Verspielt und auf "Autopilot" umgeschaltet

Aus demselben Grund, warum man das handschriftliche Schreiben als DAS didaktische Mittel in der Schule verwendet.
Tut man das?
Auch Studenten lernen im Schnitt effizienter, wenn sie handschriftliche anstelle von digitalen Notizen machen.
Ach was.
Ein beliebtes Nullargument. Studien geibt es zu allem möglichen.
igentlich sollte es da auch genügend eigene Erfahrungen geben.
Meine Erfahrung sagt halt das genaue Gegenteil. Und nun?
 
Ok, wenn Du Schreiben, Rechnen, Lesen... besser gelernt hast, in dem Du Aufgaben in ein Laptop getippt hast
Was soll der Quatsch? Dir ist doch sonnenklar, dass es das zu meiner Zeit nicht gab. Im Übrigen, wie ich Rechnen, Lesen und Schreiben (in dieser Reihenfolge!) gelernt habe, davon hast du nicht die geringste Ahnung. In der Tat habe ich aber, sobald ich die Möglichkeit dazu hatte, meine Gedanken nicht mehr handschriftlich entwickelt. Auch schon, als es noch keine Laptops gab. Auch schon, als für die gemeine Bevölkerung ein "Computer" irgendwas Unbegreifliches war, was man besser meidet. In dem Sinne "falle ich wohl aus der Regel." Macht nichts, das tue ich meistens.
 
Vielen Dank für die wertvollen Tipps und Anregungen bisher. (Und auch für Nebendiskussionen die in solchen Fäden selten ausbleiben :-D ).

Ich glaube, man muss jetzt noch zwei Dinge unterscheiden:
- Die Sicherheit mit der man ein Stück beherrscht (dafür die Punkte zum Auswendiglernen)
- Das "am Stück bleiben" wenn man spielt, also den Fokus zu behalten.

Und ich glaube, mein Thema wäre eher das zweite. Denn wahrscheinlich passiert mir folgendes:
Ich bin unkonzentriert, spiele ohne genau zu wissen was ich eigentlich spiele (halb auswendig) und machen dann Fehler. Um den Fehler zu kompensieren und nicht noch mehr zu machen schalte ich (unbewusst) voll auf Autopilot und mache mir gar nicht mehr bewusst, wie ich spiele sondern will's nur noch hinter mich bringen (schlimm genug) :020:
Ich schätze den Erfahrenern unter euch wird das nur ein müdes Lächeln abringen mit den Gedanken: "Klar, man muss halt dran bleiben" oder "Zeigt nur, dass man nicht richtig geübt hat" o. ä.

@Tastatula: Bei deinem Post dachte ich zuerst: "Nein, nein, darum geht's doch gar nicht. Ich weiß ja schon, wie's klingen muss.Das ist nicht das Problem". Beim weiteren Nachdenken dann aber: "Oh, hmmm, eigentlich ist das genau ein Punkt um den es geht. Ich bin nicht drin im Stück weil ich mir nicht zuhöre. Und umgekehrt." Sehr valider Punkt! Wenn ich mir zuhöre, muss ich ja im Stück sein. Da werd ich dran arbeiten.

Der andere Punkt "Sicherheit durch Auswendiglernen" ist natürlich auch eine Hilfe um nicht rauszufliegen. Aber ist man dadurch näher am Stück? Besteht vielleicht niccht sogar die Gefahr, dass man mit den Gedanken abschweift weils ja eh "von selbst läuft"? Klar, man kommt sicherer durch das Stück und macht weniger Fehler. Allerdings würde ich mir zutrauen, tatsächlich das Bourree von Bach auswendig aufzuschreiben (starke Behauptung ;-) ). Trtotzdem hatte ich das Problem ...
 
Was mir noch dazu einfällt: bei Vorspielen machen mir oft einfache Stellen Probleme, weil sich dann herausstellt, dass ich die nur auf "Autopilot" geübt habe und sie nicht wirklich sicher und bewusst kann. Die schweren Stellen habe ich dagegen meist drauf, weil ja besonders gut geübt.

Vielleicht greifst du dir die auch mal gezielt raus... es gab mal so ein Übeexperiment hier bei Clavio, wo man sich in jeder Zeile eine Einstiegsstelle (auch welche mittendrin) suchen sollte, die man übt. Und da dann auch immer mal mit denen hinten im Stück anfangen und sich von hinten nach vorne durch die Einstiegsstellen arbeiten. Das ist auch echt eine hilfreiche Übung.
 
- Das "am Stück bleiben" wenn man spielt, also den Fokus zu behalten.

Und ich glaube, mein Thema wäre eher das zweite. Denn wahrscheinlich passiert mir folgendes:
Ich bin unkonzentriert, spiele ohne genau zu wissen was ich eigentlich spiele (halb auswendig) und machen dann Fehler. Um den Fehler zu kompensieren und nicht noch mehr zu machen schalte ich (unbewusst) voll auf Autopilot und mache mir gar nicht mehr bewusst, wie ich spiele sondern will's nur noch hinter mich bringen (schlimm genug) :020:

So in der Art kenn ich das auch. Die Erfahrungen waren aber unterschiedlich je nach Stück. Manchmal schafft es die Musik, dass sie mich stellenweise ganz in ihren Bann zieht, so dass ich andere Dinge kaum mehr wahrnehme. Z.B. beim 3. Satz der Sturmsonate ist das so (kann ich mehr schlecht als recht spielen, aber das ist ein anderes Thema). Das sind dann die Momente, wo ich innerlich nicht mehr damit beschäftigt bin es möglichst korrekt zu spielen, sondern ich einfach spiele. Vor dem Vorspiel hilft dahingehend auch, daran zu denken, dass man gute Musik den Hörern nahebringen will. Es geht nicht darum, dass man irgendwas beweisen muss, sondern dass man gute Musik hat!
 
Die ersten (kommerziell erfolgreichen) Schlepptops (Toshiba/IBM) kamen Ende der 80er auf den Markt. Meine ersten Gehversuche im Programmieren waren Anfang der 70er. Eine Olivetti Tischrechenmaschine, die die Uni Mannheim unserer Schule geschenkt hat. Ab '76 an der Hochschule dann einen "real" Computer (IBM 370), und ab '79 hatte ich im Krebsforschungszentrum Mainframe (IBM), Minicomputer (DEC) und später auch einen IBM PC zur Verfügung. Ende der 80er dann diverse UNIX Kisten und Internet-Zugang. Usw usf. Zettel und Papier habe ich schon lange weitestgehend aus meinem Leben verbannt.
 

Um noch mal zum Thema zurück zu kommen:

Unterricht zu haben und dem Lehrer etwas vorzuspielen, ist ja für einen Erwachsenen meist eine sehr merkwürdige Angelegenheit.
Man muss da raus aus seiner Comfortzone.
Es ist doch auch interessant, wie sehr man wieder erinnert wird dass man den Wunsch in sich trägt, zu gefallen.
Im übertragenen Sinne natürlich möchte man, dass dem Lehrer das, was man spielt, gefällt.
Niemand ist in dieser Situation völlig cool, es sei denn, man ist daran sehr gewöhnt, man ist eine absolute Rampensau oder seiner Sache absolut sicher.

Ich erlebe es bei meinen Schülern: Manche sind völlig im Stress wenn sie vorspielen sollen, obwohl wir ja nur zu zweit sind.
Gerade erwachsene Schüler, die viel üben, geraten in Stress.
Ich kenne das von mir selbst: man ist sich der Umgebung ZU bewußt. Da ist vermeintlich die Erwartungshaltung des Lehrers/des Publikums, da ist die eigene innere Stimme, die einem sagt dass man es nicht gut kann etc.pp.

1. du musst dein Stück sehr sehr gut können. Wie man dahin kommen kann, wurde hier ausführlich besprochen, und es ist der einzige Weg, um wirklich sicher und gut vorzuspielen.
2. in der Konzentration bleiben. Sowas wie Lampenfieber ist leider auch etwas, womit manche mehr, manche weniger gesegnet sind, und das kann dazu führen, dass selbst sehr gut gelernte Musik plötzlich nicht mehr abrufbar ist und man ein Blackout bekommt. Ich habe hierzu mal ein paar Hypnosesessions gemacht da ich eine Auftrittsreihe hatte die mich unglaublich nervös gemacht hat. Das war sehr interessant, mein Lampenfieber war wie weggeblasen. (Das heißt natürlich nicht, dass das immer klappt).
3. Schon vor dem Vorspielen die Situation gedanklich durchspielen. Beim üben auch an der Vorstellung arbeiten, da würde jetzt die Lehrerin neben dir sitzen. Irgendwie den Zustand herbeirufen, der dich völlig nervös macht, und mit dieser Nervosität üben.

Ich hatte vor kurzem ein TV Team in meiner Wohnung. Ich habe es geschafft vor dem TV Team zwei Stücke spontan zu spielen, und konnte meine Aufregung gut kontrollieren, da ich diese Stücke schon oft vor Publikum gespielt habe.
20 Minuten bevor das Kamerateam da war, habe ich einfach aus Zeitvertreib ein anderes Stück gespielt, welches ich vermeintlich auswendig kann.
Da die Situation etwas aufregend war, konnte ich mich nicht mehr an das ganze Stück erinnern und bin irgendwo hängen geblieben.
Da merke ich dann, was ich noch nicht wirklich richtig gut kann. Das sind Stellen, die immer klappen, aber in solchen Ausnahmezuständen eben nicht mehr. Es ist immer sehr spannend, welcher Teil vom Gehirn dann "versagt".

Du könntest mit deiner Lehrerin vereinbaren, dass du dieses Stück von Bach gerne auf ein Vorspielniveau bringen möchtest.
Dann würdest du es ihr jedesmal (nachdem das Stück im Grunde abgeschlossen ist) am Anfang der Stunde vorspielen. Nach den gemachten Fehlern analysierst du diese Stellen, und hast in der nächsten Woche wieder eine Chance.
Du machst es so lange, bis es wirklich funktioniert :-)
 

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