Welche Stücke werden Euch nie langweilig zu spielen

Insofern war Satie ein Neuerer und somit signifikant - aufgrund der Läppischheit des komponierten Materials, das nur als Kunst-Statement im Kontrast zur damaligen Konvention Sinn macht.
Was hältst du denn von Saties Gnossiennes? Die finde ich überhaupt nicht läppisch. Allerdings hätten eine oder zwei statt der sechs ausgereicht. Vieles in dem Zyklus ist redundant.
 
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Die sind doch genauso simplistisch und repetitiv.

Klar, es gibt irgendwie "reizvolle Stellen" und Elemente, und damals muss das alles auf eine bestimmte Art frech und erfrischend geklungen haben - das Gleiche lässt sich aber genauso über Mozarts "Musikalischen Spaß" sagen.

Genauso wie Tiersens Filmmusik dazu da ist, eine "Stimmung herzustellen" - eine klangliche Möblierung -, war das schon bei Satie der Fall. Nur dass es damals neu und frech war, so zu schreiben, heute jedoch musikalische Einfältigkeit bezeugt.
 
Ich erzähle immer gerne folgende Geschichte:

In der 5. Klasse bekamen wir in Kunst die Aufgabe, ein abstraktes Bild aus geometrischen Grundformen zu malen.

Man hatte dann ein paar sich teilweise überlappende bunt angemalte Rechtecke und Kreise auf dem Papier.

Nun dachte ich: Hey, da ist noch so viel weißer Raum drumherum - also füllte ich den mit konzentrischen Rechtecken in verschiedenen Farben (einmal alle Filzer durch und dann wieder von vorne) aus.

Ich gab als einer der ersten ab und erhielt für meine Zusatz-Kreativität von der Lehrerin eine 1.

Daraufhin fingen sehr viele aus der Klasse umgehend an, ebenfalls solche konzentrischen Rechtecke zu malen.

Seitdem verachte ich "Nachmacher", "Schafe" und Leute, die Dinge nur tun, um beliebt zu sein oder Kasse zu machen. Es war für mich tatsächlich in dem jungen Alter ein "Red Pill"-Moment über die Natur des Menschen - wie "die Leute", "die Masse", tatsächlich ticken.
Mir wäre es niemals in den Sinn gekommen, so etwas zu tun, genauso wie ich übrigens bei Gesellschaftsspielen und bei Klassenarbeiten niemals gemogelt habe. Nur ein ehrlicher Gewinn war etwas, worüber ich mich freuen und worauf ich stolz sein konnte.

TEY-Komponisten und auch viele Popmusiker sind im Grunde wie meine Klassenkameraden damals, deswegen muss ich sie leider etwas verachten.
 
Leute, die Dinge nur tun, um beliebt zu sein oder Kasse zu machen.
Kann ich nachvollziehen.
Seitdem verachte ich "Nachmacher", "Schafe"
Das weniger. Nachmachen ist der größte Bestandteil aller Tätigkeiten, und da zähle ich das Komponieren dazu. Um bei Deiner Geschichte zu bleiben: "ein paar sich teilweise überlappende bunt angemalte Rechtecke und Kreise" haste ja auch nicht selbst erfunden sondern das haste schlichtweg machgemacht. Irgendwo gab es bestimmt jemanden, der Deine konzentrischen Rechtecke wieder kreativ ver-/bearbeitet und was Neues erschaffen hat. Kreativität kommt doch nicht aus dem Nichts.
 
Das ist schon klar.

In der Geschichte geht es auch nicht darum, wie schrecklich kreativ ich war (war ich natürlich überhaupt nicht).

Sondern um die Mentalität meiner Klassenkameraden, von der ich absolut sicher sagen kann, dass ich sie niemals hatte.

Und darum, dass ich behaupte, dass es jede Menge Musiker gibt, die so drauf sind wie meine Klassenkameraden - man guckt sich gerade mal das irgendwo ab, was man braucht, um gemocht zu werden, Likes zu erhalten, Kohle zu machen.
 
Ich spiele immer noch gerne meine uralten Lieblingsstücke aus Rock Piano 1 und 2 Fried Chicken, Groover und Manhattan Skyline.
 
Hihi, im Prinzip arbeitet jeder (gute!) Handwerker so. :-D

In kreativen Berufen ist das natürlich Mist, aber in vielen Fällen vermutlich auch existenziell.
Nein. Ein SCHLECHTER oder durchschnittlicher Handwerker arbeitet so.
Ein GUTER Handwerker arbeitet so, dass er sich am Abend beim Zubettgehen sagen kann: "Heute habe ich GUTE, qualifizierte Arbeit geleistet und war mein Geld wert."
Oder gar: "Wie ich es heute gemacht habe, war besonders gut / durchdacht / einfallsreich." Oder "Heute habe ich wieder etwas dazugelernt - dieses Handwerk bietet wirklich interessante Herausforderungen!"

Natürlich hat das als Nebeneffekt, dass die Leute einen sicherlich meist auch gut finden und man tendenziell mehr Geld verdient. Aber das ist dann immer ein Sekundäreffekt und keine Primärmotivation!
 
Speziell beim Handwerker wäre ich eigentlich eher froh, wenn er nicht all zu kreativ wird und in alt bewährter, lang erprobter, traditioneller Weise baut. Gutes darf man doch ruhig auch kopieren.
 

In der 5. Klasse bekamen wir in Kunst die Aufgabe, ein abstraktes Bild aus geometrischen Grundformen zu malen.
... @hasenbein ... Mann Mann Mann... statt selbstgefällige Heldenmären zu tradieren, solltest du froh sein, dass dein Kunstlehrer euch Rotzlöffel mit so Sachen wie "polyphone Vierecke" von Klee bekannt gemacht hat ;-) :-D :-D (jetzt kann ich mir vorstellen, wie Tante Google strapaziert wird, unterdes Hasenbein grinst)

...darf man noch was schreiben, was zur Überschrift des Fadens passt?
Was Klaviersachen betrifft: Mussorgskis Bilder, Beethovens Variationensatz aus op.111*), Mozart d-moll Fantasie, Brahms Edward Ballade op.10 Nr.1, Liszt Sonate, Mephistowalzer, Rigoletto & Liebestod, Ravel Ondine**, Debussy Cathedrale engloutie, Skrjabin Sonate Nr.10, Wagner Wesendonck-Lieder, Schumann Kinderszenen - restlos alles andere braucht bei mir alle paar Jahre Pause. Aber die aufgezählten werden mir nie langweilig oder überdrüssig (es kommen noch paar Opern von Wagner, Verdi & Puccini hinzu)

...ja, das ganze Chopin-, Rachmaninov-, Albeniz-, Villa-Lobos-, Strawinski-, Tschaikowskizeugs (geniale Musik!!) muss bei mir turnusmäßig pausieren - nach solchen Pausen befasse ich mich wieder gerne damit.

_________
*) maestoso und Kopfsatz nicht, die bin ich nach paarmal durchspielen überdrüssig
**) nur die, Gibet und Scarbo sind für mich nach paar Tagen ausgelutscht (der Scarbo hat Längen und Ödnis)
 
Zuletzt bearbeitet:
Seitdem verachte ich "Nachmacher", "Schafe" und Leute, die Dinge nur tun, um beliebt zu sein oder Kasse zu machen.

Lieber hasenbein,

Nachmacher müssen keine Schafe sein, sondern sind sehr oft schlaue Füchse. Ein Handwerk zu lernen bedarf der Kopie, Komponisten haben anhand von Stilkopien "nachgeahmt" (und tun es noch), bevor sie kreativ tätig wurden.

Im Klavierunterricht ist es u.a. wichtig, etwas vorzumachen, was der Schüler nachmacht (Spiegelneuronen nutzen). Ich habe mal ein schönes Beispiel aus der Steinzeit gelesen: ein 14jähriger Junge hat gelernt, einen Speer immer einer Seite zu spitzen. Er lernte durch Nachahmung, wie man dabei vorgeht. Dann kommt er auf die Idee, den Speer an zwei Seiten zu spitzen und hat damit eine bessere Handhabe bei der Jagd. So entsteht Kreativität.

Die Schüler in deiner Klasse waren aus meiner Sicht schlau. Du hast etwas Tolles erfunden und sie wollten selbst erfahren, wie es ist, dies zu erschaffen. Dass sie das nur gemacht haben, um der Lehrerin zu gefallen, ist deine Interpretation. Ich nehme mal an, dass die steinzeitlichen Freunde des Jungen auch flugs zwei Spitzen geschnitzt haben, weil es einfach eine super Idee war.

Liebe Grüße

chiarina
 
Nein, die hatten alle mitgekriegt, dass ich eine 1 bekommen hatte (ich hatte es jubelnd verkündet, da ich sonst in Kunst immer so bei 3 lag), und daraufhin begann die Nachmacherei. Völlig klarer Fall, was also die Motivation war.
 
Ich verstehe nicht, was daran verwerflich ist, etwas zu kopieren, was allem Anschein nach Erfolg verspricht. Oder gab‘s da Patente und Urheberrechte auf Deine „Kreationen“?

fragt sich einmal wieder
cb
 
Ich verstehe nicht, was daran verwerflich ist, etwas zu kopieren, was allem Anschein nach Erfolg verspricht.
In dem von @hasenbein geschilderten Fall kommt es mMn fast gleich dem Abschreiben. Ohne eigene Mühe etwas erhaschen wollen.
Ich sehe es in dieser Situation ganz anders als @chiarina,
Du hast etwas Tolles erfunden und sie wollten selbst erfahren, wie es ist, dies zu erschaffen
auch wenn ich ihrem Beitrag im Allgemeinen sehr zustimme.
 
Ich verstehe nicht, was daran verwerflich ist, etwas zu kopieren, was allem Anschein nach Erfolg verspricht. Oder gab‘s da Patente und Urheberrechte auf Deine „Kreationen“?

fragt sich einmal wieder
cb
Du zeigst durch Dein Unverständnis sehr schön, wie viele Menschen "ticken".

Also nochmal langsam zum Mitschreiben für Dich:

Nachmachen, nur weil man dadurch Lob, gute Zensur, Geld, Fickpartner usw. erhofft = primitiv, abzulehnen.

Nachmachen, weil einem die nachgemachte Sache an sich sehr gut gefällt, einen inspiriert, man sie als Lern- und Entwicklungsgelegenheit sieht usw. = gut. Allerdings ist es wiederum niedrig zu bewerten, wenn diesem ersten Schritt des Nachmachens dann nichts Eigenes folgt (ist bei vielen Pop- und TEY-artigen Sachen der Fall, bei denen man merkt, dass da einfach eine erfolgreiche Masche nachgestrickt wird).
 

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