Für mich ist das Thema beendet bei der Aussage, dass das Kind um 18 Uhr heimkommt.
WAS, bitte, ist das für ein Leben für ein Kind? FURCHTBAR!
Ja, exakt das, was du hier so treffend formulierst, habe ich beim ersten Lesen dieses Threads auch gedacht. So ziemlich genau das Gleiche äußerte neulich auch der Gitarrenlehrer meiner Tochter (auch in den 60ern geboren). Und ich habe das Gefühl, immer mehr Menschen aus dieser Generation empfinden so. Hörte man vor einigen Jahren noch Sätze wie "Was die Kinder heute alles haben, wir hatten das nicht!", so spüre ich spätestens seit Corona zunehmend Mitleid. Und Forschungen zeigen schon seit Jahren, dass die Kinder von heute mehr Möglichkeiten haben als alle Generationen vor ihnen, dass aber auch noch keine Generation so unglücklich war wie die heutige.
Auf der anderen Seite:
Auch wenn sich Hort bis 17:15 stressig anhört: sie spielt da mit ihren Freunden und hat Spass. Zuhause wäre sie allein.
Auch das ist richtig. In meiner Kindheit kamen die Kinder nicht reihenweise erst nach 15 Uhr aus den Grundschulen nach Hause (die allermeisten sind zumindest bis 15 Uhr im Hort). Da gab's zu der Zeit Kinder auf der Straße, die fertig mit den Hausaufgaben Zeit zum Spielen hatten. Es mag die Regionen, wo das heute noch so ist, (hoffentlich!) noch geben, da, wo wir wohnen, ist es aber leider nicht mehr so.
@chiarina:
Vielen Dank für die Ausführungen und für den Literaturtipp! Das ist sicherlich ein tolles Konzept, wie gesagt, das stelle ich keineswegs in Abrede (auch wenn es vielleicht so rübergekommen ist, als würde ich es als Beschäftigungstherapie abtun). Eine Stunde in dem Alter muss man spielerischer füllen als später, was natürlich bezahlt werden muss. Vermutlich eignet sich das Klavier sogar besonders gut für dieses frühe Alter, weil die leidige Tonfindung wegfällt und weil auch ein kleines Kind relativ schnell zu Erfolgserlebnissen finden kann! Meine Kinder haben beide erst mit 6 bzw. 7 Jahren mit dem Instrumentalunterricht angefangen. Davor gab's Musikgarten im einen und instrumentaler Orientierungskurs im anderen Fall. Die musikalische Früherziehung ist ebenfalls ein von mir sehr geschätztes Konzept, aber da ich in dem jungen Alter nicht so viele Termine haben wollte und offenbar anders Prioritäten setze als andere, haben wir das nicht gemacht. Es gibt nämlich etwas, wofür die Vorschulzeit besser nicht sein könnte als jede andere Zeit und was in den Schulen bedauerlicherweise viel zu kurz kommt, und das ist vernünftig schwimmen lernen.
Was an den Schulen inzwischen leider auch (und seit Corona erst recht) sehr stiefmütterlich behandelt wird, ist das Singen. Wenn meine Kinder vom Musikunterricht erzählen, dann höre ich von Body Percussion, Bechertänzen, Glasmusik, doch gesungen wird nicht, darf coronabedingt auch gar nicht mehr sein. Die Grundschulen hier um mich herum haben Gott sei Dank trotzdem gute Kinderchöre, doch auch das ist der Zusammenarbeit mit der Musikschule geschuldet.
Da stellen sich mir die Nackenhaare auf. Bei einem solch jungen Kind muss der Lehrer Kontakt zu den Eltern pflegen und das nicht nur über sms!
Ich erinnere mich, dass mein Sohn auch an einer Musikschule Unterricht hatte und der Lehrer nie den Kontakt zu uns Eltern gesucht hat.
Mir stellen sich da auch die Nackenhaare auf. Aber so ist das eben, wenn der Unterricht in der Betreuung stattfindet (und in diesem Fall rate ich nach wie vor von 60 Minuten am Stück ab, weil es nämlich ganz sicher nicht in dem von Chiarina beschriebenen Konzept ablaufen würde!). Ich hole meine Kinder vom Unterricht ab und rede im Falle der jüngeren Tochter immer mit ihrem Lehrer. Der hat mich auch angeleitet, wie ich mit ihr üben soll. Und bei dem ist im zweiten Lockdown auch kein Unterricht ausgefallen, die kleinen Kinder, bei denen Online-Unterricht keinen Sinn machte, durfte er weiterhin unterrichten, zeitweise auch bei sich zu Hause. Wo sich mir die Nackenhaare nämlich auch aufstellen, das ist bei der Information, das Kind der TE hätte den ersten Lehrerwechsel nicht einmal bemerkt. Ich denke, so ein Unterricht ist auch eine zwischenmenschliche Geschichte und ein bisschen Konstanz wünsche ich mir da schon. Meine größere Tochter ist jetzt schon im fünften Jahr bei ihrem Lehrer und schätzt den sehr. Lehrer prägen ja auch irgendwie!