Hallo Leute, da bin ich wieder.
So, ich habs endlich gemacht: Gestern war ich das erste Mal in einem Klavierladen.
Im Nachhinein klingt es echt lustig, aber als ich dort war war es so
peinlich. Ich konnte mich vorher nicht mal vorbereiten, denn mein Vater ist spontan mit mir da hin gefahren nachdem ich beim Zahnarzt war. Wer nicht alles lesen möchte kann den folgenden Teil überspringen und direkt das Ergebnis lesen.
Am Anfang war es in Ordnung: Die Ladenbesitzerin hat mir das Hinterzimmer mit den gebrauchten Klavieren aufgemacht, mich kurz darauf hingewiesen dass viele davon lange nicht gestimmt wurden und sie daran noch arbeitet bevor sie verkauft werden, und ist in ein anderes Zimmer gegangen. Ich bin also zum nächsten Klavier gegangen und habe gespielt was mir gerade einfiel:
Melodie und
Wilder Reiter von Schumann (die kann ich zum Glück auswendig) und ein paar Tonleitern. Kurz zusammengefasst habe ich: 3 Grotrian Steinweg, 1 Seiler und ein 1 Jost gespielt, keines davon wirklich überzeugend. Das Seiler war mir vom Klang her zu hoch, ebenso ein Grotrian Steinweg, und das Jost war von 1920 oder so, und wohl auch seitdem nicht gestimmt worden. Die zwei anderen Grotrian Steinweg haben mir ganz gut gefallen, auch wenn der Klang ein bisschen eigenwillig war. Allerdings weder perfekt noch in meiner Preisklasse. Also bin ich in den vorderen Raum zurückgegangen, wo die Verkäuferin schon wartete. Dazu sollte ich wohl erwähnen dass ich Angst habe mit Verkäufern zu reden. Ich weiß nicht woran es liegt, aber das macht mich immer ganz nervös, selbst wenn es nur ein Kellner ist. Und dass ich mit meiner neuen Zahnspange nur verständlich bin wenn ich sehr laut spreche hat nicht zu meinem Selbstbewusstsein beigetragen. Die Verkäuferin, eine selbstbewusst wirkende Russin, erzählte mir welche Marken sie so dahat und fing sofort an mir einen Vortrag zu halten. Selbst wenn ich vorher nicht schon gewusst hätte dass sie Kawai-Verkäuferin ist, wäre es spätestens in diesem Moment völlig klar gewesen. Sie erzählte mir: ,,
Da haben wir ein Kawai, das ist sehr gute Marke aus Japan, hat die beste Mechanik der Welt. Erst neulich hat die Moskauer Musikhochschule (oder so
) 35 Kawai Flügel gekauft...´´
Also setze ich mich ans Kawai und spiele, unter dem strengen Blick der Verkäuferin, die C-Dur Tonleiter und den B-Dur Dreiklang. Na ja, meine Angst vor Zuschauern zu spielen und meine mangelnde Erfahrung haben dazu geführt dass ich mich vor lauten Geräuschen scheue, ich habe also ziemlich leise und unsicher gespielt. Schon nach den ersten Tönen war mir klar dass mir der Klang zu hoch ist, also bin ich rüber zu einem gebrauchten Yamaha (ca.20 Jahre alt) gegangen und habe da dasselbe gemacht. Der Klang gefiel mir schon besser, ähnlich dem Flügel meiner Lehrerin. Na ja, ich habe mich trotzdem ein bisschen beeilt wieder davon loszukommen, denn der Blick der Verkäuferin wurde mit der Zeit immer unangenehmer, sie stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und schaute mir zu. Ich dachte schon sie würde mir gleich sagen dass ich
gar kein Klavier zu kaufen brauche weil ich sowieso kein Talent habe, aber so weit kam es dann doch nicht. Beim testen eines zweiten Kawai wies sie mich allerdings darauf hin dass ich
so überhaupt keinen Eindruck vom Klang bekäme. Ich dachte mir:
Wenn sie einfach ein paar Minuten nicht reden würden, könnte ich auch in Ruhe spielen, sagte das aber nicht (sie konnte ja nichts dafür wie blöd ich mich angestellt habe) und erzählte ihr stattdessen von meiner mangelnden Erfahrung und meinem miesen E-Piano. Fast sofort fiel der Frau auf worüber ich redete:
,,Meinen sie zufällig Hemingway? Die hatten wir auch mal, waren aber sehr schlecht, die sind inzwischen vom Markt verschwunden.´´ Es freute mich ungemein das zu hören. Dann stellte mein Vater klar:
,,Das passiert hoffentlich nicht noch mal. Jetzt suchen wir ein Instrument das sie auch in 10 Jahren noch spielen kann, als Fortgeschrittene.´´ Tja, und die Verkäuferin sofort:
,,Kawai ist nicht nur für fortgeschrittene, ist für Profi...´´ Wer hätte das gedacht?
Jedenfalls war das zweite Kawai gut, aber mir hat das Yamaha trotzdem besser gefallen (was ich der Kawai-überzeugten Verkäuferin natürlich nicht sagte). Dann hatte ich noch ein kurzes Gespräch mit der Verkäuferin, die mir empfahl noch mal mit meiner KL wiederzukommen, weil meine Methode des Anspielens nicht besonders gut sei, und mir ihre Karte gab. Eins ist sicher: in dem Laden kann ich mich so schnell nicht mehr blicken lassen.
Leider hat mich keines der Klaviere wirklich überzeugt. Das Yamaha war gut, aber es hat mich irgendwie nicht vollständig überzeugen können. Beim nächsten Laden hoffe ich einfach mal dass mehr Kunden anwesend sind, damit ich in Ruhe anspielen kann, und ich werde versuchen besser zu spielen auch wenn mir jemand zuhört. Aber es wird Zeit mein E-Piano zu ersetzen, weil ich im Laden (auch schon vorher, aber dort noch mal sehr stark) gemerkt habe dass es nicht reicht wenn ich nur ein Mal die Woche unsicher auf einem Flügel üben kann. Es macht einfach keinen Spaß in monotoner Lautstärke die Dynamik zu üben die ich ja doch nur im Unterricht spielen kann, und immer nur leise zu spielen damit man den hässlichen mechanischen Nachklang nicht hört.
Da ich aus diesen Gründen gerne so schnell wie möglich ein richtiges Klavier hätte, überlege ich eins zu mieten, oder weiterzusuchen und das Klavier als Mietkauf zu nehmen, was haltet ihr davon?
Liebe Grüße an alle die das lesen