Vielleicht mal ein anderer Ansatz:
Ich war eine Schülerin, die nicht geübt hat. Ich erzähle das jetzt nicht um irgendjemandem Schuld zu geben (die liegt wenn, bei mir) sondern um eine andere Sichtweise zu geben Was man damit macht, ist jedem selbst überlassen:)
Damals
Bei mir zu Hause stand schon immer ein Klavier. Meine Mami spielte sehr gern, viel und gut und so war es ihr ein Anliegen, dass auch die Tochter, wenn sie denn Interesse zeigte, Klavierunterricht bekäme. Das dauerte aber bis ich etwa 10 Jahre alt war und mich selbständig (ich habe die Dateneinträge im Klavierbuch gefunden) durch den ersten Band der Klavierschule von A. Burkard gearbeitet hatte. Ausserdem brachte ich mir selbst die Elise bei (natürlich war das nix, aber in meiner Erinnerung habe ich sie viel geübt und auch halbwegs flüssig spielen können).
Dann bekam ich meine erste Klavierstunde und da meine Elise meinen KL so gar nicht begeisterte (völlig richtig und verständlich) begannen wir mit Bela Bartok, was mich überhaupt nicht begeisterte.
Ich denke am Anfang werde ich noch etwas geübt haben, auch wenn ich mich heute nur wenig daran erinnern kann aber meine Bereitschaft sank in den folgenden Jahren immer weiter. Am meisten störte mich, dass das Klavier bei uns im Eingangsbereich stand und immer das ganze Haus beschallte. Es war unmöglich etwas am Klavier zu tun, ohne dass ich postwendend die Quittung dafür bekam ("Ach Eva, wie schön dass Du mal wieder Klavier spielst"). Es war also nicht so, dass meine Eltern sich nicht bemüht hätten, mich zum Spielen zu animieren. Gespielt/geübt habe ich aber trotzdem nicht. Also übte mein KL viele Jahre mit mir. Dafür schäme ich mich noch heute. Als Kind war es mir aber egal.
Klavierspieltechnisch hat mir der Klavierunterricht also ziemlich wenig gebracht, ausser dass ich mir in der Schule mit minimalem Aufwand eine ziemlich gute Note in Musik gesichert habe (spricht nicht für die Qualität des Musikunterrichts) und vermutlich auch sonst gewisse Sachen besser verstehen oder in den Kontext setzen konnte.
Und Dann
stelle mein Mann mir vor ein paar Jahren ein Klavier (mit Silent Option, das war immer Bedingung) ins Wohnzimmer und nach mehr als 20 Jahren in denen ich keinen Ton gespielt habe, wollte ich plötzlich wieder, und zwar richtig!
Seit 1.5 Jahren habe ich wieder einen KL und ich spiele die alten Stücke und verstehe so langsam, was ich damals alles nicht geübt und verstanden habe und wieviel mehr als reines Tastendrücken Klavierspielen ist. Jetzt ärgere ich mich über die verlorenen Jahre und verpassten Chancen aber da die Vergangenheit damit auch nicht besser wird, freue ich mich über das, was eben doch hängen geblieben ist. Es ist sicher mehr, als wenn ich die Klavierstunde früher abgebrochen hätte...
Bald
kommen meine Kinder in das Klavieralter und ich kann mir darüber Gedanken machen, wie ich sie vielleicht besser motiviere und ob ich ihnen eine Klavierstunde bezahle, obwohl sie nicht üben....