Das Kind ist solz auf sich, dass es das "geschafft" hat. Mensch, Leute, ihr seid ja drauf... reicht es denn nicht, einfach ein wenig Musik machen zu wollen, einige Minütchen am Tag und 10 Minuten mit der Klavierlehrerin? Will dieses Wesen denn nicht einfach nur im Rahmen seiner Möglichkeiten Dinge ausprobieren und verbessern dürfen, ohne sich mit den talentierteren Kindern messen zu müssen?
Nur zur Beruhigung, Ben spielt leidenschaftlich Fußballm 3x die Woche, hat Tuniere am Wochenende und er hat den Luxus der absoluten Freiwilligkeit beim Klavier spielen! Wenn er nicht "will", macht seine große Schwester seine 10 Minuten mit.
Die Eltern: die erlauben ihrem Kind so zu sein wie es ist. Jetzt geht es erst einmal über Weihnachten in den Skiurlaub (jaja, das Kind kann sehr gut mit dem Snowboard umgehen).
Ich habe mich schon immer gefragt, warum es Leute gibt, die unbedingt Dinge lernen wollen (oder müssen?), für die sie sehr wenig bis gar kein Talent mitbringen. Die größte Hochbegabung die ich je hatte schaute das Klavier nicht mit dem Hintern an. Ihre größte Leidenschaft was: Jonglieren, Diabolo usw. Dafür hatte sie absolut NULL Talent. Nach einem Jahr Zirkusschule und täglichem stundenlangen Training war sie dann tatsächlich mittlerer Durchschnitt. Das war so ein sechsjähriges Mädel, der erklärte ich die das Notensystem wie einem Erwachsenen (sie stellte die "richtigen" Fragen) und nach 3 Monaten klimperte sie "Für Elise" vom BLATT! Ich bin fast vom Hocker gefallen. Als es dann technisch ein wenig anspruchsvoller wurde, hatte sie einfach keine Lust, bestimmte Bewegungen zu üben oder eine Stelle mehr als 5x zu spielen. Ihre kleine Schwester dagegen hängte sich von Beginn an voll rein ins Klavier, lernte aber erst mit 15 Jahren wirklich Noten lesen... wenn sie spielte, dann spielte sie immer mit voller Seele und ganzem Körper.
Warum kann die Natur nicht mal Begabung und Fleiß in einer Person vereinen?!?!
Aber noch mal zu Ben, warum soll ich ihm sagen, er solle aufhören "es hätte sowieso keinen Zweck"? Was macht das mit einem Kind?
Ich selbst liebte als Kind Ballett, jaja. Die schöne Musik und dazu den Körper bewegen, es gab nichts Schöneres. Figürlich passte ich auch gut an die Stange, nur meine Motorik... nach einem halben Jahr wurde meiner Mutter bedeutet, ich solle aufhören, ich störe die ganze Gruppe. Ich war halt nicht so schnell wie die anderen, aber ich liebte diese Sache einfach total und habe stundenlang nachmittags alleine geübt. Mein "Problem" war aber auch noch ein ganz anderes: die Ballettlehrerin konnte nicht zählen, also Metrum und Takt waren ihr ziemlich schnurz. Für mich war es wichtig, die Schritte ZUR Musik und immer an der gleichen Stelle zu machen... das hat meine Ballettlehrerin nicht verstanden! Dann habe ich versucht ihr das begreiflich zu machen, warum ich an dieser Stelle schneller bin mit den Schritten und an einer anderen Stelle langsamer: weil sie das irgendwann mal so mit uns geübt hatte. Doch in der nächsten Woche zählte sie plötzlich völlig anders. Ich verstand das einfach nicht. Naja, irgend wann kam sie halt damit raus, ich wäre völlig unbegabt für das Tanzen und das hätte keinen Zweck mit mir.
Spätere Erfahrungen zeigten mir: Tänzer sind zu 80% völlig unmusikalisch... für sie sind ganz andere Dinge in der Musik wichtig!
Aber dieser Rauswurf war lange Zeit ein völliges Trauma für mich. Ich mochte sogar gar keine Ballettaufführungen mehr anschauen. Bis heute ist das noch so, dass ich klassisches Ballett einfach sehr schwer "ertragen" kann...
Ich stehe also dazu: Ben wird NICHT rausgeworfen. Bei mir darf er sich selbst kennen lernen. Wie stolz er war, dass er alle Töne richtig getroffen hat, er war wirklich sehr angespannt und hoch konzentriert!!! Es fällt ihm wirklich schwer!!