Von einem Lehrer, den ich bezahle, erwarte ich, dass er auf die Aufgabenstellung Unterricht zu geben für jemanden, der Leseprobleme mit Noten hat eine Antwort parat hat.
Bei den aller-allermeisten Schülern sind die sog. "Leseprobleme" nicht "Legasthenie" oder irgendeine andere Modekrankheit, die herbeigezerrt wird, um Verantwortung auf andere abschieben zu können, sondern schlicht Desinteresse am Lerngegenstand (hier Noten). Desinteresse führt zu unzweckmäßigem, "dumm" erscheinendem Verhalten.
Guck mal hier - die Alphabetisierungsrate (also Lesefähigkeit) beträgt in sehr vielen Staaten 99,9%:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Staaten_nach_Alphabetisierungsrate
Man kann also sagen: JEDER lernt irgendwie lesen, der eine natürlich flüssiger, der andere langsamer. WEIL jeder weiß, dass das einfach notwendig ist - da wird (noch... ächz...) nicht gesagt "och, dieses Kind mag/kann irgendwie nicht, also ersparen wir ihm das pöhse Lesen", sondern es wird irgendwie durchgezogen.
Wäre Notenlesen genauso eine als elementar angesehene Fähigkeit, könnte das auch jeder, der eine flüssiger, der andere wenig flüssig, und es gäbe keine derartigen Diskussionen.
Ist es aber nicht, deswegen dieses ganze Rumgerede.
Man muss den Unterricht so anlegen, dass (zumindest mit der Zeit) dem Schüler klar wird: "Mist, ohne Notenlesen bleiben mir ganz viele Musiziermöglichkeiten verschlossen", so dass er motivierter wird, den Arsch hochzukriegen und sich beim Notenlesen zu bemühen, wodurch er dann selbstverständlich besser wird. Dem Schüler hingegen das Notenlesen zu ersparen und ihm gewissermaßen den Kopf zu tätscheln und zu sagen "Du Armer, Du kannst ja auch nichts dafür, für Dich haben wir was anderes, so dass Du nicht fies Noten lesen musst", hält ihn quasi absichtlich "unten" und vorenthält ihm eine weitere Möglichkeit, sich kompetent und "durchbeißfähig" zu fühlen. Dies halte ich für unverantwortlich!