C
chiarina
Guest
Ich habe jetzt noch mal über Kommunikation nachgedacht. Ich glaube, Kommunikation ist der wiederholte Versuch, einen anderen mißzuverstehen zu wollen, um einen verbalen Konflikt zu schüren, der ein wenig Pepp ins Leben bringt.
Lieber Neronick,
oh je, wenn du denkst, ich würde ich bewusst missverstehen wollen, dann tut es mir leid! Das ist und war nicht meine Absicht!
Ich glaube, wir haben verschiedene Hintergründe für unsere Gedanken hier. Wenn ich also lese "Kommunikation braucht Körperkontakt", dann kann ich im Hinblick auf die Erziehung eigener, besonders kleinerer Kinder nur zustimmen. Nur ging es hier ja um Unterricht und da möchte ich doch solch eine Aussage differenzieren. Die kann nämlich auch so oder so verstanden werden (man denke nur an die Reformpädagogen der Odenwaldschule, die auch Derartiges von sich gegeben haben - und so hast du das ja mit Sicherheit nicht gemeint). Die Kuschelparty sollte nur ein Witz sein.
Grundsätzlich ist Körperkontakt, wenn er nicht zu Lehrzwecken erfolgt, bei Schülern und auch bei mir nicht erwünscht. Ich finde es ungeheuer wichtig, auf individuelle Grenzen zu achten. Die Tochter einer Freundin hat sich immer vor dem Klavierunterricht geekelt, weil der Klavierlehrer sie immer angefasst hat und auch ihre ablehnenden Bemerkungen nicht respektiert wurden. Sie hat dann dort aufgehört.
Tut mir leid, ich verstehe diesen Satz nicht. Wäre nett, wenn Du mir das nochmal erläuterst! Danke!
Gerne, hasenbein!!! Ich hoffe, du nimmst mir auch meinen Scherz nicht übel!
Wir sind eigentlich einer Meinung, das ist ja das Lustige daran. Du denkst oder dachtest aber nicht, dass wir einer Meinung sind, sondern meintest, meine Position wäre die des Verständnisses.
Eine Ich-Botschaft ist immer eine Konfrontation und eine Mitteilung der eigenen Grenzen. Nichts anderes willst du ja auch.
Nur formuliert man sie so, dass man den anderen nicht angreift und damit die Annahme der Mitteilung verhindert. Wer sich angegriffen fühlt, macht die Ohren zu und ist nicht mehr offen und einsichtig. Die Ich-Botschaft dient also dazu, ohne Vorwürfe ganz sachlich und klar seine eigenen Grenzen und Standpunkte zu formulieren. Der andere kann offen bleiben und zuhören, weil er nicht persönlich angegriffen wird, sondern weil ich als Lehrer sein Verhalten , dass für mich inakzeptabel ist, kritisiere.
Du-Botschaften z.B. sind immer mit Beurteilungen und, wenn sie kritisch sind, mit Vorwürfen behaftet und daher sog. Kommunikationshemmer.
Eine gelungene Ich-Botschaft, die wirklich nur in Konfliktfällen und auch nur dann, wenn man selber ein Problem hat, anzuwenden ist ( sonst kann man natürlich reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist), besteht aus drei Teilen:
1.dem eigenen Gefühl, was durch das Verhalten des anderen ausgelöst wird
2.einer Beschreibung des Verhaltens des anderen
3.den Folgen, die dieses Verhalten für einen selbst hat.
Nach einem Konfliktgespräch kommt es dann (hoffentlich :p) zur Problemlösungsfindung in mehreren Schritten (4)
Du hast mit deinem ersten Teil schon einen super Anfang einer Ich-Botschaft gemacht.
"Ben, ich habe den Fehler gemacht, daß ich mir viel zu lange diesen Scheiß von Dir habe bieten lassen."
Die kann man so stehen lassen, allerdings würde ich persönlich "Scheiß" durch etwas anders ersetzen. :mrgreen:
Wie man weiter formuliert, hängt von den persönlichen Gefühlen und Grenzen ab. Ein Beispiel wäre:
"Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten (1), weil du selbst diese kleine Aufgabe (2), bei der ich dir schon soviel Hilfestellung gegeben habe, nicht gelöst hast. So oft kannst du die Aufgaben nicht, die ich dir stelle (2) und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1). Ich habe langsam keine Lust mehr, mir Mühe zu geben (1+3)- wenn sich nichts ändert, kann ich dich nicht weiter unterrichten (3), denn meine Grenze ist erreicht (1+3).
Ich bin bereit, noch einen allerletzten Versuch zu starten, sonst werde ich den Klavierunterricht beenden, auch wenn mir das leid tut, weil ich dich sehr gern mag und sicher bin, dass du es besser kannst!(3)....... .
Hast du eine Idee, was du tun kannst, damit die Dinge, die ich dir aufgebe, in der nächsten Klavierstunde gekonnt werden(4)?"
Sehr wichtig ist dabei, wie man ihm dies sagt. Sehr ernst und bestimmt sollte es sein, so dass schon der Tonfall und die Körperhaltung den Ernst der Lage signalisieren. Das geht nur, wenn man auch fühlt, was man da sagt. Tut man das nur aus pädagogischen Gründen oder um das mal auszuprobieren, wird es nicht authentisch rüberkommen und so eher das Gegenteil von dem bewirken, was es bewirken sollte.
Die Fortführung von dir "Entweder Du hörst jetzt auf, mich mit diesem Mist zu veräppeln, oder Du fliegst raus" ist zwar sinngemäß ähnlich, aber entscheidend anders formuliert (Du-Botschaft). Die steht einer letzten Chance einer konstruktiven Problemlösung im Weg.
Auch Aktives Zuhören, dass man anwendet, wenn der andere ein Problem hat, hat erst mal nichts mit Verständnis zu tun. Man geht dabei von der Ansicht aus, dass die Menschen durchaus in der Lage sind, ihre Probleme selbst zu lösen. Auch Kinder haben erfahrungsgemäß eine hohe Problemlösungskompetenz, wenn man ihnen nicht alles vorkaut. Und eigene Lösungen werden immer eher durchgesetzt als fremde. So lernen Kinder und Menschen am besten, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, finde ich! Und Aktives Zuhören spiegelt das Verhalten, die Gefühle und Ansichten wieder, ohne dass der Lehrer eigene Bewertungen einbringt - so wird die Position, Gefühle und Verhalten des Schülers auf ihn selbst zurückgeworfen, er kann Einsicht über sich selbst erlangen und wird gefordert, eigene Problemlösungsstrategien zu entwickeln, statt dass der Lehrer dies tut.
Wenn man aber Aktives Zuhören verwendet, wenn man in Wirklichkeit selbst ein Problem hat und eher eine Grenzziehung (Ich-Botschaft) angesagt wäre, gibt man ohne es oft zu merken, ganz widersprüchliche Botschaften von sich und es könnte sein, dass das hier der Fall ist.
In Bens Fall muss meiner Meinung nach er selbst aktiv werden. Da wird sich zeigen, ob noch was zu holen ist. Er muss überlegen, was verändert werden kann, als Lehrer kann man höchstens Anregungen geben. Viola hat ja schon so viel probiert.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unterschiedliche Ergebnisse beim Klavierspielen meistens mit dem Üben zusammenhängen. Vielleicht ist es doch so, dass er einfach zuwenig übt, sich nicht wirklich damit beschäftigt und eben dann, wenn er mal mehr geübt hat, diese erstaunlichen Leistungen bringt.
Bei einer Problemlösung könnte man also ihm nochmals klarmachen, dass es sehr effektiv ist, am selben Tag der Klavierstunde abends o.ä. nochmals zu üben, damit man nichts vergisst. Am nächsten Tag, der der wichtigste in der ganzen Woche ist (Nähe zum Klavierunterricht - dort Geübtes wird wiederholt und kann nicht vergessen werden) unbedingt üben. Übetagebuch ..... . Orientierung am Klavier (hasenbein), rückwärts die Tonleiter aufsagen können, "Mensch ärgere dich" die Klaviatur auf- und abwärts spielen, Name der Taste sagen, wenn falsch, dann zurücksetzen ................. könnte wichtig sein.
Hasenbein, ist denn das jetzt klarer geworden?
Liebe Grüße
chiarina