Musikalität entwickeln - wie macht man / ihr das?

  • Ersteller des Themas Viva la musica
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Das Interessante an fremdartigen Rhythmen wie Konnakol ist, dass es unsereiner im ersten Moment so seltsam und wenig ansprechend vorkommt, aber sobald man es ein paarmal gehört hat und man sich ein bisschen reingehört hat, fängt es (meinem Gehirn) an immer mehr zu gefallen und einen Reiz zu entwickeln.
Wir sind halt einfach Gewohnheitstiere und komplett geprägt, von dem, womit wir uns regelmäßig beschäftigen.

Deswegen gefällt ja manchen nur simpelster Schlager oder Pop, weil sie sich nicht die Mühe machen wollen, Neues kennenzulernen. Dasselbe würde ich allerdings auch der eingefleischten eurozentrierten Klassikfan-Fraktion vorwerfen (wenn auch auf höherem Level).

Insofern danke für das inspirierende Video und die neuen musikalischen Horizonte!
 
Deswegen gefällt ja manchen nur simpelster Schlager oder Pop, weil sie sich nicht die Mühe machen wollen, Neues kennenzulernen. Dasselbe würde ich allerdings auch der eingefleischten eurozentrierten Klassikfan-Fraktion vorwerfen (wenn auch auf höherem Level).

Wenn die Leute sich so ernähren würden, wie sie Muik hören, wären sehr viele noch bei Milupa.

Insofern danke für das inspirierende Video und die neuen musikalischen Horizonte!

Danke, gern geschahen.

Aus dem riesigen musikalischen Kosmos ist halt auch unsere europäische Kunstmusik, die wir so 'Klassik' nennen, nur ein kleiner Ausschnitt. Ein für uns mitunter sehr wichtiger, aber eben nicht der ganze Kosmos der Möglichkeiten. Das geht schon mal unter.

Erinnert ein bisschen an:
"We're going to have the best-educated American people in the world."
(Vice President Dan Quayle, 9/21/88)

Wohl gemerkt, ich will keineswegs Klassik herunterspielen ... oh, das kann man mehrfach interprtieren. Ich meine, irgendwie abwerten. Aber es ist weltweit(!) m.E. nicht das Maß der Dinge. Und das sage ich als Klassik- und Jazz-Fan. Und, nein, Jazz isses auch nicht. Aber mein Leben reicht nicht aus, um mich mit aller Musik in die Tiefe zu beschäftigen.

Grüße
Häretiker
 
Das ist übrigens ein sehr wichtiger Punkt bei der Entwicklung der eigenen Musiklität: neugierig auf Neues sein.

Viel hören, nachspüren, ausprobieren... nicht alles muss einem gefallen, aber in der Musik, die einem gefällt, kann man nach den Gründen forschen, warum sie einem besonders gefällt.
 
Und was gibt es sonst noch zu sagen?

Einfach mal als Lose-Blatt-Sammlung (habe nicht mehr allzuviel Zeit):

Nehmt euch z.B. einfach mal 2, 3 Interpretationen eines Stückes das ihr kennt von Youtube/Spotifiy, und versucht zu entscheiden, welcher von den Pianisten jetzt die gelungenste Musik macht.

Ich hab das mal hier angestossen vor Jahren, und erstaunlich viele engagierte Amateure erkannten den (Weltklasse-)Pianisten, der die beste Musik gemacht hat. Also keine Angst.

Dann: mit Spaß und ohne Druck und Zwang und mit viel Zeit und Muße Musik hören. Da werden viele Stunden nur mit euch und der Musik vergehen - aber die werden sich lohnen.

Welche Lehrer braucht es? Die wichtigsten habt ihr bereits in euch: die natürliche Musikalität und die eigene Seele.

Musik hat den Zweck, die Seele des Menschen zu berühren. Gute Musik macht das gut, weniger gute weniger. Verkopft-rational spielende Piansten und Musiker entlarvt man mit etwas Erfahrung sofort. Dem sollte man nachspüren. Dann wird man musikalischer.
Und: Musizieren ist kein Malen nach Zahlen. Wenn man das verstanden hat, ist man einen Schritt weiter.

Natürlich auch selbst musizieren. Experimentieren. Ausprobieren: in welchem Stil/Geschwindigkeit/Ausdruck wirkt ein Stück am besten?

Und vor allem: ein wenig Selbstvertrauen. Ihr seid viel musikalischer, als ihr vielleicht glaubt. Wenn ihr das zu eurer Herzensangelegenheit macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Musik hat den Zweck, die Seele des Menschen zu berühren. Gute Musik macht das gut, weniger gute weniger.

Was ist denn gute und weniger gute Musik? Wer ordnet sie ein?

Ob Musik die Seele berührt hat viel mit den Vorlieben des Hörenden zu tun.

Sind Gemälde von Kandinsky oder Dalí gut oder weniger gut, nur weil der eine davor gebannt und fasziniert stehen bleibt und der andere verständnislos das Museum verlässt?
 
Verkopft-rational spielende Piansten und Musiker entlarvt man mit etwas Erfahrung sofort. Dem sollte man nachspüren. Dann wird man musikalischer.
Und doch ist genau das auch eine Eigenart (verkopft-rational klingen), die auch in einigen klassischen Stücken durchaus drinstecken kann.
Die Kunst (die Musikalität) zeigt sich bei einem solchen Stück dann allein durch den Interpreten ... so mancher bekommt auch sowas in einer Weise gespielt, dass es mitreissen kann ... und dann klingt es plötzlich nicht mehr verkopft.
Oft steht das Urteil "verkopft-rational" oder "reine Kopfgeburt" (Hallo Athene) aber auch mit mangelndem Verständnis der Stilmittel zusammen ... für manches braucht man eben einfach die passenden Antennen. Die kann man aber durch hören durchaus etwas trainieren.

Rationalität spielt gerade in der europäischen Musik mMn eine recht große Rolle. Wir haben zumindest ein Tonsystem entwickelt, welches in teilen doch recht weit von dem entfernt ist, was die Natur zu bieten hätte (nahezu 100% der Klassik nach 1750 ist auf reinen Naturtoninstrumenten (z.B. Fanfaren (Posaune ohne Zug) oder Hörner ohne ventile) grundsätzlich nicht spielbar bzw. klingt auf diesen Instrumenten eben nurt bedingt schön. Aber dafür können wir in einem Stück 40 Runden um den Quintenzirkel drehen, wenn uns das irgendwie sinnvoll erscheint

In Anderen Kulturen hat man nicht temperiert ... und dafür viel mehr damit herumexperimentiert, was über einem liegenden Basston möglich ist, man hat Instrumente entwickelt, mit denen man einen Harmonieteppich legen kann und hat für die Melodieführung viele Microintervalle ... in der fernöstlichen Musik spielen sogar stufenlose Glissandi eine wichtige Rolle ... da wurden teilweise Flöten entwickelt, mit denen man sowas spielen kann (und ich meine damit keine Zugflöte bzw. Luftpunpe) und natürlich hat sich in jeder Kultur die Musik an das existierende/bevorzugte Instrumentarium angepasst.

Auch wenn es anfangs sehr seltsam klingt ... auch Musik, die die Oktave in 6 oder 8 gleiche Tonschritte einteilt, kann sehr interessant wirken ... gerade weil sie von dem in unserer Kultur sehr dominanten System mit 12 gleichen Tonabständen abweicht, und dadurch unsere Hörerwartungen ja doch immer wieder irgendwie enttäuscht. Wir erwarten Quinten, Quarten, Terzen und Sexten ... aber die gibts in einem äquiheptatonischen System nunmal nicht ... und dennoch kann man auch mit diesen Tonsystemen "Harmonie" erzeugen ... die ist nur eben ganz anders, als die in Europa gewohnte.

Harmonie als Stichwort ... Harmonie ist vor allem Gewöhnung. Hau dir eine halbe Stunde eine kl. None um die Ohren, spiele dann andere Dissonanzen, und die kleine None am Ende wirkt wie eine "Auflösung".

Das Gefühl der Harmonie hängt stark an der Erfüllung von Hörerwartungen ... und die unterscheiden sich von Kultur zu Kultur erheblich.
 
Naja, ich nehme an, sogar Du lernst ab und zu noch ein wenig was von mir ;-)

(zumindest solange ich Lust habe, hier zu schreiben)
 
Was ist denn gute und weniger gute Musik? Wer ordnet sie ein?

Ob Musik die Seele berührt hat viel mit den Vorlieben des Hörenden zu tun.

Absolut richtig: Qualität in Musik und Kunst ist ein diffiziles Thema und gerade deswegen so interessant, aber nichtsdestotrotz gibt es sie (natürlich).
Das zeigen die vielen Musikwettbewerbe, bei denen eine Jury versucht, denjenigen zu finden der am qualitativsten musiziert...

Auch in große Konzertsäle läßt man nur Musiker 'rein, die erwiesenermaßen eine bestimmte Qualität liefern können.

Und doch ist genau das auch eine Eigenart (verkopft-rational klingen), die auch in einigen klassischen Stücken durchaus drinstecken kann.
Die Kunst (die Musikalität) zeigt sich bei einem solchen Stück dann allein durch den Interpreten ... so mancher bekommt auch sowas in einer Weise gespielt, dass es mitreissen kann ... und dann klingt es plötzlich nicht mehr verkopft.

Absolut richtig. Die große Kunst ist es zu wissen: wann ist welche Emotionalität angebracht im Spiel. Ein Stück zu verschnulzen ist genauso falsch, wie es - in gewissen Fällen - zu steril zu spielen.

Wer, oder besser: was hilft einem bei dieser Entscheidung? Ausreichende Musikalität...
 

Nun ich denke, einen "per se schnulzig" spielenden Painist hätten sie damals in die Carnegie Hall erst gar nicht reingelassen. Eher einen hervorragend spielenden mit viel erkennbarem Klassik-Potenzial.

Gute Musik ist ein undefinierter Begriff mit einer objektiven und einer subjektiven Komponente (z.B. formale Aspekte). Da jeder Diskussionsteilnehmer eine bestimmte (nämlich seine eigene) Gewichtung der Komponenten mit einbringt und mehr oder weniger als allgemeingültig voraussetzt, ist eine Diskussion mit dieser Grundlage a priori fruchtlos. So kann Musik trotzdem gute Musik sein, obwohl sie mir nicht oder sogar niemandem gefällt. Vielleicht ist der Begriff etwas unglücklich gewählt. Mir fallen dazu ein die Sinfonien von Joachim Raff ein. Sie heimsten viel Lob ein wegen ihrer formalen Gestaltung. Aufgeführt werden sie kaum, weil ihnen jene musikalischen Einfälle abgehen, die anderen Zeitgenossen vermehrt zugeflogen waren und deren Wirkung nun einmal subjektiv ist. Der Begriff gute Musik ist vielleicht gar nicht definierbar.

Die ganze Sache ist zugegeben schwierig. Letztlich ist Qualität das, was den interessierten Menschen gefällt - nicht nur heute, sondern was auch über Jahrzehnte hin nicht in Vergessenheit geraten ist und oft gespielt/gehört wurde. Da müssen dann wohl ganz besonders gelungene gestalterische/kompositorische Ideen darin vorhanden sein. Und auch Originalität (was soviel heisst wie: irgendsoetwas in dieser Richtung hab' ich eigentlich noch NICHT gehört, das ist kein Einheitsbrei).

Und, man muss die ganze Sache auf ein Genre bzw. eine Musikgattung beschränken. Es gibt besonders "gute" (=erfolgreiche) Schlager und weniger erfolgreiche. Genau wie bei Klassik, Jazz usw.

Aber Du kannst nicht sagen: Schlager ist schlecht, Klassik "besser" und so fort. Wie wolltest Du das begründen? Sind Schlagerliebhaber primitivere oder schlechtere Menschen als Klassikinteressierte? Kann nicht sein, das funktioniert halt nicht. Und das funktioniert auch mit unterschiedlichen Kunstgattungen nicht. Jede hat ihre Freunde, und damit ihre (gleiche) Berechtigung.

Vgl. auch den "Wettstreit der Künste".
 
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Ja... Stilblüten der Kunst sozusagen...
 
Mit "interessiertem Publikum" meine ich diejenigen, die Klassik-Konzerte besuchen, das Gros an Klassik-Tonträgern usw. kaufen und gern und viel Klassik hören.

Ich denke, dass die Leute mit Musikstudium und Musikberuf etc. da insgesamt eher in der Unterzahl sind (?)

Allein weil es gar nicht so viele Leute in dieser Gruppe gibt (?)
 
"Neue Musik": das hier gfällt mir ganz gut...

 

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