglichkeiten für mehr Überäume hat. Dann ist es wohl wirklich so, wie es zuvor geschrieben wurde: Dann können sich es wirklich nur noch die Reichen leisten, die sich einen Überaum zusätzlich leisten können oder aber die nicht arbeiten müssen, um sich ihr Studium teilweise oder ganz zu finanzieren und sich somit anstellen und Zeit absitzen können.
Es ist wie du schon sagst, ja auch wirklich nicht nur ein Problem der Musiker. Auch alleinerziehende Mütter, die als potentiell nicht zahlende Mieter dastehen oder Menschen, die im zweiten Bildungsweg versuchen, etwas zu machen und daher nur teilzeit arbeiten, Familien mit Kindern, die in Mietshäusern teilweise auch unerwünscht sind wg. Lärmbelästigung, Rentner, die eine schlechte Altersvorsorge haben und daher auch ein Risiko darstellen usw. - all jene fallen quasi gerne hinten raus, was die Wohnungen angeht. Das Problem verschwindet nicht dadurch, dass man sagt, dass es eben da ist und nicht zu ändern ist. Irgendwas muss da bald geschehen, sonst sehe ich düstre Zeiten auf die - ich sag's mal so hart - "Randgruppen" zukommen...
(Von der größten Randgruppe der Gesellschaft, den Arbeitslosen, ganz zu schweigen... Der Himmel bewahre mich vor der Situation später eines Tages als arbeitslose alleinerziehende Pianistin eine Wohnung zu suchen... :p)
Liebe Grüße,
Partita