Lese Rechtschreibschwäche bei Schüler

  • Ersteller des Themas sweetchocolate
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Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Eine offene, sachliche Kritik nach dem Konzert finde ich deshalb sehr wichtig,

Da ist auch die Frage entscheidend, ob ein bestimmtes Stück im Repertoire verbleiben soll oder ob spätere Aufführungen aufgrund nicht überzeugender Erfahrungswerte wohl nicht mehr in Betracht kommen. Spätere Aufführungen oder Wiederaufnahmen sollten qualitativ besser und überzeugender gelingen - das geht aber nicht ohne kritische Würdigung der aktuellen Darbietung.

Ich habe mich vielleicht ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Eine gewisse Reflexion nach dem Konzert passiert bei uns natürlich auch. Meistens kommt es schon gleich direkt nach dem Konzert aus dem Chor heraus. Und es gibt dann auch Rückmeldungen von den Chorleitern, bei einer nächsten Aufführung könnte da oder dort mehr Ausdruck rein oder ich wünsche mir, dass ihr an der Stelle wirklich alle zu mir guckt u.s.w. Aber nicht in der Art, Stelle xyz haben wir aber so geprobt, dass habt ihr im Konzert aber gar nicht so gemacht und an Stelle abc da hat der Alt total verkackt o.ä., und dort war der Sopran zu hoch. Das würde bei uns nichts bringen.

Wir singen ein Konzert nur einmal, haben ein riesiges Repertoir , singen alle Stilrichtungen und bis auf wenige Ausnahmen landen die Stücke für längere Zeit wieder im Ordner. Viele Stücke kommen manches mal erst beim nächsten Chorleiter wieder ins Programm, der oft eh eine ganz andere Interpretation wünscht, bzw. es gab in den Stimmen einige Wechsel und vieles muss sowieso neu erarbeitet werden. Da würde das zerpfücken der Stücke nichts bringen. Es geht bei uns also mehr um ganz allgemeine Dinge.

Der größter Kritikpunkt ist sowieso meistens, dass einige beim Schlusston immer noch in die Noten gucken. :teufel:

Wenn mehrere Konzerte mit dem Repertoir anstehen ist eine Reflexion, konstruktive Kritik und Überarbeitung von Fehlern unerlässlich, da habt ihr natürlich recht.
 
Dir ganze Zeit spukt mir schon im Kopf herum, das mir bei meinem Sohn damals erklärt wurde, dass es einen Unterschied zwischen Lese- Rechtschreibschwäche und Legasthenie gibt. Ich habe nun auch einen Artikel darüber gefunden. So unterscheidet man zwischen einer Lese-Rechtschreibschwäche und einer Lese- Rechtschreibstörung (Legasthenie). Das dramatische für die Kinder mit einer Schwäche ist, dass die Störung in der Internationalen Klassifizierung für Krankheiten ICD 10 als Entwicklungsstörung erfasst ist und die Kinder mit einer Störung ganz anders gefördert werden.

https://www.dogchen.com/fileadmin/user_upload/article/AbgrenzungLR-SchwaecheZuLRR-StoerungSF.pdf
 
Es gibt da verschiedene Definitionen, das Ganze ist ein fürchterliches Wirrwarr. Die einen unterscheiden zwischen den Ursachen, ob die genetisch sind oder äussere Einflüsse vorliegen.
Die anderen betrachten nur die Auswirklungen. Im Schulbetrieb ist letzteres auch ein guter Ansatz, weil die Hilfe die klassischer Förderunterricht bieten kann, beiden Gruppen hilft. Äussere Einflüsse können zum Beispiel Stress sein, wenn das der Fall ist, ist es nicht unbedingt sinnvoll direkt von Legasthenie zu reden, weil die einem ein Leben lang begleitet, egal was man dagegen macht. Wenn es aber "nur" eine Stressreaktion war, besteht die Gefahr, dass es als Selbsterfüllende Prophezeiung weiter läuft, weswegen es dann im Einzelfall durchaus sinnvoll ist die Ursachen zu kennen. Mit dem Wissen um meine persönlichen Ursachen, kann ich die sich ergebenden Schwierigkeiten natürlich viel besser handhaben.
 
Trotzdem "passt" es nicht, dass der Jüngling sich gelangweilt fühlt und motzig reagiert, Rechtschreibschwäche hin, Legasthenie her.

Wenn der Informationsfluss zu schnell oder zu komplex ist, kann man um mehr Zeit bitten, um Wiederholung, langsameres Tempo, keine Ahnung, man könnte auch erklären, welche Schwierigkeiten man hat. Irgendwie so reagieren, dass die grundsätzliche Bereitschaft rüberkommt, sich gern redlich bemühen zu wollen.

Der ist auf einem Gymnasium, einem "musischen" obendrein. Der MUSS Notenlesen lernen, sonst ist er auf der falschen Schule.

Ich würde mir von so einem pubertierenden Schnösel nur dann den Nerv rauben lassen, wenn ich auf die Kohle angewiesen wäre. :schweigen:
 
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Eine offene, sachliche Kritik nach dem Konzert finde ich deshalb sehr wichtig, vor allem bei Konzert- oder Vorstellungsserien, wie sie bei professionellen Ensembles üblich sind.

Ich habe das mal sehr drastisch erlebt, ich spielte Beethovens drittes Konzert und in der zweiten Hälfte gab es Brahms die vierte Symphonie, das Konzert wurde zwei Tage später am gleichen Ort wiederholt .
Brahms lief im ersten Konzert ordentlich, aber der Gast-Dirigent war mit den Bläsern und einigen anderen Dingen unzufrieden und bestellte das komplette Orchester zu einer Sonderprobe zwischen den Konzerten nochmals ein. Gab natürlich Gegrummel und Ärger, aber er setzte sich durch und probte nochmals SEHR intensiv!
Das zweite Konzert war dann sensationell viel besser und die Afterconcert Party war dann super, alle glücklich und zufrieden mit dem Ergebnis.
 
Es ist eine Kunst, genau den Grad der Strenge, des Anspruchs und sanften Drucks auf eine Einzelperson oder Gruppe auszuüben, die für das "Subjekt" und das Ergebnis ideal ist.

Die allerwenigsten Menschen geben ganz von sich allein ihr Bestes - sie brauchen und wollen, dass das von ihnen erwartet wird. Das ist normal und völlig in Ordnung. Dafür braucht es auch kein Brüllen oder Anschnauzen oder gar körperliche Gewalt. Ein beschämtes Gefühl auf die Aufforderung des Lehrers hin "Wir beginnen mit den Noten, die du als Hausaufgabe aufgeschrieben hast" (und nicht etwa die Frage "Hast du die Noten aufgeschrieben?" !!) bzw. die kleinlaute Antwort "Ich habe es nicht gemacht" können für viele schon lehrhaft genug sein.

Sowas braucht auch aus Lehrersicht etwas Zeit, sich darauf einzustellen. Normalerweise gehe ich erst einmal davon aus, dass meine Schüler erwachsen und verständig genug sind, um selbstständig ausreichend zu üben, ohne dass ich das beeinflusse. Wenn aber die Leistung nicht stimmt (v.a. bei Studenten) muss ich doch mal nachfragen, und kleinschrittigere HG aufgeben - jüngst z.B. Kadenzen spielen. Das sollte man mit 1. Instrument Klavier einfach können.
 
Die allerwenigsten Menschen geben ganz von sich allein ihr Bestes - sie brauchen und wollen, dass das von ihnen erwartet wird.

Das ist ein sehr interessanter Punkt. Ich gehe eigentlich davon aus, dass es ein natürliches Bedürfnis gibt, sein Bestes zu zeigen, einfach weil es mit Anerkennung verbunden ist, und Anerkennung ein Grundbedürfnis ist: Der Platz in der Gemeinschaft, wer draussen ist, wird vom Tiger gefressen, oder so.
 
Ich gehe eigentlich davon aus, dass es ein natürliches Bedürfnis gibt, sein Bestes zu zeigen, einfach weil es mit Anerkennung verbunden ist, und Anerkennung ein Grundbedürfnis ist:

Da bin ich nicht so sicher. Die Anerkennung von außen bekommen wir oft für Dinge, die man eher nicht unter "mein Bestes" einreihen möchte und oft ist diese Anerkennung auch sehr instabil und volatil. Ich denke VIEL wichtiger ist die Anerkennung von innen. Ich bin eher befriedigt durch das was ich selbst ( und ev. einige verlässliche und fachkundige Freunde) gut finde!
 
Es ist einfach egal. Anerkennung "von innen" ist chemisch identisch mit Anerkennung "von außen". ;-)

Beide Belohnungswege haben leider nichts mit der Qualität der jeweiligen Auslöser zu tun, dafür umso mehr mit der persönlichen Verfasstheit des "Belohnten".
 

Genau, die meisten nur jeder selbst nicht...

Man kann ja einfach die eigenen Erfolge mit denen von anderen Vergleichen. Die, die am meisten über fehlende Erfolge jammern oder neidisch auf fremde Erfolge (oder das Gehalt) sind, fallen besonders durch diese Eigenschaften auf.

Wenn an einem das Fehlen dieser Eigenschaften besonders geschätzt wird, bekommt man dies auch sehr deutlich zu spüren.

Da bleibt kaum Raum für Einbildung.
 
Die meisten Menschen sind dumm, faul und desinteressiert und wollen es sich immer so leicht/einfach wie möglich machen.

Das stimmt zwar, aber es liegt an unserem Menschenbild, dass wir dies negativ werten.

Alle Lebewesen wollen es "sich immer so leicht/einfach wie möglich machen" (optimale Ausschöpfung der Ressourcen bei gleichzeitiger Energie- und Risikominimierung). Das ist ein grundlegendes Überlebensprinzip.

Gleichzeitig ist es ein unnatürlicher Zustand, dass immer alles sofort und risikolos verfügbar ist. Dieser "paradiesische" Zustand macht Lebewesen in der Regel dumm, faul => unzufrieden => krank / neurotisch, aber keineswegs "kreativ" (manche schon, aber die sind spannende Ausnahmen).
 
Gleichzeitig ist es ein unnatürlicher Zustand, dass immer alles sofort und risikolos verfügbar ist. Dieser "paradiesische" Zustand macht Lebewesen in der Regel dumm, faul => unzufrieden
Bevor Baby sich heiser gekräht hat, zückt Mutti das Milcheuter; kommt Klein-Kevin mit einer 6 im Diktat heim, weiß die tröstende Mutti sofort, dass die Leher bei ihrem hochbegabten Filius versagt haben --- ergo @Barratt sind die Muttis dieser Welt Schuld an besagtem unnatürlichen Zustand ;-):-D:-D:drink:
 

Hatte Mutti da auch schuld?:lol:

Das schlimme ist, dass du tatsächlich recht hast. Leider kann man das auch auf die Rollenbilder von Mann und Frau beziehen, denn auch heute werden immer noch Stereotypen herangezogen, so dass es z.B. selbstverständlich ist, dass das Mädchen im Haushalt helfen soll/muss der Junge aber nicht u.s.w.
Es ist nicht mehr überall so, aber doch leider noch zu oft und solange diese Stereotypen immer schön weiter gezüchtet werden, wird es mit der Gleichberechtigung noch sehr lange dauern und dafür können sich viele Mütter wirklich an die eigene Nase fassen. Zum Glück wurde ich in dieser Beziehung schon anders erzogen.
 
Das stimmt zwar, aber es liegt an unserem Menschenbild, dass wir dies negativ werten.

Alle Lebewesen wollen es "sich immer so leicht/einfach wie möglich machen" (optimale Ausschöpfung der Ressourcen bei gleichzeitiger Energie- und Risikominimierung). Das ist ein grundlegendes Überlebensprinzip.

Liebe Barratt,

du hast zwar Recht, aber wir brauchen noch ganz andere Dinge zum Überleben. Um uns zu ernähren, brauchten wir in der Steinzeit etc. Fähigkeiten, die zum Jagen von Tieren, zum Sammeln von Früchten und Kräutern (ausgedehnte Wanderungen) notwendig sind. Heute brauchen wir andere Fähigkeiten, um uns zu ernähren und um zu leben - dafür müssen wir in der Regel Geld verdienen und einen Beruf ausüben.

Wir brauchen auch soziale Kontakte, ohne die wir nicht lebensfähig sind. Wir haben Bedürfnisse, in unserem sozialen Umfeld geachtet zu sein, vielleicht sogar erfolgreich, aber zumindest wertgeschätzt zu werden. Die Liste ist lang... .

Für all das müssen wir etwas tun.

Wenn wir uns ein Baby oder Kleinkind anschauen, ist es unermüdlich dabei, zu lernen. Es lernt zu essen, zu krabbeln, stehen, gehen, es versucht stundenlang, Formen in die entsprechenden Öffnungen zu bekommen und ist dabei sehr motiviert, sehr eifrig und lässt sich selten von Misserfolgen aus der Bahn werfen.

Warum tut es das? Weil es auf eigenen Beinen stehen will, weil es selbständig sein will, weil es Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein erwerben will, sehr kurz gefasst.

Und auch Jugendliche wollen etwas erreichen, wollen herausfinden, wer sie sind, wollen etwas ausprobieren, wollen Grenzen testen und erweitern. Sie wollen vielleicht nicht das, was Erwachsene (von ihnen) wollen, aber sie liegen nicht auf der faulen Haut. Klavierspielen interessiert sie möglicherweise nicht.

Auch Erwachsene sind so. Natürlich versucht jeder, mit so wenig Energie wie möglich das und das zu schaffen. Und natürlich bleibt man lieber in eingefahrenen, aber sicheren Bahnen, als sie zu verlassen. Das Trägheitsgesetz verführt so manchen, nichts zu tun.

Ich bin aber überzeugt davon, dass jeder Mensch etwas "sein" will und etwas tun will. Ich bin ebenso überzeugt davon, dass jeder Mensch etwas "schaffen" will. Schaffenskraft ist etwas sehr Menschliches und wir profitieren sehr davon (Selbstvertrauen ... , s.o.).

Es gibt Menschen, die nicht so sind. Ich bin mir sicher, dass dafür negative Erlebnisse verantwortlich sind. Wenn jemand erlebt, dass es sich nicht lohnt, sich anzustrengen, wird er demotiviert und frustriert. Wenn jemand so aufwächst, dass er viele lebensnotwendige Fähigkeiten nicht erwirbt, stattdessen sogar einen negativen Blick auf das Leben erhält, hat er es schwer.

Das kommt aber selten vor. Der Überlebenswille der Menschen ist groß und sie wollen sich selbst als jemand erleben, der sein Leben bestimmen kann. Es kann allerdings sein, dass Menschen faul und desinteressiert wirken, weil sie tatsächlich kein Interesse an der entsprechenden Sache haben. Und es kann auch sein, dass das Schaffen sich auf ungewohnte Wege und Tätigkeiten bezieht (z.B. Diogenes in der Tonne :) ).

Liebe Grüße

chiarina
 

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