- Dabei seit
- 23. Apr. 2006
- Beiträge
- 1.372
- Reaktionen
- 258
Natürlich kenne ich Ben und seine Mutter nicht, von daher ist eigentlich alles was wir hier so schreiben total überflüssig.
Aber trotzdem: ich bin da nicht so vertrauensvoll wie Du. Was Du bislang so geschrieben hast deutet eher darauf hin, dass Bens Mutter keinen Sinn dafür hat, wie´s in ihm aussieht.
Er spielt Fußball mit links, er schmiert das Brot mit links, er schält den Apfel mit links (alles motorisch durchaus anspruchsvolle Aufgaben) und das sicherste weil unwillkürlichste Zeichen: er wirft Bälle mit links. Aber die Tatsache, dass er darauf dressiert wurde, mit der rechten Hand zu schreiben, wird als Ausdruck dafür genommen, dass Ben schließlich Rechtshänder sei. Ich fasse da nochmal den Dialog sinngemäß zusammen:
Mutter (bevor Ben sich überhaupt zu der Sache äußern kann): "Ben ist eindeutig Rechtshänder"
Ben: "ich mache eigentlich alles mit Links, außer schreiben."
Mutter: "die Schere benutzt Du mit der rechten Hand"
Ben: "aber auch nur, weil die nur mit rechts funktioniert"
Ben: "ich bin aber Rechtshänder"
oder anders, mit dem 4-Ebenen-Modell erklärt:
Mutter äußert Erwartung (Appell)
Ben versucht sich der Mutter mitzuteilen (Selbstoffenbarung)
Mutter ignoriert Selbstoffenbarungs- und Sachanteil der Botschaft, sendet ihrerseits Botschaft fast ausschließlich mit Sachinhalt.
Ben: Selbstoffenbarung
Ben: Macht es der Mutter recht (Beziehung)
Sagt mal, bin ich denn der Einzige, der hier der Meinung ist, dass da was ganz massiv nicht stimmt? Und zwar mit dem Verhältnis Mutter-Kind???
Die Mutter bekommt nicht mit, dass ihr anderes Kind aus dem Klavierunterricht geschmissen wurde. Sowas hat schon einen Impact auf ein Kind, das geht nicht spurlos vorrüber. Aber der Mutter bleibt es im Verborgenen.
Der Kleine ist so voller Druck, der würde schon längst geplatzt sein, wenn es ginge. Er kann sich nicht mitteilen, bzw. die Person, die für ihn am Wichtigsten ist, hat keine Ohren dafür.
In meinen Augen sind das sichere Anzeichen dafür, dass es eine ganz krasse Schieflage in der Beziehung der Mutter mit ihren Kindern gibt, die daher rührt, dass sie keine oder wenig Rücksicht auf die Selbstoffenbarungsversuche ihrer Kinder nimmt. Gleichzeitig findet kaum Selbstreflexion statt.
Als Psychologin sollte ihr bekannt sein, dass man seine Wahrnehmung programmieren kann. Vielleicht sprichst Du sie mal darauf an, ob ihr das Problem Daten- vs. Konzeptsteuerung der Wahrnehmung nach Wessels ein Begriff ist. Vielleicht fällt da der Groschen. Wahrscheinlich aber nicht --> Selbstreflektion
Ich frage mich, wieso der kleine Mann nach dem oben zitierten Gespräch in irgendeiner Form befreit war. Höchstens, weil Du ihm die Gelengeheit gegeben hast, es irgendwie vielleicht doch seiner Mama rechtzumachen.
Glaubst Du denn, er würde seiner Mutter (von der er denkt, dass sie möchte, dass er Klavierspielen lernt) erzählen, du weißt du, eigentlich habe ich keine Lust auf Klavierspielen - vor allen Dingen wenn die Antwort lauten würde "du spielst auf jeden Fall ganz eindeutig gerne Klavier!"? Oder denkst Du, er würde es Dir sagen, wo Du doch diejenige bist, die es ihm ermöglicht seiner Mutter zu gefallen?
Aber so ist es wieder gelaufen wie vermutlich immer: Die Mutter ihm wieder ihre Sicht der Dinge aufgepropft, der kleine Mann hat gespurt.
Und dann sollen ihm Atemtechniken gegen die Anspannung helfen!? Ja herrschaftszeiten!
Hi! Das sind ja genau DIE Dinge, die ich versuche heraus zu lösen, selbst zu begreifen um dann einen Weg zu finden FÜR das Kind.
Meinst Du denn jetzt, ich solle klipp und klar sagen, hey Ben, Du behauptest zwar immer, Du würdest gerne Klavier spielen WOLLEN, aber ich glaube Dir nicht und ich "weiß", dass Du es "eigentlich" nicht willst (habe ich durchaus auch schon mal überlegt... was macht DAS denn mit so einem Menschen?!? )
Es ist eine "vertrakte" Situation und ich suche eben einen Weg. Ich bin schon einige Male auf Eltern zugegangen (Diabetis, wiederaufkeimende Folgen einer Plexuslähmung durch Wachstumsschub o.ä.) aber ich bin kein Arzt. Schon bei Brillenempfehlungen werden Eltern pampig: mein Kind ist gesund!! Die Diabetikerin durfte nicht mehr kommen nachdem ich mit den Eltern vorsichtig gesprochen hatte (ohne eine Diagnose zu nennen). Natürlich HATTE das Kind Zucker. Doch das erfuhr ich erst Jahre später. Mir blieb nur die schlechte Nachrede, ich würde mich in Dinge einmischen, die mich gar nichts angehen.
Zum Fall: Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass da irgendwie die Kommunikation zwischen Eltern und Kind nicht stimmt. Aber: es ist besser geworden. Ich habe mir einige Verhaltensmaßregeln ausbedungen, zB wie über das Kind gesprochen wird in meinem Beisein: ausschließlich positiv in Richtung: ein toller Mensch, der das, was er macht so gut macht wie er KANN!
Helfe ich dem Jungen nicht besser damit, dass ich ihn ernst nehme in dem was er behauptet: "er möchte Klavier spielen lernen"? Auch wenn ich etwas anderes vermute?