Noch ein zweites Instrument lernen?

Dann kann man sich aber fragen, warum Musiker sehr guter Orchester, von Solisten ganz zu schweigen, so viel Geld in die Hand nehmen, um sich ein Instrument zu kaufen, das ihren Vorstellungen genügt. Warum sie bereit sind, einen Kredit dafür über Jahrzehnte hinaus abzuzahlen.
Weil denen jemand eingeredet hat, solche Kredite wären eine solide finanzielle Entscheidung und ein Ausdruck vernünftiger Lebensführung.

Es gibt natürlich durchaus Szenarien, wo Ausbildungskredite sinnvoll und vernünftig sind. In der Luftfahrt beispielsweise bringt die vergleichsweise hohe Entlohnung die Ausbildungskosten binnen weniger Jahre zurück.

Wer aber Jahrzehnte auf Gear spielt, das der Bank gehört, statt schuldenfrei einem Brotberuf nachzugehen, der muß sich den Scheibenwischer gefallen lassen.
 
Lieber Dimpfelmoser,

auch wenn Steinway sehr oft vertreten ist (über diese Vorherrschaft kann man absolut diskutieren und wurde hier im Forum auch schon diskutiert), gibt es bei Wettbewerben und auch vermehrt in Konzertsälen auch andere hervorragende Marken. Yamaha, Bechstein, Bösendorfer, Fazioli etc. bauen sehr gute Konzertflügel, die preislich ebenso on the Top sind. Einen Ritmüller-Flügel wirst du dort nicht finden. :003:

Ich kenne diese Diskussion durchaus auch vom Klavier her. Das geht soweit, dass manche meinen, dass Digis für professionelles Spiel doch absolut ausreichen müssten und den Kopf über den Preis akustischer Instrumente schütteln.

Das liegt auch daran, dass die Ansprüche von Profis normalerweise weit über die Ansprüche anderer hinausgehen (mal abgesehen von Orchestermusikern, bei denen die Instrumente abseits von Konzert und Proben im Spind gelagert werden ....). Das liegt auch am ausgebildeteren Gehör und Gebrauch (Kammermusik, Solokonzerte....). Aber ansonsten freue ich mich ganz mit euch, dass für ca. 3000€ eine Geige zu haben ist, die euch gefällt und mit denen ihr so musizieren könnt, wie ihr euch das vorstellt!

Und noch zum Schluss: https://www.deutschlandfunk.de/eine...inchiquin.1993.de.html?dram:article_id=454237

Ich bin ein großer Fan von Frank-Peter Zimmerman! Das Drama um seine Geige hat mich richtig mitgenommen und in den Jahren ohne seine Lady klang sein Spiel einfach nicht mehr wie vorher. Ich habe ihn nun wieder mit der Lady gehört - wunderbar, endlich!!!

Auch im äußerst hochpreisigen Segment ist nicht jede Geige gut für einen. Vielleicht zeigt der Artikel, welche Ansprüche sehr gute Musiker haben und wie schwierig es ist, auch auf einer sehr teuren Geige gut zu spielen (ein Grund für das Ergebnis der Blindtests).

Liebe Grüße

chiarina

P.S.:
Wer aber Jahrzehnte auf Gear spielt, das der Bank gehört, statt schuldenfrei einem Brotberuf nachzugehen, der muß sich den Scheibenwischer gefallen lassen.

Ich finde das völlig normal. Ich selbst habe hier einen gebrauchten Steinway B, den ich schon seit 10 Jahren abbezahle.
 
Ich bin ein großer Fan von Frank-Peter Zimmerman!
Zimmerman ist ein Snob! Der redet öfters so aufgeblasen, wie in deinem Link. Es gibt längst bessere Geigen im Neubau, die er sich auch leisten könnte...
Im Geigenbau hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Da wird richtig geforscht.
Diese Verleiherei alter Geigen an Virtuosen hat den einzigen Zweck, den Marktwert der Instrumente zu steigern ("auf der Geige hat Meister soundso gespielt..."). Das ist kein Mäzenatentum. Daß Zimmermann sowas nicht durchschaut, wundert mich nicht.

Bilder werden übrigens aus dem gleichen Grund von Privatleuten an Museen verliehen. Ein Bild ist "mehr wert", nachdem es im Louvre gehangen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte es für realistisch, dass eines Tages auch ein "Chinaprodukt" dieses Niveau erreichen könnte.

Ja, ich auch. Deshalb schrieb ich:

Die Chinesen sind bewundernswert in ihrer Energie und Kreativität, von den "Alten", also auch den deutschen zu lernen. Das betrifft auch den Klavierbau. Die Instrumente können aber (noch) in keinster Weise mit deutschen hochwertigen Fabrikaten mithalten.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hier ist im Konzerthaus unten drin ein Steinway-Laden. Vor Konzerten darf man da manchmal klimpern. Wenn ich da auf einem spiele und dann lese: 120.000,- €, reibe ich mir schon verwundert die Augen. Spiegelt sich nicht in meinem Spielgefühl wider.
Ja, das kommt mir bekannt vor.
Vor einigen Jahren probierte ich in einem Klavierhaus zwei nebeneinanderstehende Flügel (beide etwa zwei Meter lang) nacheinander aus: einen von Bösendorfer und einen von Kawai (kein Shigeru). Der Kawai, natürlich viel günstiger als der Bösendorfer, hat mich mit seiner Klangfülle regelrecht umgehauen; am Bösendorfer versuchte ich krampfhaft Gefallen zu finden: der muss doch einfach besser sein! Der ist ja so viel teurer, ein traditionsreicher Name, ein Manufakturinstrument! Es half nichts, der Flügel hat mich überhaupt nicht angesprochen.
 
Zurück vom Flötenspiel mit der zu teuren :005: Flöte.. ich musste auch an Frank-Peter Zimmermann denken.

Noch mal ein persönliches Beispiel. Für mich ist bei der Querflöte kein wesentlicher Unterschied zwischen gezogenen Tonlöchern und aufgelöteten Tonlochkaminen, jedenfalls nicht genug, um dafür das Geld draufzulegen. Für jemand Anderes, der besser spielt als ich, mag das ganz wichtig sein für sein Spiel.

Als akustische Gitarre mit Stahlsaiten bin ich einmal zufällig über eine Chinagitarre gestolpert. Die normale Westerngitarre ist mir zu gross. Diese war nicht viel größer als eine Konzertgitarre und ich konnte sie handlen. Gegenüber dem Standardmodell war der Upgrade mit der Adirondack-Fichtendecke der Unterschied zwischen kann-man-spielen und ja-das-perlt. Sie hat natürlich nicht den Bass des größeren Kopus und es gibt besseres, aber das ist meine und sie passt zu mir.

Schon in der Schul- und Ausbildungszeit war ausser einem fahrbaren Untersatz der Erwerb von Instrumenten und benötigter Technik für mich das Wichtigste. Ich hab es mir vom Munde abgespart, weil es bei mir Priorität hatte und hat. Deswegen gönne ich auch jedem seinen Steinway, Bösi etc. Und liebe mein kleines Euterpe, denn das ist meins. Ein Bekannter liebt sein Yamaha, denn das ist seins. Alles gut.
 
Zurück vom Flötenspiel mit der zu teuren :005: Flöte.. ich musste auch an Frank-Peter Zimmermann denken.

Noch mal ein persönliches Beispiel. Für mich ist bei der Querflöte kein wesentlicher Unterschied zwischen gezogenen Tonlöchern und aufgelöteten Tonlochkaminen, jedenfalls nicht genug, um dafür das Geld draufzulegen. Für jemand Anderes, der besser spielt als ich, mag das ganz wichtig sein für sein Spiel.

Als akustische Gitarre mit Stahlsaiten bin ich einmal zufällig über eine Chinagitarre gestolpert. Die normale Westerngitarre ist mir zu gross. Diese war nicht viel größer als eine Konzertgitarre und ich konnte sie handlen. Gegenüber dem Standardmodell war der Upgrade mit der Adirondack-Fichtendecke der Unterschied zwischen kann-man-spielen und ja-das-perlt. Sie hat natürlich nicht den Bass des größeren Kopus und es gibt besseres, aber das ist meine und sie passt zu mir.

Schon in der Schul- und Ausbildungszeit war ausser einem fahrbaren Untersatz der Erwerb von Instrumenten und benötigter Technik für mich das Wichtigste. Ich hab es mir vom Munde abgespart, weil es bei mir Priorität hatte und hat. Deswegen gönne ich auch jedem seinen Steinway, Bösi etc. Und liebe mein kleines Euterpe, denn das ist meins. Ein Bekannter liebt sein Yamaha, denn das ist seins. Alles gut.

Es gibt keine „normale“ Westerngitarre. Wahrscheinlich sprichst du von der Bauform „Dreadnought“. Diese ist sehr verbreitet, vor allem für das Akkordspiel, bzw. Liedbegleitung. Bei Gitarristen, die mehr Fingerstyle spielen (aber nicht nur bei denen) sind kleinere Bauformen oft beliebter, da die einzelnen Noten klarer heraus kommen und so ein differenzierteres Spiel möglich ist. Bei der Dread ergibt es meist eher einen breiten, sich vermischenden Klangteppich, der so dann auch, eben vor allem für das Akkordspiel gewollt ist. Natürlich gibt es immer auch Leute, die trotzt einer speziellen Bauform doch lieber etwas anderes bevorzugen. Ich spiele in diesem Bereich am liebsten meine Mini Jumbo, die von einem deutschen Gitarrenbauer extra für mich gebaut wurde. (Soviel zum Thema 2., 3., 4., ... Instrument.)

Aber trotzdem stimme ich dir zu. Bereits vor über 10 Jahren habe ich die ersten in China gefertigten Gitarren in der Hand gehabt, die mir richtig gut gefallen haben. Und auch da haben die Chinesen weiter zugelegt. Die deutschen, oder amerikanischen Instrumentenbauer wissen schon lange, dass sie sich im gewissen Masse sehr anpassen müssen, sonst kommen sie unter die Räder. Gibson z.B. hat hier bereits einen schmerzhaften Lernprozess durchlaufen müssen. Wer nicht reagiert wird folgen, da ich sicher bin, dass die chinesischen Instrumente noch besser werden...

P.S. Adirondack mag ich nicht. Meist klingt es mir zu hart und ist vom Ansprechverhalten für Fingerstyle nicht so gut. Am besten passt die Adirondack-Decke doch zu einer Dreadnought, vor allem im Bandkontext, wo Durchsetzungsvermögen gefragt ist...
 
Vor 61 Jahren wurde mein Weihnachtswunsch erfüllt.
Eine Sopran- Blockflöte von Alexander Heinrich. Hergestellt in Markneukirchen.
Mit diesem Instrument feierte ich mehrere Erfolge bei den Wettbewerben der jungen Talente.
Jetzt habe ich "Der Gerät" nach Jahrzehnten mal ausgepackt und angespielt. Funktioniert noch. Selbst ohne einblasen spricht sie gut an. Qualität eben!
Blockflöte.jpg

Die Grifftabelle habe ich nicht gebraucht, da ich nix vergessen habe. Hier ist sie:

Grifftabelle Flöte.jpg

Falls Kaufinteresse besteht, mein Preis: 27.000 Öcken
Gauf! :017:
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor einigen Jahren probierte ich in einem Klavierhaus zwei nebeneinanderstehende Flügel (beide etwa zwei Meter lang) nacheinander aus: einen von Bösendorfer und einen von Kawai (kein Shigeru). Der Kawai, natürlich viel günstiger als der Bösendorfer, hat mich mit seiner Klangfülle regelrecht umgehauen; am Bösendorfer versuchte ich krampfhaft Gefallen zu finden: der muss doch einfach besser sein! Der ist ja so viel teurer, ein traditionsreicher Name, ein Manufakturinstrument! Es half nichts, der Flügel hat mich überhaupt nicht angesprochen.

Lieber Stefan379,

daraus könnte man nun verschiedene Schlüsse ziehen:

Monsieur "isch habs doch gleisch gesagt": "Ein Bösendorfer ist schlechter als ein Kawai. Schmeißt man nur Geld zum Fenster raus!"

Madame "spitzzüngig": "Herr "krampfhaft" kann aus einem Bösendorfer wohl nicht das rausholen, was in ihm steckt!"

Mutter "Grausam": "Wer nix hören kann, der merkt auch nix."

Herr "differenziert": "Wie alt war der Kawai, wie alt der Bösendorfer !"

E kölsche Jung: "Verleech es Dä Bösendorfer tatsächlich schläch als Dä Kawai!"

:004: - nix für ungut! :004:

Natürlich kann man den millionenfachen Wert einer Stradivari in Frage stellen. Aber so ist es doch oft im hochpreisigen Segment: kleine Änderungen oder Verbesserungen werden als sehr wertvoll erachtet und Leute sind nun mal bereit, den sehr viel höheren Preis zu zahlen.

Ein Hobbyradfahrer kann/könnte mit seinem 1000€-Bike jeden Berg hinauffahren. Es genügt völlig seinen Ansprüchen. Ein Profifahrer feilscht um jedes Gramm, das sein Rad leichter ist u.v.a.. Er ist bereit, für diese aus Hobbyradfahrersicht kleinen/überflüssigen Dinge sehr viel mehr Geld zu bezahlen. Weil seine Ansprüche anders sind. C'est la vie. :003:

Liebe Grüße

chiarina
 

den millionenfachen Wert einer Stradivari
Du verwechselst Preis mit Wert. Ist im Hardcorekapitalismus aber nicht selten...
Natürlich gibt es Leute, die das bezahlen und daher auch einen "Marktwert". Das hat mit der Hardware i.d.R. aber herzlich wenig zu tun.

kleine Änderungen oder Verbesserungen werden als sehr wertvoll erachtet
Wie schon erwähnt, sind diese oft aber gar nicht vorhanden, sondern eingebildet, was Blindtests nunmal beweisen. Und anders wäre es Machold auch nicht gelungen, Billiggeigen als "Stradivari" zu verticken.

Andererseits wirken Placebos tatsächlich. Ist auch nachgewiesen...
Aber müssen die so teuer sein? :005:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie hoch ist eigentlich die Provision, wenn z. B. ein Klavierlehrer Steinway einen Kunden ins Haus schleppt? :007:
 
@Father Adirondack
Meine Gitarre hat perlende Höhen, ohne hart zu sein.

Ich bin immer -egal bei welchem Instrument- auf der Suche nach dem weichen und runden Klang. Das ist halt meins. Andere bevorzugen die Höhen des Yamaha. Die Hauptsache ist doch, dass jemand sein Instrument mag und das damit ausdrücken kann, was er möchte. Ich habe leider keinen Platz für einen Flügel, sonst würde ich wahrscheinlich nach einem deutschen Instrument suchen mit einem warmen, runden Klang. Noch kann ich aufs Sofa nicht verzichten...:016:
 
Die Chinesen sind bewundernswert in ihrer Energie und Kreativität, von den "Alten", also auch den deutschen zu lernen. Das betrifft auch den Klavierbau. Die Instrumente können aber (noch) in keinster Weise mit deutschen hochwertigen Fabrikaten mithalten.
Vor ein paar Tagen wurde Yangtze River angesprochen. Diese Klaviere müssen den hochwertigen Fabrikaten schon sehr nahe kommen, wenn sie sich für den Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau als würdig erweisen.

Lieber Stefan379,

daraus könnte man nun verschiedene Schlüsse ziehen:

Monsieur "isch habs doch gleisch gesagt": "Ein Bösendorfer ist schlechter als ein Kawai. Schmeißt man nur Geld zum Fenster raus!"

Madame "spitzzüngig": "Herr "krampfhaft" kann aus einem Bösendorfer wohl nicht das rausholen, was in ihm steckt!"

Mutter "Grausam": "Wer nix hören kann, der merkt auch nix."

Herr "differenziert": "Wie alt war der Kawai, wie alt der Bösendorfer !"

E kölsche Jung: "Verleech es Dä Bösendorfer tatsächlich schläch als Dä Kawai!"

:004: - nix für ungut! :004:
:003:
Die beiden Instrumente waren als neu ausgewiesen.
Ich habe auch schon wunderbare Flügel von Bösendorfer gespielt, verallgemeinern lässt sich freilich nichts, aber ein klingender Name schraubt die Erwartungen eben in die Höhe, und man ist umso enttäuschter, wenn sie dann nicht erfüllt werden.
 
Ich habe auch eine Heinrich Blockflöte und das sind tatsächlich sehr ordentliche Instrumente für ihre Preisklasse, die sich nicht verstecken müssen.
Aber daraus kann man keine allgemeine Regel ableiten.
 

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