Genauso hier. Einfach hohe und tiefe Töne spielen, bestimmen etc. und dabei immer wieder die Begriffe "hoch" und "tief" benutzen. Dann lernt das Kind auf seine ganz natürliche Weise, die es von Geburt an anwendet, ganz von selbst, was in diesem Kontext mit "hoch" und "tief" gemeint ist. Ja, möglicherweise fasst es zuerst was falsch auf - das ist normal, da musss und kann es durch, damit ist jedes Kind schon Jahre gut zurecht gekommen und wird es weiter zurechtkommen, man muss ihm nicht dauernd, metaphorisch gesprochen, Stützräder ans Fahrrad machen. Die "Erleichterungspädagogik" ist eine Seuche, die Unselbständigkeit und unintelligentes Verhalten bewirkt.
Lieber hasenbein,
es bringt bei 6-, 7jährigen Kindern viel, die Begriffe hoch-tief mit Bewegung zu verknüpfen. Kinder lernen viel über Bewegung - also soll das Kind sich bei tiefen Tönen auf einer freien Fläche tief bewegen (nah am Boden), bei hohen Tönen sich groß machen (Arme benutzen) und bei mittleren Tönen sich eben im mittleren Bewegungsbereich des Körpers austoben mit freien Bewegungsimprovisationen.
Im Notensystem kann man das ganze als Treppe in einem Haus begreifen. Ich gehe die Treppe hoch in den zweiten Stock (hohe Töne) und gehe die Treppe wieder runter in den Keller (tiefe Töne). Das Kind kann den zweiten Stock und den Keller auch über/unter dem Notensystem malen.
Trotzdem kann es eine Weile dauern. Bei Kindern entwickelt sich der Balken erst mit durchschnittlich sieben Jahren im Hirn und deswegen fallen ihnen Transferleistungen von Begriffen schwer.
Wie ist es denn beim Kleinkind? Dadurch, dass Papa und Mama (kreuzigt mich, ich habe dreist-patriarchal Papa zuerst genannt) immer "Auto" oder "Wurst" sagen, kriegt das Kind ganz von selber mit, wofür "Auto" und "Wurst" stehen (und zwar entgegen dem, wie es Eltern oft empfinden, sogar ohne dauernd mit großen Augen angeguckt zu werden und lächelnd "Auuuuto" gesagt zu kriegen - es reicht, dass man mit Autos zu tun hat und der Begriff oft genug im richtigen Zusammenhang fällt). Es benötigt nicht erstmal scheinbar "kindgerechte" Übergangsausdrücke wie "Töfftöff" - solche Ausdrücke denken sich Kinder selber aus, und deswegen denken manche Eltern, es sei kindgerecht, in "Kindersprache" zu reden, was Kinder aber gar nicht wollen. Die wollen die Erwachsenensprache lernen.
Das Problem sind eben nicht die Begriffe hoch und tief, sondern das Problem ist, dass die Vorstellungen und Erfahrungen, die das Kind in seinem Leben gemacht hat, hier nicht mehr zutreffen!
Hoch und tief bedeuten plötzlich Tonhöhen und nicht Richtungen, in die man sich bewegen kann. Auf der Klaviatur bedeuten sie auch noch die Richtung links-rechts (Kinder haben in dem Alter übrigens oft Schwierigkeiten, links und rechts zu unterscheiden). Das ist, als ob Kinder gelernt haben, was Auto und Wurst bedeuten und im Klavierunterricht bedeuten sie plötzlich etwas ganz anderes.
Kinder verhalten sich äußerst logisch und deswegen unterrichte ich sie so gern. Wenn man als Lehrer einen Fehler im (für Kinder) logischen Aufbau macht, kriegt man gleich die Quittung.
Deswegen muss man mit Kindern eine sehr, sehr klare Sprache reden!!! Wenn sie nicht genau wissen, was sie tun sollen, werden sie unruhig. Meines Erachtens liegt da viel mehr der Hase im Pfeffer.
Beispiel Lob: Wenn ich ein Lob äußere mit dem Ziel, den Schüler zu etwas zu bringen, ist das keine klare Sprache. Ich sage etwas, meine aber etwas anderes. Kinder haben feine Antennen und merken Unauthentizität.
Wenn ich mich aber ehrlich mit dem Kind freue, weil gerade etwas besonders gut geklappt hat und das sage, ist das authentisch. Das was ich sage, steht im Einklang dessen, was ich meine. Ich habe keine manipulative Absicht dahinter und meine Sprache ist klar.
Es gibt sehr viele weitere Beispiele auch abseits von Lob. Kinder wollen wissen, woran sie sind. Wenn ich also das Ziel habe, einen Schüler zu einer Verhaltensänderung zu bringen, sollte ich das auch genau sagen. Das Gordon-Modell bringt Interessierten so eine klare Sprache bei.
Liebe Grüße
chiarina