Das Notensystem ist sehr logisch und das kann jeder lernen. Aber der Weg vom "entziffern" (oder dechiffrieren) zum flüssigen "lesen" ist doch die eigentliche Herausforderung - da steckt ja dann plötzlich sehr viel mehr drin als Notenzeilen zu zählen und sich Abzählreime zu merken.
Die Buchstaben lernen die Kinder vollständig schon in oder teils sogar vor der 1. Klasse. Bis zum flüssigen Lesen vergehen bei vielen dann noch einige Jahre täglichen Übens, sowohl durch selbständiges Lesen als auch Schreiben in endlos vielen Unterrichtsstunden (jeweils mit wechselnden Schwerpunkten: Ausdruck, Rechtschreibung, Grammatik, Schönschrift etc.) als auch im täglichen Leben.
Als mein Kind in die 1. Klasse kam, hat die Lehrerin eine nette Aktion am 1. Elternabend gemacht. Sie hat einen Zettel ausgeteilt, auf dem ein Phantasiealphabet drauf war. Man sollte dann damit lernen, einen Text zu lesen und zu schreiben. Der Zweck war einfach, den Eltern zu vermitteln, dass das alles eben doch schwer für das Kind ist und eben gar nicht vom Himmel fällt. Man verdrängt das später nur.
Für mich ist es etwas unverständlich, wie sich viele nicht mehr in diese Sichtweise versetzen können, bei der man etwas von Grund auf neu lernen muss. Evtl. haben diese Leute sich in ihrem Leben einfach selten neu erfunden.
Ich möchte mal den einen oder anderen Ü30/40 erleben, wenn er plötzlich eine Programmiersprache lernen muss oder höhere Mathematik. Das sind letztlich auch nur total logische Sprachen und ich persönlich finde das trivial, habe es aber auch von Kindesbeinen an mit Fokus betrieben.