Katze im Sack gekauft?

Hallo Mark,

Ich war derjenige, der Dir geraten hat, das Klavier zu kaufen...:oops:
1. weil es ein Seiler ist
2. weil ich weiß, dass so ein Klavier, wenn es nicht schon größere Schäden am Resonanzboden hat, noch nach Jahrzehnten jedes heute billig hergestellte Instrument im Klang übertrifft.
3. die Alternativen, die Du erwähnt hast nicht ermutigend klangen.
4. und Hauptgrund - weil Du es in einem Fachgeschäft und (von Musikerkollegen) empfohlenen Klavierbauer bekommen könntest.

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, ist:
Daß das Klavier optisch überarbeitet wurde. (Mir wäre ein zerkratzter Kasten lieber, wenn er dafür gut spielt)

Weil solch eine optische Überarbeitung den Hauptteil der Kosten für ein Klavier dieser Preisklasse ausmachen kann man auch nicht von "Betrug" reden. Nur - hätte ich Dein erstes Bild vom Klavier eher gesehen hätte, wäre ich etwas vorsichtiger mit meiner Empfehlung gewesen, aber da hattest Du es schon im Wohnzimmer stehen.

Nun gut all dies lässt sich jetzt nicht ändern.

Jedenfalls bei den offensichtlichen Rissen im Bass-Steg und der ungleichmäßig spielenden Mechanik müsstest Du kein moralischen Bedenken haben, das Klavier zurück zu geben. Auch ohne Hinweis auf das Forum.

Man kann anhand der Bilder wirklich nicht sagen, wie sich das Klavier "entwickelt". Ich weiss nicht, wo es vorher gestanden hat und wie hoch die Holzfeuchte im Moment ist. Wenn das Klavier beispielsweise die letzten paar Jahre durchschnittlich um etwa 10% höherer Luftfeuchte ausgesetzt war als es jetzt bei Dir steht, kann der Riss im Basssteg in ein paar Monaten tatsächlich größere Probleme bereiten und ganz aufreissen. Das Klavier würde sich nicht blos vorrübergehend etwas mehr verstimmen.

Bei diesem Risiko kann ich Dir nicht raten, das Klavier zu behalten. Wenn Du es doch tust, dann solltest Du zumindest wissen, dass das passieren kann. Wir hier hören nicht, wie das Klavier klingt und warum Du diesen Klang so schätzt. Es wird schon was dran sein - und ich denke, dass Du die handwerklichen Fähigkeiten mit bringst, die Mechanik zu verbessern.

Die letztendliche Entscheidung trägst Du selbst.

LG
Michael
Edit:
Den Riss im Resonanzboden habe ich mir heute morgen von außen angesehen und abgetastet. Das Holz unter dem Riss ist deutlich spürbar in Richtung Klavierspieler versetzt. Wenn man mit dem Finger von unten nach oben über den Riss fährt, spürt man also einen deutlichen Absatz.
Das lässt vermuten, dass die Rippen auch locker sind. Dazu musst Du das Klavier rückseitig öffnen und begutachten.
 
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Hallo Michael,

Vielen Dank für deine offene und detaillierte Meinung, auch per Mail.

Ja, im Nachherein gebe ich zu: meine Kaufentscheidung war sicherlich ziemlich naiv / voreilig. Als Kind und Jugendlicher habe ich stets auf dem gut regulierten Ibach meiner Eltern gespielt hat, und dann eine praktisch 20-jährige Spielpause eingelegt. Daher war mir schlicht nicht bewusst, dass sich eine schlechte Mechanik vor allem im leisen, leichten Spiel zeigt. Dieses Spiel habe ich noch nie wirklich gemeistert, und das Können, was ich mir mit 18 Jahren erarbeitet hatte, ist mir in den ganzen klavierfreien Jahren nur wieder abhanden gekommen.

Ich würde heute ein Klavier ganz anders probespielen, als ich es noch vor drei Wochen getan habe. Aber das tut nun nichts zur Sache.

Ich werde wahrscheinlich versuchen, das Instrument zurückzugeben. Dass die Suche dann von vorne losgeht, ist zwar traurig, aber unvermeidlich.

Dein Hinweis (per Mail), mich nach wie vor nach einem deutschen Instrument umzuschauen, ggf. jünger, also z.B. ein 10 Jahre altes Sauter, Seiler, Grotrian etc., ist sicher ein guter. Ein solches Instrument wäre natürlich ideal - ich vermute allerdings, dass es erstens viel teurer ist, und zweitens nur selten am Markt anzutreffen ist. Der Klavierbauer erzählte mir neulich, momentan wolle jedermann sein Klavier verkaufen (vermutlich wegen Geldnot), aber ich kann mir vorstellen, dass eher die schlecht erhaltenen Instrumente abgesetzt werden. (Nicht zuletzt auch mein Seiler.) Jemand, der sein Klavier liebt und pflegt, wird es sicher nicht ohne weiteres verkaufen, weil ihm 3000 Euro im Haushalt fehlen.

Mensch, was habe ich hier bloß für ein Fass geöffnet! Aber da muss ich nun hindurch.

Ich halte euch auf dem Laufenden.

[EDIT: mit Rippen meinst du die Holzstücke, die parallel zur Holzfaser auf die Rückseite des Resonanzbodens geleimt sind, und am Ende abgeflacht sind?]

Gruß,
Mark
 
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... Ein solches Instrument wäre natürlich ideal - ich vermute allerdings, dass es erstens viel teurer ist, und zweitens nur selten am Markt anzutreffen ist.......
Jemand, der sein Klavier liebt und pflegt, wird es sicher nicht ohne weiteres verkaufen, weil ihm 3000 Euro im Haushalt fehlen.
[EDIT: mit Rippen meinst du die Holzstücke, die parallel zur Holzfaser auf die Rückseite des Resonanzbodens geleimt sind, und am Ende abgeflacht sind?]
Hallo Mark,

Ja, das sind die Rippen.

Wenn Du danach gehst, wie Du handeln würdest, und was Du verkaufen würdest, wenn Du in Geldnot bist, und aus dieser Überlegung heraus auf andere schliesst, und mit diesem Gedanken auf Suche gehst, führt zu nichts. Meine dringender Rat wäre zuerst die Operationsbasis zu ändern um an ein gutes und ordentliches Klavier zu kommen.

Mein Tipp - gib eine Suchannonce auf. Leute, die daheim sitzen und nicht wissen, wie sie die nächste Rechnung bezahlen sollen sind nicht aktiv genug dies zu tun. Sie lesen aber Zeitung - und wenn da steht "bezahle bis zu 2000 Euro für ein ordentliches Klavier", dann wirst Du mal sehen was es nicht so alles gibt.:D

Jetzt, wo Du Klaviere selbst untersuchen kannst, bist Du kein vollkommener Laie mehr - und falls es fragen gibt, sind diese hier immer herzlich willkommen.

Ich hatte einen Fall, wo jemand einen 5jährigen Fazioli Flügel recht günstig kaufen konnte, weil der Besitzer verstorben war und die Erben die Verlassenschaft zu Geld machen wollten. Normalerweise bekommt man nirgendwo einen 5jährigen Fazioli - und dieser war ausgesprochen gut.:cool:

LG
Michael
 
Dein Hinweis (per Mail), mich nach wie vor nach einem deutschen Instrument umzuschauen, ggf. jünger, also z.B. ein 10 Jahre altes Sauter, Seiler, Grotrian etc., ist sicher ein guter.

Wenn du in Europa wohntest, würde ich dir das auch empfehlen. Aaaaber: bei euch herrscht ja ein ganz anderes Klima. Südafrika stelle ich mir trocken vor. Ziemlich trocken. Geradezu saumäßig trocken, womöglich noch bei großen Schwankungen? Da können gute deutsche Klaviere auch schon mal schwächeln. Lösung wäre da ein Damp Chaser oder sonstige Maßnahmen, die den ganzen Raum betreffen.

In der Mailingliste der amerikanischen Piano Technicians Guild schrieb mal ein Kollege über seine Erfahrungen in Namibia, wo er einige Zeit verbrachte. Das las sich gar nicht gut. Er stolperte ständig über eine bestimmte Marke (womöglich dieses Otto Bach, kann mich nicht mehr erinnern). Überall sah er gerissene Stege und Stimmstöcke.

Wenn ich du wäre, würde ich zuallererst für ein gleichmäßiges Raumklima sorgen. Dann würde ich auch versuchen, ein jüngeres deutsches Klavier zu bekommen. Wenn du nicht für ein gleichmäßiges Klima sorgen kannst, würde ich dir zu einem jungen oder neuen Yamaha raten. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet ich jemandem das raten würde. Nicht, dass ich Yamaha schlecht fände, aber der Klang ist nicht jedermanns Sache. Aber die Instrumente von Yamaha sind nunmal verdammt zähe Biester! Geradezu unkaputtbar. Das gilt aber nicht für Grauimporte aus japanischen Musikschulen.

Du scheinst ja viele Musikerkollegen zu kennen. Was haben denn die so an Erfahrungen bezüglich der Haltbarkeit ihrer Klaviere zu berichten?
 
Hallo, Fachmänner, :)

@ Michael:

Der allererste Schritt der neuen Operationsbasis muss vor allem lauten, mich mit dem Klavierbauer zu einigen. Mein Seiler muss ich irgendwie zurückgeben, oder anderweitig loswerden. Glücklich werde ich mit dem Klavier nicht, das ist mittlerweile ziemlich klar.

Im Übrigen stimme ich dir zu, ein Gesuch aufzugeben ist ein guter Gedanke.

Übrigens: ist der beige Filz, der an meinem Seiler über das rote Nussleder / Kasimir geklebt wurde, deines Ermessens original?

@ Tastenscherge, ich war selber ein Jahr lang in Windhoek, Namibia - habe dort mein Abitur gemacht. Es ist dort viel, viel trockener als in Pretoria. Mir ist damals in Windhoek der Resonanzboden meiner Geige eingerissen und die Stehwand ging auch aus dem Leim - und das Jahr (1989, als das Land unabhängig wurde) wurde von den Einheimischen damals als besonders feucht bezeichnet! - also das dortige Klima ist nochmal eine ganz andere Nummer als hier. (An der Westküste des südlichen Afrika fließt der kalte Benguela-Strom, daher das Wüstenklima. Hier im Südosten ist das Klima eher subtropisch.)

Raumklimatisierung wird bei mir extrem schwierig, da das Erdgeschoss und das Treppenhaus keine Innentüren haben (abgesehen vom Klo ;) ) - die Räume (Küche, Gang und Ess-Wohnzimmer gehen alle offen oder bestenfalls mit Frühstückstheke und Säulen ineinander über. Da müsste ich permanent den Teekessel kochen lassen. :-P Ich denke, eher muss ich eine Lösung innerhalb des Klaviers anstreben - und zwar vermutlich eher eine Luft-ENT-feuchtung im Sommer als eine BE-feuchtung im Winter.

Ich war ja drauf und dran, mir ein (neues) Yamaha JU 109 zu kaufen! Nur genau zu dem Zeitpunkt lief mir das alte, fast 30 cm höhere Seiler über den Weg, mit seinem singenden, fast gläsernen Klang, für kaum mehr als das halbe Geld.

Der Klavierbauer sagte mir übrigens, als er unseren 8 Monate alten Sohn sah: "Auf dem Seiler wird nicht nur er spielen, sondern auch noch seine Kinder. Das ist noch deutsche Qualität, nicht wie die ganzen neuen Klaviere aus Asien." Alles nur verlockendes Verkäufergeschwätz?

Zu meinen Musikerkollegen: tja, die arbeiten meist genauso, wie ich bis vor drei Wochen: wenn es sich gut anhört, redlich spielt und die Stimmung redlich behält, sind sie zufrieden. Der Trompeter in unserem Posaunenchor z.B. hat seit vielen Jahren ein Grotrian-Steinweg, womit er sehr zufrieden ist. Nur wer weiß schon, wie es in diesem Klavier wirklich aussieht? Vielleicht ist mein Seiler mit seinen Rissen nicht so sehr die Ausnahme, sondern eher die Norm? Wer kann das schon sagen - ich schau ja nicht in jemandes Klavier, wenn ich ihn besuche. ;)

Ciao,
Mark
 
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Hallo Michael,

Ja, genau das meinte ich. Ich habe da aber eindeutig Filz gesehen und gefühlt. Es sei denn, es gibt weiches, faseriges Leder, wohinein man z.B. mit der Bleistiftspitze in aller Leichtigkeit hineinstechen kann? Im nächsten Bild, Nr. 45, ist es noch besser zu sehen: unten an dem beigen Stück sieht man sogar die einzelnen Fasern gegen den dunklen Hintergrund.

http://picasaweb.google.com/mark.ro...duguuu2QA&feat=directlink#5381251711700621010

Ich hätte erwartet, selbst das weichste Leder müsste (vor allem nach jahrelanger Betätigung der Stoßzunge) eher blank, glatt und hart sein. Genau daher kam meine Frage.

Ciao,
Mark
 
Hallo Mark,
Doch, doch, das ist Leder!;)
Bei meiner Reparatur, die ich eben in der Werkstatt habe sieht das so ähnlich aus.

LG
Michael
 
Hallo,

@ Michael:

Noch eine kleine Rückmeldung zum Resonanzboden. Die Rippen verlaufen natürlich quer, nicht parallel zur Maserung. Ich hatte da Unsinn geschrieben.

Ich habe hinten am Klavier nachgeschaut (das schrieb ich ja schon) - dazu musste ich aber nichts öffnen - es ist nur der Stimmstock abgedeckt. Der Resonanzboden ist, bis auf die Rastenkonstruktion, frei zugänglich.

Es ist ein Längsboden - das hast du bestimmt schon an der Maserung erkannt. Die Rippen sind (dem optischen Eindruck nach, als auch per Fingerdruck) alle noch fest verleimt. Der besagte Riss läuft aus der unteren Ecke des Resonanzbodens bis kurz vor die erste Rippe, und ist insgesamt vielleicht 15-20 cm lang. An der Rippe selber hat sich aber nichts gelöst.

@ alle:

Ich bin jetzt in einer ziemlich kniffeligen Situation, und muss möglichst klug vorgehen.
1) Die Garantie (wie auch immer der genaue Wortlaut sein mag) wollte der Klavierbauer mir zum ersten Stimmen mitbringen, also in ca. 4 Wochen. Das hatte ich ihm vorgeschlagen, um ihm eine extra Fahrt zu ersparen. (Gutgläubig, ich weiß, aber so bin ich nun mal leider.)
2) Bisher ist die Garantie also nur mündlich.
3) Mein Trompeter-Freund rät mir dringend, die Garantie erst schriftlich zu bekommen, bevor ich sie einklage. Wenn ich das nicht tue, steht mein Wort gegen das des Klavierbauers, und das kann schnell eskalieren bzw. in einer Sackgasse enden.
4) Wenn ich dahingegen den Klavierbauer verfrüht um die schriftliche Garantie bitte, wird er wahrscheinlich sofort fragen, was los sei. Denn ich hatte ihm ja gesagt, es reicht, wenn er sie in 4 Wochen mitbringt. Wenn ich sie jetzt früher haben will, muss ich entweder eine Ausrede faseln, oder die Katze aus dem Sack lassen, noch bevor ich die Garantie in der Hand habe.
5) Wenn ich ganz normal die 4 Wochen warte, bis ich die Garantie habe, aber dann gleich am nächsten Tag den Resonanzboden und die Stege einklage, mag er wohl fragen, warum ich ihm das nicht gleich gesagt habe...
6) Fraglich ist außerdem, ob er das Instrument wirklich zurücknimmt, oder lediglich eine Ausbesserung oder ein Tauschinstrument anbietet. Mein Bläserkollege meint, die Chancen stehen sehr schlecht auf eine komplette Rücknahme. Von den anderen Instrumenten, die der KB hat, sagt mir aber keines zu - höchstens noch ein Bechstein aus derselben Zeit, fast zum doppelten Preis, aber wer weiß, was an DEM alles kaputt ist. Und sein Klang ist auch nicht so schön (für uns).

Ich kann es momentan drehen und wenden wie ich will - ich komme einfach auf keinen eleganten modus operandi. Mir scheint es fast am besten, ich sitze die 4 Wochen ab, und warte, bis ich die Garantie in der Hand habe.

Ich werde mal versuchen, mich von der Rechtsabteilung unseres Instituts beraten zu lassen.

Falls jemand von euch Vorschläge hat, immer nur her damit.

Ciao,
Mark
 
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Hallo Mark,

mein volles Mitgefühl in dieser vertrackten Situation! Food for thoughts: es gilt ggf. 2 Dinge zu unterscheiden: 1) die Garantie, damit ist meist eine Händlergarantie gemeint, die nicht für alle Mängel greift und 2) die gesetzliche Gewährleistungsfrist - in Deutschland beträgt diese 2 Jahren (wenn nicht von den AGBs auf 1 Jahr verkürzt).
An Deiner Stelle würde ich klären, ob eine evtl. gesetzlich geregelte Gewährleistung Anwendungen finden könnte. Falls ja, bräuchtest Du nicht 4 Wochen auf die Garantie zu warten.
Gruß und viel Glück,
Alia
 
Hallo,

Zum Glück bietet mein Forschungsinstitut seinen Arbeitnehmern den kostenlosen Zugang zu persönlicher Rechtsberatung. Diese habe ich nun aufgesucht.

Fazit:

1) Eine verbale Garantie ist genauso rechtsgültig wie eine geschriebene, nur ist es nicht so leicht, zu beweisen, dass sie auch wirklich gegeben wurde. (Zumindest meine Frau hätte ich als Zeugen.)
2) Wenn ein normaler Käufer (der sog. redliche Familienvater oder diligens paterfamilias) aus dem Auftritt des Verkäufers auf ein wesentlich intaktes Instrument schließt (und sowie ich die Situation beschrieben habe, meint der Berater, dies sei in der Tat ein berechtigter Schluss gewesen), und wenn sich nach dem Kauf wesentliche Defekte erweisen, dann ist der Käufer zu einer Reklamation bzw. einem Rücktritt aus dem Kauf berechtigt.
3) Wenn möglich, solle ich die schriftliche Garantie erst in die Hände bekommen, und dann, noch bevor das Instrument gestimmt wird, die Defekte aufzeigen, und andeuten, dass ich aus dem Kauf zurücktreten will. Aber auch ohne die schriftliche Garantie sei ich dazu berechtigt.
4) Wenn der Verkäufer sich weigert, den Kauf rückgängig zu machen, müsste ich die Sache vor Gericht einklagen, und wenn er behauptet, das Geld nicht zu haben, das Gericht bitten, einen Eigentumbeschlagnahmungsbefehl (heißt das so?) auszustellen, so dass vom Erlös mein Kaufpreis zurückerstattet werden kann.

Letztere drastischen Schritte will ich, wenn IRGEND möglich, vermeiden. Eher würde ich dann schon versuchen, bei Bedarf zu unterhandeln, z.B. mich an den redlichen Transportkosten und einer gewissen Nutzungsgebühr / Nutznießergebühr / etc. etc. (mir fehlen die deutschen Fachausdrücke) zu beteiligen. Auch wenn es im Grunde unfair ist, so wäre ich im Sinne einer friedlichen Einigung bereit, z.B. 10% der ca. 1.800,-- Euro zu verlieren. Denn:
a) Wenn ich erst vor Gericht muss, gibt das nicht nur Ausgaben, sondern ich muss mir Urlaub nehmen, der ja auch einen finanziellen Gegenwert hat.
b) Wenn es mir so sehr auf ein intaktes Instrument ankommt, hätte ich ja theoretisch gleich von Anfang an, noch im Verkaufsraum, das Instrument detailliert inspizieren können, wie Axel es oben schrieb. So zumindest könnte der Klavierbauer argumentieren.

Die Dummen bestraft das Leben... Herrlich für's Nervenkostüm, diese Sache.

Gruß vom dunklen Kontinent,
Mark
 
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Saitendruck auch nicht in Ordnung

Begrüße de Eggschpärden, ;)

Nachdem mir ein kanadischer Klavierbauer auf meine Fotos einige Kommentare gab, insbesondere zum Riss im "apron", also im Zwischenstück zwischen Bass-Steg und Resonanzboden, hat mir Michael das Konzept vom Saitendruck erklärt, und ich habe ihn mal gemessen.

Auch stellte sich heraus, dass der Steg anno 1969 schon mal repariert (vermutlich ersetzt) wurde. Obwohl er also vermutlich nur 40 Jahre alt ist, ist er in diesem desolaten Zustand.

Das Ergebnis seht ihr in den letzten 5 Fotos der Galerie:
http://picasaweb.google.com/mark.rohwer/EdSeiler56344#

Saitendruck links = ca. 1 bis 2 mm
Saitendruck Mitte = ca. 3 mm
Saitendruck rechts = negativ, ca. 1 bis 2 mm.

Der Steg wird also rechts nicht mehr ausreichend gestützt. Daher vermutlich auch der Riss im "apron" / Zwischenstück.

Ich denke, inzwischen habe ich genug Indizien für den Zustand des Klaviers zusammengetragen, dass ich es dem Klavierbauer ggf. auch ohne schriftliche Garantie vortragen kann. Ich versuche aber trotzdem, sie in die Finger zu bekommen.

Ciao,
Mark
 
Hallo,

Heute war nun ein Techniker da, der bei Steinway Hamburg gelernt hat und auch ein Mitglied der amerikanischen Piano Tuners' Guild ist. Er wohnt und arbeitet in Kapstadt, aber wartet die Steinway-Konzertflügel der Universität Pretoria. Daher ist er diese Woche in Pretoria.

Der schriftliche Befund muss noch kommen, aber verbal stellte er folgendes Fazit:

1) Der Riss im Resonanzboden sei zwar unschön, aber bisher nicht kritisch. Bei Bedarf (z.B. wenn er rasselt) könne man ihn mit Epoxy stabilisieren / verschließen.
2) Die Risse im Basssteg sind nicht gut. Der Klang fängt allmählich an, darunter zu leiden. Es müsse ein neues (neuer?) Stegdoppel angefertigt werden.
3) Die Mechanik ist schlecht reguliert, ungleichmäßig zusammengebaut und ausgerichtet.
4) Die Hämmer wurden schon mal neu befilzt (er erkennt das Werk und die Maschine des betroffenen Klavierbauers), und das Profil der Hammerköpfe wurde zu kurz gehalten. Um den Hammerweg zu korrigieren, wurde das Polster der Hammerbank dicker gemacht. Ergebnis: der Drehpunkt (Fulcrum) der Hämmer liegt zu weit von den Saiten weg - daher kippen die Hämmer teilweise zur Saite hin.
5) Die Mechanik ist schwergängig und müsste neue Stifte bekommen.
6) Die Dämpfung ist Flickwerk. Teilweise erneuert, teilweise fleckig und geknickt, teilweise praktisch kein Dämpferweg.
7) Der Saitendruck macht ihm weniger Sorge. Dann schon eher, wenn er zu hoch wird, weil der Steg oder das Zwischenstück dann komplett abbrechen könne. Solange der Resonanzboden sich in eine stabile Form "gesetzt" hat, und der Klang noch gut ist, vor allem an den Übergängen, sei das kein allzu großes Problem.
8 ) Garnierungen müssten eigentlich auch neu gemacht werden.
9) Der Klang des Klaviers ist gut, solide - "no problem".
10) Allgemeiner Eindruck: außen schön aufbereitet, innen "shoddy workmanship" (Pfusch).
11) Wenn ich den Kauf rückgängig machen könne, dann solle ich das tun. Wenn nicht, dann solle ich darauf bestehen, dass diese Dinge (vor allem Basssteg und Mechanik) repariert werden, und zwar zur Zufriedenheit eines unabhängigen Technikers/Klavierbauers.

Der Mann hat sich Zeit genommen und meine Fragen beantwortet.

Er erzählte mir auch, dass in Pretoria fast nur blinde Stimmer seien. Schade, dass er selbst in Kapstadt wohnt...

Er selber habe ein August Förster, welches er überholt habe... (Schleichwerbung???) Mal sehen, ob ich mir das ansehen kann, wenn ich zu Weihnachten in Kapstadt bin.

Soweit für heute, wünsche ein gutes Wochenende.
Mark
 
Hallo,

Ich kratze mal diesen Faden aus der staubigen Versenkung...

Der Steinway-Techniker schickte mir ca. am 15.10. seinen Bericht. Der fiel eigentlich ganz nach Erwartung aus: Katze im Sack gekauft. Einige Details stehen schon drinnen, die sich ganz gut mit den Beobachtungen aus dem englischen und deutschen Klavierforum decken.

Daraufhin habe ich (a) eine Weile überlegt, und (b) eine Weile das Problem vor mir hergeschoben.

Innerlich hatte ich irgendwie die Ruhe nötig, den nächsten Schritt vorzubereiten. Am 20.10. schrieb ich dann meinem Verkäufer eine e-Mail (zumal er vorher meine Mails immer zügig beantwortet hatte).

Und wartete. Und wartete. Und schob weiter auf. Und wartete weiter - eine lange Weile.

Gut, das brachte natürlich nichts, also habe ich diese Woche dann beim Verkäufer angerufen. Sofort kam die Aussage, er sei "auswärts" gewesen zum Stimmen...

Nun, wie dem auch sei, am kommenden Dienstag kommt er zum Stimmen (auf die Garantie habe ich extra nochmal hingewiesen), und dann werde ich die Probleme ansprechen.

Ich wollte das nur kurz rückmelden, damit diejenigen im Bilde sind, die mich bzw. meinen Fehlkauf noch nicht ganz vergessen haben.

Falls ihr einen oder beide Daumen frei habt, bitte drücken!

Dank und Gruß,
Mark mit Frau, Kind und verranztem Ed Seiler.
 
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Ich drücke! Mach den Kerl platt, wenn er nicht so will, wie es sich gehört!
 
Stuemperle, von mir kriegst Du den Goldnen Daumen für das beste Bonmot 2009!!!!
 
Mark,
schade, dass dein Seiler so problembehaftet ist und du es zurückgeben musst. Ich drück dir auch die Daumen, dass der Verkäufer das Instrument zurücknimmt. Mach ihn fertig! Ich meine: wenn er nicht ohne weiteres bereit ist, das Instrument zurückzunehmen, dann zeig ihm auf (und vergiss dabei deine gute Erziehung, sondern zeige deutlich deinen Unmut), welche Fehler das Instrument hat und dass seine Versprechen (z. B. dass noch die Kinder deines Kindes darauf spielen werden) nur Luftblasen waren. Appeliere an seinen Ruf, mach ihm ruhig klar, dass du sonst bei anderen Klavierverkäufern und Bekannten, die ja potentielle Kunden sind, darüber sprechen wirst.

Es scheint wohl in Südafrika nicht so leicht zu sein, ein ordentliches Instrument zu einem angemessenen Preis zu bekommen. Gäbe es denn die Möglichkeit, aus Europa ein Instrument zu beziehen?

Beste Grüße aus dem sonnigen Nürnberg,
8f2d
 

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