Übehäufigkeit bei Kindern

  • Ersteller des Themas Ralph_hh
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Ich spiele z.B. eine einfache Tonleiter, nehme es auf Vid auf, schicke es meiner Cousine und dann heißt es, wer zuerst die selbe Geschwindigkeite hat, kann z.b. das Video für den Abend aussuchen.
Das ist dann aber keine Begeisterung für das Klavierspielen sondern für´s Videogucken.
Nix für ungut aber Deine Beispiele sind das genaue Gegenteil von Begeisterung. Du schreibst es ja selbst: "Jemandem etwas schmackhaft machen". Das ist etwas völlig anderes jemanden für etwas begeistern.

Ich glaube auch, jemanden zu begeistern ist altersunabhängig, nur die Auslebung ist anders (Erwachsene gehen verkopfter ran).
 
Och Mensch...

Ich wollte doch nicht beweisen dass meine ,,Methode (oder aktuelle Situation)'' nun die tollste oder beste ist. Ich wollte auch nicht sagen, dass MEINE art und weise glanzvoll ist. @Peter ich bin doch nicht deren Lehrer. Es ging darum, dass ich es ihnen so am Anfang schmackhaft gemacht habe mit meiner Cousine.
Mittlerweile haben die beiden vermutlich mehr Unterricht als ich selber - sorry - es war eine :,, So habe ich es erlebt Geschichte''

Was aber leider wirklich wahr ist...der Junge spielt aktuell nur noch Klavier und macht kein normales Mathe mehr, was auch ziemlich schlecht.
Deshalb denke ich, am Ende ist es relativ schwer als Erwachsener zu entscheiden: Musiker-oder nicht.
 
@Hibiki
Dann weckt eben zusätzlich die Begeisterung für Mathe...jenseits von Schule.
Und genau hinschauen: liegt es an der Begeisterung fürs Klavier oder läuft er vor Mathe weg, weil Klavier grad einfacher erscheint?
 
Also ich wäre froh gewesen, wenn mir mal jemand beim Üben Dampf gemacht hätte. Ich war auch ein guter Schüler, von Schule eher gelangweilt und habe mir dann so etliche Freizeitaktivitäten angetan. Was ich damals nicht verstanden habe: Üben ist auch für mich echte Arbeit und geht eben nicht wie die Englischvokabeln, auf die ich einmal flüchtig draufgeschaut habe und gut war's. Zudem kann ich relativ gut vom Blatt spielen, bin also ganz brauchbar durchgekommen. Meinen sehr netten Klavierlehrer habe ich gut in Erinnerung, wenn er anmerkte, dass er ein gewisses Unbehagen verspürte, da mein Vortrag ihm nicht elaboriert genug erschien. Ich habe das geflissentlich in meinem jugendlichen Leichtsinn überhört. Wirklich Üben habe ich sehr spät gelernt, eine mühevolle Erfahrung und ich wäre technisch am Klavier sicher weiter gekommen, wenn ich von Anfang an systematisch geübt hätte.
 
Als ich ein Kind war und begann Klavier zu spielen, hat meine Schweister gleichzeitig begonnen Gitarrenunterricht zu nehmen. Meine Mutter machte daraus einen Wettbewerb und versprach eine Behlohnung für diejenige die als erste ein Lied zum Mitsingen spielen könne. Ich lernte anfangs viele Fingerübungen und dergleichen und so klampfte meine Schwester als erste ein Lied zu dem man singen konnte.

Mich hat das damals ziemlich demotiviert und ich hätte sowas bei meinen Kindern nie gemacht. Zudem hatte ich auch gar nicht den Erhgeiz meine Kinder nach irgendeiner Idealvorstellung formen zu wollen. Es sind trotzdem Erwachsene geworden die ihr Leben meistern.
 
Meine Kinder sind 7 und 9. Beide wollten auf keinen Fall Klavier lernen. Zur ersten Stunde haben wir sie mit großem Gezeter geschleift. Weil wir dachten, sie wollen nur nicht, weil es einfach was neues Unbekanntes vielleicht auch etwas unangenehmes ist so allein mit einem Lehrer. Dann fanden sie es gar nicht schlecht und sind von mal zu mal lieber hin gegangen. Wenn man sie zum üben auffordert, machen sie das immer ganz brav und ohne widerspruch ungefähr 10 Minuten lang ihre hausaufgabe. Die kleine bleibt dann oft noch am klavier hängen, denkt sich Melodien aus, wiederholt ihre Stückchen und "spielt" dann mit dem Klavier, probiert Töne, will dazu singen, probiert Stücke in verschiedenen Lagen etc. Der Große denkt, ok, erledigt, fertig, weg... wer von den beiden wohl länger dabei bleiben wird?:denken:

ich habe aber auch das Gefühl, dass beide auch mehr üben würden, wenn sie wüssten wie und was. Diese kleinen kinderstückchen sind ja auch nichts mit dem man sich eine halbe Stunde auseinandersetzen kann. Ist es nicht auch normal, dass Kinder anders üben als Erwachsene? Nicht so fokussiert und verkopft, mehr verspielt ausprobierend?
Ausser die asiatischen Wunderkinder auf YouTube vielleicht? :018:
@ ihr Klavierlehrer hier im forum: was gebt ihr den kiddies so auf? Wie erklärt ihr den Kindern wie üben geht?
 
Ist es nicht auch normal, dass Kinder anders üben als Erwachsene? Nicht so fokussiert und verkopft, mehr verspielt ausprobierend?

Das ist auf jeden Fall so. Kinder gehen viel mehr entdeckend vor als Erwachsene, haben ja auch noch keine festen Schemata, in die sie etwas sofort einordnen. Deshalb heißt es ja auch, Kinder würden schneller lernen als Erwachsene. Erwachsene sind in der Regel tatsächlich fokussierter, weil sie viel zweckorientierter vorgehen und dabei weniger Umwege machen als Kinder, die dadurch aber häufiger sozusagen die eine oder andere Blume am Wegesrand mitnehmen. Erwachsene denken eher in Systemen, Kinder eher in Bildern.

@ ihr Klavierlehrer hier im forum: was gebt ihr den kiddies so auf? Wie erklärt ihr den Kindern wie üben geht?
Erstmal: Schön, dass deine Kinder so motiviert sind! Am Anfang ist natürlich die Übezeit noch nicht ausufernd, sondern begrenzt. Das steigert sich im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad von alleine.
Ein wesentlicher Bestandteil meines Klavierunterrichts ist das Trainieren und anschließende Reflektieren von Übestrategien. Zum Beispiel: Warum hakt es an der einen Stelle immer wieder? oder: Wie möchtest du die Stelle gesatalten (z.B. lauter werden / leiser werden usw.)? Am Anfang dieses Prozesses steht die Analyse (bei Kindern natürlich kindgerechter formuliert): Welche Hand ist dafür verantwortlich? Worin genau liegt das Poblem bzw. die Schwierigkeit? Welche umliegenden Töne müssen mitbedacht werden? Wie kann man das üben? Wie oft muss man es üben, bis es etwas sicherer wird? Welche zusätzlichen Übungen sind sinnvoll? Am Anfang gebe ich das vor. Je erfahrener die Schüler sind, umso mehr lasse ich sie unter Betreuung und Hilfestellung eigenständig Ideen der Problemlösung entwickeln. Wichtig ist es, das eigenständige Üben im Unterricht vorzubereiten. Entweder ich sage: "Genau so übst du das bitte weiter" oder ich sage (bei Fortgeschritteneren): "Überlege dir ähnliche Wege für die anderen Stellen". In der nächsten Stunde frage ich, wie die Schülerin bzw. der Schüler mit dem Vorgehen klargekommen ist. Ggf. wird die Übestrategie dann vertieft oder es werden alternative Wege überlegt, mit denen der Schüler besser klarkommt.

Und ganz wichtig: Ich weise meine Schüler immer wieder darauf hin, dass sie nicht nur Problemstellen beackern sollen, sondern auch genussvoll das spielen, was sie schon gut können.
 
Hallo Demian,
das klingt sehr gut! Dann hoffe ich mal, dass die Klavierlehrerin hier das ähnlich durchdacht macht... sieht man als Eltern ja nicht unbedingt, was da im Unterricht noch so besprochen wurde, ich seh nur, dass die Kinder ihre Stücke eben einfach durchspielen.

Ich übe ganz anders, aber das habe ich auch erst viiiieeel später gelernt... wenn ich das, was ich heute übers üben weiß von Anfang an gewusst hätte, wie viele Übungsstunden hätte ich mir sparen können!!!:blöd:

Deswegen hab ich mich gefragt, wann und wie Kinder das Lernen....
 
Wenn man sie zum üben auffordert, machen sie das immer ganz brav und ohne widerspruch ungefähr 10 Minuten lang ihre hausaufgabe. Die kleine bleibt dann oft noch am klavier hängen, denkt sich Melodien aus, wiederholt ihre Stückchen und "spielt" dann mit dem Klavier, probiert Töne, will dazu singen, probiert Stücke in verschiedenen Lagen etc. Der Große denkt, ok, erledigt, fertig,
Also beide Kinder sind schon Schulkinder und das Klavier ist kein Instrument, wo noch ungewohnte Haltungen am Anfang behutsam angelegt werden müssen(Geige etwa). Bei nur 10 min Üben wird da nichts draus. Die Kleine zeigt deutlich, das zuwenig Übematerial vorliegt. Die Große wird ebenfalls durch Unterforderung noch schneller die Lust verlieren. Wer keine Fortschritte macht, verliert die Lust. Und in 10 min sind noch nichtmal die Finger warm.
Da ist ein dringendes Gespräch mit dem KL notwendig! Vielleicht wurde ihm vermittelt, die Kinder sollen nur ein bisschen rumklimpern, damit sie bloß nicht überfordert werden? Genau die Unterforderung wird aber schnell zu Langeweile und Lustlosigkeit führen.
 
Hallo Ellizza,
danke für die hilfreiche Anmerkung! Das kann wirklich sein. Ich wusste nicht so recht, wie das so läuft bei den Kindern, ich hatte erst als Fast Teenager Instrumentalunterricht und daher keinen eigenen Vergleich.

Gerade beim Großen ist das vielleicht wirklich der Knackpunkt. Er lernt mit Hal Leonhard Band 2 und da finde ich die Lieder auch echt fade... hatten das der Kl auch schon mal gesagt, aber sie meinte, er müsste noch etwas Geduld haben, bis er die interessanteren Sachen spielen kann.
Ich habe damals mit Michael Aaron gelernt, heute zwar vielleicht als altmodisch belächelt, aber ich muss sagen, dass die Stücke auch die in Band 1 wesentlich interessanter waren. Ich hab die damals sehr gemocht.

Na ja, ich mach nochmal nen Anlauf mit der KL. Wollte mich da die ersten Monate nicht zu sehr einmischen, man will ja auch nicht als helicopternde überehrgeizige Tiger-Mum rüberkommen... :010:

Die kleine ist mit ihrer Tastenzauberei dagegen ganz selig, da brauchts vielleicht nur etwas ergänzende Hausaufgaben..
 

Gerade beim Großen ist das vielleicht wirklich der Knackpunkt. Er lernt mit Hal Leonhard Band 2 und da finde ich die Lieder auch echt fade.
Das ist genau so ein wertloses Geldschneiderei Lehrwerk. Total überteuert
Beispielseite Band 3 Seite 40(!!)
299215_detail-03.jpg

Beworben wird die Schule mit bunten Bildchen
https://www.stretta-music.com/kread...rd-klavierschule-uebungsbuch-3-nr-299215.html

Also ein Kl sollte ein grundständiges Werk empfehlen und mit Stücken und Etüden aus seinem doch hoffentlich unerschöpflichen (heute digital) Notenvorrat ergänzen.
Ich denke bei einem neunjägrigen sollte es in Richtung wie dieses gehen
https://www.musikalienhandel.de/noten/klav/klavierschule-1--ED+4011.htm
https://de.schott-music.com/shop/klavierschule-no34131.html?___SID=U
s_titelbilded_4011.jpg

https://de.schott-music.com/shop/pdfviewer/index/readfile/?idx=NTQ4NzY=&idy=54876
 
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299215_detail-03.jpg


:konfus:oh mein Gott, das sind ja mal deprimierende Aussichten... da muss ich jetzt wirklich nochmal mit der KL in die Diskussion einsteigen....

Finde das nur gar nicht so einfach, welcher KL lässt sich schon gern in seine Lehrwerke reinquatschen? :denken: Na ja, wir probieren es mal... ;-)
 
@Viva la musica
Sooo schlecht ist das Konzept dort gar nicht. Die Idee, den Tonraum zunächst durch Improvisation zu erkunden (wobei dies nicht in Beliebigkeit enden darf), weckt die Kreativität und dient dem freien Erkunden des jeweiligen Tonraums. Es ist durchaus sinnvoll, dies einem Stück nach Noten mit dem gleichen Tonraum vorzuschalten.

Lass‘ dich nicht verunsichern. Warte eine Weile ab und betrachte die Entwicklung. Stelle danach dir, deinen Kindern und der Lehrerin Fragen zur eigenen Einschätzung des Fortschritts, z.B.:
  • Gibt es eine Steigerung der Komplexität der Stücke?
  • Wird die eigene musikalische Gestaltungskraft der Kinder gefördert?
  • Wird Kreativität gefördert (Musik erfinden, z.B. Improvisation)?
  • Wird das Gehör geschult, d.h. wird auf bestimmte musiktheoretische Zusammenhänge hingewiesen, werden diese erklärt und hörend nachvollzogen?
  • Findet eine Vernetzung des Gelernten statt?
  • Macht der Unterricht Freude?

Wenn diese Fragen von allen Beteiligten mit „ja“ beantwortet und genauer (überzeugend) erläutert werden können, spricht viel dafür, dass der Unterricht gut ist.
 
Wird Kreativität gefördert (Musik erfinden, z.B. Improvisation)?
Also ehrlich gesagt ist das absolute Augenwischerei, hier hochtrabend von Kreativität oder gar Improvisation zu sprechen, wenn hier nur spielerisch der neue Tonraum in sehr begrenzter Weise (nur 5 Töne und Rhythmus absolut auf niedrigstem Niveau) erkundet werden soll, zu dem der Lehrer so ein bisschen Untermalung liefert.
Von Technikausbildung kann schon gar nicht die Rede sein.

Der Fortschritt ist so kleinschrittig, niveaulos in diesem Lehrwerk, da von Entwicklung zu sprechen ist schon fast verhöhnend.
Klavierunterricht ist vor allem dem Beherrschen des Instrumentes gewidmet. Wer das Instrument beherrscht kann auch improvisieren lernen. Ausprobieren ist nicht Improvisieren.

Kreativ auf dem Instrument sich ausprobieren tun aufgeweckte Kinder von ganz allein und je mehr sie können desto kreativer. Stattdessen wird den Kindern die Freude an Fortschritt und Leistung vergällt, wenn sie ständig "kreativ" sein sollen ohne etwas zu beherrschen.
 
@Elizza
Viele Wege führen nach Rom. Es kommt immer darauf an, was die Lehrkraft aus den Übungen der Klavierschule macht. Wenn man z.B. darauf achtet, dass die Schüler in ihren ausgedachten Melodien einen roten Faden erkennen lassen (z.B. ein rhythmisches Motiv auf unterschiedlichen Tonstufen), ist das durchaus als Improvisation zu bezeichnen. Deshalb schrieb ich ja auch, es darf nicht bei Beliebigkeit enden!
Kreativ auf dem Instrument sich ausprobieren tun aufgeweckte Kinder von ganz allein und je mehr sie können desto kreativer.
Und die nicht so aufgeweckten haben Pech gehabt, oder was? Es ist die Aufgabe der Klavierlehrer, diesen Prozess anzuleiten und nicht darauf zu warten, dass es irgendwann von selbst kommt, was nämlich bei einigen nie passieren würde.

Warum haben so viele sehr gute Pianisten Hemmungen zu improvisieren oder zu komponieren? Unter anderem deshalb, weil ihre Lehrer es ihnen nicht gezeigt haben. Weil es hieß, das käme irgendwann bei einem bestimmten Niveau ganz von allein. Weit gefehlt! Die Hürde wird nämlich immer größer. Jemand, der Beethoven-Sonaten spielen kann, aber nie improvisiert oder komponiert hat, wird es viel schwerer haben sich dazu zu überwinden, weil die eigenen Ansprüche dann viel zu groß geworden sind.
 
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Jemand, der Beethoven-Sonaten spielen kann, aber nie improvisiert oder komponiert hat, wird es viel schwerer haben sich dazu zu überwinden, weil die eigenen Ansprüche dann viel zu groß geworden sind.
Du nimmst an, jeder will improvisieren und komponieren. Dem ist aber nicht so. Außerdem bietet ein Interpret eines Musikstückes ja auch Kreativität auf und verpasst dem Stück seine Auslegung.
Einerseits wird geklagt, dass bis auf eine gute Spitze es kaum gute Klavierspieler in der Breite gibt trotz noch nie dagewesener Verfügbarkeit von Instrument und Ausbildung. Dann muss es doch an der Ausbildung liegen, die immer "kreativer" sich geriert, aber kaum noch durchgehalten wird und auch wegen fehlendes Erfolges zu früh abgebrochen wird.
 
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@Demian jetzt mal unabhängig von der Improvisationsfrage (wir sind ja auch noch gar nicht bei band 3): wie findest du denn persönlich hal leonhards Klavierschule? Arbeitest du damit? Ganz? Auszugsweise?

Was mich an dem gezeigten Stück aus Band 3 schockiert hat, war das ungeheuer simple und lahme Stück nach drei Bänden!. Mein Sohn mault jetzt schon immer über die "beerdigungsmusik", wie er es nennt. wenn ich das vergleiche mit dem, was die Tastenzauberei bietet, dann ist man damit ja nach einem Band schon weiter. Und die Stücke sind auch einfach witziger, spritziger und ich finde auch anspruchsvoller.

Insofern hat mich Ellizza in meiner Abneigung gegen speziell diese klavierschule bestärkt. Ansonsten klar, erstmal weiter beobachten wie sich Kinder und Lehrerin so aufeinander einschwingen...

Hast du eine lieblingsklavierschule für die ein bisschen älteren kinder?
 

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