Barratt
Lernend
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Von Erpressung halte ich gar nichts. Das mag kurzfristig funktionieren, langfristig geht es garantiert nach hinten los. Abgesehen von den ganzen Problemen im Zusammenhang mit Macht und Machtmissbrauch, auf die ich nicht weiter eingehen möchte, lernen Kinder dadurch eben genau nicht, aus eigener Einsicht Dinge zu tun.
Oh doch. Sie gewinnen schon sehr früh die Einsicht, dass sie schnell eigenes Geld verdienen müssen, um den familiären Erpressern mit einem ruhigen Schulterzucken begegnen zu können.
Und für den Fall, dass meine Eltern besser spielen oder sich besser auskennen, dann sollen diese mich unterrichten oder das Unterrichten dem Lehrer überlassen ohne ständig reinzureden.
Ich möchte Deinen Gedanken des Delegats aufgreifen. Das Kind soll mit der Lehrkraft arbeiten und in der Zeit zwischen den Unterrichtseinheiten eigenverantwortlich üben.
Es ist ein Stück Freiraum und Selbständigkeit, das eben nicht unter der ständigen Verbesserungsfuchtel der Eltern steht.
Die Eltern korrigieren schon ständig den Sprachgebrauch, die Ordnung im Kinderzimmer, den Tagesablauf, das Verhalten allgemein und blablabla (vulgo: "Erziehung").
Die musikalische Entfaltung wurde aber an eine Lehrkraft delegiert. Ich persönlich habe die Übezeit immer als einen schönen Freiraum angesehen. Türen geschlossen, nur ich und das Instrument und die Aufgabe. Musikalisches Lernen ist etwas Intimes (finde ich jedenfalls, es ist wie eine Entblößung der Seele). Wenn meine Mutter mich mit irgendwelchen Kommentaren "beschenkt" hätte, wäre ich ziemlich fuchtig geworden. Normalerweise hört man selbst, dass eine Stelle unrund läuft, man muss nicht auch noch von der Mutter darauf hingewiesen werden.
Die Aufgabe lautet: Bis zur nächsten Klavierstunde soll XY klappen. Das Kind, falls es intellektuell dazu in der Lage ist (!), soll mit den Hinweisen aus der Klavierstunde den Weg dorthin erarbeiten. Ungestört von "undemanded coaching". Letzteres stellt eine intellektuelle Demütigung dar.
Ausnahme: Das Kind fragt bzw. bittet um Unterstützung. Selbst dann sollte die Unterstützung so aussehen, dass die Eltern Hinweise geben, wie das Kind selbst drauf kommt, lenkende Fragen zumeist, und nicht die Lösung des Problems einfach "vorsagen".
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