Wie lange hattet ihr Klavierunterricht?

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Sabrina-von-der-Ostsee

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Platter Titel, ausschweifender Einstieg:

Letztens erzählte ich jemandem, ich gehe zum Klavierunterricht und bin seit 3 Jahren dabei und wurde daraufhin gefragt, wie lange ich das denn noch lernen müsse, bis ichs kann 😃
(Wenns mal so einfach wäre, paar Jahre lernen, zack, fertig)
Eine Freundin spielt, wie das ja oft so ist, seit Kindertagen (seit sie 6 war?) mit Lehrer (2x wöchentlich), hat mit 18/19 im Klavierunterricht eine Abschluss(?)-Prüfung abgelegt und war damit dann quasi "fertig" und spielt seitdem ohne Lehrer, wie ich finde auch jetzt noch hervorragend.

Für mich als Späteinsteigerin mit 3 Jahren Unterricht auf dem Buckel stellt sich die Frage natürlich absolut nicht, ich glaube eher ich hab zu wenig Zeit übrig für all das, was ich noch erlernen und spielen können möchte, aber ich frage mich generell, wann man seine Ausbildung als abgeschlossen betrachten kann, denn prinzipiell scheint es immer noch mehr zu lernen zu geben und Fähigkeiten zu verbessern. Aber wo und wann habt ihr die Ausbildung mit Lehrer beendet und spielt und übt jetzt unangeleitet? Oder habt ihr andere Gründe, ein Unterrichtsverhältnis zu beenden? Geld, Umzug, Studium, Kinder bekommen sind ja alles mögliche Faktoren.
 
Eben, das denk ich mir auch. Aber das hieße ja dann Klavierunterricht bis zum Tode 😃
(Wobei beim Erwachsenenvorspiel meiner Musikschule auch eine Ü80-Lernerin war, die durch den Unterricht geistig fit bleibt. Aber das ist ja wieder was anderes, weil sie erst im hohen Alter anfing.)
 
Im Idealfall kann man irgendwann üben.
Klavierspielen lernt man sein Leben lang.
Wenn man viele Jahre unter der Fuchtel eines Lehrerleins gestanden hat, mag es befreiend sein, sich davon zu lösen und zu schauen, welche musikalischen Ideen man selber entwickelt.
 
Nachtrag: Ich bitte die Frage nicht falsch zu verstehen, ich bin unheimlich gern im Klavierunterricht und möchte damit nicht aufhören, ohne Unterricht würde ich die für mich hohen Sprünge und Lernerfolge nicht ansatzweise haben und würde noch immer im Dickicht herumstochern.
Ich frage mich aber, wie andere das sehen und wie lange sie, so sie denn je aufgehört haben, Unterricht hatten und was zum Ende des Unterrichts geführt hat. Denn prinzipiell ist es, wie du gerade sagtest-man kann immer noch etwas lernen.
 
Natürlich hat in akademischen Tätigkeiten nie jemand ausgelernt. Je mehr man erlernt, desto größer wird der Erkenntnisgewinn dessen, was man noch nicht kann oder weiß. Das ist eine objektive Erkenntnis.

Dennoch ist @sabrina-von-der-Ostsee‘s Frage eine gute Frage, weil sie den subjektiven Aspekt der Frage betont.

Zu mir:

- mit neun Jahren mit dem Klavierspiel und Unterricht begonnen

- jahrelang - wie so viele - halbherzig geübt

- mit ca. 16 Jahren einen starken Ehrgeiz entwickelt und intensiv klassische Kunstmusik sowie Popmusik (Bands, Barpiano) parallel geübt und gespielt

- nach dem Abitur Studium der Schulmusik mit Klavier im Hauptfach (10 Semester)

- seitdem seit genau 20 Jahren ohne Unterricht im Klassischen Klavierspiel.

Ich fühle mich in der Lage, eigenständig technisch mittelschwere bis relativ schwere Werke zu erarbeiten und musikalisch zu gestalten. Dennoch weiß ich, dass ich interpretatorisch in vielen Stücken bei Weitem nicht die tiefste Tiefe erreicht habe, und es gibt auch Stücke, die ich aufgrund technischer Unzulänglichkeiten nicht zufriedenstellend oder gar nicht spielen kann, zumindest noch nicht.

Vielleicht hilft dir mein Werdegang ja weiter.

Nachtrag:
Mich würde wirklich sehr interessieren, wie die Titel-Frage etablierte und jahrelang (bzw. wohl jahrzehntelang) erfahrene Profis wie @rolf oder @Alter Tastendrücker betrachten. Wo gibt es in eurem Stadium noch Entwicklungspotenzial, wo holt ihr euch Impulse für die Weiterentwicklung? Sind Impulse von außen überhaupt noch nötig?
 
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Mich würde wirklich sehr interessieren, wie die Titel-Frage etablierte und jahrelang (bzw. wohl jahrzehntelang) erfahrene Profis wie @rolf oder @Alter Tastendrücker betrachten
Da ich direkt angesprochen wurde, einige kurze Anmerkungen. Zunächst: mit jedem Schritt nach vorne tun sich neue Abgründe der eigenen Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit auf. Das auszuhalten und unverdrossen (unverdrossen entwickelt sich zu einem Lieblingswort) weiter dicke Bretter zu bohren, kann als sehr lohnend empfunden werden.

Ich selbst habe erst im zweistelligen Alter angefangen Klavier zu spielen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Idealerweise lernt man im Unterricht, sich immer mehr eigenständig erarbeiten zu können. Dementsprechend kann man den Unterricht nach und nach reduzieren.

Es spielt aber auch eine Rolle, wie viel Neues man noch lernen möchte und sich verbessern möchte und wie intensiv das durch Unterricht begleitet werden soll. Es kann ja auch sein, dass man auf dem technischen Niveau und mit dem Wissen, das man hat, soweit zufrieden ist und neue Stücke keine Problem sind. Die meisten Freunde von mir, die seit vielen Jahren Rock und Jazz spielen, nehmen heute keinen Unterricht mehr.

Ich denke, Zeit ist neben der Motivation häufig auch ein wichtiger Faktor, der entscheidend dafür ist, ob man seine Hausaufgaben ausreichend umsetzen kann, damit sich der Unterricht überhaupt lohnt und man noch weiterkommt.

Mein Jazz-Lehrer sagte mir heute noch, dass er auch nach dem Masterstudium noch vieles gelernt hat. Das Studium hätte ihn befähigt, sich selbst weiter zu entwickeln.

Darüberhinaus nehmen manche studierte Musiker auch an Master-Classes teil.

Ich lerne nun seit über fünf Jahren Jazz-Saxophon, was mich bei der Improvisation auch am Klavier weiterbringt, obwohl ich aktuell nicht Klavier übe. Inzwischen ist da ein Punkt erreicht, wo ich genug Material habe, um mich noch jahrelang selbständig damit auseinanderzusetzen. Andererseits gibt es in jeder Unterrichtsstunde noch brauchbare Tipps vom Lehrer.
 
Ich hatte regelmäßigen Unterricht zwischen meinem 11. und 17. Lebensjahr. Dann habe ich das Klavierspiel aufgegeben, weil ich etwas anderes studieren wollte. Am Ende studierte ich dann doch Klavier und brauchte die ersten beiden Jahre um die schlimmsten Fehlentwicklungen aus dem Jahr ohne Unterricht und den Jahren zuvor mit eher mäßigem Unterricht zu überwinden.
Ich beneide bis heute Leute, die bereits sehr jung durch guten Unterricht und den sehr zeitigen Beginn stabile Gewohnheiten (unterbewusst) und hohe Sicherheit entwickelt haben.
 
Mein Jazz-Lehrer sagte mir heute noch, dass er auch nach dem Masterstudium noch vieles gelernt hat. Das Studium hätte ihn befähigt, sich selbst weiter zu entwickeln.
Die Vorstellung, man hätte nach dem Studium ausgelernt ist unter wirklichen Musikern nicht sehr verbreitet!
Danach erst, in der Praxis (Konzerte, Unterrichten) entwickelt sich durch weiteres Lernen, Üben, Beobachten usw. eine zunehmend reife Vorstellung davon, was Musik und Klavierspiel sind/sein können.

Mir gefällt noch immer das etwas banale Bild von der 'unendlichen Wendeltreppe' für das Erlernen komplexer Fähigkeiten. Eine Runde gestiegen, Fortschritt quitiert und man sieht schon die nächste Runde.
 
Ich finde den Gedanken, bis zum Tod Unterricht zu nehmen überhaupt nicht abschreckend. Es wäre im Gegenteil etwas, das ich mir wünschen würde. Ich habe in der Vergangenheit schon einige Pianisten getroffen, bei denen ich mich aufgehoben gefühlt habe und die gleichzeitig so fordernd waren, dass ich mit glühendem Kopf aus der Stunde gegangen bin. Aber leider habe ich derzeit keinen Lehrer und das ist etwas, was ich bald ändern muss. Es fehlt mir. Nächstes Jahr spiele ich das Tripelkonzert von Beethoven und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich jemanden brauche, der mich betreut und mit mir an dem Stück arbeitet. Gar nicht weil es so wahnsinnig schwer ist (habe sicher schon Schwereres gespielt), aber weil ich natürlich das Beste herausholen will.
Tja, woher nimmt man jetzt den Lehrer? Bin derzeit noch etwas am recherchieren.
LG,
NaMu
 

Ich beneide auch die Früheinsteiger, zumal ich selbst als Kind auch einsteigen wollte, es meinen Eltern aber finanziell nicht möglich war. Welches Niveau ich schon hätte erreicht haben können 🫠

Ja, man kann natürlich lebenslang lernen. Aber viele beenden ja doch nach Jahren oder Jahrzehnten dann den Unterricht.

Ich habe die Gedankengänge mal auf meinen Studiengang umgewälzt, in dem ich vermutlich auch für immer hätte forschen und studieren können, aber nach dem Abschluss aufhörte, weil mir für meine Zwecke (meinen Job) reichte, was ich bisher universitär erlernt hatte, und mich jetzt nur noch selbstständig weiterbilde.
 
Ich finde den Gedanken, bis zum Tod Unterricht zu nehmen überhaupt nicht abschreckend. Es wäre im Gegenteil etwas, das ich mir wünschen würde.
Auf der einem Seite gebe ich dir da Recht, die Frau beim Erwachsenenvorspiel in ihren 80ern hat mich doch stark beeindruckt, meine Lehrerin erzählte mir, diese Frau hätte ihr gesagt, das Klavierspielen hielte sie am Leben (sie spielte seit rund 10 Jahren).

Auf der anderen Seite würde ich schon gern irgendwann die "Stufe" erreichen, bei der ich mich auch ohne Lehrerin befähigt fühlen würde, Stücke (also komplexere) zu erlernen, so dass sie auch klingen.
 
Bisher insgesamt 8 Stunden.
Danach autodidaktisch ... weil mir der Klavierunterricht irgendwie immer zu viel gekostet hat (auch momentan wären das knapp 10% meines Haushaltseinkommens).
Aber da ich ja nun nicht mehr am Jobcenter hänge, könnte ich ja auch mit Gitarrenunterricht was dazu verdienen (beim JC hat man dadurch nur weniger Zeit, aber nicht bedeutend mehr Geld).
Die ersten zwei Gitarrenschüler finanzieren dann meinen Klavierunterricht.
 
Letztens erzählte ich jemandem, ich gehe zum Klavierunterricht und bin seit 3 Jahren dabei und wurde daraufhin gefragt, wie lange ich das denn noch lernen müsse, bis ichs kann 😃
Merkwürdige Frage. Hat man jemals irgendwo ausgelernt? Das gilt ja auch nicht nur für akademische Berufe und die Musik, sondern durchaus auch für Ausbildung und das Handwerk. Da kommt ja auch ständig Neues.
Eine Freundin spielt, wie das ja oft so ist, seit Kindertagen (seit sie 6 war?) mit Lehrer (2x wöchentlich), hat mit 18/19 im Klavierunterricht eine Abschluss(?)-Prüfung abgelegt und war damit dann quasi "fertig" und spielt seitdem ohne Lehrer, wie ich finde auch jetzt noch hervorragend.
Das wären immerhin 12 Jahre Unterricht mit zwei Stunden pro Woche. Sicher eine gute Basis!
Die Frage ist, ob sie irgendwann einmal das Bedürfnis hat, noch mehr daraus zu machen.
Für mich als Späteinsteigerin mit 3 Jahren Unterricht auf dem Buckel stellt sich die Frage natürlich absolut nicht, ich glaube eher ich hab zu wenig Zeit übrig für all das, was ich noch erlernen und spielen können möchte, aber ich frage mich generell, wann man seine Ausbildung als abgeschlossen betrachten kann, denn prinzipiell scheint es immer noch mehr zu lernen zu geben und Fähigkeiten zu verbessern.
Für die Amateure ist es ja keine Ausbildung in dem Sinn, sondern ein Hobby. Einen "offiziellen" Abschluss im Sinne einer Hochschulprüfung gibt es folglich nicht.
Aber wo und wann habt ihr die Ausbildung mit Lehrer beendet und spielt und übt jetzt unangeleitet? Oder habt ihr andere Gründe, ein Unterrichtsverhältnis zu beenden?
Als Jugendliche beendete mein damaliger KL durch Rauswurf die "Ausbildung". :003: Sehr zu meiner Zufriedenheit, denn ich war in einer heftigen Pubertätsphase.
Jetzt, nach einem Wiederbeginn nach einer langen Pause, spiele ich seit Jahren und habe nicht vor, den Unterricht in absehbarer Zeit zu beenden. Lediglich körperliche Probleme (Hände, Arme) könnten für mich ein Argument sein aufzuhören.
Ich habe tatsächlich einige Male aufgrund schwieriger Lebensumstände überlegt, ob ich mit dem Unterricht aufhören soll, habe mich aber jedes Mal für eine Fortführung entschieden. (Und alle Menschen, auf deren Meinung ich Wert lege, sahen das genauso.)
 
Ich finde den Gedanken, bis zum Tod Unterricht zu nehmen überhaupt nicht abschreckend.
Ich auch nicht.
Eine kleine Geschichte dazu:
Die Mutter einer Bekannten hatte Kirchenmusik studiert und als Beruf ausgeübt. Als der Ruhestand kam, entschied sie, dass jetzt (wieder) schwerpunktmäßig das Klavier an der Reihe sei. Sie kaufte einen Flügel und hatte Klavierunterricht bis wenige Tage/Wochen vor ihrem Tod. Und nach allem, was mir meine Bekannte erzählte, war sie immer sehr glücklich damit.
 
weil mir für meine Zwecke (meinen Job) reichte, was ich bisher universitär erlernt hatte, und mich jetzt nur noch selbstständig weiterbilde.
Du bist doch Lehrerin, oder?
Machst Du nie eine Fortbildung? Oder gibt es das in Deinem Bundesland nicht?
Ich habe selten ein Jahr vergehen lassen, ohne eine Fortbildung zu machen (manchmal auch welche, die ich selbst - mitunter teuer - bezahlen musste).
 
Ich betrachte mich als "fertig" und "ausgelernt", wenn ich jegliche Klavierliteratur CD-reif vom Blatt spielen kann. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der mit meinem Ableben wohl abrupt beendet sein wird.
Dieser Vision vor Augen übe ich fleißig weiter und freue mich über Fortschritte. Diese haben in den letzten Monaten zugenommen. Nicht ganz zufällig ist das genau die Zeit, in der ich alle paar Wochen eine Klavierstunde habe.
 

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