Ich habe mich mal bereiterklärt, bei einer Aufführung von "Linie 1" Bass zu spielen. ich mag absolut keine Musicals (Geschmackssache), aber diese Stücke mit einer Band einzuüben hat mir durchaus Spass gemacht.
Ich habe die Fortschritte bei den Proben gesehen, und mich mit und für die anderen darüber gefreut ... immer mit dem Ziel vor Augen, diese Stücke "gut" klingen zu lassen.
Natürlich ging es dabei nicht darum, ob ich künstlerisch tätig werden kann ... wie gesagt, ich bin dann Auftragskiller der seinen Job macht und den auch nicht auf die Reproduktion der passenden Töne zur passenden Zeit reduziert.
Auch wenn mein Job darin besteht, 64 Takte lang Wechselbass auf zwei oder drei wechselnden Harmonien zu spielen, bin ich immer bemüht, das "musikalisch" zu spielen ... das gilt sogar, wenn ich nur einen einzigen Ton rhythmisieren muss ... auch dabei muss am Ende Musik herauskommen ... auch ohne die anderen Instrumente dabei.
Aber ich war auch froh, als das Schuljahr an der Schule vorrüber war, und die Theater-AG ein anderes Stück anging (die hatten den Schlagzeuger und mich für "Linie 1" als "Externe" dazugeholt).
Ich habe mir die Noten zu "Linie 1" danach nie wieder angesehen, vielleicht habe ich mein Exemplar sogar verschenkt.
Natürlich ist es nice, mich auf dem Instrument ein bisschen austoben zu können (ich bin kein Jazzer, also versteht dieses Austoben nicht falsch) und zu zeigen, was ich kann ... darauf liegt der Fokus allerdings nur selten ... gerade im Bandkontext. Da geht es erstmnal nur darum, dass die Musik funktioniert ... egal welche Musik das ist, und was ich von meinem Part darin halte.
Ich habe in meiner Samba-Gruppe jahrelang nur tiefe Trommeln gespielt (meist nur 2 sehr einfach gelagerte Anschläge im Takt). Ich kann auch fast alle anderen Instrumente in dieser Band spielen, und die meisten davon sind weitaus interessanter als die Surdos ... die Surdos bilden aber nunmal das Herz des Samba, den Puls* ... und da braucht man Menschen, die stabil genug sind, um den Rest (der oft aus Laien besteht) zu stabilisieren ... viele von denen halten sich nämlich an den Surdos fest. Mein Job war dann halt, stundenlang "Viertel Note, Viertel Pause" (oder andersrum) zu spielen ... und das bitte mit Spass inne Backen ... auch wenn man nach ~3 Stunden dann Schmerzen im Rücken sowie an Knien und Händen hat.
*) Es klingt sofort nach Samba, wenn man eine hohe Surdo auf 1 und 3 (nicht zwingend notwendig), eine tiefe Surdo auf 2 und 4 sowie einen Schaker in Sechzehntel mit punktierter Viertelbetonung laufen hat (Letztere sind notwendig). Hat man da sichere Musiker dran gesetzt, kann der Rest sich wunderbar dran festhalten (man kann die drei sogar mal alleine lassen).
Hat man da Unsichere dran, wird das eher "wildes Geklapper" als "Samba".