...............................Fortsetzung:
Also frage ich mich: was soll ein Kind mit dieser Info anfangen, dass MIR der Klavieruntericht mit ihm schwer fällt und mich frustriert? Das Kind kann mir dabei nicht helfen! Es ist MEIN Problem!! Ich bin die Erwachsene und ICH müsste die Möglichkeiten haben, diese Situation zu entschärfen.
Es ist m.M.n. eben ein Problem, was zwar du hast, was aber, da es die Zusammenarbeit mit einem Schüler betrifft, auch nur von euch beiden gemeinsam gelöst werden kann. Vielleicht ist genau da der Haken: du denkst,
du musst das Problem lösen und du scheiterst genau deswegen, weil das Problem
nicht nur von dir gelöst werden kann!
Und wenn du den Schüler an der Problemlösung beteiligst, geht das m.M.n. nur über die verbale Auseinandersetzung, die aber vielleicht endlich einmal das ausspricht, was du dem Schüler nonverbal schon längst mitgeteilt hast. Denn nonverbal besteht doch schon längst ein Konflikt zwischen euch. Spricht man ihn mal aus ohne Vorwürfe zu machen, bekommt der Schüler eine Chance zu reflektieren und zu denken.
Man kann Konflikte natürlich nonverbal lösen, eine meiner beliebtesten Hilfen ist der Humor. Ein Lächeln, Zwinkern oder Schmunzeln kann alles beiseite fegen.
Bei wirklich tiefgreifenden Konflikten verschlimmert das aber eher die Situation. Das ist überall so, nicht nur im Unterricht.
Sprache hilft, zu denken, zu reflektieren, auszudrücken. Auch wenn kleinere Kinder dazu noch nicht völlig in der Lage sind, sollte es doch ein Bestreben sein, sie dazu zu erziehen. das geht nur durch Übung. Nicht umsonst gibt es mittlerweile sogar in Kindergärten (!!!!!!!) Programme (Faustlos), die in diesem zarten Alter Ich-Botschaften lehren, zur Verbalisierung von Gefühlen anhalten etc. etc..
Das ist in der Praxis nicht intellektuell, im Gegenteil. Der Hintergrund mag intellektuell erscheinen, man muss sich auch wirklich damit befassen.
Es ist nicht leicht, dieses oder ähnliche Modelle gut anzuwenden. Ich sehe mich da immer noch als Lernende. Man muss auch diese Methode wirklich wollen. Sie muss für einen passen, sonst wirkt sie aufgesetzt und unauthentisch und dann ist alles verloren ( s. auch gubu).
Was jetzt deine Einwände angeht,
Ich brösele das mal auf, was ich dann vom Gegenüber (9 Jahre) erfahre:
L: "Ich finde es sehr anstrengend und frustrierend, dich zu unterrichten" "....und ich weiß langsam nicht mehr, was ich machen soll (1)"
S: -na und, ist mir doch egal, ist dein Problem, hör doch auf mich zu unterrichten, dann habe ich endlich mein Ziel erreicht und: gewonnen! Mir macht es Spaß zu sehen, wie Du Dich abmühst und frustriert bist!
.
muss ich zum Erstaunen aller vielleicht sagen, "wunderbar! Ich habe eine Antwort!" :mrgreen: Genau das will ich doch: ich habe das Gefühl, der Schüler und ich sind auf zwei völlig verschiedenen Ebenen, das hindert mich am Arbeiten/Unterrichten und mein Bestreben ist es, auf eine gemeinsame Ebene zu finden.
Wenn der Schüler so reagiert, ist das zwar ziemlich aggressiv (ehrlich gesagt, bezweifle ich diese Reaktion auch - ich habe bisher noch nie so etwas gehört. Im Gegenteil verliefen alle Konfliktgespräche, die ich bisher hatte, sehr zufriedenstellend und erfolgreich, weswegen ich so begeistert von diesem Modell bin. Solche Gespräche finden ja eher sehr selten statt und so braucht man sich auch über womögliche Endloslabereien im Unterricht keine Sorgen machen.
Wenig, aber wenn, dann richtig! ), aber eine klare Reaktion. Diese gilt es nun aufzudröseln. Es besteht die Möglichkeit, dass er es wirklich so gemeint hat, aber auch, dass es nur ein Code für etwas anderes ist. Da hilft Aktives Zuhören.
Ich könnte also sagen: "Du meinst, dass du die ganze Zeit das Ziel hattest, dass ich dich nicht mehr unterrichte? Dass es dir Spaß gemacht hat, zu sehen, wie frustriert ich bin und dass du eigentlich nicht mehr Klavier spielen willst?"
Ich spiegele also seine Reaktion wieder. Das ist ziemlich schwierig manchmal, denn werde ich wütend ob seiner aggressiven Reaktion, kann ich nicht mehr als Spiegel dienen. Ich begrüße
jede Art von Reaktion als Kontaktaufnahme und Möglichkeit zur Lösung des Problems (Gordon und alle anderen bezeichnen alle kommunikativen Äußerungen, ob non-verbal oder verbal als Codes - es gilt dann die Codes zu entschlüsseln. Weiß man das, wird man die Reaktion des Schülers nicht persönlich nehmen).
Antwortet der Schüler mit "Ja", so weiß ich doch Gott sei Dank endlich, woran ich bin. Jede weitere Mühe ist verschwendet, der Schüler will nicht, das Problem ist gelöst. Und das mit Hilfe so ein paar kleiner Sätzchen. Effektiver geht's doch gar nicht!
Wenn er meint, dass das ganze mein Problem ist, so hat er recht. Mein Problem hat aber mit seinem Verhalten zu tun und hat bestimmte Folgen. Da hat er wie alle Schüler eine Verantwortung. Wenn er seinen Anteil an der Verantwortung für einen schönen Unterricht ablehnt, kann man tatsächlich nur sagen, "nicht mit mir". Aber dann weiß man wenigstens auch, was Sache ist.
Außerdem wird es das Kind im Kopf sofort umformulieren in: Du bist Schuld, weil Du Dich so bescheuert verhälst bin ich frustriert.
Da kann man das noch so schön in eine ich-Botschaft umformulieren, am Ende ist es was es ist: ein Vorwurf..
Eine Ich-Botschaft ist unvollständig, wenn sie das Verhalten des Kindes nicht beschreibt. Das zu hören, ist sicher schmerzhaft für einen Schüler, aber unumgänglich. Deshalb habe ich auch von Anfang an gesagt, dass eine Ich-Botschaft keinen Weichspülgang hat :p. Es ist u.a. eine Beschreibung des Verhaltens des Schülers, kein Vorwurf. das ist ein entscheidender Unterschied.
Es kann aber trotzdem natürlich sein, dass ein Schüler oder Gesprächspartner von einer Ich-Botschaft gekränkt ist. Eine Ich-Botschaft ist immer noch eine Konfrontation und Grenzziehung und die tut weh. Aber vorwurfsloser kann man es nicht sagen, und wenn man merkt, dass der andere gekränkt ist, verwendet man Aktives Zuhören.
Gerade als Lehrer ist man da in einer absolut führenden Position. Man lenkt das Gespräch, man achtet auf verbale und non-verbale Reaktionen des Schülers, man ist praktisch Mediator und Konfliktteilnehmer gleichzeitig. Da ich sowieso in meinem sonstigen Leben versuche, Menschen und Reaktionen so wenig wie möglich zu bewerten und in Schubladen zu stecken ( schon von vornherein zum Scheitern verurteilt *grins*), passt dieses Konzept sehr zu mir. Ich schaffe es (bisher), jeder Reaktion meiner Schüler auf Ich-Botschaften von mir mit Interesse zu begegnen - ich erfahre dadurch viel über den anderen und mich und der Schüler erfährt auch eine ganze Menge über sich und über mich und so können wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen.
Aber ich als Lehrer führe und lenke das Gespräch. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, durch eine klare Äußerung meiner Position und auch meiner Gefühle irgendwelchen Schaden (Respekt...) zu erleiden. Im Gegenteil tut es mir sogar gut. Es kommt immer drauf an, wie man es sagt, wann und wieviel man es sagt.
Ich möchte deshalb gern nochmals wiederholen, was mir wichtig ist: 99% des Klavierunterrichts läuft ganz anders ab. Das eine Prozent, in denen solch ein Gespräch verläuft, sollte aber dann so sinnvoll wie möglich genutzt werden. Damit kann man oft über gravierende Verläufe eines Klavierunterrichts Einfluss haben, z.B. darüber, ob er noch stattfindet oder nicht.
Und glaubt mir, ich wollte diese Zeit eigentlich nutzen zum Üben. Ich lege keinen Wert darauf, ellenlange posts zu verfassen.
Wenn ich aber so schöne Beiträge wie Violas und Dreiklangs lese, die sich wirklich damit befasst haben, möchte ich auch antworten. Bei solch einem Thema dauerts dann leider etwas länger.
Anbei noch ein paar links, wenn's interessiert (übrigens gibt es dieses Konzept auch für Manager, Coachs, Unternehmensberatungen):
Heyne Sachbuch, Nr.28, Managerkonferenz: Effektives Führungstraining: Amazon.de: Thomas Gordon: Bücher
http://www.diebirne.ch/images/KommTechKaufHWD_2009.pdf?osCsid=30892d7ce3707df7d9f94d4e9d1f6173
http://www.fish.ch/fileadmin/user_upload/download/pdf/Kommunikationssperren.pdf
Uff, liebe Grüße *lach*
chiarina