Musikalität entwickeln - wie macht man / ihr das?

  • Ersteller des Themas Viva la musica
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Isoliert? ... nein.
Kontextuiert kann das sicherlich lohnend sein.
ich bin gerade sehr fasziniert von dem, was in der Appassionata erstem Satz geschieht ... und dabei kommen mir eben auch Gedanken dazu, wie ich einen besonders interessanten Wechsel anders betonen/spielen kann, damit der Effekt verstärkt wird.

Ich bin allerdings absolut überfragt damit, ob ich das durch meine Beschäftigung mit Musiktheorie entwickelt habe, oder ob es mir durch diese Beschäftigung lediglich bewusster geworden ist.
In meiner Enwicklung kann ich Theorie und Praxis einfach nicht sauber trennen, denn das lief "irgendwie" immer parallel. Ich habe die Theorie durch Praxis besser verstanden und auch meine Musik-Praxis hat durch Theorie profitiert.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich mich halt mit Musik in möglichst vielen Aspekten und Facetten beschäftigt habe. Ob, und wo ich dabei meine Musikalität entwickelt habe, kann ich nicht angeben.
Auch zur Frage, ob man das lernen kann, oder nicht, kann ich daher kaum beitragen.
Ich "glaube" lediglich, dass Mensch nahezu alles auch erlernen kann ... mit dem passenden Antrieb und im Idealfall mit einer passenden Lehrkraft.
Das muss mMn nichtmal zwingend ein Instrumentallehrer sein ... aber er sollte schon ein gerüttelt maß an Liebe, Begeisterung und Leidenschaft für Musik haben ... nicht nur für einige Genres, sondern allgemein für die Kombination von Tönen und die Gestaltung/Darstellung von "Zeit" damit.
 
Wir sollten vielleicht all meine "Nebenbaustellen" hier wieder schliessen. Eventuelle unbedarfte Leser wollen etwas über das Fadenthema erfahren, und nicht über andere Dinge - unterstelle ich mal. (Und vielleicht schaffe ich es dann auch, nicht über vierstellige Beitragszahlen zu kommen)

Die Chance, die ein Konzert im Gegensatz zu einer Aufnahme bietet, ist ja das man das nicht nach zwei Minuten einfach ausschaltet, sondern sich 60/90 Minuten drauf einlässt. Und dabei auf Ideen kommt, die man vorher nicht hatte. Dass einem dann von den Ideen der Musiker keine einzige gefällt, kann ich mir kaum vorstellen.

Ich saß mal in einem Konzert mit sehr moderner Gitarrenmusik, da ist nach 5 Minuten die Hälfte des Publikums gegangen, weil es wirklich sehr schräge Musik war. Mir hat die Musik nicht gefallen, aber ich habe den Gitarristen bewundert, WIE er das gespielt hat. Der hat seine Gitarre ganz wunderbar beherrscht, das war toll zu hören. Ich habe mich also überhaupt nicht gelangweilt und erinnere mich immer noch gut an diese schräge Musik. Von dem Gitarristen haben wir eine CD gekauft (allerdings nicht die mit den präsentierten Stücken...).

Dieses Erlebnis und diese Erkenntnis wäre mir mit YT entgangen, da hätte ich halt weggeklickt.

Mir gefallen oft "auf den ersten Blick" Einspielungen, die ich immer wieder höre und andere weniger. Das ändert sich aber mit der Zeit, mir wirds dann irgendwann langweilig und dann freue ich mich plötzlich besonders an alternativen Interpretationen, die mir vorher vermeintlich weniger gefallen haben.

Das finde ich eine sehr schöne Beschreibung des "Forschens" und auch des Offen-Seins. Was ich vorher mal geschrieben habe (von irgendeinem Stück nur ein paar Töne hören, und dann weg damit) sollte BITTE NICHT als Anleitung verstanden werden, so war das nicht gemeint.

Also:

Vielmehr gilt:
bei der Entwicklung der eigenen Musiklität: neugierig auf Neues sein. Viel hören, nachspüren, ausprobieren...

---

Wen die Frage interessiert, wieviel von Musikalität/musikalischer Begabung vielleicht angeboren ist, oder Umweltfaktoren zu verdanken ist, der soll all die Studien und ggf. Metastudien durchforsten, die es dazu gibt. Nach meinen eher oberflächlichen Infos hat die Wissenschaft dazu bisher keine klaren Antworten gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was könnte man sonst noch vielleicht tun, um seine Musikalität weiterzuentwickeln/zu stimulieren/zu fordern/zu fördern?

Vielleicht: sich eines seiner Übungsstücke nehmen und erforschen, was damit passiert, wenn man versucht es zu verändern: bei einer akkordischen Begleitung Töne weglassen oder dazunehmen... einfach mal ein Stück eine Oktave höher oder tiefer spielen, und in sich reinspüren, wie es wirkt.

Ich sage mit 99%er Sicherheit voraus, dass man das Ergebnis als "unbefriedigender/schlechter" empfinden wird.

=> Komponisten haben sich jeden einzelnen Ton normalerweise sehr gut überlegt.

Apropos: selber komponieren oder improvisieren ist sicher auch nicht unbedingt verkehrt. Zumindest steigert es die Demut vor dem, was die klassischen Komponisten auf die Beine stellten, wenn man es mal selber versucht, etwas zu erschaffen.
 
Was könnte man sonst noch vielleicht tun, um seine Musikalität weiterzuentwickeln/zu stimulieren/zu fordern/zu fördern?

Singen im Chor, Blasinstrument lernen. Aus dieser Perspektive hat man direkt einen anderen Blickwinkel. :-)

Vielleicht: sich eines seiner Übungsstücke nehmen und erforschen, was damit passiert, wenn man versucht es zu verändern: bei einer akkordischen Begleitung Töne weglassen oder dazunehmen... einfach mal ein Stück eine Oktave höher oder tiefer spielen, und in sich reinspüren, wie es wirkt.

Pitch Key Follow auf 50% oder 200%. Da machte ich mir Gedanken über Strukturinvarianz von Bach. :-)

Apropos: selber komponieren oder improvisieren ist sicher auch nicht unbedingt verkehrt.

Improvisation, nach Gehör spielen, ausprobieren, Pattern suchen, erkennen, identifizieren und damit herum spielen, das habe ich halt immer gemacht.

Grüße
Häretiker
 
Apropos: selber komponieren oder improvisieren ist sicher auch nicht unbedingt verkehrt.
Ist nicht verkehrt.
Auch nicht bedingt.
Aber - speziell für clavio.de seien alle Formatierungen angebracht - nicht unbedingt richtig wär es allerdings, den ersten Versuch in einem Klavierforum vorzustellen.

Der Grund ist einfach, dass die meisten Stammnutzer solcher Foren an konventieller Literatur ausgebildet sind und nur eine Minderheit sich selbst mit Komposition produktiv beschäftigt. Neukompositionen, die nicht in diesem Fahrwasser einer hochschulischen Ausbildung daherschwimmen, sind - unabhängig von der Qualität, die der Autor dem Werk beimessen mag - ungewohnt.
Eher schneits im August, als dass sich jemand neuen, ungewohnten Content von möglicherweise eher Unbedarften mehrfach zu Gemüte führt, um sich vielleicht Gesetzmäßigkeiten zu erschließen. Gesetzmäßigkeiten, die der Urheber hineingelegt zu haben meint, die dem lax durchhörenden Ohr aber entgehen, denn aufmerksames Zuhören ist weit aufwendiger, unerhört aufwendig in unserer schnelllebigen Zeit, als schlecht und ungewohnt in einen Topf zu werfen und den sarkastisch mit Anführungszeichen versehenermaßen Komposition genannten Versuch zu verreißen.
Dazu wird sich unweigerlich das eine oder andere Alphatier hinreißen lassen. Das sich dann schlechtestenfalls in Genugtuung suhlt, wenn rauskommt, dass die einstellende Person nur verträumt vor sich hingeklimpert hat, ohne sich etwas bestimmtes dabei zu denken. Hier auf clavio.de steht folgender Absatz ganz unten in der Threadübersicht im Theoriebereich und wenn er gelesen wird, möglicherweise nicht richtig (Hervorhebung von mir):
Holt euch Feedback zu euren Stücken
Freunde, Bekannte, Musiklehrer oder natürlich die anderen User hier im Forum: Wir alle geben euch gern Feedback! Stellt Fragen, holt euch Anregungen und nehmt Feedback an. Das ist der letzte Tipp, den wir euch mitgeben möchten, bevor wir euch in die große Welt der Musiktheorie entlassen.
Viel Spaß beim Stöbern, Lernen, Üben und Komponieren!
 

26th August 2018
:-)

Grüße
Häretiker
 
... und nicht nur Singen, sondern auch Pfeifen üben! Mit Melodien und so weiter. Die Töne genau zu treffen versuchen. Oder eben einfach Tonleitern pfeifen oder singen, und mit dem Klavier die eigene Genauigkeit dann überprüfen und schärfen. Schult auch das musikalische Gehör.

Nochmal zum Komponieren:

Zu bekannten Melodien Begleitakkorde herausfinden, die dazu passen könnten. Man könnte mit "Alle-meine-Entchen" klein anfangen.
Oder sich eben eine eigene Melodie ausdenken, und dann eine Begleitung dazu im Bass aus (z.B. gebrochenen) Dreiklängen/Mehrklängen finden.

Und Dinge, die dann schon langsam anspruchsvoller werden:

Sich zweite Stimmen überlegen, die man vielleicht zu vorhandenen Melodien oder Stücken pfeifen könnte, und die gut klingen könnten (=>Polyphonie).
Das gleiche ist auch mit Rhythmen möglich (klatschen/klopfen usw.) und nennt sich dann Polyrhythmik.

Und: man könnte sich auch in Variationen von bekannten Stücken (oder Themen, Melodien) versuchen.
 
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Wem "Variation" nichts sagt, hier wäre z.B. eine:



(das Original kommt aus Mozart's Klaviersonate Nr. 11)
 
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nur eine Minderheit sich selbst mit Komposition produktiv beschäftigt.
In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass zum Thema "Komposition" am 15. April bei Stuttgart ein Treffen geplant ist, dessen Teilnehmerzahl noch ausbaufähig ist. Zu finden unter Aktivitäten -> Treffen, allerdings muss man sich dazu einloggen.
Was könnte man sonst noch vielleicht tun, um seine Musikalität weiterzuentwickeln/zu stimulieren/zu fordern/zu fördern?
Ich denke, dass auch das tanzenderweise "sich zur Musik bewegen" die Musikalität fördert.
 
Eher schneits im August, als dass sich jemand neuen, ungewohnten Content von möglicherweise eher Unbedarften mehrfach zu Gemüte führt, um sich vielleicht Gesetzmäßigkeiten zu erschließen. Gesetzmäßigkeiten, die der Urheber hineingelegt zu haben meint, die dem lax durchhörenden Ohr aber entgehen, denn aufmerksames Zuhören ist weit aufwendiger, unerhört aufwendig in unserer schnelllebigen Zeit, als schlecht und ungewohnt in einen Topf zu werfen und den sarkastisch mit Anführungszeichen versehenermaßen Komposition genannten Versuch zu verreißen.
Du unterschätzt, dass ein im Tonsatz versierter Profi eine Anfängerkomposition nach kurzem Überfliegen (Anhören, gar mehrmaliges, ist dazu keinesfalls nötig, weil das innere Ohr sofort weiß, wie das klingt!) durchaus sehr gut beurteilen kann. Und wenn dann nicht sehr viel Potenzial darin steckt, ist die Motivation, sich weiter damit zu beschäftigen, schon nach 30 Sekunden des Lesens auf dem absoluten Nullpunkt.

Deshalb ist das hier
nicht unbedingt richtig wär es allerdings, den ersten Versuch in einem Klavierforum vorzustellen
durchaus richtig. Ich stelle mein erstes Strichmännchen auch nicht voller Stolz in einem Kunstforum vor und den unbeholfenen Versuch eines Knittelverses nicht in einem Poesieforum.

Jeder weiß, dass in Kunst und Literatur ein Mindestmaß an purem Handwerkszeug erlernt und gefestigt werden muss, bevor man überhaupt etwas öffentlich - in wie kleinem Rahmen auch immer - präsentieren kann. Welche Hybris steckt eigentlich dahinter, dass man glaubt, in der Musik auf jegliches Handwerk verzichten zu können?
 
Du unterschätzt, dass ein im Tonsatz versierter Profi eine Anfängerkomposition nach kurzem Überfliegen (Anhören, gar mehrmaliges, ist dazu keinesfalls nötig, weil das innere Ohr sofort weiß, wie das klingt!) durchaus sehr gut beurteilen kann. Und wenn dann nicht sehr viel Potenzial darin steckt, ist die Motivation, sich weiter damit zu beschäftigen, schon nach 30 Sekunden des Lesens auf dem absoluten Nullpunkt.

Deshalb ist das hier

durchaus richtig. Ich stelle mein erstes Strichmännchen auch nicht voller Stolz in einem Kunstforum vor und den unbeholfenen Versuch eines Knittelverses nicht in einem Poesieforum.

Jeder weiß, dass in Kunst und Literatur ein Mindestmaß an purem Handwerkszeug erlernt und gefestigt werden muss, bevor man überhaupt etwas öffentlich - in wie kleinem Rahmen auch immer - präsentieren kann. Welche Hybris steckt eigentlich dahinter, dass man glaubt, in der Musik auf jegliches Handwerk verzichten zu können?
Jesus, Maria und Josef... ;-) Du hast ja natürlich Recht, aber...

Ok, zwei-drei Dinge zu diesem Thema:

a) Kann man sich immer überlegen, wie man auf solche eher "schlichten" Arbeiten reagieren mag. Ich sag' in der Regel gar nichts zu Sachen, die mir nicht gefallen.
b) Bitte nicht vergessen: die schlimmste Kritik ist eigentlich, gar keine Kritik zu bekommen. Da ist eine "Abfuhr" fast angenehmer, weil das zeigt, dass sich wenigstens irgendjemand mit dem Werk befasst/auseinandergesetzt hat.
c) Wer partout auf positive Kritik/Resonanz aus ist, sollte sich vielleicht bemühen, sauber zu spielen, gut aufzunehmen, und irgendetwas zu bringen, bei dem der geneigte Hörer NICHT das Gefühl hat, so etwas oder so etwas ähnliches schon mal irgendwie irgendwo (mehrfach) gehört zu haben.
(=>Originalität). Ich kann eigentlich nur empfehlen, irgendwas zu machen, das man selbst in dieser Form noch überhaupt nicht kennt (!!!). Das ist zwar keine Garantie dafür, dass es sowas nicht schon irgendwo gibt, aber es erhöht zumindest die Wahrscheinlichkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du unterschätzt, dass ein im Tonsatz versierter Profi eine Anfängerkomposition nach kurzem Überfliegen (Anhören, gar mehrmaliges, ist dazu keinesfalls nötig, weil das innere Ohr sofort weiß, wie das klingt!) durchaus sehr gut beurteilen kann. Und wenn dann nicht sehr viel Potenzial darin steckt, ist die Motivation, sich weiter damit zu beschäftigen, schon nach 30 Sekunden des Lesens auf dem absoluten Nullpunkt.
Nachvollziehbar.
durchaus richtig. Ich stelle mein erstes Strichmännchen auch nicht voller Stolz in einem Kunstforum vor und den unbeholfenen Versuch eines Knittelverses nicht in einem Poesieforum.
Das sehe ich anders ("voller Stolz" mal ausgenommen).
Das Forum hier besteht zu 90% aus Anfängern und Amateuren. Ein vergleichsweises Malforum ist sicher auch mit Strichmännchen versehen.

Das Problem ist: Viele erhoffen sich bei ihren ersten Gehversuchen kritiklose Anerkennung, als wären sie gerade 6 Jahre alt. DAS wird hier nicht funktionieren.
Auf Clavio.de gibt und gab es schon immer Platz und Raum für erste Kompositionsversuche mit anschließend gesundem Austausch.

öffentlich - in wie kleinem Rahmen auch immer
Finde den Fehler. :-)
 
Kommt drauf an. Vielleicht nicht "voller Stolz", aber für konstruktives Feedback kann man auch frühe Versuche in einem Forum teilen.
Nur ist konstruktives Feedback kaum möglich, wenn von den grundlegensten Bausteine des Tonsatz-Handwerks nichts, wirklich gar nichts erkennbar vorhanden ist. Wo soll man denn da anfangen?

Ich äußere mich zu solchen Sachen in der Regel gar nicht, aber ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn der eine oder andere (also meistens der eine :005:) darauf genervt reagiert.
 

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