Was fehlt(e) euch in eurem Klavierunterricht?

Nee, viel besser: Der KL die Frage stellen: "Üben Sie auch immer erstmal in Zeitlupe?"
Das wird dann interessant, was bei der sich daraufhin entspinnenden Diskussion so herauskommt...
 
@StefanL89 Du hast mich falsch verstanden. Wenn man als Schüler erkennt, dass man keine Fortschritte mehr macht, merkt man, dass etwas falsch läuft. Da hast du Recht, dem habe ich auch nicht widersprochen.
Ich habe das Umgekehrte gemeint: Man merkt als Anfänger nicht, wenn man etwas schlecht oder falsch beigebracht bekommt, weil es gefühlt trotzdem Fortschritte gibt.

Als Extrembeispiel: Ein KL erklärt, dass die Finger immer ganz gestreckt sein müssen. Für uns ist das offensichtlich falsch. Für den Anfänger, der absolut keine Ahnung hat, fühlt es sich ungewohnt an, aber er glaubt einmal dem KL. In den ersten Monaten würde dieser Anfänger gefühlt Fortschritte machen, obwohl es die falsche Technik ist. Denn in einem gewissen Ausmaß kann man so Töne produzieren und der Anfänger würde mit dieser falschen Technik jede Woche schneller und sicherer werden, aber irgendwann ein Plateau erreichen. Dann geht es mit dieser Technik nicht mehr weiter. Dann merkt der Anfänger, dass etwas nicht passt. Das heißt aber nicht, dass der Unterricht bis zu diesem Punkt brauchbar war.

Ich sage nicht, dass das bei deiner KL so war. Ich kenne sie nicht und weiß es daher nicht. Aber ich sage, dass du es auch nicht weißt.
 
Aber ich sage, dass du es auch nicht weißt.
Und wenn ich dir jetzt sage, dass ich mit dem Unterricht bis zu einem gewissen zeitlichen Punkt mehr als zufrieden war? Ich bin mir ziemlich sicher das mir kein Unfug vermittelt wurde, denn wie ich bereits sagte, auch als damaliger Anfänger schalte ich mein Hirn nicht aus, sondern prüfe stets selber ob das Beigebrachte für mich Sinn ergibt, für mich kompatibel ist, oder nicht. Ich bin aber überzeugt, dass macht nicht jeder, daher gebe ich dir teilweise recht. Ich würde das aber jetzt nicht alles so kompliziert versuchen zu ergründen, sondern einfach festhalten, dass aus meiner Sicht die Lehrerin eben ab einem gewissen Spielniveau am Ende ihrer Vermittlerfähigkeiten angelangt ist. Es ist ja auch nix schlimmes wenn man es erkennt und eben offen miteinander redet, und dann zum Schluss kommt, bis hierhin Danke für alles, ab jetzt geht es anderswo weiter.

Kurz: Ich weiß natürlich worauf du hinaus willst. Du meinst wenn die KL sagt ich soll beim Spielen die Zunge rausstrecken, oder erstmal verkehrt rum am Klavier sitzen, dann würde man das als Anfänger glauben weil man selbst keine Ahnung hat. Vielleicht gibt es so Fälle, bei mir war es wie gesagt nicht so. Ich bilde mir ein, dass ich Unfug ziemlich schnell gemerkt hätte.
 
Ich bilde mir ein, dass ich Unfug ziemlich schnell gemerkt hätte.

Richtig. Bis auf das übliche, dass ich langsam, in Zeitlupe spielen soll, dann etwas schneller, und noch schneller usw.

Nur, weil etwas plausibel und intuitiv erscheint, ist es nicht automatisch richtig.

Nur, weil etwas gewisse Ergebnisse erzielt, ist es nicht automatisch die bestmögliche Methode.


Aber ein paar brauchbare Dinge wird sie dir wohl schon beigebracht haben.
 
Wenn das Ergebnis stimmt ist mir die Methode egal.
Wenn das Ergebnis nicht stimmt, und die KL hat keine Methode, dann muss man handeln.

So und jetzt genug. Ich hab´s groß und breit seziert, noch detaillierter kann ich es nicht erklären :dizzy:
 
Man kommt auch nach Rom wenn man einen Umweg durch die Sahara macht...
 
Wenn ich bedenke, was i heute im Orgelunterricht lerne, sehe ich erst, was mir bei meinem Klavierunterricht in den 80er/90ern alles gefehlt hat... Einfaches Improvisieren, Liedbegleitung mit Patterns, oder so ein bisschen Feetz zwischendrin damit es besser klingt... Hören auf Musik. Ich verstehe auch gar nicht, wieso wir im Musikunterricht in der Schule nicht was Basales gelernt haben über Rhythmen. Seit ich Orgel lerne, höre ich Popmusik mit anderen Ohren! Plötzlich verstehe ich sogar an manchen Stellen, was passiert! Auch über Akkorde hab ich nichts gelernt, meine Lehrerin hat sich nie die Mühe gemacht mir zumindest etwas Grundlegendes dazu zu erklären. Ob sie das selbst nicht wusste?
Oder zeiteffiziente Übestrategien! Seit ich nachhaltiger übe, kann ich mir sicherer und schneller was Neues aneignen!
Trotzdem hab ich bei ihr viel gelernt, bin gerne hin, und in einem gewissen Bereich mir ne Basis verschafft. Heute denke ich, in den neun oder zehn Jahren meiner Kindheit/Jugend wär deutlich mehr gegangen, viel breiter und tiefgreifender.
Meine heutige Klavierlehrerin ist ne tolle Ergänzung zu meinem Orgellehrer.
Wobei meine Tochter nun seit kurzer Zeit bei ihr lernt. Und jetzt sehe ich sehr genau, wo es passt - sie ist so herzlich und humorvoll und geht super auf sie ein - und wo meiner Meinung nach was fehlt. (Ich bin ganz sicher, dass das "Improvisieren" oder wie man es nennen mag - so was ganz Freies, Kreatives, Spielerisches - von der allerersten Minute an essenziell ist.)
 
Ich kann nicht sagen daß mir was fehlte.

Hab ja häufiger den Klavierlehrer gewechselt und jeder war anders.

Mein erster Klavierlehrer, da war ich 5 Jahr alt, war ein gewisser Herr Hagemann, ein staatlich geprüfter Klavierlehrer welc her dort schon um die 70+ gewesen sein muß.

Dieser wollte mir die Bayer Schule nahebringen, und freute sich, wenn ich mal die richtigen Töne fand.

Der nächste Lehrer den ich so mit 7 oder 8 Jahren hatte, ein Herr Bamberg, war damals wohl so um die Anfang 20 rum, war absolut spitze.

Bei ihm lernte ich neben dem üblichen Lehrplan auch das improvisieren und nachspielen aller möglichen Schlager.

Leider wurde er dann zum Wehrdienst einberufen.

Mit den nachfolgenden Klavierlehrerinnen hatte ich mich nicht so gut verstanden (oder die sich nicht mit mir) und ich flog dann irgendwann aus der Musikschule raus, weil ich das Improvisieren nicht sein lassen konnte (DDR Nationalhymne beim Schülervorspiel im 3/4 Takt).

Als Jugendlicher hatte ich dann eine private Klavierlehrerin, welche aufgrund ihrer Fülle von Kollegen nur als Walküre bezeichnet wurde, diese war Chorsängerin an der Oper und unterrichtete neben Klavier vorwiegend Gesang.

Diese schraubte die Anforderungen extrem hoch, da ging es gleich los mit "Andante con Variationi, Pathetuiqe , Wut über den verlorenen Groschen, Wohltemperiertes Klavier usw.

Die hatte dann auch immer solche Sprüche drauf wie, "hochbegabt und stinkend faul" oder "genial gepfuscht"
 
Meine erste Klavierstunde mit 65 Jahren, als Kind kein Unterricht. Ich hatte mir plötzlich in den Kopf gesetzt, Jazzpiano spielen. Also ab zu einem Jazzpianisten an der Musikschule. 1x pro Woche 45 Minuten. Zuhause ein antiker Blüthner Flügel, auf dem ich nur üben durfte, wenn keiner sonst im Haus war, weil mein Üben „unerträglich“. Ich kaufte mir ein Kawai DP und übte 10 Minuten, länger ging nicht, k.o. und nass geschwitzt. Eine halbe Stunde Pause, wieder 10 Minuten, so den ganzen Tag mit Ausnahme der Arbeitszeit natürlich. Pünktlich, meine geübten Sachen im Kopf und hochmotiviert dann zur Klavierstunde. KL kam immer zu spät, 10-15 Minuten, und beendete den Unterricht oft 5 Minuten früher. Aber meistens drauf, lustig. Ich dachte: Jazzpianisten sind eben so 😬 und habe nicht aufgemuckt. Bis er mich komplett versetzt hat, ohne Bescheid zu geben. Danach habe ich mir einen neuen KL gesucht. Auch Jazzpianist, aber frei arbeitender KL. Bin ein Dreiviertel Jahr bei beiden KL gewesen, die nichts von einander wussten. Ich kann das nicht empfehlen; für mich war es jedenfalls zu viel. Ich konnte den ersten KL nicht loslassen, er kam ja mittlerweile pünktlich, aber er hat es geschafft, mich wieder zu versetzen ohne Bescheid zu geben. Erst dann konnte ich endlich weg gehen. Fazit: lasst euch nicht so lange was gefallen, von dem ihr genau merkt, dass es nicht funktioniert. Ich glaube, KL und Schüler müssen zusammen passen, da muss was mit schwingen. Ich sage nicht, dass der erste KL schlecht war, er war nur nicht der richtige für mich.
KL 2 war und ist der Volltreffer. Zum Glück.
 

Nichts hat mir gefehlt.
Denn für mich ist Klavierlernen eine wunderschöne Wanderung durch eine unbekannte Landschaft.
Der Weg ist das Ziel. Ich genieße und nehme den Weg so wie er kommt und in die Richtung die mir gefällt, gemeinsam mit den Lehrern. Neugierig, aber ohne Reue.
Hätte die Wanderung bis jetzt besser sein können? Eine für mich unsinnige Frage. Denn was wäre eine bessere Wanderung?
Eine mit weniger Umwegen? Umwege erhöhen die Ortskenntnis! Die Kürze des Weges ist auch nicht wichtig für mich, sondern seine Schönheit.
Mehr Achttausender und weniger Ebenen? Puszta war wunderschön!
Bis jetzt waren meine Wanderführer alle wunderbar auf ihre Art, auch wenn sie in komplett andere Gegenden mit anderen Geschwindigkeiten / Techniken / Ausrüstung geführt haben. Das Land der Musik ist groß und geheimnisvoll, ich bin sehr gespannt in welche Ecke es mich noch durch Begegnungen mit Lehrern / Menschen / Weggefährten hinverschlägt. Schau ma mal, wie man bei uns sagt.
 

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