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Ich probiere es mal als Nicht-Profi: Gould hat eine völlig "unromantische" Art, sehr klar und durchsichtig, wenig Pedalgebrauch, dabei rhythmisch immer sehr klar und streng im Tempo (kein bzw wenig rubato). Dabei gibt er dem Stück durch eine quasi zwingende Struktur der Stimmen (Artikulation, Phrasierung), die immer klar zu erkennen sind, dabei aber zusammen "tanzen" Leben. Er liebt polyphone Strukturen und ist - wie ich glaube - wie kein anderer in der Lage, dem Hörer allein durchs Zuhören eine Fuge zu erklären.
Hanns-Josef Ortheil beschreibt sehr anschaulich in seinem Buch "Wie ich Klavierspielen lernte", wie er das Spiel von Gould, den er kurz davor persönlich bei einem Spaziergang an der Salzach kennen gelernt und mit ihm Steine übers Wasser flitzen gelassen hat, als Kind bei einem Konzert in Salzburg empfand und was für Auswirkungen das auf ihn und seinen weiteren pianistischen Werdegang hatte. Kurzfassung der Konsequenzen: Da seine damalige Klavierlehrerin keinen Bach mit ihm machen wollte und die Interpretation auf der Aufnahme der Goldberg-Variationen grausam fand, spielte er gegen ihren Willen daheim Stücke aus dem WTK und beendete kurz nach diesem Konzerterlebnis bei ihr den Unterricht.