Akustisches Klavier in der Mietwohnung

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man gleich mal die Waschmaschine laufen lassen soll, sobald neue Nachbarn eingezogen sind,
Das erinnert mich daran, wie ich jedesmal, wenn eine Wohnungsbesichtigung über mir (ich wohnte im Erdgeschoss) war, extra währenddessen Klavier gespielt habe. Es gab tatsächlich niemals Probleme mit den neuen Nachbarn (mit den anderen auch nicht).
 
Allerdings habe ich ganz generell das Gefühl, sie hat mit elektronischen Instrumenten kein großes Problem.
Man kann natürlich immer versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen und sich über die jeweiligen Übeinstrumente der SuS nicht zu grämen, sondern versuchen, das positiv darzustellen, aber das Argument, es würde noch kein akustisches Instrument "gebraucht", klingt irgendwie seltsam und auch nicht danach, als hätte sich diese Lehrperson tatsächlich mit den Unterschieden der Instrumente befasst und wüsste um die Herausforderungen.

Ich will elektronische Instrumente nicht schlechtreden, die haben ihre Berechtigung, aber wenn jemand zu mir käme und von einem akustischen Instrument überzeugt wäre, würde ich die Suche nach dem passenden Instrument unterstützen.

Eine Person aus einem meiner Chöre hat sich vor einigen Monaten ein Klavier mit Silentsystem gekauft und erzählte jetzt, sie würden das System nicht mehr nutzen, weil die mechanischen Geräusche ohne Klang so nervig seien.

Ich habe hier schon einige Male von meinem Erlebnis in der Waschküche eines Mehrfamilienhauses erzählt, in dem ich nach dem Studium wohnte - eine Nachbarin fragte, ob ich die mit dem Klavier sei und statt einer Beschwerde sagte sie mir, wie gerne sie zuhörte.

Als wir einmal direkt neben einem Schichtarbeiter (Lokführer) wohnten, war der Deal, dass ich vor dem Üben gucke, ob die Jalousien offen oder geschlossen waren. Waren sie offen, konnte ich loslegen. Wenn nicht, hab ich halt gewartet.
 
Ich denke, dass es weitaus mehr Beispiele gibt, wo ein friedliches Nebeneinander von - akustisch! - Musizierenden und ihren Nachbarn klappt als Gegenbeispiele.
Da aber die negativen Beispiele mehr Publicity - wo auch immer! - bekommen, ergibt sich eine sehr einseitige Sicht der Dinge, die dann auch zu vorauseilendem Gehorsam, schlechtem Gewissen beim Üben und anderen unguten Gefühlen bei Leuten sorgt, die hoffentlich meist keinen Grund dafür haben!
Und diesen Bias gibt es nicht nur beim häuslichen Üben!
 
Dies halte ich für die zielführendste Lösung.
 
Der Anschlag ist anders. Kann man als Abwechslung und Bereicherung sehen — oder als Nachteil.

Die Tochter findet das beim YUS5 ganz vorzüglich, meine Frau kann dem aus diesem Aspekt nichts abgewinnen, die mag es nur laut.
 
Tja es hält sich hartnäckig, dass man auf einem Digitalpiano nicht vernünftig üben könne oder sich gar das Spielen "verdirbt".

Das halte ich für überholt.

Ein gutes Digitalpiano ist besser zum Üben geeignet als ein analoges Instrument mit schlecht regulierter Mechanik. Z.B. wenn man wie
ich sich mal ein Silent-System in sein Klavier hat einbauen lassen - das kommt wieder raus und ich lass die Mechanik wieder vernünftig einstellen (es handelt sich um ein Sauter-Klavier mit Renner-Mechanik). Zu der Problematik von Silent-Systemen siehe dieses Video.

Seit ich das Digi (Kawai CA-79) benutze konnte ich nach und nach einen nuancierteren Anschlag entwickeln, und das wäre IMHO mit dem (nach der Silent-Nachrüstung) nicht mehr optimal regulierten Instrument nicht möglich gewesen. Auch für das Gehör ist es sicherlich nicht von Nachteil an einem stets perfekt gestimmten Instrument zu üben.

Das soll aber jetzt nicht heissen, dass ich lieber auf dem Digi als auf einem guten Flügel spiele - auf keinen Fall! Absolut perfekt ist das Digi halt nicht,
insbesondere wenn es um sehr feine Nuancen und abgestufte Pedalierung geht (eben nicht nur "Ganz-" oder Halbpedal was am Digi möglich ist). Um dahin zu kommen, muss ich aber verdammt gut üben und verderbe mir da am Digi nichts, obwohl es natürlich immer eine Umstellung bedeutet, auf einem akustischen Instrument zu spielen. Da gewöhnt man sich wenn man abwechselnd spielt aber relativ gut dran.

Zur Einordnung was ich mir derzeit auf dem Digi "verderbe" ;-> : sitze u.a. an der Aria aus Francks "Prélude, Aria et Final" und der dritten Sonate von Kabalewski.

Auch professionelle Konzertpianisten nutzen mittlerweile digitale Instrumente zum Üben. Beispielsweise Cole Anderson hat auf seinem YouTube-Kanal "The Independent Pianist" sein Setup zum Üben vorgestellt, die ich wenn ich jetzt noch mal zu entscheiden hätte, meinem aktuellen Digitalpiano sogar vorziehen würde, weil es noch mal flexibler ist hinsichtlich des Klavierklangs. Bei Interesse bitte auch mal in seine Analyse von Brahms' Intermezzi hier reinhören. - soviel ich weiß auch mit dem digitalen eingespielt. Mein Ziel: das auf einem akustischen Flügel es mal so schön zu spielen wie es dort auf dem ach so bösen digitalen Instrument erklingt.

Wenn ich frei wählen könnte auf was ich wann immer üben könnte, hätte ich sicher einen guten Flügel. Aber auch so ein Setup wie Cole Anderson zum üben, ohne irgendjemand zu nerven oder mir Gedanken machen zu müssen das andere mein bei neuen Stücken noch ganz am Anfang stehendes Geübe anhören und womöglich bewerten. Ein Hybrid-Instrument geht eventuell auch, wenn man nur Platz für ein Instrument hat. Da würde ich erst mal per Mietkauf sehr sehr gründlich schauen ob das okay ist. Nie wieder jedoch: ein gutes akustisches Instrument mit einer Silent-Nachrüstung verhunzen.
 
Sehe ich ähnlich. Überall gibt es gute und schlechte Systeme, bei Digital-Pianos wie bei Pianos mit Silent-System. Nachrüst-Silet-Systeme sind die wahrscheinlich schlechteste Variante.

Das ab Werk verbaute Yamaha SH- und TA-System ist schon recht fein, von der Anschlagkontrolle bis zum Pedal. Dasselbe gilt zB auch für das rein digitale Roland FP-90X und seine diversen "Geschwister".

Ebenso ist die aktivierte Stopp-Leiste bei Yamaha zwar durchaus ein wenig bemerkbar, aber die Veränderung beim Spiel eher gering, so meine Frau.

Was die digitalen Klaviere für mich als Zuhörer und Nicht-Pianist alle nicht recht bringen, das ist diese Explosivität, die das echte Instrument hat. Das kann auch Vorteile haben.
 
Mein Kawai NV5 spielte sich für mich wie ein echtes Klavier, war aber auch dementsprechend teuer. Mir fehlte nur die Seele, weshalb es gegen ein akustisches getauscht wurde.
Nachdem ich vor kurzem einige Digis unter den Fingern hatte (inkl. Kawai Ca701 und 901) und die allesamt für absolut unterlegen zum akustischen hielt, frage ich mich allerdings, wie ich heutzutage das NV5 bewerten würde und ob es sich für mich noch wie ein Klavier anfühlen würde...
 
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Der Link geht nicht.

Auch professionelle Konzertpianisten nutzen mittlerweile digitale Instrumente zum Üben.
Kommt drauf an, was sie üben. Wenn es darum geht, neue Stücke einzustudieren, benötigt man andere Dinge als wenn man Spieltechnik üben will. Für einen Anfänger ist die Spieltechnik der Fokus und daher das echte Instrument wichtiger.
 

Bei Interesse bitte auch mal in seine Analyse von Brahms' Intermezzi hier reinhören. - soviel ich weiß auch mit dem digitalen eingespielt.
Ja, das ist ganz sicher auf einem Digi gespielt. Der typisch leblose Klang ist unüberhörbar.

Die Profis, die auf solchen Geräten üben (ich kenne ein paar!), tun das ja nicht, weil sie es toll finden, sondern weil es die Umstände (Wohnsituation, Einkommensverhältnisse, befristete Anstellungen etc.) erzwingen. Die meisten, die sich ein Haus in einer Metropole und einen guten Flügel dazu leisten können, verdienen ihr Geld auf andere Art und Weise.
 
Auch für das Gehör ist es sicherlich nicht von Nachteil an einem stets perfekt gestimmten Instrument zu üben.
Interessante Theorie.

Zwar sind die Digis über die Jahre besser geworden, aber in vielerlei Hinsicht trotzdem nicht mit einem akustischen Instrument zu vergleichen.

Ich würde niemandem, der gerne ein akustisches Instrument möchte, selbiges ausreden wollen. Es sei denn, die Person möchte partout eine dreimanualige Pfeifenorgel ins Reihenhaus einbauen lassen, da würde ich dann vielleicht ein paar gut gemeinte Gegenargumente bringen ;-)

Ob ein Instrument mit Silent-System _die_ Lösung ist, weiß ich nicht.
 
Ja, das ist ganz sicher auf einem Digi gespielt. Der typisch leblose Klang ist unüberhörbar.
Sicher, dass man dass auch so ohne confirmation bias so rausgehört hätte?

Ohne Frage ist der Klang eines akustischen Instruments "lebendiger". "Typisch leblos" ist dann so ein Totschlag-Argument - gibt vermutlich genug Menschen die auch auf einem "richtigen" Instrument vergleichsweise leblos musizieren können :musik:
 
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Der Link geht nicht.


Kommt drauf an, was sie üben. Wenn es darum geht, neue Stücke einzustudieren, benötigt man andere Dinge als wenn man Spieltechnik üben will. Für einen Anfänger ist die Spieltechnik der Fokus und daher das echte Instrument wichtiger.
Hoffe dieser Link tut...

Wüsste allerdings nicht was gerade der Anfänger an einem Digi nicht lernen könnte was das Üben am akustischen Instrument unumgänglich macht.
 
Sicher, dass man dass auch so ohne confirmation bias so rausgehört hätte?

Ohne Frage ist der Klang eines akustischen Instruments "lebendiger". "Typisch leblos" ist dann so ein Totschlag-Argument - gibt vermutlich genug Menschen die auch auf einem "richtigen" Instrument vergleichsweise leblos musizieren können :musik:
Ich hatte den Link letztens schon mal irgendwo geposted, weiß aber nicht, ob das hier war. Hier kannst du selbst das Experiment machen: hörst du das Digi raus? :)

 
Ja, das Video wurde bereits in mehreren Threads verlinkt.
Wüsste allerdings nicht was gerade der Anfänger an einem Digi nicht lernen könnte was das Üben am akustischen Instrument unumgänglich macht.
"unumgänglich" habe ich nirgends geschrieben. Das kann ich dir deshalb auch nicht sagen.
Warum ein echtes Instrument BESSER ist, steht schon da.
 
Wüsste allerdings nicht was gerade der Anfänger an einem Digi nicht lernen könnte was das Üben am akustischen Instrument unumgänglich macht.

Ich würde nicht von "unumgänglich" sprechen, und ich glaube, das hat hier auch niemand getan.
Aber es gibt einige Aspekte, unter denen ein akustisches Instrument auch und gerade für Anfänger "dankbarer" ist.

Nochmal: wenn doch jemand ein akustisches Instrument möchte, dann spricht so wenig gegen diesen Wunsch, dass ich nicht so recht nachvollziehen kann, warum das Loblied der Digis gesungen werden muss.

Das ursprüngliche Thema waren die Nachbarn und auch dazu wurde ja schon einiges gesagt.
 
Digitalpianos haben eine enorme Entwicklungskurve hingelegt und sind für bestimmte Situation super, keine Frage. Ich habe übrigens selber eins und würde auch bevorzugt darauf spielen, wenn die Wohnsituation nichts anderes zulässt.
Ich bin kein Klavierlehrer und habe nichts dagegen, dass alle auf dem Instrument spielen, das Ihnen gefällt. Was aber wirklich nervt, ist das Werbe-Geschwafel, das ich mir schon in den 90er Jahren anhören durfte, das"selbst Pianisten keinen Unterschied mehr zwischen einem Flügel und Digi X hören" etc. (was damals absolut absurd war). Videos halte ich generell für wenig geeignet, um solche Unterschiede zu testen, da sind zu viele Schnittstellen zwischen Klangerzeugung und Hören.
Ich bin kein Pianist, aber für mich macht es einen entscheidenden Unterschied, ob ich auf einem akustischen Instrument spiele oder nicht. Und in der Regel spiele ich ja selbst, d. h. der Anschlag ist mindestens genau so wichtig wie der Klang.
 
Wüsste allerdings nicht was gerade der Anfänger an einem Digi nicht lernen könnte was das Üben am akustischen Instrument unumgänglich macht.
Das liegt doch auf der Hand: Die Umsetzung der Klangvorstellung. Digis sind vor allem in ihrer Dynamik doch sehr eingeschränkt, was das Erlernen ebenso einschränkt. Viele Schüler merken das dann immer im Unterricht, wenn es auf dem akustischen Instrument auf einmal beschissener klingt als auf dem Digi. Spielen auf dem Digi ist bissel so als wenn man eine Aufnahme normalisiert.

Ich finde, diese oben verlinkten Video-Vergleiche hinken von vorne bis hinten. Warum? Eine Aufnahme eines akustischen Instrumentes ist ja auch nur digitalisiert. Man vergleicht also digital mit digital und da geht es dann mehr um Aufnahmesetup vs Qualität der Soundengine, gleichwertige Mechanik vorausgesetzt. In Natura könnte der Klang und dessen Umsetzung nicht unterschiedlicher sein.
@MrCsharpMinor , mag sein, dass der Cole Anderson mittlerweile auf dem VPC1 übt; gelernt hat er das Klavierspiel mit Sicherheit auf einem akustischen Instrument und die Streuung von strammer und leichtgängiger Mechanik findet man in beiden Lagern, ist also kein Argument für oder gegen etwas.

Ich selbst bin absoluter Verfechter von Digis und finde, lieber auf einem Digi als gar nicht, aber wenn es eine Wahl gibt, dann unbedingt akustisch.
 

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