Problemschüler, 9 Jahre

Apropo Lehrer: Neulich saß ich im Wartezimmer einer Ärztin. Und hab' ein wenig in der GEO von Februar geblättert. Da stand ein unglaublicher Artikel drin. Eine Klasse in Schweden hat im landesweiten Ranking am schlechtesten abgeschnitten. Daraufhin haben die Schweden ein Experiment gestartet. Die Lehrer wurden ausgetauscht. Acht Superlehrer wurden eingeflogen. Lehrer, die nicht nur fachlich top waren, sondern auch richtige Didaktikvirtuosen. Ihre Mission: Innerhalb von 5 Monaten die Klasse auf Platz 3 im Land hieven. Während der 5 Monate immer wieder Zweifel bei Lehrern und Schülern, ob sie nicht doch einfach Verlierer sind. Aber: nach 5 Monaten hat die Klasse Platz 3 im Land erreicht. Und der Mathelehrer hat es geschafft, die Klasse in Mathematik auf Platz 1 in Schweden zu bringen. :shock:

Die Frage wie man so ein Didaktikvirtuose und Motivator wird ist sicher spannend. Und wird hier ja auch diskutiert. Einer der Lehrer aus Schweden sagte in seiner ersten Stunde zu den Schülern, sie würden feststellen, dass er sehr sehr nett wäre, aber auch Leistung einfordern würde. Destany hat ja auch aus seiner Praxis schon ein paar Beispiele gegeben, wie er persönlichen Zugang zu Schülern gefunden hat.
 
Hallo chiarina,

ich finde Deinen Ansatz zum "Konfliktgespräch" interessant und vielversprechend:

...Eine gelungene Ich-Botschaft, die wirklich nur in Konfliktfällen und auch nur dann, wenn man selber ein Problem hat, anzuwenden ist ( sonst kann man natürlich reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist), besteht aus drei Teilen:

1.dem eigenen Gefühl, was durch das Verhalten des anderen ausgelöst wird

2.einer Beschreibung des Verhaltens des anderen

3.den Folgen, die dieses Verhalten für einen selbst hat.
...

Wie man weiter formuliert, hängt von den persönlichen Gefühlen und Grenzen ab. Ein Beispiel wäre:

"Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten (1), weil du selbst diese kleine Aufgabe (2), bei der ich dir schon soviel Hilfestellung gegeben habe, nicht gelöst hast. So oft kannst du die Aufgaben nicht, die ich dir stelle (2) und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1). Ich habe langsam keine Lust mehr, mir Mühe zu geben (1+3)- wenn sich nichts ändert, kann ich dich nicht weiter unterrichten (3), denn meine Grenze ist erreicht (1+3).

Ich bin bereit, noch einen allerletzten Versuch zu starten, sonst werde ich den Klavierunterricht beenden, auch wenn mir das leid tut, weil ich dich sehr gern mag und sicher bin, dass du es besser kannst!(3)....... .

Hast du eine Idee, was du tun kannst, damit die Dinge, die ich dir aufgebe, in der nächsten Klavierstunde gekonnt werden(4)?"
...


Und ich denke auch durchaus, daß er "funktionieren" könnte. Ich als Laien-Pädagoge würde vielleicht in eine andere Richtung gehen (stelle es zur Diskussion mit der Bitte um feedback, denn der Laie lernt gern dazu):

Ich würde nicht in Richtung Deiner ich-Botschaften gehen, weil: es zeigt dem anderen, daß Du a) verletzbar bist, d.h. Du gibst Deine Position der "Stärke", des Lehrers, der weiß wie alles zu gehen hat, in diesem Moment (vorübergehend) auf.
b) könnte sich Ben, bzw. der Schüler, auch unangenehm berührt fühlen, wenn ihm mitgeteilt wird, daß er einen Erwachsenen soweit gebracht hat.

Ben einen Spiegel seines Verhaltens vorhalten, das würde ich ebenfalls. Die Konsequenzen (Beendigung) androhen und klarmachen, auch.
Ihn vor die Aufgabe stellen, wie es besser werden könnte, würde ich in dieser Form nicht - denn Du als Lehrer weißt ja, wie die Dinge gehen, hast die Zügel in der Hand, hast Erfahrung, etc. - also, ich beginne einmal.

a1) eine Situation erzeugen, in der Ben (wieder) versagt. Am Beispiel der Übung: wenn er mit der rechten Hand spielt, anstelle der linken, ihn mal tief anschauen und sagen:"Du sag mal - das ist doch Deine rechte Hand. Wie haben wir letztes mal gesagt, sollen wir es spielen? Eigentlich doch mit der Linken, oder? Also so KANN es doch gar nicht sein! Richtig?! Das ist schonmal das erste."

Analyse: ich verknüpfe das Konfliktgespräch direkt mit der Versagenssituation. Zweitens, ich beweise ihm, daß er etwas falsch macht. In dem Sinne, daß ich ihm zweifelsfrei vor Augen führe, daß auch ER wissen MUSS, daß er da was falsch macht.

a2) Die Situation darstellen und zusammenfassen: (etwas freundlicherer Ton) "Das ist jetzt schon wiederholt so gewesen, obwohl es doch eigentlich durch meine viele Erklärungen klar geworden sein sollte".

O.k., eine versteckte Du-Botschaft, in diesem Fall aber einfach eine Tatsache. Kann man schon mal auf den Tisch legen.

a3) einen Exkurs in die Prinzipien des Einzel-Unterrichts halten, Damit beginnen, das WIR-Element, Coach-Lernender, ins Spiel zu bringen, einen Vergleich anwenden:"Wir machen das, diesen Unterricht, damit wir Fortschritte erzielen. Klavierspiel lernen, ist wie eine Treppe steigen: man nimmt eine Stufe, dann kann man zur nächsten kommen, dann wieder zur nächsten. Manchmal klappt das ja - aber es ist wichtig, daß es immer klappt. In jeder Stunde. Das gehört zum Unterricht einfach dazu."

Das WIR-Element finde ich sehr wichtig: ihm klarmachen, daß ich weder sein Feind bin, noch primär wirklich böse und entnervt (auch wenn das natürlich ein bischen stimmt), sondern daß ich (noch) den Willen habe, "weiterzumachen". Allerdings unter Prämissen, die folgen. Außerdem das Teamprinzip, den Teamgedanken, vermitteln, natürlich ohne auf irgendeine Weise damit auf "Kuschelkurs" zu gehen.

a4) So. Wenn das geschafft ist, die Konsequenzen darlegen. Aber erst jetzt an dieser Stelle, und fast beiläufig, dennoch so, daß es ankommt:"All das ist wichtig, sonst - sag ich Dir ehrlich - kann der Unterricht letztlich nicht weitergehen".

a5) Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung mittels dem WIR-Prinzip aufstellen. Das mit dem Übetagebuch, am nächsten und übernächsten Tag, finde ich sehr gut: eine ganz konkrete Handlungsanweisung, was er zu tun hat. Vielleicht vorschreiben, damit er dahinter "abhaken" kann. Vielleicht ebenfalls dazu: am Tag vor dem nächsten Unterricht, soll er üben, die Mutter hinzunehmen, damit er ihr die Hausaufgabe zeigt und vorführt.
Gesprächsführung:
"Das beste wird sein, wir machen es so: <Erklärungen...> Oder? das müßte doch eine gute Idee sein, oder? - <Antwort abwarten>. Oder hast Du auch noch eine Idee, wie wir es besser machen können, wie wir das Ziel für nächstes mal erreichen?"

Also - die Lösung für die Verbesserung der Situation so oder ähnlich in einem Teamwork erarbeiten, wobei ich gewisse Vorschläge einmal vorgebe.

a6) Bekräftigung, daß das Ziel für nächstes mal nun wirklich wichtig ist:"Wenn wir uns in einer Woche sehen, dann muß das einfach klappen, hörst Du? Wir müssen das hinkriegen, sonst kann es nicht weitergehen. Denke an die Treppe, beim Klavierspielen. Und bitte: ich kann nächstes mal auch keine Ausreden gelten lassen."

Damit verbaue ich das Schlupfloch "Ausrede" von vornherein. Außerdem kommt das "wir-Prinzip" wieder zur Anwendung.

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Wie wichtig Ben der Klavierunterricht ist, wird u.a. daran erkenntlich werden, ob die Androhung dessen Beendigung eine wundersame Wende bzgl. Verhalten/Lernerfolg bewirken wird oder nicht. Sollte diese Wende ausbleiben, kannst Du, Viola, eh nicht viel bewirken im Sinne von "dem Jung helfen" - weil Du letztlich nicht wichtig genug für ihn bist. Und spätestens dann geht auch bei mir der Ofen aus in Sachen Geduld und Engagement.

Schönen Gruß
Dreiklang
 
@Dreiklang

Sehr schöner Ansatz, habe ich in den letzten 4 Jahren ja auch schon das eine und das andere versucht.

@Chiarina

Mit diesen Strategien bin ich bisher bei ähnlichen Fällen nicht gut angekommen. Bei Kindern ist das nach meinem Gefühl zu intellektuell.
Ich suche einen Ansatz, der nonverbal ist... klar, schon die Dinge beim Namen nennen. Aber das Kind nicht über meine Gefühle informieren in der Art:

"Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten (1), weil du selbst diese kleine Aufgabe (2), bei der ich dir schon soviel Hilfestellung gegeben habe, nicht gelöst hast. So oft kannst du die Aufgaben nicht, die ich dir stelle (2) und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1). Ich habe langsam keine Lust mehr, mir Mühe zu geben (1+3)- wenn sich nichts ändert, kann ich dich nicht weiter unterrichten (3), denn meine Grenze ist erreicht (1+3).

Ich brösele das mal auf, was ich dann vom Gegenüber (9 Jahre) erfahre:

L: "Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten" "....und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1)"​

S: -na und, ist mir doch egal, ist dein Problem, hör doch auf mich zu unterrichten, dann habe ich endlich mein Ziel erreicht und: gewonnen! Mir macht es Spaß zu sehen, wie Du Dich abmühst und frustriert bist!​

Also frage ich mich: was soll ein Kind mit dieser Info anfangen, dass MIR der Klavieruntericht mit ihm schwer fällt und mich frustriert? Das Kind kann mir dabei nicht helfen! Es ist MEIN Problem!! Ich bin die Erwachsene und ICH müsste die Möglichkeiten haben, diese Situation zu entschärfen. Außerdem wird es das Kind im Kopf sofort umformulieren in: Du bist Schuld, weil Du Dich so bescheuert verhälst bin ich frustriert.
Da kann man das noch so schön in eine ich-Botschaft umformulieren, am Ende ist es was es ist: ein Vorwurf.

L: "weil du selbst diese kleine Aufgabe (2), bei der ich dir schon soviel Hilfestellung gegeben habe, nicht gelöst hast. So oft kannst du die Aufgaben nicht, die ich dir stelle (2) "​

S: Ich bin eben zu blöde für diese kleinsten Aufgaben.​

Also hier wird ganz klar ein Vorwurf formuliert, was ich ebenfalls für sehr unglücklich halte.

L: Ich habe langsam keine Lust mehr, mir Mühe zu geben (1+3)- wenn sich nichts ändert, kann ich dich nicht weiter unterrichten (3), denn meine Grenze ist erreicht (1+3).​

S: Das ist doch DEIN Problem, wenn Du keine Lust hast. Wenn es Dir Mühe macht ist mir das doch egal. Ich will - wenn überhaupt - Klavier spielen lernen und nicht Klavierlehrinnen glücklich machen.​


Oft habe ich mit Kindern (und auch Erwachsenen im übrigen) zu tun, die meinen, alles "besser" zu wissen. Wenn ich sage, hier kommst Du mit dem 4. Finger besser durch die Stelle, dann versuchen sie mir zu beweisen, dass es mit dem 3. Finger genau so gut geht: Das hört man doch nicht, mit welchem Finger der Ton gespielt wird!! Ich hatte da mal einen Kandidaten, der sich einfach die Für Elise reingezogen hatte, ziemlich komplett, mit einem aberwitzigen Fingersatz! Er begann beispielsweise mit dem Daumen!! Da er alle Töne gut durchstocherte meinte er, JETZT hätte er es mir bewiesen, dass SEIN Fingersatz klappt. Da war er neun Jahre! Mit elf wiederholte sich das Spiel mit der Alla Turca. Bewundernswert, mit welchem Einsatz und Eifer da dieser durchaus begabte Knabe hartnäckig, unbeirrbar und unbelehrbar seinen eigenen Weg gehend in eine Sackgasse manövrierte. Jetzt, mit 21 chillt er nach seinem Abi in der Welt rum und "komponiert" Songs, die er mit seiner wirklich außergewöhnlichen Stimme zum Besten gibt. Die Klavierbegleitung hat nach wie vor die Qualität von Abwasser, auch wenn die Ideen wirklich gut sind, aber die Umsetzung ist einfach wirklich schrottig.

Er musste immer alles aus eigenem Antrieb machen, das Rad immer wieder selbst neu erfinden. Für ihn war es unerträglich zuzugeben, dass eine Lehrkraft mit ihren Ausführungen und Vorschlägen vielleicht mal recht haben könnte... Mensch was habe ich da mit ihm gekämpft... und ganz manchmal hat er sich dann auf mich eingelassen und startete punktuell durch.

Dieses "Besserwissen" ist irgendwie gesellschaftlich "chic" scheint mir. Autoritäten anzuerkennen scheint bedenklich zu sein. Auch bei Ärtzen wird ja oft alles hinterfragt: die Diagnose, die Therapieform und und und. Und wenn man sein Auto bei der Werkstatt abgibt gibts auch Leute, die dann sehr schnell den kleinen KFZ-Mechaniker heraushängen lassen... weil die Werkstätten sind doch alles nur Beutelschneider!! Die bauen einem neue Bremsen ein obwohl die alten es noch midestens 1000 km lang getan hätten!! usw.

Der "mündige" Patient, der "mündige" Autofahrer, Stammtischpolitiker, Millionen von Bundestrainern, und am Ende auch: Schüler die davon ausgehen, dass die Lehrer keinen Plan haben...
 
Lieber Dreiklang,

dein post gefällt mir sehr! Nur hatte ich das Gefühl, dass Viola sowieso schon so mit ihm (auch sonst) gearbeitet hat und dass nun ein Punkt erreicht ist, an dem auch das nicht mehr hilft.

Solche Konfliktgespräche wie ich in meinen posts beschrieben habe, führe ich nur sehr selten. Bei einem normalen Problemchen o.ä. mache ich natürlich kein Riesenfass auf.

Ich greife dann zu diesem Instrumentarium, wenn ich oder der Schüler wirklich ein Problem hat. Ein grundlegendes und tiefgreifendes, was eine erfolgreiche Arbeit mit meinem Schüler verhindert.

Solch ein Problem kann z.B. das des Übens bzw. des mangelnden Übens sein.

Einem Lehrer, zumindest mir, ist es ein großes Anliegen, den Schüler zu Selbständigkeit und Verantwortung zu bringen, ganz besonders beim Üben. Dabei nützt es wenig, was der Lehrer sagt und weiß, denn der Schüler übt allein. Er sollte also in der Lage sein, nach und nach sich selbst zu lehren, effektive Problemlösungstrategien anzuwenden etc.. Die Klavierstunde kann immer nur eine Art Coaching sein. Da sie zeitlich etwa 45 min. dauert, der Schüler den Rest der Woche möglichst täglich allein übt geht es gar nicht anders.

Alle Menschen kommen am liebsten selbst auf Lösungen. Das fördert die Motivation und das Selbstbewusstsein enorm.

Also gebe ich auch im Unterricht, wenn ich die Situation so einschätze, dass ich denke, der Schüler ist dazu imstande, möglichst keine Lösungsvorschläge. Selber denken ist angesagt :p . Selber das Rätsel zu lösen, die Nuss zu knacken. Schüler haben eine enorme Problemlösungskompetenz, wenn sie denn dürfen und der Lehrer nicht dauernd sagt, wie's gemacht wird.

So gehe ich auch bei solchen Gesprächen vor.

Angenommen, für mich ist es ein Problem, dass der Schüler zuwenig oder gar nicht übt. Für den Schüler selbst muss das überhaupt kein Problem sein :p .

Also gebe ich eine klare Ich-Botschaft zum Besten wie z.B. "Es stört mich sehr, dass du in der letzten Zeit oft ungeübt in den Unterricht kommst. Ich gebe mir immer sehr viel Mühe, dir weiterzuhelfen und mit dir eine schöne und spannende Unterrichtsstunde zu erleben. Doch in der letzten Zeit konntest du die Sachen nie, die wir in der letzten Stunde erarbeitet haben und dann müssen wir nochmal alles wiederholen. Ich finde das ganz schrecklich langweilig und habe dann überhaupt keine Lust mehr, mir weiter Mühe zu geben. Wir kommen so nicht weiter."

Für mich ist das nicht intellektuell, sondern verbalisiert nur das, was ich über meine Körpersprache bereits mitgeteilt habe. (Bei kleinen Kindern kann man das so natürlich nicht machen - mit 9jährigen kann aber durchaus so geredet werden).

Die Verbalisierung meiner Position führt zu einer Aufforderung, das Problem gemeinsam zu lösen. Eigentlich immer führt es auch dazu, dass der Schüler nun auch seine Position darstellt (keine Lust, keine Zeit, Stress zu Hause....... ), die wichtig ist, um einer effektiven gemeinsamen Lösung auf die Spur zu kommen. Denn die Lösung muss immer individuell erfolgen. Dreiklang, der Lehrer weiß überhaupt nicht alles, ganz besonders in Dingen, wo der Schüler ohne ihn allein übt. Werden seine Lösungen jedem Schüler übergestülpt, braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn's nicht klappt.

Hat der Schüler z.B. keine Lust, kann man gemeinsam überlegen, ob man die Schwerpunkte im Unterricht mal anders setzt (Pop, Rock, Improvisation, Komposition.......), hat er Stress zu Hause (ein Schüler hatte ein Geschwisterchen bekommen, das Klavier stand im Wohnzimmer - er hatte gar keine Ruhe mehr. Lösung: Klavier raus aus dem Wohnzimmer), hat er keine Zeit, kann man schauen, wo Räume bleiben, wie man Überituale festigt etc..

Ohne das Feedback und die Mitarbeit des Schülers habe ich als Lehrer überhaupt keine Chance auf eine wirkliche Lösung.

Diese Mitarbeit des Schülers betrifft alle Probleme.

Und da komme ich zu deinem post, liebe Viola, den ich auch sehr toll finde, weil du dich sehr damit beschäftigst hast.


Fortsetzung im nächsten Beitrag.........................
 
...............................Fortsetzung:


Also frage ich mich: was soll ein Kind mit dieser Info anfangen, dass MIR der Klavieruntericht mit ihm schwer fällt und mich frustriert? Das Kind kann mir dabei nicht helfen! Es ist MEIN Problem!! Ich bin die Erwachsene und ICH müsste die Möglichkeiten haben, diese Situation zu entschärfen.


Es ist m.M.n. eben ein Problem, was zwar du hast, was aber, da es die Zusammenarbeit mit einem Schüler betrifft, auch nur von euch beiden gemeinsam gelöst werden kann. Vielleicht ist genau da der Haken: du denkst, du musst das Problem lösen und du scheiterst genau deswegen, weil das Problem nicht nur von dir gelöst werden kann!

Und wenn du den Schüler an der Problemlösung beteiligst, geht das m.M.n. nur über die verbale Auseinandersetzung, die aber vielleicht endlich einmal das ausspricht, was du dem Schüler nonverbal schon längst mitgeteilt hast. Denn nonverbal besteht doch schon längst ein Konflikt zwischen euch. Spricht man ihn mal aus ohne Vorwürfe zu machen, bekommt der Schüler eine Chance zu reflektieren und zu denken.

Man kann Konflikte natürlich nonverbal lösen, eine meiner beliebtesten Hilfen ist der Humor. Ein Lächeln, Zwinkern oder Schmunzeln kann alles beiseite fegen.

Bei wirklich tiefgreifenden Konflikten verschlimmert das aber eher die Situation. Das ist überall so, nicht nur im Unterricht.

Sprache hilft, zu denken, zu reflektieren, auszudrücken. Auch wenn kleinere Kinder dazu noch nicht völlig in der Lage sind, sollte es doch ein Bestreben sein, sie dazu zu erziehen. das geht nur durch Übung. Nicht umsonst gibt es mittlerweile sogar in Kindergärten (!!!!!!!) Programme (Faustlos), die in diesem zarten Alter Ich-Botschaften lehren, zur Verbalisierung von Gefühlen anhalten etc. etc..

Das ist in der Praxis nicht intellektuell, im Gegenteil. Der Hintergrund mag intellektuell erscheinen, man muss sich auch wirklich damit befassen.

Es ist nicht leicht, dieses oder ähnliche Modelle gut anzuwenden. Ich sehe mich da immer noch als Lernende. Man muss auch diese Methode wirklich wollen. Sie muss für einen passen, sonst wirkt sie aufgesetzt und unauthentisch und dann ist alles verloren ( s. auch gubu).


Was jetzt deine Einwände angeht,


Ich brösele das mal auf, was ich dann vom Gegenüber (9 Jahre) erfahre:

L: "Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten" "....und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1)"​

S: -na und, ist mir doch egal, ist dein Problem, hör doch auf mich zu unterrichten, dann habe ich endlich mein Ziel erreicht und: gewonnen! Mir macht es Spaß zu sehen, wie Du Dich abmühst und frustriert bist!​
.


muss ich zum Erstaunen aller vielleicht sagen, "wunderbar! Ich habe eine Antwort!" :mrgreen: Genau das will ich doch: ich habe das Gefühl, der Schüler und ich sind auf zwei völlig verschiedenen Ebenen, das hindert mich am Arbeiten/Unterrichten und mein Bestreben ist es, auf eine gemeinsame Ebene zu finden.

Wenn der Schüler so reagiert, ist das zwar ziemlich aggressiv (ehrlich gesagt, bezweifle ich diese Reaktion auch - ich habe bisher noch nie so etwas gehört. Im Gegenteil verliefen alle Konfliktgespräche, die ich bisher hatte, sehr zufriedenstellend und erfolgreich, weswegen ich so begeistert von diesem Modell bin. Solche Gespräche finden ja eher sehr selten statt und so braucht man sich auch über womögliche Endloslabereien im Unterricht keine Sorgen machen. Wenig, aber wenn, dann richtig! :-D ), aber eine klare Reaktion. Diese gilt es nun aufzudröseln. Es besteht die Möglichkeit, dass er es wirklich so gemeint hat, aber auch, dass es nur ein Code für etwas anderes ist. Da hilft Aktives Zuhören.

Ich könnte also sagen: "Du meinst, dass du die ganze Zeit das Ziel hattest, dass ich dich nicht mehr unterrichte? Dass es dir Spaß gemacht hat, zu sehen, wie frustriert ich bin und dass du eigentlich nicht mehr Klavier spielen willst?"

Ich spiegele also seine Reaktion wieder. Das ist ziemlich schwierig manchmal, denn werde ich wütend ob seiner aggressiven Reaktion, kann ich nicht mehr als Spiegel dienen. Ich begrüße jede Art von Reaktion als Kontaktaufnahme und Möglichkeit zur Lösung des Problems (Gordon und alle anderen bezeichnen alle kommunikativen Äußerungen, ob non-verbal oder verbal als Codes - es gilt dann die Codes zu entschlüsseln. Weiß man das, wird man die Reaktion des Schülers nicht persönlich nehmen).

Antwortet der Schüler mit "Ja", so weiß ich doch Gott sei Dank endlich, woran ich bin. Jede weitere Mühe ist verschwendet, der Schüler will nicht, das Problem ist gelöst. Und das mit Hilfe so ein paar kleiner Sätzchen. Effektiver geht's doch gar nicht!

Wenn er meint, dass das ganze mein Problem ist, so hat er recht. Mein Problem hat aber mit seinem Verhalten zu tun und hat bestimmte Folgen. Da hat er wie alle Schüler eine Verantwortung. Wenn er seinen Anteil an der Verantwortung für einen schönen Unterricht ablehnt, kann man tatsächlich nur sagen, "nicht mit mir". Aber dann weiß man wenigstens auch, was Sache ist.

Außerdem wird es das Kind im Kopf sofort umformulieren in: Du bist Schuld, weil Du Dich so bescheuert verhälst bin ich frustriert.
Da kann man das noch so schön in eine ich-Botschaft umformulieren, am Ende ist es was es ist: ein Vorwurf..

Eine Ich-Botschaft ist unvollständig, wenn sie das Verhalten des Kindes nicht beschreibt. Das zu hören, ist sicher schmerzhaft für einen Schüler, aber unumgänglich. Deshalb habe ich auch von Anfang an gesagt, dass eine Ich-Botschaft keinen Weichspülgang hat :p. Es ist u.a. eine Beschreibung des Verhaltens des Schülers, kein Vorwurf. das ist ein entscheidender Unterschied.

Es kann aber trotzdem natürlich sein, dass ein Schüler oder Gesprächspartner von einer Ich-Botschaft gekränkt ist. Eine Ich-Botschaft ist immer noch eine Konfrontation und Grenzziehung und die tut weh. Aber vorwurfsloser kann man es nicht sagen, und wenn man merkt, dass der andere gekränkt ist, verwendet man Aktives Zuhören.

Gerade als Lehrer ist man da in einer absolut führenden Position. Man lenkt das Gespräch, man achtet auf verbale und non-verbale Reaktionen des Schülers, man ist praktisch Mediator und Konfliktteilnehmer gleichzeitig. Da ich sowieso in meinem sonstigen Leben versuche, Menschen und Reaktionen so wenig wie möglich zu bewerten und in Schubladen zu stecken ( schon von vornherein zum Scheitern verurteilt *grins*), passt dieses Konzept sehr zu mir. Ich schaffe es (bisher), jeder Reaktion meiner Schüler auf Ich-Botschaften von mir mit Interesse zu begegnen - ich erfahre dadurch viel über den anderen und mich und der Schüler erfährt auch eine ganze Menge über sich und über mich und so können wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen.

Aber ich als Lehrer führe und lenke das Gespräch. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, durch eine klare Äußerung meiner Position und auch meiner Gefühle irgendwelchen Schaden (Respekt...) zu erleiden. Im Gegenteil tut es mir sogar gut. Es kommt immer drauf an, wie man es sagt, wann und wieviel man es sagt.

Ich möchte deshalb gern nochmals wiederholen, was mir wichtig ist: 99% des Klavierunterrichts läuft ganz anders ab. Das eine Prozent, in denen solch ein Gespräch verläuft, sollte aber dann so sinnvoll wie möglich genutzt werden. Damit kann man oft über gravierende Verläufe eines Klavierunterrichts Einfluss haben, z.B. darüber, ob er noch stattfindet oder nicht.


Und glaubt mir, ich wollte diese Zeit eigentlich nutzen zum Üben. Ich lege keinen Wert darauf, ellenlange posts zu verfassen.

Wenn ich aber so schöne Beiträge wie Violas und Dreiklangs lese, die sich wirklich damit befasst haben, möchte ich auch antworten. Bei solch einem Thema dauerts dann leider etwas länger.

Anbei noch ein paar links, wenn's interessiert (übrigens gibt es dieses Konzept auch für Manager, Coachs, Unternehmensberatungen):

Heyne Sachbuch, Nr.28, Managerkonferenz: Effektives Führungstraining: Amazon.de: Thomas Gordon: Bücher

http://www.diebirne.ch/images/KommTechKaufHWD_2009.pdf?osCsid=30892d7ce3707df7d9f94d4e9d1f6173

http://www.fish.ch/fileadmin/user_upload/download/pdf/Kommunikationssperren.pdf

Uff, liebe Grüße *lach*

chiarina
 
Bewundernswert, mit welchem Einsatz und Eifer da dieser durchaus begabte Knabe hartnäckig, unbeirrbar und unbelehrbar seinen eigenen Weg gehend in eine Sackgasse manövrierte.
...willst Du damit sachte und vorsichtig andeuten, dass die Herangehensweise deines ehemaligen Schülers nicht so ganz optimal war?... :mrgreen::mrgreen::mrgreen:
 
...willst Du damit sachte und vorsichtig andeuten, dass die Herangehensweise deines ehemaligen Schülers nicht so ganz optimal war?... :mrgreen::mrgreen::mrgreen:

Ja. Einigen Schülern fehlt es einfach an Demut gegenüber allem: der Musik, dem Gegenüber, sich selbst... uvm.

Die leben nur: Macht haben wollen! Nun ja.

@chiarina, schönes Post, muss ich mal drüber nachdenken! Danke!
 
Und glaubt mir, ich wollte diese Zeit eigentlich nutzen zum Üben.
Liebe Chiarina,
ja klar, dass glauben wir. Natürlich wolltest Du üben! Das geht schon in Ordnung. Musst Dich nicht entschuldigen.
Ich hatte mir die ersten Posts mit den Ich-Botschaften nochmal durchgelesen...und mit Ruhe kann man schon eine Menge daraus nutzen...

"Es trafen sich zwei ICH und kommunizierten nach den Regeln der Kunst, so gut wie man miteinander spricht.
Dann, als jedes ICH seine Botschaften ausgebreitet hatte,
war jedes Ich wieder allein bei SICH.
Und dachte stille:
DU fehlst.
DU bist wichtig."
 
Liebe Chiarina,
ja klar, dass glauben wir. Natürlich wolltest Du üben! Das geht schon in Ordnung. Musst Dich nicht entschuldigen.
Ich hatte mir die ersten Posts mit den Ich-Botschaften nochmal durchgelesen...und mit Ruhe kann man schon eine Menge daraus nutzen...

"Es trafen sich zwei ICH und kommunizierten nach den Regeln der Kunst, so gut wie man miteinander spricht.
Dann, als jedes ICH seine Botschaften ausgebreitet hatte,
war jedes Ich wieder allein bei SICH.
Und dachte stille:
DU fehlst.
DU bist wichtig."


Lieber Neronick,

eine süße Geschichte (kommt mir irgendwie bekannt vor?). :) Aber ich verstehe nicht, was du in diesem Kontext damit sagen willst.

Erbitte Nachhilfe! :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Aber ich verstehe nicht, was du in diesem Kontext damit sagen willst.
Erbitte Nachhilfe!
Nein, nein, keine Nachhilfe: Das wäre didaktisch ganz falsch. Man muss Schülern Anregungen geben, die sie kreativ weiterentwickeln, bis sie eigenständige Lösungsmodelle generiert haben. (Herrlich, wie leicht es ist, dieses soziologische Sprachgetue in sinnlosen Sätzen zu adaptieren)....Jetzt arbeitet es in Chiarina, Selbstzweifel...will er mich...? Nein, will er nicht. Genau an dieser Stelle geschieht etwas Wichtiges in Kommunikationen: Das Selbstvertrauen übertrumpft das Gespräch; bzw. das fehlende Selbstvertrauen, das so leicht dazu führt, dass man das Gesagte in den falschen Hals bekommt. (Menschen ohne Selbstvertrauen sind wahnsinnig humorlos!)

Nebenbei: Ich zweifele die Sinnhaftigkeit einer Fachsprache nicht an. Dennoch halte ich das Lyrische dem Sachlichen für überlegen, es ist kürzer, meist treffender.

Wenn ich das wirklich geschafft hätte: Eine kommunikationserfahrene Lehrerin in die Situation zu bringen, dass sie sich nach Nachhilfe sehnt...dann hätte ich das Geheimnis der Kommunikation wohl verstanden? :-)
Liebe Grüße
Neronick
 

Also, heute: Ben. 12 Minuten. Ich hatte mir vorgenommen: es gibt keine Diskussion, wir machen einfach Unterricht.

Frage an Ben: Und? Hat es geklappt diese Woche?

Er fummelt ewig und drei Tage herum, kontrolliert noch mal meine Zeichnung, nimmt die richtige Hand, kontrolliert noch einmal alles und drückt dann. Etwas unsicher aber er hats geschafft. Und dann hat er den Anfang von Pink Panther gespielt, wo die LH so rutscht. Perfekt mit den richtigen Notenlängen und: Pausen. Es groovte total ab. Dann wollte er die Melodie lernen mit der RH, konnte sich noch an den Emoll Dreiklang erinnern von einem anderen Lied, und hat den ersten Teil der Melodie perfekt hingekriegt. Kein Kampf, kein Ärger, keine Diskussion...

So muss es sein.
 
Also, heute: Ben. 12 Minuten. Ich hatte mir vorgenommen: es gibt keine Diskussion, wir machen einfach Unterricht.

Frage an Ben: Und? Hat es geklappt diese Woche?

Er fummelt ewig und drei Tage herum, kontrolliert noch mal meine Zeichnung, nimmt die richtige Hand, kontrolliert noch einmal alles und drückt dann. Etwas unsicher aber er hats geschafft. Und dann hat er den Anfang von Pink Panther gespielt, wo die LH so rutscht. Perfekt mit den richtigen Notenlängen und: Pausen. Es groovte total ab. Dann wollte er die Melodie lernen mit der RH, konnte sich noch an den Emoll Dreiklang erinnern von einem anderen Lied, und hat den ersten Teil der Melodie perfekt hingekriegt. Kein Kampf, kein Ärger, keine Diskussion...

So muss es sein.

Wahrscheinlich liest er im Forum mit, und hat sich gedacht, hoppala jetzt geht's mir an den Kragen.
3gl.gif
 
Also, heute: Ben. 12 Minuten. Ich hatte mir vorgenommen: es gibt keine Diskussion, wir machen einfach Unterricht.

Frage an Ben: Und? Hat es geklappt diese Woche?

Er fummelt ewig und drei Tage herum, kontrolliert noch mal meine Zeichnung, nimmt die richtige Hand, kontrolliert noch einmal alles und drückt dann. Etwas unsicher aber er hats geschafft. Und dann hat er den Anfang von Pink Panther gespielt, wo die LH so rutscht. Perfekt mit den richtigen Notenlängen und: Pausen. Es groovte total ab. Dann wollte er die Melodie lernen mit der RH, konnte sich noch an den Emoll Dreiklang erinnern von einem anderen Lied, und hat den ersten Teil der Melodie perfekt hingekriegt. Kein Kampf, kein Ärger, keine Diskussion...

So muss es sein.


Na wunderbar :-D ! Und, liebe Viola, hier im Forum kann man ja immer alles mögliche Weise und Unweise schreiben, letztlich aber hat man keine Ahnung, weil man den Schüler etc. ja nicht kennt. Und da bist du nun mal die Fachfrau für alle Fälle!!! :-D

Viel Spaß noch mit deinem Ben! :-D

@Neronick: :mrgreen: fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Das Geheimnis der Kommunikation wird leider nicht dann gelüftet, wenn eine Lehrerin etwas lernen will. Was nicht schaden kann, wie wir wissen. Denn schon Newton hat gesagt "Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean."

Zum süßen Abschluss (das Dessert schmeckt immer am besten) noch ein extra Geschenk an dich, das dir sicher gefallen wird:



Die Philister, die Beschränkten


Die Philister, die Beschränkten,
Diese geistig Eingeengten,
Darf man nie und nimmer necken.
Aber weite, kluge Herzen
Wissen stets in unsren Scherzen
Lieb und Freundschaft zu entdecken.

Heinrich Heine


Liebe Grüße

chiarina
 
[…]Und dann hat er den Anfang von Pink Panther gespielt, wo die LH so rutscht. Perfekt mit den richtigen Notenlängen und: Pausen. Es groovte total ab. Dann wollte er die Melodie lernen mit der RH, konnte sich noch an den Emoll Dreiklang erinnern von einem anderen Lied, und hat den ersten Teil der Melodie perfekt hingekriegt.
[…]
Wahrscheinlich wollte er den Dir letzten Satz aus dem Lied:
Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage.
schonend beibringen.

Grüße
Thomas
 
Lieber gubu,

die Hoffnung stirbt zuletzt! :mrgreen: :-D :-D

Liebe Grüße

chiarina
 
Wahrscheinlich liest er im Forum mit, und hat sich gedacht, hoppala jetzt geht's mir an den Kragen.
3gl.gif

PP, das IS nich wahr...!
3gl.gif
(echt cooler Kommentar!)
(ich könnte Deinen Beitrag ja auch einfach "liken", weiß aber bis jetzt immer noch nicht ob ich diese Funktion hernehmen soll ;))

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und
...............................Fortsetzung:
chiarina

Liebe chiarina,

ich bin wirklich absolut begeistert von Deinem großen Post...! Jeder pädagogische Aspekt, alles was da zu lesen steht, sind für mich pädagogische Augenöffner. Ich will gar nicht gesondert kommentieren - es gibt für mich gar nichts zu kommentieren, was Du schreibst spricht für sich selbst. Dieser Beitrag ist echt wieder viel zu schade, um irgendwann im Nirwana eines untergehenden Fadens zu verschwinden...
Ich glaube, solche Menschen wie Du tragen entscheidend dazu bei, daß unsere Gesellschaft soziologisch den Zusammenhalt behält.
Was Dein Üben (Konzert in Sichtweite?) angeht, so darfst Du Dir von mir in diesem Fall extra kräftig die Daumen gedrückt wissen, damit alles glattläuft!

Vor Clavio.de dache ich: naja, Klavierunterricht ist halt Klavierunterricht. Jetzt bin ich kurz davor, es in meinem persönlichen Ranking als "Kunstform" hochzustufen.

Auch bei Dir, viola, sehe ich das so - dieser Einsatz, dieses unermüdliche viele Nachdenken, das Suchen nach Lösungs-Strategien, welche wohl eher zu Deinem Wesen passen (Authenzität ist ja auch wichtig).
"Demut" ist auch eins dieser Wörter, die einfach unmodern geworden sind. Man sollte ganz generell wissen, wann es angebracht ist, auch mal eine solche zu zeigen. Der Begriff "Ehre" (persönliche Ehre, die mein Handeln bestimmt, zu seinem Wort stehen, etc.) steht bei mir an der Spitze von Begriffen, die unmodern und unbekannt geworden sind.

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Ich frage mich, wie sieht eigentlich das andere Ende des Spektrums aus? Einzel-Unterricht bei bereits weit fortgeschrittenen Spielern? Rolf, werden da dann Dinge wie Erfahrungen aus der Konzertpraxis vermittelt, oder wird tatsächlich ein gespieltes Stück angehört, und Tipps zum Ausdruck, zur Interpretation etc. gegeben - vielleicht Vergleiche zu berühmten Interpreten gezogen, etc? (aber letzteres kann doch ein "Meisterschüler" oder wie man so jemand nennt, wohl auch bereits selbst, durch CD-Referenzaufnahmen?). Was "lernen" eigentlich Leute, die für meinen Begriff bereits schon "phantastisch klavierspielen können"...? Und dann, weitergedacht, welcherart "Probleme" ergeben sich dann auf solch einem "hohen" Niveau? Ich nehme z.B. an, jemand der unvorbereitet erscheint, oder Ratschläge ablehnt, erhält am Ende des Unterrichts wohl die trockene Mitteilung, daß dies der letzte Unterricht gewesen sei. Oder sind solche "Unterrichte" immer eher punktuelle Maßnahmen - z.B. Hilfe bei Konzertvorbereitungen oder Wettbewerbe?

Schöne Grüße
Dreiklang
 

Hallo Nora,

danke, ein interessanter Link! In vielerlei Hinsicht. Antworten auf meine Frage findet man eigentlich auch durch simples Nachdenken. Ein guter junger Pianist möchte ein bekannter werden, dann ein berühmter, dann eine Legende (gesetzt dem Fall, das ist die persönliche Zielsetzung). Und dabei helfen dann berühmte Lehrer. Ob die Zusammenarbeit dann klappt, mag auch viel von der persönlichen Chemie abhängen. (mich wundert allerdings, daß Lang Lang an die heiligen Beethoven-Sonaten mit so wenig Ehrfurcht und tiefem inneren Bezug rangeht - für meinen Geschmack. (YouTube - Lang Lang plays Beethoven's Sonata "Appassionata" Op. 57 No. 23 1st Movement.) Ich habe noch die Einspielungen von Arrau im Ohr, und daneben auch eigene Vorstellungen).

Also, heute: Ben. 12 Minuten. Ich hatte mir vorgenommen: es gibt keine Diskussion, wir machen einfach Unterricht.

Frage an Ben: Und? Hat es geklappt diese Woche? ... Etwas unsicher aber er hats geschafft.

Hallo Viola,

das freut mich. Für mich klingt es so, als hätte Ben tatsächlich große Schwierigkeiten mit dieser Übung (gehabt). Bist Du Dir sicher, sie wirklich kochrezept-artig, in einfachen, definierten, logisch aufeinander aufbauenden Schritten nachvollziehbar, vermittelt zu haben?
Ansonsten, weiß ich nicht ob man jetzt sagen könnte:"Ende gut, alles gut", oder ob Du weiter berichten möchtest wie es läuft. In beiden Fällen erstmal alles gute und weiterhin gutes Gelingen.

Schönen Gruß
Dreiklang
 

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