Meine ehrliche Auffassung?
Wenn ich für ein Konzert bezahlt werde, bin ich "Auftragskiller".
Ich liebe moderne Musik, aber mir ist klar, dass man damit nur in extrem seltenen Fällen Geld verdient.
Also bin ich gezwungen, auf Konzerten auch Stücke zu spielen, bei denen ich denke "boah ... ist das platt". ich langweile mich auch regelmäßig auf der Bühne fast zu Tode (z.B. auf Tanzveranstaltungen), wenn ich ein und die selben drei Parts quasi in Endlosschleife spielen muss.
Spass machen mir Auftritte aber trotzdem ... mein Fokus hat sich irgendwann verlagert.
Bei Auftritten für Geld geht es mir nicht mehr so sehr um die Frage, ob MIR die Musik auch gefällt. Es geht primär darum, ob es dem Veranstalter gefällt UND (das ist im Grunde viel wichtiger), dass die Musik im Rahmen der Veranstaltung "funktioniert". Wenn auf einer Tanzveranstaltung niemand tanzt, dann läuft irgendwas falsch.
Wenn ich umsonst spiele (also nichtmal Kost und Logis), dann suche ICH mir aus, was ich spiele bzw. in einer Band wird das demokratisch (also durch den Rädelsführer ... ein Scherz) entschieden.
Wenn ich denke, dass die Musik absolut nicht meins ist, und dass ich viel lieber woanders wäre (was anderes spielen), dann schaue ich mir das Publikum an ... gehts denen gut? lächeln sie ... egal ob sie tanzen oder nicht? singen sie mit?
Das einzige, was mich wirklich stört, ist der Gedanke:
"Ob wir uns hier auf der Bühne Mühe geben, ob es Livemusk ist, oder Konserve, das ist doch den meisten hier vollkommen egal".
Ich habe eine Menge Kneipenkonzerte erlebt (vor und auf der Bühne), bei denen die Musik richtig gut war, bei denen ich aber gleichzeitig dachte, dass das ja irgendwie Perlen vor die Säue ist.
Ich habe einen Musikgeschmack ... und den hätte ich wohl auch als Nichtmusiker entwickelt ... als Musiker stehe ich aber auch über meinen eigenen Wünschen und das betrachte ich als Teil meiner Professonalität.
Es macht keinen Unterschied, ob ich "mas que nada" spiele (ich mag diesen Gassenhauer nicht) oder "Brasileirinho" (das finde ich nett und es fordert mich am Melodieinstrument) ... beides mache ich mit Spass und Leidenschaft.
Allerdings hat das gerade bei diesen beiden auch viel damit zu tun, dass ich die Mitglieder der Band, mit der ich sie spiele, sehr gut kenne, sehr schätze und als einige meiner besten Freunde betrachte ... mit DENEN Musik zu machen, ist immer eine Mordsgaudi.
Fazit: Um die Musik geht es bei solchen Auftritten auch ... aber eben nicht hauptsächlich. Es geht darum, dass das Publikum bekommt, wofür es gezahlt hat.