Blickkontakt: Auf die Noten statt auf die Klaviatur schauen

Der Blick sollte besser nicht auf Finger/Hände gehen, sondern auf die anzupeilende Taste. :-)

Die eigenen Finger beim Spielen zu beobachten, mag faszinierend sein, erhöht aber wahrscheinlich nicht nennenswert die Trefferquote.
 
Danke für die Hilfe.


@alle
Ich habe festgestellt, dass manchmal die Linke Hand manchmal die Rechte Hand die Töne bei Sprüngen von alleine Treffen. Fühl mich aber sehr unsicher dabei, weil ich meinem Gefühl "ich treffen den Ton bei dem Sprung" noch nicht vertraue. Ich kann mir nicht erklären woher die Hand weiß, dass es diesen Ton auch trifft.
Das hindert mich am meisten beim vorspielen und blockiert mich auch.



Besten Dank Frank

Korrektur:

Hallo Frank ,

Diese Unsicherheit kenne ich auch. Wenn ich mich innerhalb des Stückes auf die für mich schwierigen Sprünge zubewege und vorher unsicher bin, oder denke, jetzt müsste ich nach langem Üben doch endlich mal sicher treffen, geht es oft daneben. Das geschieht sowohl, wenn ich auf das Notenblatt schaue oder auf die Tasten oder in die Weltgeschichte gucke.

Mir scheint meine Erklärung schlüssig, dass der Mensch in seiner frühkindlichen Entwicklung ein Gefühl für Distanzen entwickelt und sich selbst im Weg steht, wenn im Laufe des Lebens die Leichtigkeit teilweise verlorengeht.

Rudolf Kratzert hat das für mich anschaulich in seinem Buch " Technik des Klavierspiels" beschrieben.

Das Handwerk des Klavierspiels muss natürlich ordentlich erlernt werden. Das wird bei der Geburt leider nicht mitgeliefert.

Viele Grüße Marion
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Frank ,

Rudolf Kratzert hat das anschaulich in seinem Buch " Technik des Klavierspiels" beschrieben:
Der Mensch hat ein Gespür für Distanzen.
Wir treffen die Töne bei Sprüngen manchmal nicht, weil wir verunsichert sind und vorher schon denken, das wir unbedingt treffen müssen.

Ich hab da auch noch nicht den Stein der Weisen gefunden, aber bin dabei es mehr und mehr zu verinnerlichen und zu treffen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass mein Handgelenk nicht fixiert ist, wenn ich mich auf mein Gespür verlasse und darauf vertraue, dass die Hände wissen wo sie hingehören.
..Kratzert hat natürlich Recht damit, dass der Mensch sehr schnell eine Distanz abschätzen, und ein Objekt mit der Hand erreichen kann. Aber diese Aussage entspricht ja nun erst einmal nur der horizontalen Verschiebung. Es macht eben einen Unterschied, ob ich hinten auf dem Schreibtisch in Lichtgeschwindigkeit eine Fliege erschlage, oder zweieinhalb Oktaven höher einen As-Dur-Septakkord im piano treffen muss.
Sollte aber keine Kritik am Kratzert sein.
 
..Kratzert hat natürlich Recht damit, dass der Mensch sehr schnell eine Distanz abschätzen, und ein Objekt mit der Hand erreichen kann. Aber diese Aussage entspricht ja nun erst einmal nur der horizontalen Verschiebung. Es macht eben einen Unterschied, ob ich hinten auf dem Schreibtisch in Lichtgeschwindigkeit eine Fliege erschlage, oder zweieinhalb Oktaven höher einen As-Dur-Septakkord im piano treffen muss.
Sollte aber keine Kritik am Kratzert sein.

Hallo Stephan ,

Ich habe nachgedacht und gebe dir uneingeschränkt recht!


Viele Grüße
Marion
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke man sollte einfach bei folgender Zusammenfassung bleiben: üben
Das sichere Zurechtfinden auf den Tasten kommt nicht von heute auf morgen.

Wundermethoden, die das in kurzer Zeit ermöglichen, gibt es nicht.
 
ob ich hinten auf dem Schreibtisch in Lichtgeschwindigkeit eine Fliege erschlage,
nur sehr selten gelingt es, eine Fliege auf einem Tisch mittels Klatsche auszuknipsen ohne dass man vorher hinschaut, wo das Biest gerade sitzt :-D:-D:-D (bei einer Olympiade im blind-Fliegen-klatschen sind die Überlebenschancen der Brummtiere recht hoch)

wie schätzt man Distanzen ab, die man nicht sieht?
 
Hi,

ich habe noch eine andere, zusätzliche Anschauung zur Tastenlokalisation.

Die Töne mit ihren Tasten sind horizontal vor dem Körper angeordnet und zwar unverrückbar in ihrer (relativen) Position ( ;-) ).

Man kann deswegen ein Ton-Lokalisations-Gedächtnis aufbauen, das vom Prinzip her statisch, d.h. unabhängig von dem ist, was man aktuell spielt. Die Motorik kennt für jeden Ton die Stelle an der er sich die zugehörige Taste befindet und kann diesen Ton ohne hinschauen greifen.

Dann ist ein Sprung eigentlich gar kein Sprung mehr, sonder man greift Ton X (oder mehrere Töne) und danach den Ton Y. Das Spielen des Ziel-Tons (Y) wird also nicht als Sprung aufgefasst, sondern er wird einfach anhand des Tastatur-Gedächtnis gegriffen.

Gruß

PS: Bin mal auf Reaktionen gespannt. ;-)
 
und wenn das Klavier verstimmt ist? ;-)

ich glaube eher, das Gehirn prägt sich verschiedene Bewegungsmuster ein und errechnet daraus bei der nächsten Bewegung den richtigen Abstand und die richtige Position. Deshalb ist es auch so wichtig, immer an derselben Stelle vor dem Instrument zu sitzen.
Ist jetzt aber nur meine persönliche, unbewiesene Meinung.
 

Deshalb ist es auch so wichtig, immer an derselben Stelle vor dem Instrument zu sitzen.

Und wie erklärst du dir, dass vierhändiges Spiel trotzdem funktioniert? :konfus:

Ich sitze übrigens auch bei zweihändigem Spiel nicht immer an derselben Stelle. Bei Chopins op. 10/1 sitze ich etwas weiter Richtung Bass, weil die Arpeggien in der tiefen Lage dann einfacher werden. Bei der Ravel-Sonatine ist eine Position näher zum Diskant hin bequemer, weil die Linke da sehr oft in hoher Lage spielt. Es kommt immer auf das Stück an.

LG, Mick
 
Ich finde schon, dass es für einen Anfänger durchaus Sinn macht, bei bestimmten Übungen auf die Finger/Hand zu schauen, nämlich dann, wenn bestimmte Motoriken gelernt oder überprüft werden sollen. Ich verstehe darunter u.a. Kreisbewegungen, Schüttelbewegungen, Verschiebungen, Über- oder Untersetzen ohne unnötiges Verdrehen, Stellung von Handgelenk und Fingern, Fingersatz in Akkorden... Der Profi muss sich darum kaum mehr kümmern, aber der Anfänger hat noch kein Gefühl dafür entwickelt.

Ist der Fokus hingegen auf das Treffen bestimmter Tasten gerichtet, macht es natürlich mehr Sinn, diese Tasten vorher anzuschauen, bei weiten Sprüngen auch dann, wenn ich eigentlich nicht auswendig sondern nach Noten spiele.

Ich schaue bei Technikübungen durchaus auch auf die Hände, beim Spielen nach Noten lerne ich schwierige Stellen auswendig (Orientierung zu den Tasten) und zwar inklusive des Blickes weg und wieder hin zu den Noten, und beim komplett auswendig Spielen eines Stückes schaue ich immer voraus auf die nächsten zu treffenden Tasten.
 
@mick
lass´ das bleiben, es ist falsch!
du musst starr immer gleich sitzen, weggucken (bestenfalls mal in die Noten oder zur Handpositionabcheckung auf die Finger schauen), dabei musst du das Tonlokalisationsdings voll drauf haben (wenn nicht, kannste eh alles vergessen und statt Klavier Schnee schippen)
:-D:-D:-D:drink:
 
Und wie erklärst du dir, dass vierhändiges Spiel trotzdem funktioniert? :konfus:

Ich sitze übrigens auch bei zweihändigem Spiel nicht immer an derselben Stelle. Bei Chopins op. 10/1 sitze ich etwas weiter Richtung Bass, weil die Arpeggien in der tiefen Lage dann einfacher werden. Bei der Ravel-Sonatine ist eine Position näher zum Diskant hin bequemer, weil die Linke da sehr oft in hoher Lage spielt. Es kommt immer auf das Stück an.

LG, Mick
Hallo @mick ,

ich habe erst sehr wenig Erfahrung mit Klavierspielen. Deshalb kann ich auch nur wie oben erwähnt meine eigene persönliche Meinung wiedergeben, die selbstverständlich auch nicht richtig sein muss. Was ich halt bei mir bemerkt habe: Wenn ich eine Passage sehr oft geübt habe, kann ich ohne viel darüber nachzudenken diese Passage mehr oder weniger blind spielen. Also habe ich mir gedacht, dass sich in meinem Gehirn ein Bewegungsmuster eingeprägt hat, das beim Spielen abgerufen werden kann. Bei mir funktioniert es aber nur, wenn ich immer an genau derselben Stelle vor dem Klavier sitze. Ohne es probiert zu haben, glaube ich, dass ich beim vierhändigen Spiel bereits bei sehr einfachen Stücken extreme Schwierigkeiten hätte.

Du besitzt natürlich eine sehr viel größere Erfahrung als ich und bei dir funktioniert es eben sogar, wenn du nicht immer an derselben Stelle sitzt. Dies ist aber auch nur mein ganz persönliches Denkmodell, das ich mir zurecht gezimmert habe. :konfus::bye:
 
Wenn ich eine Passage sehr oft geübt habe, kann ich ohne viel darüber nachzudenken diese Passage mehr oder weniger blind spielen. Also habe ich mir gedacht, dass sich in meinem Gehirn ein Bewegungsmuster eingeprägt hat, das beim Spielen abgerufen werden kann.
Ohne das funktioniert ja gar nichts. Aber wenn zwischendurch eine gewisse Distanz auf der Tastatur überwunden werden muss, ist ein rascher Blick kurz vorher auf das Zielgebiet der Hand schon ziemlich wegweisend für dieselbe. Man muss die Taste ja nicht hypnotisch fixieren. Man weiß ja, wo sie liegt. ;-)
 
absolvierst du den Gang ins Bad nebst Händewaschen mit (aus Dogmatismus) verbundenen Augen?

Nein, natürlich nicht! Und andere Verrichtungen im Bad auch nicht.

Und dogmatisch sind meine Beiträge in keiner Weise.

Wenn Kleinkinder sich an Tischbeinen hochhangeln, die ersten wackeligen Schritte machen, genau wissen, wie die Körperhaltung sein soll, damit sie auf den Hintern fallen und nicht aufs Gesicht, dann geschieht das, weil sie es können und und nicht weil sie von Bezugspersonen dogmatisiert werden.

Für mich gilt das auch auf andere Verhaltensmuster .

Ich habe nie behauptet, dass ich mit meinem Klavier spiele, ohne jemals auf die Tasten zu gucken, weil ich mir das Leben so schwerer machen würde.

Ich habe aber bemerkt, wenn ich das Stück aus dem Effeff und auswendig spielen kann, geht es auch beim Springen leichter ohne daneben zu greifen.
Bei meiner letzten Stunde wollte ich meinen Klavierlehrer zu anhaltendem Applaus verführen und das Stück, welches ich eingeübt hatte und auswendig kann richtig toll Vorspielen. Vorsichtshalber habe ich auf das Notenblatt geschaut und habe es vergeigt.

Ich habe Frank zitiert und beschrieben, wie ich anstelle, meine Güte, es sind ja
"Baby"Sprünge auszuführen.
Und schwups haste schon wieder nen Stempel auf der Stirn : Vorsicht, dogmatische Tussi!

Ich geh dann mal mit offenen Augen kalt duschen .
 
Ei, ei, ei - wenn die Leute hier ein Streichinstrument spielten, wüssten sie, dass man natürlich nicht nach eingeremsten Abständen spielt! Allein das innere Ohr steuert und zwar in Referenz zu bereits angespielten Tönen! Oder wie schafft ein Cellist auf cellistenweise eine Violine zu spielen?

 

Zurück
Top Bottom