Aber gerade bei Steinway lernen wir doch, dass es genau das ist, was den Preis so hoch treibt. Wertbeständigkeit.
Das finde ich (ganz unironisch) eine spannende These. Hier im Forum gibt es ja mehr als einen Diskussionsfaden, in dem diese Aussage kontrovers diskutiert wird. Was ich zu diesem Thema noch nicht gefunden habe, sind offen kommunizierte Margen, d.h. was Du und ich sehen, sind die Verkaufspreise des Neuinstruments und die des gebrauchten Instruments. Ich habe gerade bei einem Bruchsaler Spezialisten für Steinway gesurft und einen 50 Jahre alten S-Flügel für 23.000€ gefunden, dessen Listenpreis 83.000 ist. Mein Taschenrechner sagt mir, dass das (bei den derzeitigen Preisen) ein Wertverlust von 2,5% jedes Jahr ist. Aber: In dem Instrument steckt die Marge des Anbieters und natürlich die Reparaturkosten. Ich greife einfach mal eine Zahl und nehme an, dass der Einkaufspreis, also das, was DU bekommst, bei 10.000€ lag. Dann sind das schon 4,1% Verlust p.a. Diese 4,1% sind auch noch über die 50 Jahre glattgebügelt. In den ersten Jahren war der Verlust deutlich höher, in den letzten 10 Jahren nahe Null.
Was spannend wäre zu wissen ist, was das Instrument vor 50 Jahren gekostet hat. Heute kostet das Modell S in etwa das zweifache des jährlichen Durchschnittsentgelts. Der Durchschnittsdeutsche muß also 2 Jahre arbeiten, um das Instrument zu kaufen. 1970 lag dieses Durchschnittsentgelt bei 13.000 DM. Es wäre spannend zu wissen, ob das Instrument damals spürbar mehr oder weniger als 26.000 DM gekostet hat. Dann kann man die Rechnung noch besser aufmachen.
Nur mal angenommen, es hat 26.000 DM gekostet und Du kannst es heute sogar für 13.000€ verkaufen. Auf dem Papier hast Du dann den gleichen Preis wiederbekommen. Du hast es 50 Jahre quasi umsonst gespielt (ok. Stimmen, Regulieren, Hämmer abziehen usw. kommen dazu, aber egal). Das wäre dann aber eine nominale Nullverzinsung bei einer Inflation in den letzten 50 Jahren von insgesamt etwa 350%. Ich bin mir nicht sicher, ob (neben den fehlenden exakten Zahlen) irgendwo ein Denkfehler ist, aber erst mal sieht das für mich nicht nach "Wertanlage" aus, sondern nach "Schönrechnen".
Das ist natürlich nicht nur ein Steinwayproblem, aber bei Steinway noch gravierender, weil die so hochpreisig sind. Wenn Du in den ersten Jahren (Zahl gegriffen) jedes Jahr 10% Wertverlust hast, sind das halt bei 83.000€ 8.300€. Nach drei Jahren hast Du dann die Summe verloren, die ein Yamaha C1X (das ist ja etwa die Größe) laut Liste neu kostet, d.h. Dein ABSOLUTER Wertverlust ist, selbst wenn er RELATIV gering ist horrend.
Damit möchte ich Dir den Steinway nicht madig machen. Ich rede nicht über Qualität, sondern nur über Euros. Wenn Dir das Instrument so viel wert ist, gib das Geld aus, aber (ich lasse mich gern mit besseren Rechnungen (und besseren Zahlen) eines besseren belehren) mit dem Argument "Wertanlage" scheint es sich mir eher um "Schönrechnen" zu gehen.