Ja, das Land entwickelt sich, aber das Wachstumstempo der Wirtschaft darf man nicht mit qualitativem Wachstum gleichsetzen. Früher hat China billiges Blechspielzeug exportiert - heute ist es halt billiger Plastikscheiss. Dazwischen liegen aber FÜNFZIG Jahre!!!
Zweifellos gibt es immer noch viele qualitativ minderwertige Waren, die aus China kommen. Inzwischen gibt es aber in vielen Bereichen hervorragende und sehr hochwertige Waren. Obwohl Japan in China nicht gerade beliebt ist, dient es China als Vorbild in Sachen Qualität, dessen Standard man bald erreichen will.
Die Chinesen sind sich auch durchaus bewusst, dass sie früher die Innovationsführer waren. Vieles aus dem täglichen Leben wurde ursprünglich in China entwickelt, wie das Papier, die Teigwaren, der Buchdruck (nein es war nicht Gutenberg), das Porzellan, die Stahlverhüttung, der Kompass, das Papiergeld, das Schwarzpulver, .... Die Liste liesse sich fast endlos weiterführen.
Die Anzahl der Patentanmeldungen chinesischer Firmen übersteigt inzwischen wieder diejenige der aller übrigen Industrieländer. Es ist deshalb kein Zufall, dass fast alle grossen Firmen inzwischen Forschungszentren in China errichtet haben.
Die Anzahl der Klavierfabriken in China liegt im 3stelligen Bereich und all diese Anbieter werben um die Gunst der Käufer. Man kann sich vorstellen wie hart der Konkurrenzkampf auf dem Heimmarkt ist. Die Situation ist ähnlich wie zu den Blütezeiten des europäischen (und amerikanischen) Klavierbaus zum Ende des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts mit Hunderten von Klavierfabriken. Die Konkurrenz hat dazumal zu einer enormen Innovationkraft geführt. Aus dieser Zeit stammen fast alle wichtigen Patente im Klavierbau. Die Konkurrenz der chinesischen Klavierbaufirmen wird wohl auch heute zu einer Fülle von Innovationen führen, welche die Position der chinesischen Anbieter weiter stärken wird.
Anders die Situation bei den deutschen Klavierbauern (absichtlich polemisch formuliert). Diese nennen sich seit einigen Jahrzehnten Manufakturen (so muss man weniger in moderne Produktionsmethoden investieren) und bauen nach 100jährigen Entwürfen immer die gleichen Klaviere und feiern Kleinigkeiten wie eine Tastenklappenbremse als grossen Durchbruch. Sie leben im Wesentlich von den Innovationen der alten Klavierkonstrukteure wie Theodor Steinweg und dem Ruf der noch aus dieser Zeit stammt. Das kann natürlich nicht ewig gut gehen.
Wer die Chinesen allgemein mit einer Motorrad-Motor-Story schlecht redet, verkennt die Situation dramatisch und spielt so den ungeliebten chinesischen Herstellern letztendlich in die Hände. Der Qualitätsvorsprung wird in wenigen Jahre massiv zusammenschrumpfen, so wie das in anderen Branchen bereits geschehen ist. Die verbleibenden nicht-asiatischen Klavierbauer müssen sich ziemlich gut überlegen, wie sie der chinesischen Konkurrenz begegnen wollen. Mit guter Handwerkskunst allein wird dies sicherlich nicht klappen.