Wie lange hattet ihr Klavierunterricht?

  • Ersteller des Themas Sabrina-von-der-Ostsee
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Du bist doch Lehrerin, oder?
Machst Du nie eine Fortbildung? Oder gibt es das in Deinem Bundesland nicht?
Ich habe selten ein Jahr vergehen lassen, ohne eine Fortbildung zu machen (manchmal auch welche, die ich selbst - mitunter teuer - bezahlen musste).
Ja, ich bin Lehrerin, und klar mache ich Fortbildungen, aber so richtig viele hat man in einem Jahr nun mMn nicht - und mein Kommentar:
auf meinen Studiengang umgewälzt, in dem ich vermutlich auch für immer hätte forschen und studieren können, aber nach dem Abschluss aufhörte, weil mir für meine Zwecke (meinen Job) reichte, was ich bisher universitär erlernt hatte,
bezog sich eher auf die Fächer, die ich unterrichte, in denen fühle ich mich für meinen Job ausreichend ausgebildet und bilde mich eher selbstständig weiter.
Pädagogik, Didaktik und Methodik sind eher meine Schwerpunkte für Weiterbildungen, da ändert sich auch mehr als in den Sprachen, die ich unterrichte :D (bzw. empfinde ich die universitäre Ausbildung vor allem in Hinblick auf Methodik auch als nicht ausreichend und habe dort mehr dazuzulernen)
 
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:lol: :lol: Ich hab mit 70 angefangen . :lol::lol: Habe seitdem 11Jahre ununterbrochen 1x die Woche Unterricht . Aber können kann ich nix :lol::lol:
Passt jetzt nicht direkt zum Thema des Threads aber ich bin jetzt 73 und habe dieses Jahr angefangen und frage mich was schneller geht: Dass die Finger alterstaub werden oder ich doch ein wenig spielen lerne. Könntest du mir etwas Mut machen?
 
Ich hatte durchgehend Klavierunterricht von ca. 5-32 bei insgesamt 7 verschiedenen Lehrern (davon bei einem 7 und bei einer ca. 10 Jahre lang; plus einige Meisterkurse, die ich nicht mitzähle) und hab's sehr genossen. Jetzt kann ich's glaub ich einigermaßen: Ich könnte mir quasi jedes Stück selbst erarbeiten, d.h. die Musik verstehen und die nötige Technik erarbeiten, ich kann sinnvoll üben und meine Fähigkeiten körperlich wie mental recht gut einschätzen.

Das heißt trotzdem nicht, dass ich zur Weltspitze gehöre; das würde ich auch nicht, wenn ich noch 10 Jahre weiteren Unterricht hätte. Macht aber nichts, an der Weltspitze ist es vermutlich ziemlich stressig :005: mit dem aktuellen Zustand bin ich äußerst zufrieden und dankbar für die Zeit, die ich in meiner Jugend und im jungen Erwachsenenalter zum Üben aufgewendet habe, dankbar für das Geld, das meine Eltern, der Staat und ich selbst in Unterricht gesteckt haben, und dankbar für die Energie, Muße und Zuwendung, die mir von meinen Lehrern zuteil geworden ist.

Mir ist auch bewusst, dass ich mit meinen Lehrern relativ viel Glück gehabt habe. Zwar haben nicht alle gleich gut zu mir gepasst, aber der überwiegende Anteil des Unterrichts und des menschlichen Miteinanders war für mich sehr angenehm und förderlich.
 
Ich frage mich aber, wie andere das sehen und wie lange sie, so sie denn je aufgehört haben, Unterricht hatten und was zum Ende des Unterrichts geführt hat. Denn prinzipiell ist es, wie du gerade sagtest-man kann immer noch etwas lernen.
Ich bin so ein Fall, der schon mit vier Jahren ersten Unterricht bekam. Anfangs eine Viertelstunde pro Woche, später eine halbe Stunde, wenn ich mich richtig erinnere. Bei der ersten Lehrerin blieb ich dann ca. fünf bis sechs Jahre und habe kaum etwas gelernt, nur alle Hefte einer Schaum-Klavierschule durchgespielt. Deshalb Lehrerwechsel und bis zum Alter von 15 Jahren wöchentlicher Unterricht bei einer (sehr alten) studierten Pianistin, die im Prinzip mit dem Unterricht nochmals ganz von vorne anfangen musste. Sie teilte mir anfangs sinngemäß mit: "da stimmt ja gar nichts bei Dir." Aha! Aufgehört habe ich, weil ich das Alleinsein beim Klavierüben irgendwann blöd fand, weil andere Interessen wichtiger wurden und v.a. auch, weil ich keine Fortschritte mehr gemacht habe. Grundlegende Probleme, die ich beim Spielen hatte, konnten nicht behoben werden. Diese Probleme habe ich bis heute.

Für mich sieht es immer so aus, als ob Leute, die diese Probleme nicht haben, "perfekt" Klavier spielen können. Leute, die Klavier studieren oder studiert haben, die beherrschen aus meiner Sicht diese Kunst bzw. dieses Handwerk. Es ist ein bisschen wie ein Heimwerker vs. Handwerker: Ich fühle mich als schlechter Heimwerker und schaue den virtuosen Handwerkern bewundernd zu.

Aktuell lerne ich grundlegende Basics, wie z.B. Hand- und Armbewegungen und wie man das Handgelenk während des Spielens locker macht. Dabei macht sich bei mir aktuell eine ziemliche Ernüchterung (momentan ist es sogar ein leiser Zorn) breit, dass man 11 bis 12 Jahre Unterricht haben konnte, ohne solche Basics von ausgebildeten Lehrerinnen jemals gehört zu haben. Wie kann das sein? (Das ist doch so ähnlich grundlegend, wie wenn ein Meister seinem Lehrling den Umgang mit der Silikonspritze nicht beibringt.)

Ausgelernt hat man als Laie nie. Studierte Pianisten haben nach meinem Eindruck das Handwerkszeug schon irgendwann drauf, so dass sie es aus meiner Sicht "können". Was nicht heißt, dass man sich nicht auch als Künstler ständig weiterentwickelt.
 
Noch vor der Rente, spitze!
 
Ich beneide bis heute Leute, die bereits sehr jung durch guten Unterricht und den sehr zeitigen Beginn stabile Gewohnheiten (unterbewusst) und hohe Sicherheit entwickelt haben.

Ich beneide auch die Früheinsteiger, zumal ich selbst als Kind auch einsteigen wollte, es meinen Eltern aber finanziell nicht möglich war. Welches Niveau ich schon hätte erreicht haben können 🫠

"Neid" ist eine der sieben Todsünden. Ich beneide niemanden. Ich bin ganz im Gegenteil dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit habe, im Erwachsenenalter noch Klavierspielen zu lernen. Wenn man in die Schulbücher der Kinder sieht, dann fällt einem neben der Tatsache, dass man in keinem einzigen Bereich je ausgelernt hat, auch auf, wie vieles, was man einmal gelernt hat, man auch wieder vergessen kann.
 

Missgunst (im Sinne davon, jemandem etwas nicht zu gönnen, weil man es selbst nicht hat oder kann) ist schlimm, aber doch nicht Neid. Neid kann befeuern, Ehrgeiz wecken, Entwicklungen in Gang setzen. Neid ist doch nichts anderes als der Gedanke „Das will ich auch haben, das will ich auch können“ o.ä. Das ist ein Antrieb, nichts Verwerfliches. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die nicht so denken. Sonst würde es überhaupt keine Veränderung der eigenen Situation geben.
 
Die Psychologie unterscheidet wohl "konstruktiven Neid" (ohne Missgunst) von "destruktivem Neid" (inklusive Missgunst). Umgangssprachlich ist Neid negativ konnotiert: "Ich neide es ihm!". Destruktiv, also "Sünde".
 
Missgunst (im Sinne davon, jemandem etwas nicht zu gönnen, weil man es selbst nicht hat oder kann) ist schlimm, aber doch nicht Neid. Neid kann befeuern, Ehrgeiz wecken, Entwicklungen in Gang setzen. Neid ist doch nichts anderes als der Gedanke „Das will ich auch haben, das will ich auch können“ o.ä. Das ist ein Antrieb, nichts Verwerfliches. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die nicht so denken. Sonst würde es überhaupt keine Veränderung der eigenen Situation geben.

Ich möchte keine Wortklauberei betreiben. Neid beinhaltet Missgunst. Immer. Ohne Missgunst ist es kein Neid und bräuchte einen anderen Begriff, ich kenne allerdings kein deutsches Wort, welches das ausdrückt.

Nein, ich denke nicht so, ich bin aber auch kein kompetitiv veranlagter Mensch. Ich kann auch nicht behaupten, dass es ohne Ansporn von außen (um das negativ besetzte Wort "Neid" zu vermeiden) keine Veränderung der eigenen Situation gäbe. Man lernt jeden Tag dazu, man ist nie fertig (darum geht es in diesem Faden doch). Ich persönlich kann mit dieser Unvollkommenheit (in absolut allen Lebensbereichen und bei absolut allen Menschen!) gut leben.
 
Es geht mir nicht um Wortklauberei, sondern um differenziertes Denken, das sich in der sprachlich richtigen Verwendung widerspiegelt. Es gibt auf jeden Fall einen Unterschied zwischen Neid und Missgunst. Das lässt sich mit einfacher Recherche ermitteln. Und ich kenne mehrere Musiker, die von sich selbst sagen, dass sie manchmal Neid empfinden, ohne missgünstig zu sein. Diese Abstufung sollte schon beachtet werden. Man würde doch z.B. auch Wut nicht mit Hass gleichsetzen, ebensowenig wie Sympathie mit Liebe.
 
Ersetzen wir also "ich beneide" mit "ich bewundere" und alle sind zufrieden.

Als Oldtimer vergleiche ich mich schon mit den jungen Schülern meiner Klavierlehrerin und ärgere mich über mich selbst, erst jetzt so viele Dinge zu erfahren, welche die Kleinen jetzt schon in Fleisch und Blut aufsaugen dürfen. Aber ich freue mich definitiv für sie dafür.

Wenn ich mich mit 2017 vergleiche, als alles anfing (Flügel, Unterricht), war ich damals ein dummer Dilettant. Heute? Scio nescio, aber ich bin ein glücklicher Dilettant!;-)
 
Mein 'ich beneide ..' sollte ausdrücken:
'Hätte ich auch gerne gehabt!' und nicht:
'Iht miesen Typen, wie könnt Ihr Euch unterstehen Fähigkeiten und Gelegenheiten zu nutzen, die ICH nicht hatte'.
Das hat mit der Totsünde Neid, also Missgunst und Ärger nicht das Mindeste zu tun, geht aber über bloses Bewundern hinaus und hat auch eine dezente selbstquälerische Note ('Ich alter Sack muss mich noch um Fähigkeiten bemühen, die Ihr - gottlob! - schon als Kinder/Jugendliche erworben habt.').
Da ich als Lehrer intensiv daran arbeite möglichst vielen jungen Leuten genau diese verspätete und mühsame Arbeit zu erleichtern, die es mich gekostet hat einigermaßen anständig das Klavier zu bedienen, kann ich Neid im Sinne von Missgunst in diesem Kontext in mir eher nicht entdecken.
Das Verb 'beneiden' hat in meinem Sprachverständnis durchaus auch die von mir intendierte harmlose Bedeutung. Wer ein besseres Wort findet, werfe den ersten Stein!
 
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Meiner Ansicht nach kommt es auf die Einstellung des Menschen und dessen Selbstbewusstsein an wie (!) er beneidet. Für mich ist Neid nicht negativ konnotiert. Ich beneide (erfreue mich) - ohne jegliche Missgunst – an bestimmten Menschen. Für ihr Können, ihr Fachwissen, ihre Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit und anderes. Ich neide keine materielle Dinge.
 
Um das unangenehme Wort "Neid" zu umgehen: Koennte man nicht sagen "ich betrachte mit Wehmut die Leute, die ..."?

Wenn ich mir das recht ueberlege, ist das genau dieses, mit einer klitzekleinen Traurigkeit verbundene Gefuehl, das ich habe, wenn ich an die Frueheinsteiger denke.
 
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