Katze im Sack gekauft?

Hallo zusammen,
ich habe da eine Idee!
Da Stuemperle schon seine Daumen startbereit hält, nehmen wir meine noch dazu und drücken vereint auf dem Verkäufer seine Gurgel, damit er das ganze Geld, was er dem
armen Klimperer abgenommen hat, wieder ausko...... muss.
Wie kann man nur so ein kaputtes Ding verkaufen? Ist doch eine Frechheit, oder ?
Ob fisherman mich jetzt auch so schön lobt ??????
LG Jörg
 
Liebe Leser,

@ Hanfred: du kannst drücken, wo du willst, solange ich mein Geld zurückbekomme, oder aber eine fachgerechte Reparatur. (Mittlerweile verabscheue ich das Seiler nicht mehr so - ich wäre auch ganz zufrieden, WENN es wirklich fachgerecht repariert wird - auf seine Kosten, versteht sich!)

@ 8f2d: Ja, da bin ich in der Tat naiv auf sein (ehemalig) gutes Renommee hereingefallen. Wie dem auch sei, wenn er sich irgendwie querstellt, werde ich nicht an mich halten, das habe ich jetzt lange genug getan. Das Schlimme an der Sache ist, dass ich im August einfach noch nicht soviel wusste wie heute. Sonst hätte ich das Instrument noch vor'm Kauf genauer inspiziert und entweder den Preis heruntergehandelt, oder die Probleme beheben lassen, oder das Instrument einfach stehengelassen (vermutlich letzteres).

@ Jörg: aber lasst den Mann bitte am Leben - zu weit wollen wir ja nicht gehen, gell? Wo er doch (laut eigener Aussage) so an Gicht leidet, und dies, und das, und sonst noch was...

Ich merke schon: es wird mir schwer fallen, hart zu bleiben, denn er will sich bei mir immer sympathisch einspielen, mit allerhand Geschichten über seine "echte deutsche" Lehre damals, die Flucht aus Ostdeutschland, allgemein die "gute alte deutsche Qualität" usw. usf. - Ich halte den Mann auch nicht für schlecht von Grund auf, sondern einen Klavierbauer, der eher konservativ-pragmatisch-sparsam arbeitet, aber jetzt allmählich am Ende seiner Schaffenskraft angekommen ist, und sein Einkommen langsam aber sicher verliert. Und GENAU das erschwert mir den Gedanken unheimlich, ihm das Seiler im die Ohren zu hauen. Ich werde einen höflichen aber bestimmten Mittelweg suchen.

Also, warten wir's ab, nächste Woche weiß ich mehr.

Wünsche allseits ein gutes Wochenende.
Mark
P.S.: nach der Stimmung stelle ich vielleicht mal eine kleine Klimperei auf youtube ein, so als ersten Eindruck.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mark, du hast ein zu weiches Herz. Ich glaube, wenn dir dein Klavierbauer noch eine rührselige Geschichte erzählt, lässt du dich erweichen und behältst das Klavier und gibst du ihm noch Geld dazu, dem armen Mann. Pack ihn bei seiner Ehre!

Beste Grüße nach Südafrika (Mann, wo Clavio überall Benutzer hat, Wahnsinn!)
8f2d
 
Mark, 8F&2D hat wohl recht. Lass Dich nicht über den Tisch ziehen! Gicht hin, Gicht her. Es gibt Schlimmeres. Z.B. Betrug ...
 
...und nimmt vielleicht auch jemanden mit, der dich moralisch unterstützen kann und solche psychologischen Spielchen, wie der sie mit dir scheinbar spielen will, durchschaut (ohne gleich massiv grob zu werden, denn dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen).
 
...und nimmt vielleicht auch jemanden mit, der dich moralisch unterstützen kann und solche psychologischen Spielchen, wie der sie mit dir scheinbar spielen will, durchschaut (ohne gleich massiv grob zu werden, denn dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen).

Ich finde, das ist ein sehr guter Tipp, Fips! Mark kann ja seinen Unmut erst einmal in sachlicher Form vorbringen. Das Ganze ist ja so eine Art Verhandlung, bei der Mark erreichen will, dass der Verkäufer das Instrument zurück nimmt.

Mark, leg dir für das Gespräch mit dem Händler deine Argumente zurecht. Überleg dir "Bonbons", Zugeständnisse, die du machen würdest, damit der Händler auf deine Forderung eingehen kann. Z. B. könntest du ihm anbieten, dass du ein anderes Klavier bei ihm kaufst (falls er ein entsprechendes Instrument hat, das du natürlich mit fachlicher Unterstützung auf Herz und Nieren begutachten solltest!) oder dass du ihm eine Entschädigung für seine Aufwände gibst oder so etwas.

Viel Erfolg!
8f2d
 
Neuigkeiten

Hallo allerseits,

Der Klavierbauer war nun heute morgen da.

Ich habe mich langsam an die Sache herangetastet, ihm erklärt, dass mir Dinge aufgefallen sind, dass ich mich in Foren informiert habe, in die Problematik hineingelesen habe, usw. usw., und habe ihm dann den Befund des Steinway-Technikers gezeigt. Sofort merkte man an der Reaktion, dass er meinte, der Steinway-Tech. wolle ihm eins auswischen...

(Zwischenbemerkung: "mein" Klavierbauer hat vor vielen Jahren den Steinway-Techniker mal dazu gezwungen, ein Klavier, wo unwissend der Bohrwurm drin war, von einer Kundin zurückzukaufen. Der Steinway-Techniker sagte mir neulich schon, dass der Befund, den er mir geschrieben hat, für meinen Klavierbauer wie ein Racheversuch aussehen könnte. Und es scheint, mein Verkäufer hat ihn tatsächlich so aufgefasst.)

Daraufhin habe ich mich schlicht auf die vielen, unabhängigen Urteile berufen, die ich aus den Klavierforen habe.

Anfangs brachte er den Einwand, dass man kein 90 Jahre altes Klavier in einem Neuzustand erwarten könne. Das räumte ich auch ein, aber sagte dann, dass man mich einstimmig davor gewarnt hat, der Basssteg könne jederzeit das Zeitliche segnen. Und das ist nun mal keine gute Voraussetzung für ein Klavier, welches man 20, 30, 40 Jahre behalten und spielen will. Und er hat ja GEWUSST, dass ich ein Klavier suche, welches bei redlicher Wartung 20, 30, 40 Jahre halten soll. ("Da werden sogar noch ihre Enkelkinder drauf spielen.") Am Basssteg hat sich dann das seriöse Gespräch "eingefunden".

Schließlich hat er dann eingewilligt, das Klavier im neuen Jahr abzuholen (Ende Januar oder Anfang Februar, weil er im Dezember und Januar verreist, und wir im Dezember auch) und folgendes auf seine Kosten zu reparieren:

1) Basssaiten entfernen, Basssteg abfräsen (schlagt mich nicht, wenn die Terminologie nicht 100% stimmt), Stegdoppel aus Buche anfertigen und einleimen, Saiten aufziehen. In dem Zusammenhang ggf. die ein, zwei tauben Saiten erneuern. Er meint, der taube Ton liegt definitiv an den Saiten, nicht dem Steg. OK, das ist seine Beurteilung, die ich ihm nicht absprechen kann.

2) Mechanik:
... a) er sieht keinen Grund, alle Dämpfer zu erneuern, wie der Steinway Tech das eigentlich vorgeschlagen hatte. Aber er sah ein, dass die Dämpfer gerade im Übergang Bass-Tenor nicht mehr gut sind. WAS er nun genau daran macht, ist mir noch nicht ganz klar.
... b) Einige Nussdruckfedern stehen von der Nuss ab, z.B. am Mittel-C, welches auch oft doppelt anschlägt, oder zur Saite fällt während die Taste gehalten bleibt. Diese Federn würde er ersetzen, so dass (laut seiner Aussage) die Hämmer dann nicht mehr zur Saite fallen, und das doppelte Anschlagen beseitigt wird. Er meinte, im Gegensatz zu Michael und zum Steinway-Tech: es ist nicht bei allen Klavieren so, dass der Hammer unter seinem eigenen Gewicht zur Hammerbank zurückfällt - daher habe man ja die Federn eingebaut. Gut, das muss ich ihm wohl glauben. Solange das doppelte Anschlagen behoben wird, bin ich auch schon glücklicher.
... c) Schwergängige Achsen: er sagt nach wie vor, dass Ballistol nicht verharzt. Er habe vor Jahren Achsen mit Ballistol gängig gemacht, und sie seien bis heute gängig. Mir scheint, er will nicht in die gesamte Mechanik neue Stifte einbauen. Aber er sieht ein, dass sie gängig gemacht werden muss. Vermutlich will er sie also mit Ballistol bearbeiten.

(Übrigens, seine erste Reaktion beim doppelt-anschlagenden Mittel-C war, die Bändchenluft zu verringern, damit das Bändchen den Hammer zurückzieht, aber das nur nebenbei...)

... d) Hämmer, die nicht in einer Flucht liegen, besser bzw. genauer einleimen / richten / einstellen / was-auch-immer.
... e) Mechanik regulieren.

3) Der Riss im Resonanzboden sei nicht kritisch, aber wenn, dann würde er ihn nicht mit Epoxy füllen, sondern (vermutlich von außen?! bin mir nicht sicher) einen Span einleimen. Da müssen wir noch klären, ob er das macht - jetzt, oder später, oder überhaupt... Ich würde es ja gerne jetzt machen lassen, zumal der Riss noch vor der ersten Rippe liegt.

Dann sagte er, ich solle nochmal bei ihm vorbeischauen. FALLS ich unter den Instrumenten, die er mittlerweile hereinbekommen hat (u.a. ein Rönisch aus derselben Zeit, ca. 1920), etwas sehe, was mir gefällt, wäre er bereit, das Ed. Seiler auszutauschen. Ansonsten sei er aber zur Reparatur bereit.

Soweit zum Gespräch.

Ich denke, wo er mir eine kostenlose Reparatur anbietet, ist es nicht redlich, ihm dazu keine Gelegenheit zu geben. Wenn er sagt, er bringt das Klavier kostenlos in Ordnung, dann (so finde ich) kann ich nicht darauf bestehen, dass er es zurücknimmt. Deswegen bin ich darauf eingegangen. Ich werde ihn aber trotzdem am Samstag mal besuchen, zumal die anderen Instrumente mich interessieren, wo ich mich nun etwas besser auskenne - aber ich denke, ich werde nicht auf einen Tausch eingehen. Vielmehr werde ich bis Samstag schriftlich festlegen, was gemacht werden soll, und ihn bitten, das zusammen mit mir zu unterschreiben.

Auch überlege ich, mir das Recht vorzubehalten, dass die Reparaturen von einem unabhängigen Klavierbauer (FALLS es sowas überhaupt hier gibt) begutachtet und "abgesegnet" werden, bevor ich das Klavier zurückbekomme. Falls er was gegen den Steinway-Tech hat, hole ich halt jemand anders. Dann weiß er zumindest, dass er Qualität zu liefern hat.

Die Garantie hat er mir übrigens mitgebracht, ich habe sie aber nur kurz überflogen.

Gestimmt hat er das Klavier jetzt nicht (bis auf einen Ton, der ziemlich schwirrte) - das verstehe ich auch - und deswegen habe ich das Gespräch auch gleich zu Anfang eingeleitet, damit er nicht erst eine ganze Arbeitsstunde verliert, bevor ich meine Geschosse auffahre.

Also soweit erstmal von hier.

Ich denke, notfalls muss ich "nach vorne fliehen", indem ich die Reparatur jetzt erstmal machen lasse, und falls das Klavier uns dann immer noch keine Freude macht, müssen wir es dann halt anderweitig zu verkaufen versuchen.

Gruß,
Mark
 
Mark, ich denke, der Händler fährt besser, wenn Du ein anderes Klavier nimmst. Dann kann er nämlich ohne große Aufwendungen das Seiler weiterverschebeln. Nachdem Du ja nun bestens informiert bist, würde ich meine Entscheidung ausschließlich daran festmachen, ob Dir nicht vielleicht ein anders besser gefällt. Und wenn es ein wenig teurer sein sollte, so würde ich mal über "Ärgerkompensation" mit dem H. reden. Ich bin sicher, dass er darauf eingeht - solange er nicht so aufwendig reparieren muss.

Irgendwie hab ichs im ... , dass das mit der Reparatur so eine unendliche Geschichte werden könnte. Für den Händler wird sich das niemals rechnen, also wird er knausern ... resp. pfuschen.
Good luck!!!
 
Ja, Fisherman, deine Gedanken kann ich nachvollziehen. Einen endlosen Albtraum der hingepfuschten Reparatur will ich auch nicht! Daher wäre es ja auch meine erste Wahl gewesen, den Verkauf komplett rückgängig zu machen, aber das war leider nicht drin.

Was mich aber bei einem Tausch verdächtig stimmt, ist dies: bin ich wirklich, wie du es formulierst, "bestens informiert"? Das Ed. Seiler habe ich ja nun wochenlang gespielt und untersucht, und kenne es mittlerweile (bis auf den Stimmstock) praktisch auswendig. Wer weiß, was ich mir mit einem Tauschinstrument aufhalse? Ich weiß heute zwar viiieeel mehr als damals, beim Erstkauf, aber weiß ich genug, um mir nicht die nächste Grotte anzulachen?

Klar ist jedenfalls: WENN mich eins der Klaviere interessiert, werde ich einen Techniker anheuern um es zu inspizieren - DEN Fehler, ein Klavier im Alleingang zu kaufen, mache ich nicht wieder. Trotzdem habe ich eine Stimme im Hinterkopf: "Rather the devil you know than the one you don't" (Lieber der Teufel, den man kennt, als der, den man nicht kennt).

Hier ein Beispiel: der Stimmstock vom Ed. Seiler ist offensichtlich noch akzeptabel, denn er hat die letzten Wochen trotz erheblich gestiegener Luftfeuchte und Temperatur die Stimmung recht gut gehalten. Nehme ich nun beispielsweise ein Rönisch im Tausch, welches einen optisch intakten Resonanzboden und Stege hat, auch ein gutes Gehäuse und eine regulierte Mechanik, dazu (vor allem!) einen attraktiven Klang, aber entdecke nach 6 Monaten, dass das Ding die Stimmung einfach nicht mehr hält, geht der Ärger zwar auf andere Weise, aber letztlich von vorne los. Denn ein unstimmbares Instrument dieses Alters ist ein Totalschaden. Dann müsste ich mich ja schon wieder auf die Garantie berufen... OK, ich kann zumindest nachschauen, ob die Stimmnägel schon mal hineingeklopft wurden - aber ein gewisses Ratespiel bleibt.

Ich wäre den Fachkräften übrigens dankbar, wenn sie mir zur Herstellerfirma Rönisch, bzw. zu ihren Instrumenten, etwas sagen könnten. Die Internetseite habe ich mir schon mal angesehen, aber da steht halt nur ein wenig Geschichte und der Modellkatalog.

Ciao,
Mark
 

Mark,

meiner Meinung nach hat Rönisch schon immer ordentliche Klaviere gebaut, abgesehen von der Produktion während der DDR-Zeit. Könnte also eine gute Alternative zu deinem Seiler sein. Aber schau es dir tatsächlich sehr genau an und falls möglich nimm den Techniker deines geringsten Misstrauens mit.
 
OK, danke dir, TS. Ich habe bisher zwar nur wenig, aber ausschließlich gutes über Rönisch gelesen (mit genau dem Caveat zur DDR-Zeit, welches du schon nanntest).

Ich werde mir das Klavier mal genau anschauen, erstmal allein, und nach den ganzen Sachen schauen, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe. Wenn mir das Instrument zusagt und mir nichts besonders kritisches auffällt, werde ich den Steinway-Techniker bitten, es im Januar mit mir zusammen anzuschauen (denn dann ist er wieder in Pretoria, und der Händler ist im Januar NICHT zuhaus (sein Sohn sehr wohl), was sich vielleicht ganz gut trifft). Die meisten Techniker/Stimmer in Pretoria sind Blinde, das finde ich ehrlich gesagt etwas sinnlos, so jemanden mitzunehmen.

Ciao,
Mark
 
ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn nur der Sohn im Hause ist, da die beiden Techniker anscheinend noch alte Grabenkämpfe auszutragen haben. Aber immer noch besser den Steinwaytechniker als einen Blinden mitzunehmen, da geb ich dir recht. Ansonsten frag doch mal bei diesem Brian Lawson nach, ob der sowas auch macht.
 
Hier ein Beispiel: der Stimmstock vom Ed. Seiler ist offensichtlich noch akzeptabel, denn er hat die letzten Wochen trotz erheblich gestiegener Luftfeuchte und Temperatur die Stimmung recht gut gehalten. Nehme ich nun beispielsweise ein Rönisch im Tausch, welches einen optisch intakten Resonanzboden und Stege hat, auch ein gutes Gehäuse und eine regulierte Mechanik, dazu (vor allem!) einen attraktiven Klang, aber entdecke nach 6 Monaten, dass das Ding die Stimmung einfach nicht mehr hält, geht der Ärger zwar auf andere Weise, aber letztlich von vorne los. Denn ein unstimmbares Instrument dieses Alters ist ein Totalschaden. Dann müsste ich mich ja schon wieder auf die Garantie berufen.

Hallo Mark,

ich hab jetzt auch mal in den vorherigen Beitrag „Eure Meinung: ca. 80 Jahre alte Bechstein, Seiler"
nachgelesen. Du hast jetzt für 1.700 Euro mit Sicherheit keinen Schnapper gemacht, aber konntest Du das denn erwarten?

Wenn der Klavierbauer das Instrument jetzt so herrichtet, dass es dem Wert entspricht und gut spielbar ist hast Du doch ein gut klingendes Instrument.
Und wenn Du noch etwas zusätzlich investierst, kann es auch gewisse zusätzliche Ansprüche erfüllen.

Wie Du selber schon bemerkt hast, kann Dir ein Tausch oder ein Kauf eines anderen gebrauchten Klaviers ebenfalls Ärger bereiten.

Ich hoffe, ich trete Dir jetzt nicht zu sehr auf die Füße.

____________________
Axels
 
Hallo Axel,

Du hast jetzt für 1.700 Euro mit Sicherheit keinen Schnapper gemacht, aber konntest Du das denn erwarten?

Mittlerweile habe ich nur noch sehr wenig Ahnung, was ich wirklich "erwarten" kann... Was meinst du, was kann ich "erwarten"?

Wenn der Klavierbauer das Instrument jetzt so herrichtet, dass es dem Wert entspricht

Wenn... das Wörtchen "Wenn" nicht wär...

Und wer beurteilt, wann das Instrument und die Arbeit "dem Wert entspricht"? Was ist überhaupt "der Wert"?


Tja, ich habe leider, wie du aus vorigen Fäden entnehmen kannst, ein besseres Ohr als Finger/Hände/Spielvermögen.

hast Du doch ein gut klingendes Instrument.

Sicher, das Ed. Seiler klingt jetzt schon gut! Genau deswegen haben wir es doch überhaupt gekauft.

Und wenn Du noch etwas zusätzlich investierst, kann es auch gewisse zusätzliche Ansprüche erfüllen.

Ja, gewiss. Die Frage entsteht allerdings, was "etwas" und "gewiss" bedeutet.

Wie Du selber schon bemerkt hast, kann Dir ein Tausch oder ein Kauf eines anderen gebrauchten Klaviers ebenfalls Ärger bereiten.

Ich hoffe, ich trete Dir jetzt nicht zu sehr auf die Füße.

Keinesfalls! Die Füße sind eh schon plattgelatscht. Ich suche halt in diesem bescheidenen Finanzrahmen die beste Möglichkeit. Und wenn ich bedenke, dass ein funkelnagelneues Yamaha JU109 PE für 3000 Euro zu haben ist, dann muss doch ein "gutes Gebrauchtes" irgendwo erhältlich sein?

Ciao,
Mark
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und wenn ich bedenke, dass ein funkelnagelneues Yamaha PU109 PE für 3000 Euro zu haben ist
Aber das klingt halt nicht wie Dein altes Seiler. Ganz und gar nicht. Dafür ist es neu...

Weißt Du, das ist, wie wenn einer einen alten Mercedes kauft und nun laut darüber nachdenkt, dass er ja für den doppelten Preis einen neuen Hyundai Getz oder sonstwas bekommt. Du weißt was ich meine, Freund alter Benzus (war ich auch - 19 Jahre, 500.000 km, KEINE EINZIGE Reparatur, erster Auspuff, etc. - sowas gibts nicht mehr.) Wenn das Y. (und ich bin durchaus Yamaha-affin) so alt ist wie Dein Seiler... ojehhhh.
 
Klar, Fisherman, ich bin ja selbst Freund und Fahrer alter gediegener Autos - in meinem Fall ein 92er Audi C4 (spielt qualitativ in derselben soliden Liga wie der Daimler W124, den ich neulich, glaube ich, mal als Beispiel gebraucht hatte). Einen neuen Getz, Aygo, Spark oder sonstige motorisierte Sitzschalen hole ich mir bestimmt nicht, aber unter den 20 Jahre alten Oberklassewagen gibt es mittlerweile viele mit mehr oder wenig gut versteckten Defekten. Wenn ich meinen mal ersetzen müsste, gilt hier genau wie bei den Klavieren: man kann nie 100%ig genau wissen, was man kauft, also caveat emptor! Ich hatte ja das Glück, den Vorbesitzer meines Audis jahrelang zu kennen, also wusste ich um den pflegsamen Umgang. Aber wenn man diesen Vorteil nicht hat?

Dein Beitrag von gestern stimmt mich sehr bedenklich, was eine Reparatur betrifft... Ich HOFFE, das Rönisch ist qualitativ besser und stellt eine gute Tauschmöglichkeit dar. Ich melde mich jedenfalls, wenn ich das Sortiment am Samstag mal inspiziert habe. (Taschenlampe, Fischleine, Stimmgabel, Maßband, ggf. Kamera sind griffbereit.)

Ciao,
Mark
 
Mittlerweile habe ich nur noch sehr wenig Ahnung, was ich wirklich "erwarten" kann... Was meinst du, was kann ich "erwarten"?

Das hängt natürlich von der Marktlage vor Ort ab. Ich glaube kaum, dass man das mit der Situation hier in Deutschland vergleichen kann. Für 1.700€ würdest du hier ein ordentliches Klavier bekommen. Allerdings würde sich ein deutscher Händler wohl eher schwer tun, ein Klavier im Zustand deines Seilers zu verkaufen. Er würde das Klavier reparieren, und für mehr Geld anbieten. Für 1.700€ gäbe es dann eher jüngere Gebrauchtinstrumente, die noch ohne größere Schäden sind. Allerdings auch ohne das klangliche Potential des Seilers, also eher moderne Kleinklaviere.

Und wer beurteilt, wann das Instrument und die Arbeit "dem Wert entspricht"? Was ist überhaupt "der Wert"?

Das kann man eigentlich sehr einfach auf den Punkt bringen: Wenn die Reparatur das Instrument in einen sehr guten Zustand versetzt (im Idealfall wie neu) und dauerhaft ist, dann hat sie Wert. Kleinere Maßnahmen an der Mechanik korrigieren z.B. nicht, dass die alten Saiten nicht mehr das volle klangliche Potential haben usw.

Nehme ich nun beispielsweise ein Rönisch im Tausch, welches einen optisch intakten Resonanzboden und Stege hat, auch ein gutes Gehäuse und eine regulierte Mechanik, dazu (vor allem!) einen attraktiven Klang, aber entdecke nach 6 Monaten, dass das Ding die Stimmung einfach nicht mehr hält, geht der Ärger zwar auf andere Weise, aber letztlich von vorne los.

Im Grunde gibt es keine "verdeckten Schäden", wenn das Instrument gründlich inspiziert wird. Nimm eine Stimmgabel mit, frage, wann das Klavier zuletzt gestimmt wurde. Dann kannst du sehen, ob das Klavier erstmal generell auf Kammerton ist, oder zumindest in der Nähe. Gibt es nun einzelne Töne, die stark verstimmt sind (und regelrecht heraus stehen), so kann man hier mit wenigen Handgriffen überprüfen, ob die Stimmhaltung noch ausreichend ist, oder ob ungenügende Stimmhaltung die Verstimmung dieses Tones verursacht hat. Ein weiteres, schon offensichtliches Indiz ist, wenn die Wirbel so tief geschlagen sind, dass die Windungen der Saite womöglich fast schon den Stimmstock bzw. die Gussplatte berühren. Normalerweise ist da eine Menge Luft. Bei nachlassender Stimmhaltung wird oft zuerst der Wirbel etwas tiefer geschlagen um mehr Halt im Holz zu haben. Bei vielen alten Instrumenten hast du auch keine Vollpanzerplatte, sondern einen offenen Stimmstock, wo du direkt auf das Holz schaust. Risse im Stimmstock können problematisch für die Stimmhaltung sein. Also schau nach Rissen.

Sicher, das Ed. Seiler klingt jetzt schon gut! Genau deswegen haben wir es doch überhaupt gekauft.

Ich kenne viele alte Instrumente, die trotz diverser Schäden noch gut spielen und klingen. Das volle klangliche Potential wird nicht ausgereizt, aber dennoch eben altersgemäß gut. Wenn dir das Klavier gefällt und deine klanglichen Vorstellungen erfüllt, dann mach einfach deinen Frieden damit.

Bedenke, dass viele der Schäden (Risse im Boden bzw. Steg) schon seit vielen Jahrzehnten in dieser Form vorzufinden gewesen sein mögen, ohne dass es einem Nutzer des Klaviers negativ aufgefallen wäre.

Ja, gewiss. Die Frage entsteht allerdings, was "etwas" und "gewiss" bedeutet.

Verabschiede dich mal von der Vorstellung, dass irgendwas perfekt ist. Jede Medaille hat zwei Seiten. Und auf jeder Bilanzgleichung gibt es Plus und Minus. Du kannst nun viel Zeit damit verbringen, dir die Bilanz anzuschauen, du kannst aber auch die Zeit sinnvoller nutzen, z.B. indem du Musik machst oder einer anderen Tätigkeit nachgehst, die dir Freude bereitet.

Jede deiner drei Optionen (behalten, Tausch gegen Rönisch, Yamaha) hat Vor- und Nachteile. Schau dir alle Aspekte an und triff eine Entscheidung, aber wenn du die Entscheidung getroffen hast, dann mach ein Häckchen hinter die Sache und wende dich wieder anderen Dingen zu.
 

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