Neuling Fragen zur Gestaltung Klavierunterricht

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Steven128

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Hallo zusammen,

ich bin ein wenig unsicher da ich nicht weiss wie ein Klavierunterricht aussehen sollte. Derzeit ist es so ich bekomme ein Stück als Hausaufgabe und erarbeite mir die Fingersätze selber. Der KL gibt mir aber schon auch Hinweise was z.B. der Unterschied ist zum zuletzt gespielten Musikstück oder er fragt mich was mir an den neuen Stücken auffällt.

Dann übe ich die Stücke zu Hause und spiele sie in der nächsten Klavierstunde vor. Mehr oder weniger fehlerfrei. Wenn ich jetzt z.B. ein Stück spiele und mich "verhaue" also mal einen Ton falsch spiele oder so... geht der KL eigentlich nicht darauf ein. Im Gegenteil er sagt dann trotzem ... "das passt schon" Ich muss das Stück dann auch nicht wiederholen.

Außer dass einemal wo ich einen völligen Blackout hatte und nicht mehr vor oder zurück wusste :-)

Ich nehme dann die Stücke nochmals zu Hause durch und die neuen kommen dann halt dazu....

Fingerübungen usw. werden keine gemacht auch kein Hinweis wie z.B.

"so sitzt man richtig am Klavier"
"die Fingerhaltung sieht folgendermaßen aus.... "

usw....

Ist das "normal" so ????? Ich weiss leider nicht mehr wie es früher im Musik Unterricht (kein Klavier) war. Das Alter halt.

Ich muss aber sagen das ich mich wohl fühle im Klavierunterricht und ich mit dem KL auch zurecht komme. Ich hatte bislang aber auch noch nicht so viele KL Stunden. Aber ich glaube sicher nicht das ich ein Naturtalent bin und von Anfang an alles richtig mache ... ganz sicher nicht.

Oder macht man das am Anfang so um den Schüler nicht zu demotivieren ???

Mich würde einfach mal eure Einschätzung interessieren.

Vielen Dank für eure HIlfe...

Grüße
Steven
 
Dass ich nach 12 Stunden Klavierunterricht noch einige Lichtjahre entfernt bin von der "fein ausziselierten Mozartsonate", das merke ich bei jedem der ungefähr 60 Klassischen Konzerte, die ich jährlich besuche. (Wobei Wolferl in der Tat nicht zu meinen Favoriten gehört) und klar, das was ich neulich beim Besuch der Debussy-Masterclass mit Aimard von ihm und seinen Schülern hörte, das würde ich auch liebend gerne können. Kann ich aber nicht, werd ich auch nie können.
Ich glaube aber schon, dass das Lernen anhand klassischer Stücke / Methoden zielführend sein kann und wird, selbst wenn ich nachher nicht Rachmaninov spielen will sondern auch mal McCartney oder so.
Ich wäre allerdings erstmal schon froh, wenn wenigstens einer der KL, die ich über deren Website oder Tonkünstlerverband anschrieb, überhaupt auch nur reagieren würde, und sei es bloß mit einer Antwort wie "keine Zeit/kein Interesse" - Letzteres muss man ja fast als grundsätzliches Problem vermuten :-(
 
Hier sieht man:



Armmuskeln-Anatomie-1.jpg

In den Fingern sind keine Muskeln, in der Handfläche schon. Wenn ich es richtig weiß und richtig sehe, sind die allerdings nicht primär für die Fingerbewegung zuständig - diese Muskeln sitzen im Unterarm. @thinman kann das sicher bestätigen oder korrigieren, bzw. genauer erklären.

eine relativ gute Erklärung gibt es hier:

View: https://www.youtube.com/watch?v=Kgo6gN-yBeg

wenn auch die Animation nicht optimal gelungen ist.
 
Ich glaube aber schon, dass das Lernen anhand klassischer Stücke / Methoden zielführend sein kann und wird, selbst wenn ich nachher nicht Rachmaninov spielen will sondern auch mal McCartney oder so.
Um den einen oder anderen Titel ähnlich wie Paul McCartney spielen zu können, brauchst Du nicht unbedingt klassische Stücke zu lernen. Alte und einfache Kinderlieder und Folksongs sollten für den Anfang völlig genügen, wie bei "My Bonnie" von den Beatles oder "Mary Had a Little Lamb" von den Wings mit McCartney am Piano. Für letzteres findest Du eine Notierung in "Hymns and songs" von 1831, ersteres in "Students' Songs" von 1884, beides als PDF auffindbar unter archive.org. Somit ist jeweils nur die Version oder Arrangement oder eine Texterweiterung "von". Werktreue, wie in der klassischen Musik üblich, wird nicht erwartet.

Letztendlich ist es aber so, der einzige Mensch, der wissen sollte, mit was er beginnt, welche Musikrichtungen er liebt und was er erreichen möchte, bist Du.
 
Weils die erste Begegnung war, wurde erstmal viel gesprochen, darüber wer man ist, was bzgl Musik bislang passierte, was man sich vorstellt, was einem wichtig ist. Natürlich wurde nachher auch über Vertragsmodelle, Termine usw gesprochen, deshalb blieben vielleicht gute 20 Minuten am Instrument. Es gibt anders als bei der vorigen KL nun zwei Instrumente, ein (modernes) Irmler-Klavier und einen Yamaha-Flügel (bei dem laut KL die Tastatur nicht leichter, sondern schwerer als beim Irmler ist - ich empfand den Unterschied kaum).
Erst sollte ich mal eines der Stücke, mit denen ich zuletzt im Unterricht befasst war, vorspielen, und da gab es dann schon nach wenigen Sekunden ein Aha-Erlebnis.

20180831_185240.jpg

Beim hohen Fis im ersten Takt (und bei ähnlichen Stellen nachher) fand ich, dass es seltsam klang und meinte, ob der Flügel da womöglich nicht richtig gestimmt sei. Dasselbe war mir auch bei meiner letzten Unterrichtsstunde der vorigen KL an deren (wunderbaren) Grotrian-Flügel aufgefallen. Meine damalige KL wischte das weg, der Flügel sei gestimmt, und das sei alles ok, wie ich das spielte. Heute der KL lächelte, ließ mich weiter spielen, und sagte dann, dass die Stelle in der Tat nicht gut klingt - aber das läge weder am Flügel noch am Komponisten, sondern daran, dass ich den Finger zu lange auf dem Fis ließe und dessen Ton sich so verschmiert mit dem folgenden tiefen Ton der linken Hand. Das würde ich in jedem Takt so machen, und manchmal passten die beiden Töne halt gut zusammen, manchmal aber nicht. Inkorrekt wärs aber immer. Ich spielte nochmal, schaute mir dabei auf die Finger und tatsächlich, genau das war das Problem. Dass das auf meinem Digitalpiano keinen so deutlich schrägen Ton gibt wie auf den Flügeln von Grotrian und Yamaha, finde ich immer noch erstaunlich, es sind ja nur zwei Töne, zeigt mir aber einmal mehr, dass es halt doch ein gewaltiger Unterschied ist, ob man digital oder akustisch unterwegs ist.
Um das bei mir zu korrigieren empfahl der KL, das Stück ohne Pedal zu spielen, und das ging dann bald besser. Außerdem hatte er einige Anmerkungen zu Akzenten, die man setzen könnte (und wo ich die künftig besser lassen sollte) und dazu, wie und wo laut/leise innerhalb des Stückes demselben zu mehr Dynamik und Musikalität verhülfe. Und das konnte ich dann auch versuchen und den Unterschied hören und begreifen.
Dann suchte sich der KL im Emonts #2 ein Stück aus, das ich noch nicht kannte (Kuhlau, Thema mit Variationen), damit ich sehen könne, wie wir zwei so etwas Neues gemeinsam angehen könnten. Er spielte nichts vor, fragte, was ich sehe und denke über das Stück, hatte dazu ein paar Anmerkungen und ließ mich dann die rechte Hand spielen, aber erstmal nur das Thema, noch keine Variation. Er griff ein, damit ich langsamer spielte und sofort stetig im Rhythmus blieb, bemerkte nebenbei, dass das doch eine eher tanzende Melodie sei und freute sich, dass ich darauf hin auch die rechte Hand mehr tanzen ließ, also mehr Bewegung in den Arm brachte. Unvermittelt spielte er dann auf dem zweiten Instrument die linke Hand dazu, was mir sofort klar machte, wo ich zb Stakkato übersehen hatte.
Dann spielte ich kurz links allein und dann beides zusammen - was holprig war aber bald besser gelang. Der KL wies dabei nicht auf falsche Töne hin (die waren eh unüberhörbar) sondern eher auf Rhythmus, Betonung ("am Taktende die Hand mal einfach ganz weg von der Tastatur") und auch Fingersatz. Dann empfahl er, das deutlich langsamer zu üben als ichs offenbar gerne möchte und das dann auch beim Rest des Stückes zu beherzigen, wenn ich mir das bis zur nächsten Stunde mal selbst angeschaut haben soll.
Für euch mag das alles sehr normal, sicher unspektakulär und vielleicht auch wenig sein, für mich wars erhellend, dass der Lehrer nicht vorrangig (oder gar ausschließlich) darauf achtet, ob die richtige Taste mit dem richtigen Finger gedrückt wird, sondern weshalb und wie, um welchen Klang zu erzeugen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das einzige was mich irritiert, ist das bei der tanzenden Melodie mehr Bewegung in den Arm kommt. Weil ich in meinem Unterricht eher das Gegenteil lerne, dass ich die Bewegungen reduzieren kann ohne Klang ein zu büßen aber dafür Kontrolle gewinne und das Gesamtergebnis harmonischer wird.
Das kann jetzt aber verschiedene Gründe haben.
1. Ich habe es mit den Bewegungen wirklich sehr übertrieben.
2. Als erster Schritt kann es durchaus sinnvoll sein, zu übertreiben.
3. Du hast es zwar so wahr genommen, es war aber auch nicht das worauf Dein Lehrer vor allem geachtet hat.
4. Unserer Lehrer haben unterschiedliche Vorstellungen

Ansonsten finde ich, dass das ziemlich gut klingt.
 
Ich glaube, das mit "mehr Bewegung" liegt an
5. ich hab mir einst als Zwerg im Unterricht auf einer billigen Heimorgel angewöhnt, die Finger (oder gar die ganze Hand) möglichst nie ganz von den Tasten weg zu nehmen, weil die Plastiktasten so erbärmlich klapperten, wenn man sie anschlug.
Jetzt, wo ich 44 Jahre später an einem Klavier sitze, fällt mir auf, dass ich manchmal sogar den Ellenbogen auf dem (extra angehobenen) Oberschenkel abstütze, damit die Hand völlig ruhig und flach auf den Tasten liegt und nur minimale Bewegung stattfindet. Ich glaube, das ist ihm sofort aufgefallen und "die Bewegung im Arm" ist jetzt nicht viel mehr als wirklich den Ellbogen zu heben und damit Hand/Handgelenk freier zu machen.

Womöglich versuchen unsere beiden Lehrer, das selbe Ziel zu erreichen, habens bei dir aber mit Typ Zappelphilipp und bei mir mit Typ Mumie zu tun
:)
 

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