Alte Flügel von 1900-1930: Vor- und Nachteile?

Die Regulierungsmöglichkeiten halten sich auch in engen Grenzen:


View: https://www.youtube.com/watch?v=JNwymQlXgS4

Cristoforis Mechanik, die im Video erwähnt wird, ist aber bereits eine Stoßzungenmechanik, keine Prellmechanik.


Jetzt hat er seinen Bösendorfer 280VC.


Mehr benötigt man bei etwa 99,9 % der Literatur auch nicht.

Die Videos hab ich auch gesehen. Ist ja echt nicht viel dran an so ner Wiener. Könnt man ja fast auf die Idee kommen das DIY einzustellen. Auslösung hat Spiel-Hammer 1-2 Umdrehungen rausschrauben, Hammer hat seitliches Spiel, Lagerung einfach bisseken zusammenkniepen...:005:

Woran erkennt man denn den Unterschied zw. einer gut und einer mies regulierten Wiener? :016:

Repetition geschenkt - einstweilen kann sich bei mir jede Mechanik noch eine gemütliche Gedenksekunde gönnen :007:

Und ich finde 85 Tasten schon mehr als unübersichtlich und verwirrend, 88 müssen es daher wirklich nicht sein, wenn's weniger sind, dann kommen auch alle öfter mal dran - less is more :004:
 
Echt jetzt? Das klingt wirklich ziemlich furchtbar. Ich habe leichte Zweifel daran, dass dieser "restaurierte Originalzustand" tatsächlich irgendwie handwerklich solide gemacht wurde.
Echt jetzt? Vielleicht auch ne Geschmacksfrage. Auf jeden Fall finde ich, dass diese Aufnahme zeigt, wie gut man im p differenzieren kann, der Klang ist sehr warm, über mp geht es in dem Fall allerdings nicht hinaus. Du findest aber auch eine Mozart-Aufnahme auf dem Flügel. Der Kollege, der's gemacht hat, gehört jedenfalls zu den bekannten Wiener Spezialisten. (Fängt mit B an und hört mit s auf.)
klingt dann schon etwas anders - und wie schon jemand vorher schrieb: Wenn so ein Teil mal gut reguliert wurde, dann spielt sich auch eine Wiener Mechanik wunderbar.
Klingt für mich anders, und auch gut, und meine Beobachtung vor und nach einer Regulierung bezog sich eben auch auf den Hecher, handelte sich um einen Heitzmann-Flügel.
Dieses ständige Beharren auf der so unglaublich wichtigen Repetitionsfähigkeit kommt aber ausgerechnet immer von Menschen, die eben nicht 'Alborada del gracioso' in einem Affenzahn wie Richter spielen können.
Absolut treffend!
 
http://www.hecherpiano.com/sammlung/ehrbar_1877_schwarz.html oder



klingt dann schon etwas anders - und wie schon jemand vorher schrieb: Wenn so ein Teil mal gut reguliert wurde, dann spielt sich auch eine Wiener Mechanik wunderbar.

Handelt es sich bei dem Flügel, der in der Aufnahme zu hören ist, um jenen, dessen Fotos unter dem Link aufrufbar sind? Laut Beschreibung weist dieser bereits eine Doppelrepetitionsmechanik auf.
 
Die Videos hab ich auch gesehen. Ist ja echt nicht viel dran an so ner Wiener. Könnt man ja fast auf die Idee kommen das DIY einzustellen. Auslösung hat Spiel-Hammer 1-2 Umdrehungen rausschrauben, Hammer hat seitliches Spiel, Lagerung einfach bisseken zusammenkniepen...

Genau. Weil Regulieren heißt ja nur, irgendwo dran rumschrauben und auf ein überliefertes Maß einzustellen. Sowas wie Achsgängigkeit, Reibungsfaktor Leder, Garnierungen, ach das stellt sich doch alles von selbst ein und passt schon irgendwie.

So klingt's dann auch und spielt sich ebenso.
 
Zuletzt bearbeitet:

entlockt mir ein Schmunzeln.
;-)

Aber ich wurde 2015 auch eines Besseren belehrt in Sachen "unter zwei Meter ist Käse". Ein etwa 100 Jahre alter 170 cm kurzer Bösendorfer hat mich vor Ergriffenheit über Klang und Spielgefühl erstarren lassen. Die Gänsehaut war vermutlich 5 mm hoch. Dass Micha gerade unter dem Flügel lag hatte damit sicherlich nichts zu tun.
:-)

Das lag aber nicht nur am Instrument, sondern auch am Spiel des Pianisten:005::musik064:.
 
Eine Wiener Mechanik erlaubt nur ein beschränkt nuanciertes Spiel.

Trotzdem: Für "lernende Hände" als Hauptinstrument nicht zu empfehlen.

Die Wiener Mechanik reagiert vom Spielgefühl (und auch klanglich) anders als die moderne "englische" Mechanik.

Mal andersherum von der anderen Seite gedacht und in den Raum geworfen:
Die obigen Aussagen kommen vermutlich aus dem Munde von Klavierspielern, die (ausschließlich) mit modernden Mechaniken sozialisiert wurden.
Wollte ich heute chinesisch lernen, täte ich mich zweifelsohne sehr schwer damit die Sprache überhaupt zu lernen und mich dann auch noch nuanciert auszudrücken.
Erstaunlicherweise fällt das den Chinesen aber ganz leicht, da sie nix anderes kennen und mit der Sprache aufwachsen.
Hieße: wenn man mehr oder minder von Beginn auf ner Wiener Mechanik lernt, warum sollte das schwieriger, schlechter gehen als für jemanden, der auf einer modernden Mechanik lernt.
Der Großteil der klassischen Literatur wurde ja auch zu Zeiten der Wiener Mechanik und deren Vorgängern geschrieben.
Und über das "Kraftmeiertum" heutiger Aufführungspraxis bzw. Klangerwartungen kann man ja durchaus auch unterschiedlicher Meinung sein.
Nur mal so in den Raum geworfen.
 
Wenn du dir unbedingt einen Flügel mit Wiener Mechanik kaufen möchtest, dann mach es.

Es ist sehr schwierig, jemandem der die Unterschiede nicht vom Spielen her kennt, diese zu erklären. Ich würde einem Anfänger immer raten, ein "kompatibles" Instrument zu kaufen, bei dem man sich nicht sonderlich umstellen muss, wenn man mal auf einem anderen Instrument, mit einer ebenso kompatiblen Mechanik spielt.

Die Wiener Mechanik ist eine ganz einfache Konstruktion und spielt deutlich anders als eine moderne Mechnanik. Es ist richtig, dass auch auf solchen Mechaniken Leute spielen gelernt haben und es auch solche Instrumente gibt, die von Liebhabern nach wie vor gespielt werden. Die Entwicklung der Flügelmechanik ging danach (bzw parallel) aber weiter und hat eine gänzlich andere Richtung eingeschlagen.

Ein weiterer Grund gegen die Wiener Mechanik ist, dass solche Instrumente deutlich weniger Wiederverkaufswert haben, die meisten Wiener Flügel dürften inzwischen so gut wie unverkäuflich sein, von ein paar Sonderfällen (Bösendorfer, Ehrbar, ....) abgesehen.

Bösendorfer hat Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf moderne Mechaniken umgestellt. Wenn sie vom Wiener System überzeugt gewesen wären, hätten sie es beibehalten. Eine sehr traditionelle Firma wie Bösendorfer, die ein in vielerlei Hinsicht besonders und eigenständig konstruiertes Instrument baut, würde sowas niemals ohne gute Gründe tun.
 

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