Berufsmusiker + Mietwohnung...

Danke, Fisherman, für deine schöne Mail!

Du triffst den Punkt ziemlich genau... Es sind neben solchen Dingen wie dem Unterschied, dass manche zuhause unterrichten und andere (wie ich seit heute weiß...) in Gewerberäumen unterrichten müssen, ja auch noch andere Faktoren dabei, wie z.B. dass die Schüler natürlich nicht mal mehr zahlen wollen, wenn man zu ihnen nach Hause kommt usw... Bzw. es dann irgendwo noch einsehen, dass man dafür mehr verlangen muss, aber trotzdem nicht bereit sind, es zu zahlen (teils, weil sie nicht wollen, teils, weil sie einfach auch nicht können und lieber irgendwo hinfahren würden und weniger zahlen würden).

Es stimmt natürlich auch, was du sagst, dass man wissen muss, was man wert ist. Das funktioniert aber auch erst nach einer gewissen Anlaufzeit und wenn du nicht von genau der ersten 4 finanziell abhängig bist, die kommen. Das war bei mir vor allem ganz am Anfang so. Da hab ich mir 5 mal überlegt, ob ich den Preis xy nehmen will und mir dafür ein Schüler nicht kommt, der angefragt hat oder ob ich nicht lieber weniger nehme, dafür dann aber das Geld habe, um mich zu finanzieren. Gerade auch als Student.
So langsam kann ich etwas anziehen oder wahlweise aussuchen, da ich jetzt auch andere Arbeitgeber habe wie z.B. eine Musikschule, an der ich sogar schon Arbeitsangebote ablehnen muss, weil ich sie zeitlich nicht mehr unterkriege. Dann bin ich nicht mehr so abhängig von den paar Hanseln, die sich wg. Klavierunterricht melden.

Ich werde schon nicht untergehen. Ich bin jemand, der sich durchkämpft und das auch mit einem ordentlichen Plan im Hinterkopf, wie ich das anstelle. :) Insofern, sprich mich in 10 Jahren drauf an, dann bin ich gelassener, was das Thema angeht... ;)

Und ja: Gottseidank ist Kunst kein Beamtenjob :)
 
übrigens, Buschinski,

... Wenn Du keinen alleinstehenden Bauernhof besitzt...

...hast du meinen Traum erraten :)
Was wäre schöner als ein alleinstehendes Haus mitten im Grünen, in dem ich ungestört üben und unterrichten darf und ich noch dazu viele Tiere um mich herum habe? Es würde teils ein Selbstversorgerhof sein, teils aber auch ein Gnadenhof für alte und kranke Tiere, die niemand mehr haben will und ihr Dasein bis zum Tod wahlweise im Tierheim fristen würden oder sie gar sofort umgelegt würden. Auch dabei stellt sich natürlich die Finanzierungsfrage.

Aber träumen darf man ja mal...

:)
 
HI Partita - die Kunst liegt darin:

a) die Preise auch wirklich anzuheben, sobald man ein Licht am Ende des Tunnels sieht und nicht erst, wenn ein paar Extras finanziert sind
b) die wirklich unzumutbaren Preise abzulehnen

Danach muss man einfach "durchhalten". Mir hatte seinerzeit ein Kollege erzählt, dass bei Selbstständigen folgende Regel gälte: Bis sich das Einkommen auf ein vernünftiges (relativ :-)) Maß eingependelt hat, vergehen soviele Jahre: Lebensjahre, geteilt durch 7. Heute muss ich sagen, dass das eine sehr zutreffende Regel war ...

Was wäre schöner als ein alleinstehendes Haus mitten im Grünen, in dem ich ungestört üben und unterrichten darf und ich noch dazu viele Tiere um mich herum habe? Es würde teils ein Selbstversorgerhof sein, teils aber auch ein Gnadenhof für alte und kranke Tiere, die niemand mehr haben will und ihr Dasein bis zum Tod wahlweise im Tierheim fristen würden oder sie gar sofort umgelegt würden. Auch dabei stellt sich natürlich die Finanzierungsfrage.
Völlig unabhängig von der Finanzierung. Solche Bauernhöfe fressen Dich zeitlich auf. Entweder Du lebst wie vor hundert Jahren oder aber Du malochst für Hütte und Tiere wie blöde oder aber Du malochst im Job, um Handwerker, Gärtner, Tierpfleger etc. zu bezahlen. Die dann wiederum einen Großteil Deiner Zeit für Arbeitsanweisungen fressen...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Partita,

ich habe den Faden nur oberflächlich gelesen, deshalb ignoriere bitte einfach meine Frage+Vorschlag, falls schon vorgekommen:

Wie machen das eigentlich deine Kommilitonen?

Kannst du dich vielleicht mit einigen davon zusammentun und ihr mietet gemeinsam einen Überaum? Du sagst ja selbst, dass du viel arbeiten musst nebenbei, also könntest du ihn eh nicht die ganze Zeit für dich nutzen.

Was du über "Ausgrenzung" von Musikern geschrieben hast, würde ich jetzt auch eher als spontane Unmutsäußerung auffassen ;-)

Also, sehe es nicht so schwarz und vor allem sei nicht persönlich beleidigt. Leider ist es so, dass sich die allerwenigstens für deine Karriere am Instrument interessieren, denen ist das völlig schnurz. Was die wollen, ist ihre Ruhe! So wie du vermutlich auch, wenn über dir ein Steinmetz wohnen würde :D

LG, Sesam
 
Hallo Parita,

wie wärs wenn Du ein Inserat aufgibst, in der Du schreibst, welche Wohnung Du sucht und dass Du Klavierunterricht in der Wohnung geben möchtest. Vielleicht findet sich ein Hauseigentümer, der sich sogar freut und als Gegenleistung ab und zu Klavierunterricht von Dir bekommt.
 
a) die Preise auch wirklich anzuheben, sobald man ein Licht am Ende des Tunnels sieht und nicht erst, wenn ein paar Extras finanziert sind
b) die wirklich unzumutbaren Preise abzulehnen
Danach muss man einfach "durchhalten". Mir hatte seinerzeit ein Kollege erzählt, dass bei Selbstständigen folgende Regel gälte: Bis sich das Einkommen auf ein vernünftiges (relativ ) Maß eingependelt hat, vergehen soviele Jahre: Lebensjahre, geteilt durch 7. Heute muss ich sagen, dass das eine sehr zutreffende Regel war ...
Fisherman, sehr gut geschrieben!

Wo man als Musikstudent noch eine Wohnung finden soll, ist mir aber nicht ganz klar, da man offensichtlich nicht das Geld hat, sich zusätzlich zu einer Wohnwohnung noch einen Überaum dazuzumieten... Das IST ein Problem und das ist nicht wegzudiskutieren.
Naja, hier ist auch ein wenig Kreativität gefragt, sollte Studenten recht einfach fallen. Hier in Berlin leben Studenten meistens in einer WG. Ähnliches gibt es bei Proberäumen. Die werden einfach geteilt. Kaum eine Band kann sich hier in Berlin einen Raum alleine leisten.

Ich werde schon nicht untergehen. Ich bin jemand, der sich durchkämpft und das auch mit einem ordentlichen Plan im Hinterkopf, wie ich das anstelle.
Das klingt gut! :)
 
Huhu Sesam,

ja, die Frage kam schon und die Antwort auch :)

Aber in der Tat wäre es noch eine Option, einen Überaum zu teilen. Manche machen das.

Ich will gar keine Karriere machen. Ich will auch keine 8 Std. üben. Dazu habe ich gar keine Zeit.

Ja, es war sicherlich eine Unmutsäußerung. Wenn man insgesamt schon 2 Jahre lang vergeblich gesucht hat, dann steht es einem irgendwann Oberkante Unterlippe...
Persönlich beleidigt bin ich nicht wirklich, zumindest nicht, wenn es jemand ganz normal sagt, denn wie gesagt kann ich es verstehen, wenn sich Leute durch das Spielen gestört fühlen. Was ich hingegen schon als dreist empfinde, ist, wenn jemand genau weiß, dass ich das studiere bzw. beruflich mache und dann fragt, ob ich denn wirklcih jeden Tag üben müsse und dann auch noch mehr als eine halbe Stunde pro Tag. Das ist wirklcih so als ob ich jemanden anders fragen würde, ob er wirklich jeden Tag arbeiten muss und mehr als eine halbe Std. pro Tag. Das finde ich schon ziemlich daneben. Darüber würde sich jeder Arbeitnehmer auch aufregen.
Genau wie das mit dem Flügel: Wenn jemand offen sagt, dass er keinen Bock hat, dass ich dort in der Wohnung spiele, dann sch*** für mich, aber ok. Aber wenn jemand ernsthaft sagt, eine 60 qm Wohnung wäre zu klein für einen (kleinen!) Flügel, dann ist das einfach Quatsch. Und sowas find ich einfach blöd. Da bin ich nicht persönlich angegriffen, sondern das finde ich einfach bescheuert. Als ob ich jemandem sagen würde - hm du, dein Sofa, das ist aber zu groß für in diese Wohnung... Es geht ja nicht um die Größe, es geht um die Lautstärke und dann soll man das auch so sagen wie es ist und nicht so ein Nonsens-Argument bringen.

Liebe Grüße,
Partita
 
Partita,
bitte bedenke, dass die allermeisten Leute nicht die geringste Ahnung und keinerlei Vorstellung vom Leben eines klassischen Berufsmusikers haben. Was glaubst du, wie oft Sänger gefragt werden "Und was machen Sie so tagsüber?"...
 
Liebe Boogieoma
(<-- cooler Name :p)

Hallo Parita,

wie wärs wenn Du ein Inserat aufgibst, in der Du schreibst, welche Wohnung Du sucht und dass Du Klavierunterricht in der Wohnung geben möchtest. Vielleicht findet sich ein Hauseigentümer, der sich sogar freut und als Gegenleistung ab und zu Klavierunterricht von Dir bekommt.

alles schon passiert. Die Rückmeldungen waren bis auf eine einzige nicht Wohnungen, sondern erotische Phantasien betreffend... ;)

Die eine Wohnung war selbst für Kölner Verhältnisse noch überteuert...

Aber gerade heute habe ich mich gerüstet und einen Zettel geschrieben, den ich vielfach kopiert habe und nun in den nächsten Tagen aufhängen werde. Einfach ein erneuter Versuch. Dann kommen zwar wieder all die notgeilen Typen, aber wenn zwischendrin auch DIE Wohnung kommt, nehme ich das in Kauf :)

Liebe Grüße!
 

In Deutschland wird das wohl auf Landesebene gehandhabt.

Zitat von LImschG NRW:
§ 10 (Fn 6)
Benutzung von Tongeräten

(1) Geräte, die der Schallerzeugung oder Schallwiedergabe dienen (Musikinstrumente, Tonwiedergabegeräte und ähnliche Geräte), dürfen nur in solcher Lautstärke benutzt werden, daß unbeteiligte Personen nicht erheblich belästigt werden.

(2) Auf öffentlichen Verkehrsflächen sowie in und auf solchen Anlagen, Verkehrsräumen und Verkehrsmitteln, die der allgemeinen Benutzung dienen, ferner in öffentlichen Badeanstalten ist der Gebrauch dieser Geräte verboten, wenn andere hierdurch belästigt werden können.

(3) Die Benutzung von Geräten zur Schallerzeugung oder Schallwiedergabe für Zwecke der Wahlwerbung zu Europa-, Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen in den letzten vier Wochen vor der Wahl, außer am Wahltag selbst, durch an der Wahl teilnehmende Parteien, Wählergruppen oder sonstige politische Vereinigungen ist zulässig. Die Gemeinden können durch ordnungsbehördliche Verordnung das Nähere regeln.

(4) Die örtliche Ordnungsbehörde kann bei einem öffentlichen oder überwiegenden privaten Interesse auf Antrag von den Bestimmungen der Absätze 1 und 2 im Einzelfall Ausnahmen zulassen. Die Ausnahmen können unter Bedingungen erteilt und mit Auflagen verbunden werden. § 9 Abs. 3 gilt entsprechend. Außerdem können die Gemeinden abweichend von Absatz 2 zeitlich begrenzte Darbietungen in innerstädtischen Fußgängerzonen, insbesondere Musikdarbietungen, durch ordnungsbehördliche Verordnung allgemein zulassen und die dabei zu beachtenden Anforderungen festlegen.

(5) Die Absätze 1 und 2 finden auf rechtlich vorgeschriebene Signal- und Warneinrichtungen sowie auf Geräte, die im Rahmen eines öffentlichen Verkehrsbetriebes verwendet werden, keine Anwendung.

Bleibt noch die Frage offen, wann unbeteiligte Personen erheblich belästigt werden. :) Vom Gesetz her wird also nicht zwischen Mieter/Eigentümer oder Amateur/Profi unterschieden, wenn ich das richtig sehe.

Viele Grüße!
 
also ich bin - ehrlich gestanden - nie so wirklich auch nur auf die idee gekommen, in meiner wohnung fröhlich munter kla4 zu üben. was ist das auch für ein zustand, wenn man mit der gewissheit übt, dass da jemand hinter der wand zähnekfletschend auf das ende des "privatkonzerts" nur so wartet?!
ein gutes übe-klima lässt sich mit keinem paragrphen der welt erstreiten! alleine das wort "streiten"....
 

Demnächst kommen die Leute noch auf die Idee, dass alle Familien mit Kindern in spezielle Kinder-Häuser ziehen müssen, damit die Omas nicht beim Fernsehngucken gestört werden. Übrigens, apropos Fernseher. Wenn die 83-Jährige, halb taube Urgroßmutter die Lautstärke wieder bis zum Anschlag gedreht hat, darf man sich dann auch beschweren? Oder wenn das Ehepaar der Nachbarwohnung wieder seit Stunden sinnlos streitet und man jedes Wort mithören kann? Oder wenn der Nachbar jedes Wochenende mit feuchtem Holz grillt und einem die Bude zuräuchert oder seine Raupen mit Insektiziden besprüht und einem die Luft verpestet oder wenn der Nachbar seinen Löwenzahn nicht mäht und den eigenen englischen Rasen versaut?

Man kann sich über so vieles berechtigter Weise aufregen. Leider gibts für die meisten Probleme scheinbar keine ordentliche Lösung. Ich hab auch keine Lust, jeden Tag fünf Stunden Rock-Musik zu hören, auch, wenn der Nachbar dadurch sein Geld verdient. Erst recht nicht, wenn ich schon vorher da gewohnt habe und er erst einzieht. Und ich würde mich noch mehr aufregen, wenn der Vermieter auf seiner Seite steht und ich das Nachsehen habe.

Ich habe aber auch bis vor kurzem in einer mittelgroßen Unistadt einen ganzen Monat lang von morgens bis abends nichts anderes gemacht, als eine Wohnung zu suchen, in der man üben darf. Selbst ohne üben ist das extrem schwierig, mir tun schon die Studenten leid, die nicht zum Semesterende suchen (so wie ich jetzt), sondern die zwei Wochen vor Studienbeginn erfahren, wo sie hinmüsssen.
Und es ist schon interessant, was man da so zu sehen bekommt.
Massenbesichtigungen, bei denen man wie im Kindergarten in Vierergrüppchen vom Makler durch die Wohnung geschleust wird, dem man teuer bezahlen soll, dass er ein paar Bilder ins Internet stellt und dann extra noch sagt, dass er aber keine Absagen an Bewerber erteilt.
Völlig anstandslose "Unternehmen", die es nicht mal schaffen, auf Anzeigen zu reagieren, die selbst ins Internet gestellt haben (von Privatpersonen ganz zu schweigen).
Stolze pensionierte Ärzte, die für mich eine Heizung in ihr Gartenhaus bauen wollen, weil der Flügel leider nicht durch die Treppe in die kleine Dachwohnung passt.
Unglaubliche Preise für ungünstig aufgeteilte, unrenovierte Altbauwohnungen.
Eine Asiatin, deren Kinder woanders studieren und die ein 10 qm-Zimmer untervermieten möchte - man darf dann am Klavier in ihrem Wohnzimmer üben. Aber einladen darf man keinen.
Und noch so einiges mehr...

Vor kurzem habe ich dann doch noch eine Wohnung gefunden. Der Vermieter ist nett, seine Frau spielt Klavier, sein Vater ist auch Klavierliebhaber ("Ich freu mich immer so, wenn ich frühstücke und die Nachbarn spielen dazu Klavier") und es mir außerhalb der Ruhezeiten erlaubt. Direkte Nachbarn "Wand an Wand" habe ich nur die Bewohner über mir. Irgendwann musste ich halt mal "ja" sagen, eigentlich war es sowieso die erste und letzte ernstzunehmende Option. Und hoffen, dass die über mir einigermaßen tolerant sind.

Sonst sind wir am Ende noch viel mehr da, wo die Politik angeblich nicht hin will - dass nämlich nur die sehr Reichen gute Bildungsmöglichkeiten haben, weil die sich dann ne Wohnung, nen Überaum und ein Instrument leisten können.
 
Partita,
bitte bedenke, dass die allermeisten Leute nicht die geringste Ahnung und keinerlei Vorstellung vom Leben eines klassischen Berufsmusikers haben. Was glaubst du, wie oft Sänger gefragt werden "Und was machen Sie so tagsüber?"...

Liebe Leute,


- Angenommen, die 2h Regel stimmt - wie soll man denn bitte als Berufsmusiker mit 2h pro Tag auskommen?! Partita

ihr befolgt einfach nicht Rubinsteins Anweisungen: 2 Stunden üben pro Tag sind genug, den Rest des Tages verbringt ein Berufspianist mit dem Erleben der Natur, mit Reisen, Abenteuer, Flirt.... ;):D:D

Bei einer Eigentumswohnung kann man Wände und Böden recht gut akustisch entkoppeln, Nachteil bei Eigentumswohnungen ist natürlich, dass man eine Menge Geld in die Hand nehmen muss, und Schulden sind ein prima Magengeschwür-Erzeuger. Bei Mietwohnungen ist das wohl keine echte Option, außer man bleibt die nächsten Jahrzehnte drinnen. Mein ehem KL hat das in seiner Eigentumswohnung im 3 Stock jedenfalls so gemacht und keine Probleme mit den Nachbarn.
Ich habe mir vor einigen Jahren in meinen damaligen O-Flügel ein silent System einbauen lassen, auch eine Möglichkeit.

Beste Lösung ist finde ich trotzdem kleines Häuschen am Land, die gibt es mitunter günstiger zu mieten als Großstadtwohnungen.
 
Meine ehem. Gesangslehrerin produziert mit Schülerinnen und Schülern den ganzen Tag über "Lärm", sowohl durch den Gesang als auch durch die Klavierbegleitung.

Sie hat den Speicher ihrer Mietswohnung ausgebaut. Ein Flügel steht darinnen. Der Raum selbst ist nicht allzu groß, dafür aber ringsrum abisoliert, so dass weder Hitze von außen eindringt noch irgendwelche Geräusche den Raum verlassen. Wenn man unmittelbar vor der schallisolierten Tür steht, hört man selbst dann nicht mehr als ein sanftes Raunen, wenn drinnen ein Tenor und ein Sopran ein Duett schmettern und der Flügel die Orchesterbegleitung spielt. Wenn man weiß, dass man irgendwo auf Dauer siedelt, ist es sicher eine überdenkenswerte Variante.

Jüngst gab es ein höchstrichterliches Urteil, dass zwei Stunden Klavier"lärm" außerhalb der gesetzlichen Ruhezeit von den Nachbarn toleriert werden müssen. Ob ein gedeihliches Zusammenleben möglich ist, wenn die Nachbarn solchermaßen zum Kunstgenuss gezwungen werden, halte ich für fraglich.
 
Ich habe aber auch bis vor kurzem in einer mittelgroßen Unistadt einen ganzen Monat lang von morgens bis abends nichts anderes gemacht, als eine Wohnung zu suchen, in der man üben darf. Selbst ohne üben ist das extrem schwierig, mir tun schon die Studenten leid, die nicht zum Semesterende suchen (so wie ich jetzt), sondern die zwei Wochen vor Studienbeginn erfahren, wo sie hinmüsssen.
Und es ist schon interessant, was man da so zu sehen bekommt.
Massenbesichtigungen, bei denen man wie im Kindergarten in Vierergrüppchen vom Makler durch die Wohnung geschleust wird, dem man teuer bezahlen soll, dass er ein paar Bilder ins Internet stellt und dann extra noch sagt, dass er aber keine Absagen an Bewerber erteilt.
Völlig anstandslose "Unternehmen", die es nicht mal schaffen, auf Anzeigen zu reagieren, die selbst ins Internet gestellt haben (von Privatpersonen ganz zu schweigen).
Stolze pensionierte Ärzte, die für mich eine Heizung in ihr Gartenhaus bauen wollen, weil der Flügel leider nicht durch die Treppe in die kleine Dachwohnung passt.
Unglaubliche Preise für ungünstig aufgeteilte, unrenovierte Altbauwohnungen.
Eine Asiatin, deren Kinder woanders studieren und die ein 10 qm-Zimmer untervermieten möchte - man darf dann am Klavier in ihrem Wohnzimmer üben. Aber einladen darf man keinen.
Und noch so einiges mehr...

Ja, Blütchen, hier ist es genauso... Schon Leute, die ohne Instrument suchen, haben echt Probleme, was zu finden. Auch den Rest kann ich leider bestätigen, vor allem den oft anstandslosen Umgang mit den Wohnungssuchenden.

Übrigens kannst du dich über Vierergrüppchen noch glücklich schätzen - hier ist es oft so, dass EIN Besichtigungstermin im Internet steht und wer da nicht kann, hat Pech gehabt, wer da kann, befindet sich mit ALLEN anderen Bewerbern in der Schleuse.

Die Untermiete-Aktion hatte ich auch schon... Zwar wäre mein Zimmer 15 qm groß gewesen (immerhin!), aber irgendwen nach Hause einladen hätte ich auch nicht gedurft und die Übezeit von 2h legt natürlich auch derjenige fest, der die Wohnung eigentlich bewohnt - natürlich jeden Tag neu, wie es ihm gerade in den Tag passt und so, dass man selbst nicht planen kann...

Unglaubliche Preise für unglaubliche Wohnungen sieht man jeden Tag.

Einen stolzen Arzt, der mir was irgendwo einbauen würde, hatte ich allerdings noch nicht :p

Toi toi toi, liebes Blütchen, dass es irgendwie mit deinen Nachbarn klappt und ihr euch gegenseitig arrangieren könnt!

Liebe Grüße,
Partita
 
also ich bin - ehrlich gestanden - nie so wirklich auch nur auf die idee gekommen, in meiner wohnung fröhlich munter kla4 zu üben. was ist das auch für ein zustand, wenn man mit der gewissheit übt, dass da jemand hinter der wand zähnekfletschend auf das ende des "privatkonzerts" nur so wartet?!
ein gutes übe-klima lässt sich mit keinem paragrphen der welt erstreiten! alleine das wort "streiten"....

xxx,

wenn du den Faden mal liest, wirst du feststellen, dass es niemandem darum geht, sich irgendwas zu erstreiten. Ich habe sowas von überhaupt keine Lust, mit meinen Nachbarn zu streiten oder mit meinen Vermietern... Ich komme vom Dorf, wo Nachbarschaft noch mehr ist als zufälliges Nebeneinanderwohnen. Das ist in der Stadt zwar oft nicht der Fall und bleibt wohl oft Ideal, aber ein friedliches Auskommen und gegenseitiges Respektieren wäre mir schon wichtig.

Eine Frage, die mich mal interessiert: Wo übst du denn dann, wenn nicht zuhause?

LG,
Partita
 
muss ja auch gestehen: hab post #1 nicht komplett durchgelesen ;)

wenn es bei dir mehr ist, als reines "nebeneinanderwohnen" & das verhältnis von gegenseitigem respekt geprägt ist -> schön.

jemandem seine mucke aufzuzwingen (was man ja doch irgendwie tut, selbst wenn es "toleriert" wird) halte ich aber dennoch für keine so tolle vorstellung.. und man muss ja durchaus davon ausgehen, dass die nachbarn nie luftsprünge veranstalten werden, sobald die ersten kla4-töne forthallen....

Wo übst du denn dann, wenn nicht zuhause?
gibt da so möglichkeiten und wege ;-)

was ich hier übrigens so über schalldämmung gelesen habe, halte ich für gar nicht mal ne uninteressante idee ^^ und dann gibts sogar spezielle übezellen, die man sich @home ins zimmer (!) stellen kann... finanziell nicht ganz ohne, ist aber imho jeden cent wert.

PS: wars nicht so, dass du kla4 studierst? wie siehts denn bei dir an der hochschule mit übe-möglichkeiten aus???
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
xxxpianoman, bevor du hier m.E. dumme Fragen stellst und überholte Ratschläge gibst, lies lieber erstmal den Faden.

@ Partita: Die Vierergrüppchen waren ja jeweils eine Teilmenge von einer mittelgroßen zweistelligen Anzahl an Bewerbern, die alle unten im Flur gewartet haben, bis die Herrin herunterkam und Fragen beantwortete (in der Wohnung war das nämlich nicht erlaubt) :lol:
 
so viel gebe ich auf dein "Erachten":
;)

steig auf cello um: das ist ein überholter ratschlag! oder auch nicht. ich meine: was soll all das wohnungssuch-rumgeheule hier? wenn man mit dem klavierspielen anfängt und sich für einenen bestimmten weg entscheidet, weiß man doch, worauf man sich einlässt.
 

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