Masse statt Klasse gegen das Frustplateau nach 5 Jahren

Danke für die vielen Tipps und Ermunterungen!

Zu meinen Rahmenbedingungen: Mehr als 30min üben im Tag und Durchschnitt liegt nicht drin, habe Job, Familie und auch noch andere kleine Hobbies. Beklage mich entsprechend auch nicht grundsätzlich, dass ich keine anspruchsvolleren Stücke stemmen kann.

Natürlich bin ich auf öfters mal an zwei Stücken parallel dran oder nehme ein altes wieder hervor. Aber das Grundproblem bleibt, dass ich für ein neues Stück rund 6-8 Wochen brauche, um es einigermassen zu können. Das scheint mir zu lang bzw. die Stücke dann entsprechend zu schwierig, obwohl ich sie am Ende ja spielen kann. Aber eben vieles über die Zeit mit Repetition, auswendig und auf die Hände schauen. Das scheint mir nicht zielführend und deshalb der Gedanke, mal 1-2 Schwierigkeitsgrade zurückzuschalten, mehr einfache Stücke zu spielen und dabei mehr auf Blattspiel bzw. eben nicht auf die Hände schauen zu achten. Natürlich ist auch die musikalische Gestaltung besser, wenn ein Stück mental nicht zuviel Leistungskapazität bindet.
 
Aber das Grundproblem bleibt, dass ich für ein neues Stück rund 6-8 Wochen brauche, um es einigermassen zu können.
Geht mir genau so. Und ich übe genau so wenig wie Du. Aber rechne es doch mal auf vernünftige Übeumfänge um. Könntest Du täglich eine Stunde üben, wären es nur noch 3-4 Wochen. ;)

Ich habe dieses Jahr im Prinzip bisher erst drei Stücke neu gelernt, ohne das ein "Brecher" dabei wäre. Eher im Gegenteil: Chopin Walzer a-moll, Haydn-Sonate in F-Dur, Hob XVI:9 und Chopin Prelude e-moll. Aber wie schon häufig erwähnt. Man lernt ja nicht nur die Stücke, man lernt auch an den Stücken. Und neben der reinen Arbeit an den Stücken wird im Unterricht und zu Hause ja auch noch was anderes gemacht.
 
Hallo Tonsee, ich würde da mal die eigene Zielsetzung überdenken. Wo möchtest Du hin, pianistisch? Was ist das Ziel? Die Revolutionsetüde von Chopin? Und wenn das Ziel auf diesem technischen Niveau liegen sollte, warum? Weil nur technisch sehr anspruchsvolle Kompositionen musikalisch wertvoll sind? Weil man mit Leuten, die mit 7 Jahren angefangen haben, und täglich stundenlang geübt haben mithalten will, nach der Devise "ich auch.."? Das musikalische Niveau einer Komposition korreliert keineswegs zwangsläufig mit dem technischen Anspruch. Es gibt technisch leicht zu bewältigende Werke von Weltruhm, es gibt technisch sehr anspruchsvolle Kompositionen, wo man sich fragt, ob der Zeitaufwand in Relation zum Ergebnis steht ((v.a. im Hinblick auf die Komposition), und dann gibt es natürlich auch anspruchsvolle und gehaltvolle Werke. Wäre es nicht viel sinnvoller, Werke musikalisch zu verfeinern, als immer nur technisch nach oben zu trainieren, wo der musikalische Aspekt dann vor lauter Sorge um Verspieler zu kurz kommt? Danach kann man mit Gelassenheit eine sanfte Kurve in den graduell höheren technischen Bereich angehen. Mitunter hilft es, sich technisch unkomplizierte Werke, wie die oben auch schon genannten, von den größten Pianisten auf youtube anzuhören und anzuschauen...Grundsätzlich kommt es weniger darauf an, was Du spielst, als WIE Du es spielst...;-)
 
Das sind doch alles Luxusprobleme...

Wozu das Ganze? Welchen Zweck hat das überhaupt?"
Du möchtest Klavierspielen ;-)
dass ich für ein neues Stück rund 6-8 Wochen brauche, um es einigermassen zu können.
Das geht mir ähnlich, manchmal sogar noch bedeutend länger.
Könntest Du täglich eine Stunde üben, wären es nur noch 3-4 Wochen. ;)
Die Rechnung wäre fein!
Ich habe dieses Jahr im Prinzip bisher erst drei Stücke neu gelernt, ohne das ein "Brecher" dabei wäre. Eher im Gegenteil: Chopin Walzer a-moll, Haydn-Sonate in F-Dur, Hob XVI:9 und Chopin Prelude e-moll.
Das finde ich überhaupt nicht wenig. Diese Stücke richtig gut zu spielen, dazu gehört schon was.

@Tonsee , der Frust ist normal, das machen die meisten von uns durch. Einfach nicht drüber nachdenken und weitermachen.
Übrigens: richtig fies ist, wenn vermeintlich einfache Stücke ("spiel ich mal so nebenbei") so richtig unbarmherzig deine Schwächen zum Vorschein bringen. DAS ist niederschmetternd.
 
Ich habe dieses Jahr im Prinzip bisher erst drei Stücke neu gelernt, ohne das ein "Brecher" dabei wäre. Eher im Gegenteil
Puh, da bin ich aber froh, dass es anderen auch so geht! Ich habe ja immer das Gefühl, dass ich die Stücke viel zu langsam lerne und viel mehr Stücke lernen sollte. Aber ich habe eigentlich schon auch Spass daran, meine derzeit drei oder vier "Paradestücke", an denen ich in diesem Halbjahr gearbeitet habe, weiter zu verfeinern. Ein paar Kleinigkeiten gabs auch zwischendurch, die ich nicht mehr weiter verfeinern wollte... aber wenn ich sechs gute Stücke Ende des Jahres gelernt hätte und auswendig können würde, wär ich schon zufrieden! Das si d dann halt diese 6-8 Wochen pro Stück + mal altes wiederholen und vielleicht noch was zwischendurch.

Aber ich wollte mir jetzt auch als nächstes was Einfaches wünschen, um mal wieder ein schnelleres Erfolgserlebnis zu haben. Wobei das Stück in den Fingern haben geht meist schneller als wirklich dran zu arbeiten. Ich glaube (hoffe!) auch, dass ich nicht nur die Stücke lerne, sondern viele Dinge AN den Stücken, die ich manchmal gar nicht so benennen könnte. Vielleicht macht das den Frust aus.
 
Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis jemand (zu Recht!) darauf hinweist, dass es sooo einfach dann doch nicht ist. ;-)
Aber ich wollte mir jetzt auch als nächstes was Einfaches wünschen, um mal wieder ein schnelleres Erfolgserlebnis zu haben
Mache ich auch gelegentlich. Um dann wieder festzustellen: Nix ist einfach für mich am Klavier. Aber gelegentlich ist es eben doch sehr angenehm, sich relativ schnell hauptsächlich auf die Gestaltung und Verfeinerung konzentrieren zu können.
 
Vorweg: Ich bin kein Blattspieler und lerne auswendig ("leider" auch mit wenig Repitition ... ich würde gerne vom Blatt spielen können, habe das bisher aber nicht lernen können). Und am Klavier bin ich größtenteils Autodidakt.
Eigentlich bräuchte ich mal wieder Unterricht ... da hat sich sicherlich einiges eingeschlichen, wodurch ich wohl nie an die Qualität eines nicht öffentlichen Godowski herankommen werde (zum Glück halte ich das eh für utopisch ... da hätte ich wohl schon pränatal Unterricht kriegen müssen und nicht erst mit 20).

Ich "opfere" bei jeder Übesitzung einen Teil der Zeit für die Repertoirepflege.
Wenn ich täglich nur 30 Minuten üben könnte, dann wären es eventuell nur die ersten 10 Minuten. Oder ich würde mir vorher überlegen "heute mal nur Repertoire". Ich habe aber auch keinen Lehrer im Rücken, der die Hausaufgaben kontrollieren muss.
Ich bin allerdings in der Situation, dass ich theoretisch auch 5 Stunden am Tag üben könnte ... wenn ich das durchhalten würde (mehr als 2 Stunden durchgängig Klavier spielen habe ich glaube ich noch nie geschafft). Aber es gab auch schon Tage, da habe ich die insgesamt 5 Stunden gegen abend so langsam auch voll gehabt.
Mit Familie, anderen Hobbys und einem Vollzeitjob wäre das bei mir auch was anderes ... aber ich arbeite eben nur Teilzeit (20h), habe keine Kinder und habe mein restliches Leben so ziemlich auf Musik ausgerichtet.

Wenn ich mein Gespielsel über die letzten Jahre so betrachte (natürlich nur aus dem Gedächtnis ... Aufnahmen habe ich nur sehr wenige, also kann mich meine Erinnerung auch trügen), dann sehe ich, wie sich die Stücke meines festen Repertoires über die Jahre verändert haben. Ich habe mich dabei immer weiter dem angenähert, was ich gerne hören würde ... und ich betrachte diesen Prozess grundsätzlich als unabschließbar (siehe das Horowitz-Beispiel).
Wenn ich jetzt z.B. die Träumerei, oder den As-Dur-Walzer von Brahms aufnehmen würde, dann halte ich es für sehr wahrscheinlich,. dass ich in spätestens 10 Jahren beim anhören dieser Aufnahme an einigen Stellen nur denken kann "Wiesu denn bluß?".
Und bei meinen Beethovens, Bachs, Chopins wird sich das ähnlich verhalten (wahrscheinlich sogar schlimmer).

Sogar die wenigen echten "Olaf Meyers" verändern sich im Laufe der Jahre ... da das allerdings Eigenkompositionen sind (das ist MIR), gehen die Veränderungen da auch mal weiter (da werden dann Parts geändert, weggelassen oder hinzugefügt ... manchmal dienen die auch als Ausgangspunkt für eine Impro) ... bei klassischer Lteratur ändert sich primär der Ausdruck ... und genau an dem arbeite ich auch bei der Repertoirepflege.

Ich habe eine Liste von Stücken, die ich "mein Repertoire" nenne, und ich versuche all diese Stücke wenigstens ein mal im Monat auch gespielt zu haben. In den meisten Monaten klappt das sogar.
Neue Stücke gehe ich dafür relativ selten an ... momentan habe ich Debussys Clair de Lune im Zulauf (hust ... momentan ist gut, das liegt da seit einem halben Jahr).
Puh, da bin ich aber froh, dass es anderen auch so geht!
Ich kann das also toppen ... meine neuen Stücke in 2022 (so far): exakt 0 ... naja, ein paar Ideen habe ich etwas ausgearbeitet ... also 0,3.
Man darf auch nicht vergessen, dass Repertoirepflege Zeit kostet.

Repertoirepflege ist aber eben nichts, womit man effektiv Blattspiel trainieren kann ... dabei arbeitet man doch eher an Feinheiten, die eigentlich erst dann wirklich interessieren sollten, wenn die Konzentration eigentlich nicht mehr gebraucht wird, um die richtigen Noten zu spielen.

Also entweder automatisiertes Blattspiel (am Gehirn vorbei von den Augen zu den Händen) ... oder eben mehr oder weniger "auswendig".
In jedem Fall sollte man ein Stück für die Verfeinerung des eigenen Ausdrucks gut genug kennen.
Oder man hört sich einfach selbst zu und vergleicht mit Aufnahmen des Stückes, die einem gut gefallen .. dann ist es halt nicht "ups, das war jetzt aber nicht mezzopiano" sondern einfach vom Höreindruck her "oh, das war jetzt etwas zu laut".
Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis jemand (zu Recht!) darauf hinweist, dass es sooo einfach dann doch nicht ist. ;-)
Wenn man sich dafür zwingen muss, jeden Tag mindestens X Minuten zu üben, dann kann die Übezeitverlängerung sogar die Zeit verlängern, die man braucht, bis man zufrieden ist. Ich bin immer wieder überrascht, welche gefühlten Fortschritte sich plötzlich eingestellt haben, wenn ich ein Stück mal eine Weile nicht gespielt habe. Mehr so ein "Ach ja, das könntest du auch mal wieder spielen" ... 5 Minuten später dann "Oh, das hat ja richtig gut geklappt".
Ich gehe dann scheinbar etwas frischer und weniger verbissen da heran ... und das bringt mir persönlich unglaublich viel. Ich mache dann halt einfach Musik, statt mich an spezifischen Problem und möglichen Lösungen abzuarbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nach dem nochmaligen durchspielen meiner Stücke fürs Schülervorspiel, an denen ich echt schon ewig laboriere, muss ich sagen: ich habe das Gefühl, ich lerne JETZT am meisten an ihnen. Jetzt, nach Wochen und Monaten, so kurz vor Vorspieltermin. Wenn ich nur 3 Wochen an ihnen gearbeitet hätte, wäre das alles an mir vorbeigegangen.
 
ich habe das Gefühl, ich lerne JETZT am meisten an ihnen. Jetzt, nach Wochen und Monaten, so kurz vor Vorspieltermin. Wenn ich nur 3 Wochen an ihnen gearbeitet hätte, wäre das alles an mir
Ich habe noch kein Konzert gespielt ohne dass ich in den Tagen, oder sogar Stunden davor das starke Empfinden hatte, dass ich, wenn ich so noch 2 Wochen weiterüben würde/könnte, zum ersten Mal in meinem Leben zu meiner Zufriedenheit spielen würde.
Und wenn ich 2 Wochen später das gleiche Programm nochmals spiele, dann hab ich in den Stunden zuvor das gleiche Gefühl.
Es gibt Stücke, wie Chopins op. 52 wo dieses Gefühl, gleichgültig, wie viel oder wie gut ich übe, sozusagen ständiger Begleiter ist!
Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass es keine fertigen Stücke gibt!
 
Ich schätze, wenn das Stück "fertig" wäre müsste man zum Ergebnis kommen, selbst fertig zu sein. Solange man sich noch weiterentwickelt und kreativ ist wird man diesen Zustand (glücklicherweise) nie erreichen.
 

V
Vorweg: Ich bin kein Blattspieler und lerne auswendig ("leider" auch mit wenig Repitition ... ich würde gerne vom Blatt spielen können, habe das bisher aber nicht lernen können). Und am Klavier bin ich größtenteils Autodidakt.
Eigentlich bräuchte ich mal wieder Unterricht ... da hat sich sicherlich einiges eingeschlichen, wodurch ich wohl nie an die Qualität eines nicht öffentlichen Godowski herankommen werde (zum Glück halte ich das eh für utopisch ... da hätte ich wohl schon pränatal Unterricht kriegen müssen und nicht erst mit 20).

Ich "opfere" bei jeder Übesitzung einen Teil der Zeit für die Repertoirepflege.
Wenn ich täglich nur 30 Minuten üben könnte, dann wären es eventuell nur die ersten 10 Minuten. Oder ich würde mir vorher überlegen "heute mal nur Repertoire". Ich habe aber auch keinen Lehrer im Rücken, der die Hausaufgaben kontrollieren muss.
Ich bin allerdings in der Situation, dass ich theoretisch auch 5 Stunden am Tag üben könnte ... wenn ich das durchhalten würde (mehr als 2 Stunden durchgängig Klavier spielen habe ich glaube ich noch nie geschafft). Aber es gab auch schon Tage, da habe ich die insgesamt 5 Stunden gegen abend so langsam auch voll gehabt.
Mit Familie, anderen Hobbys und einem Vollzeitjob wäre das bei mir auch was anderes ... aber ich arbeite eben nur Teilzeit (20h), habe keine Kinder und habe mein restliches Leben so ziemlich auf Musik ausgerichtet.

Wenn ich mein Gespielsel über die letzten Jahre so betrachte (natürlich nur aus dem Gedächtnis ... Aufnahmen habe ich nur sehr wenige, also kann mich meine Erinnerung auch trügen), dann sehe ich, wie sich die Stücke meines festen Repertoires über die Jahre verändert haben. Ich habe mich dabei immer weiter dem angenähert, was ich gerne hören würde ... und ich betrachte diesen Prozess grundsätzlich als unabschließbar (siehe das Horowitz-Beispiel).
Wenn ich jetzt z.B. die Träumerei, oder den As-Dur-Walzer von Brahms aufnehmen würde, dann halte ich es für sehr wahrscheinlich,. dass ich in spätestens 10 Jahren beim anhören dieser Aufnahme an einigen Stellen nur denken kann "Wiesu denn bluß?".
Und bei meinen Beethovens, Bachs, Chopins wird sich das ähnlich verhalten (wahrscheinlich sogar schlimmer).

Sogar die wenigen echten "Olaf Meyers" verändern sich im Laufe der Jahre ... da das allerdings Eigenkompositionen sind (das ist MIR), gehen die Veränderungen da auch mal weiter (da werden dann Parts geändert, weggelassen oder hinzugefügt ... manchmal dienen die auch als Ausgangspunkt für eine Impro) ... bei klassischer Lteratur ändert sich primär der Ausdruck ... und genau an dem arbeite ich auch bei der Repertoirepflege.

Ich habe eine Liste von Stücken, die ich "mein Repertoire" nenne, und ich versuche all diese Stücke wenigstens ein mal im Monat auch gespielt zu haben. In den meisten Monaten klappt das sogar.
Neue Stücke gehe ich dafür relativ selten an ... momentan habe ich Debussys Clair de Lune im Zulauf (hust ... momentan ist gut, das liegt da seit einem halben Jahr).

Ich kann das also toppen ... meine neuen Stücke in 2022 (so far): exakt 0 ... naja, ein paar Ideen habe ich etwas ausgearbeitet ... also 0,3.
Man darf auch nicht vergessen, dass Repertoirepflege Zeit kostet.

Repertoirepflege ist aber eben nichts, womit man effektiv Blattspiel trainieren kann ... dabei arbeitet man doch eher an Feinheiten, die eigentlich erst dann wirklich interessieren sollten, wenn die Konzentration eigentlich nicht mehr gebraucht wird, um die richtigen Noten zu spielen.

Also entweder automatisiertes Blattspiel (am Gehirn vorbei von den Augen zu den Händen) ... oder eben mehr oder weniger "auswendig".
In jedem Fall sollte man ein Stück für die Verfeinerung des eigenen Ausdrucks gut genug kennen.
Oder man hört sich einfach selbst zu und vergleicht mit Aufnahmen des Stückes, die einem gut gefallen .. dann ist es halt nicht "ups, das war jetzt aber nicht mezzopiano" sondern einfach vom Höreindruck her "oh, das war jetzt etwas zu laut".

Wenn man sich dafür zwingen muss, jeden Tag mindestens X Minuten zu üben, dann kann die Übezeitverlängerung sogar die Zeit verlängern, die man braucht, bis man zufrieden ist. Ich bin immer wieder überrascht, welche gefühlten Fortschritte sich plötzlich eingestellt haben, wenn ich ein Stück mal eine Weile nicht gespielt habe. Mehr so ein "Ach ja, das könntest du auch mal wieder spielen" ... 5 Minuten später dann "Oh, das hat ja richtig gut geklappt".
Ich gehe dann scheinbar etwas frischer und weniger verbissen da heran ... und das bringt mir persönlich unglaublich viel. Ich mache dann halt einfach Musik, statt mich an spezifischen Problem und möglichen Lösungen abzuarbeiten.
du schreibst : Oh das hat richtig gut geklappt . Bei mir ist es anders . Spiele ich ein etwas älteres Stück ,was ich mal konnte , muss ich des öfteren leider immer feststellen ,das ich es nicht mehr so fließend kann :(((
 
Um auf den Anfang zurück zu kommen:
Mich wundert (durchaus auch im Sinne von bewundern) wie perfektionistisch Hobbypianisten gelegentlich sind!

Zum Anderen frage ich mich, warum man offenbar die einfache Strategie, ein Stück an (oder geringfügig über) der Leistungsgrenze kombiniert mit 2 oder 3 sehr viel zugänglicheren parallel zu üben, eher selten anwendet?
 
du schreibst : Oh das hat richtig gut geklappt . Bei mir ist es anders . Spiele ich ein etwas älteres Stück ,was ich mal konnte , muss ich des öfteren leider immer feststellen ,das ich es nicht mehr so fließend kann :(((
Ich glaube, du hast mich da etwas falsch verstanden.
Ich bezog mich auf Stücke, die ich z.B. bis vor einer Woche noch täglich geübt, dann aber eben eine Weile beiseite gelegt habe.
Manchmal ist es auch nach einem Monat noch da ... aber eigentlich arbeite ich mit "Spielpausen" bei einzelnen Stücken im Rahmen von ein oder zwei Wochen.

Ich habe aber wohl irgendwie auch den "Vorteil", mir Musik sehr gut merken zu können ... jedenfalls kommt mir das in meinen Bands oft so vor. Ich muss regelmäßig die Frage beantworten "sag mal, weißt du noch, was ich da gespielt habe?" und verdächtig oft muss ich das mit "Ja" beantworten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, du hast mich da etwas falsch verstanden.
Ich bezog mich auf Stücke, die ich z.B. bis vor einer Woche noch täglich geübt, dann aber eben eine Weile beiseite gelegt habe.
Manchmal ist es auch nach einem Monat noch da ... aber eigentlich arbeite ich mit "Spielpausen" bei einzelnen Stücken im Rahmen von ein oder zwei Wochen.

Ich habe aber wohl irgendwie auch den "Vorteil", mir Musik sehr gut merken zu können ... jedenfalls kommt mir das in meinen Bands oft so vor. Ich muss regelmäßig die Frage beantworten "sag mal, weißt du noch, was ich da gespielt habe?" und verdächtig oft muss ich das mit "Ja" beantworten.
Ich habe in meiner 12-jährigen Laufbahn nur 2 Stücke komponiert :lol: Das 1. war ein Abschiedslied für Micha und das 2. war ein einfaches Stück, genannt : ein Kinderlied . Mein Kl hatte mich aufgefordert mal was zu komponieren:lol:
 
Mein Kl hatte mich aufgefordert mal was zu komponieren
Das kann man als KL ja auch mal machen ... ich habe mich eine ganze Zeit auch mit "Harmonisierungsaufgaben" an Solmisationsübungen abmühen müssen. "Komposition" hätte ich das aber nie nennen wollen (das waren Vorübungen), und das kam auch nicht von einem KL, sondern von Lehrkräften im Abifach Musik.
Aber ich habe sehr viel dabei gelernt, was ich auch heute noch immer gerne anwende (auch wenn ich relativ selten diatonisch unterwegs bin).
Ich kann also nur empfehlen, einstimmige Solmisationsübungen zu harmonisieren. Man wird dabei immer sicherer darin, was gehen könnte, und was man besser sein lässt. Natürlich sind Anfangs als Übung auch Kinderlieder voll OK.

Ich fürchte aber, dass das unseren @Tonsee nicht wirklich weiterbringt.
 
Was ich im Kern meine, ist die Beobachtung, dass es für Anfänger wenig produktiv und potenziell frustrierend ist, sich möglichst "schöne", aber eben dann auch schwierige Stücke anzueignen
Das frage ich mich immer wieder, warum man das als Anfänger unbedingt tun will. Und ich stimme Dir zu: Das ist wenig produktiv und oft - wenn nicht sogar immer - frustrierend. Das kann einem jeden Spaß am Klavierspiel verderben. Warum fängt man nicht mit etwas an, das auch gut klingt, aber eben nicht eins dieser "Modestücke" ist, dafür jedoch dem eigenen, noch sehr beschränkten Können entspricht?

Da bin ich meiner Klavierlehrerin sehr dankbar. Sie hat schon so viele schöne Stücke für mich ausgesucht, von denen ich noch nie etwas gehört hatte und die mir viel Spaß machen. Mein Problem ist, dass ich eigentlich viel zu wenig weiß, um Stücke gezielt aussuchen zu können. Sie beschäftigt sich ihr ganzes Leben damit, kann meinen Stand einschätzen und mich da gezielt führen. Warum müssen es immer Stücke sein, die jeder kennt und spielt oder spielen will? Ob jetzt Klassik oder Filmmusik oder sonst etwas.

Es gibt so gewaltig viele, sehr lehrreiche Stücke, die oft auch genau dafür geschrieben worden sind, um daran etwas zu lernen. Da sollte man sich nicht auf Allerweltsstücke, die klassischen oder sonstigen Schlager, beschränken. Wenn man ein Stück sehr viel auf YouTube hört, von vielen verschiedenen Interpreten, sollte das eher ein Hinweis darauf sein, es NICHT zu spielen, als es auch - wie hunderttausend andere - unbedingt spielen zu wollen. Ich bin immer wieder überrascht, dass alle immer dasselbe spielen wollen, statt Ausschau nach neuen Ufern zu halten, was doch eigentlich viel interessanter ist.

Es könnte langfristig produktiver und lohnender sein, die Fähigkeit zur Aneignung neuer Stücke bis hin zu Blattspiel und Improvisation mehr zu trainieren.
Ich bin eine gute Blattspielerin. Wenn ich Stücke spiele, die meinem Leistungsstand entsprechen, kann ich die meistens sofort vom Blatt spielen. Wenn ich das nicht kann, ist das Stück zu schwer für mich. Dafür kann ich schlecht Auswendiglernen. Wenn ich ein Stück lange übe oder bewusst daran arbeite, geht es natürlich, aber ich sehe darin keinen großen Mehrwert. Außer dass ich mehr Zeit auf das Stück verwenden muss. Für mich wäre es ein Traum, Sachen, auch schwierigere Sachen, jederzeit vom Blatt spielen zu können, dann hat man ein unendliches Repertoire. Denn jedes Stück, das man spieltechnisch bewältigen kann, gehört dann zum Repertoire.

Ich habe mich eine Weile sehr darauf konzentriert, Stücke auswendig zu lernen, aber ich lasse das jetzt wieder. Für mich ist das reine Zeitverschwendung. Wenn ich mich anstrenge, kann ich ein Stück auswendig lernen, aber was habe ich davon? Auch wenn ich es auswendig kann, kann ich es nach ein paar Wochen nicht mehr einfach so spielen, weil ich fast alles wieder vergessen habe. Wenn ich mir aber die Noten hinstelle, kann ich es sofort wieder spielen. Warum also auswendig? Das Blattspiel geht nicht verloren, wird besser und besser. Beim Auswendiglernen gibt es offensichtlich Grenzen, jedenfalls für mich.

Und Improvisation ist auch etwas, das ich jetzt vermehrt betreibe. Früher habe ich das überhaupt nicht getan. Nur vom Blatt gespielt. Aber ich kann allein mit der Kenntnis der Akkorde so viel mehr tun als nur vom Blatt spielen. Und jedes Mal etwas Neues erfinden, auch dabei besser werden. Auch diese Verbesserungen verschwinden nicht, sondern bauen aufeinander auf. Man vergisst keine Improvisationsfähigkeit, die man einmal gelernt hat, wie man regelmäßig jedes auswendig gelernte Stück vergisst.

Deshalb denke ich, Du hast ganz recht: Improvisation und vom Blatt spielen sind sehr wichtige und nützliche Fähigkeiten, die einen auch nicht langweilen, wenn man sie jeden Tag übt und wiederholt. Das ist etwas, worauf es sich lohnt, sich zu konzentrieren. Wochenlang an einem Stück zu arbeiten, nur um es auswendig zu lernen, lohnt sich meiner eigenen (natürlich sehr eingeschränkten) Erfahrung nicht. Jedenfalls nicht für mich. Für andere mag das anders aussehen, aber für mich sieht es jetzt so aus, dass ich jeden Tag ein bisschen mit Akkorden herumspiele und improvisiere und jeden Tag meine Stücke vom Blatt spiele. Einige, die ich schon kenne, und andere, die ich noch nicht kenne. Da ich auch nicht stundenlang am Tag üben kann, weil das meine Gesundheit nicht erlaubt, muss ich meine Zeit möglichst sinnvoll nutzen. Und ich glaube, so nutze ich sie am sinnvollsten und mache auch jeden Tag kleine Fortschritte.
 
Mich hat ein „leichteres“ Stück nebenbei grad in eine handfeste Krise gestürzt.

Neben der g-Moll Sonate von Schumann habe ich jetzt noch Bach Partita 1 (komm gut voran, mag ich, keine Last), Chopin Etüde Op.10/5 (komm ich gut voran, keine Last) und zudem Haydn Sonate XVI:34. Tja und letztere ist für mich UNSPIELBAR und UNÜBBAR. Ich konnte das nicht fassen und sitze seit Freitag dran und komme nicht solide durch die erste Seite.

Gott sei Dank hab ich diese Woche keinen Unterricht denn ich verplempere meine Zeit für ein paar Takte sie sich heftig wehren. Ich kann keine 2 Zeilen spielen ohne mich zu vergreifen. Meine Hand fühlt sich an wie ein schwammiges wabbeliges Wesen dessen äußere Enden meinem Gehirn bisher nicht bekannt waren. Ich fühle mich wie das unfähigste Wesen auf diesem Erdboden und frag mich wie ich überhaupt bis hier her gekommen bin.

Ich trinke jetzt ein Bier. Prost auf den Frust. Jeden Abend denk ich mir „fällt es dir so schwer sind die Defizite riesig also übe es erst recht“ am nächsten Tag wieder Frust und Wut und nix wird besser. Ich mag die Musik eigentlich überhaupt nicht aber wollte das mit emotionaler Nüchternheit halt durchziehen. Und jetzt scheitere ich am stupiden Spielen als „Etüde“. Ich packs nicht. 1 Seite!! 5 Tage! Mir wachsen graue Haare!
 

Zurück
Top Bottom