Premium Klavier neu oder grosser reifer Flügel gebraucht?

  • Ersteller des Themas Sunstorm76
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Doppelte Auslösung bedeutet im Zusammenhang mit SILENT-System daß es für den akustischen und den Silent-Betrieb 2 verschiedene Auslösepunkte gibt und dies aktuell wegen eines Yamaha-Patents nur von Yamaha und Bösendorfer so genutzt werden kann.
Anscheinend kommt von Kawai ab Oktober so etwas ähnliches .
Es gibt auch noch die Variante von Feurich. Da wird die Stoßzunge komplett deaktiviert, so dass der Hammerstiel kaum oder gar nicht angehoben wird. Dadurch spürt man natürlich keine Auslösung mehr und auch das Gewicht des Hammers nicht. Feurich beschreibt das so:

• „UK-Silencer System©“ mit folgenden 2 Vorteilen:
1. Der Anschlag bzw. die Regulation der Mechanik wird im Akustikmodus nicht beeinflusst! Die Auslösung bleibt korrekt bei 1-2 mm.
2. Abends ist die Geräuschwahrnehmung besonders ausgeprägt, da ein Großteil der Umgebungsgeräusche fehlt. Die meisten Flügel-Silencersysteme verursachen relativ starke Klopfgeräusche, da die Hammerstiele an eine Stoppleiste anschlagen. Durch unseren speziellen Stoppmechanismus werden die Stoßzungen im Silencermodus deaktiviert. Somit ist unser System wesentlich geräuschärmer als herkömmliche Systeme. Der Anschlag im UK Silencermodus ändert sich: etwas leichtere Gewichtung und ein linearer Tastengang ohne Druckpunkt.
 
Meine Reise geht weiter resp. hat gerade erst angefangen. :001: Als erstes habe ich erneut das kleine C. Bechstein 116 MIllenium gespielt und bin immer noch hin und weg ab dem Klang. Ganz besonders im Vergleich zu den anderen drei Klavieren in diesem Zimmer: ein W. Hoffmann P-126 mit Variosystem (Silent) Ok das war zu erwarten, dass das schlechter klingt weil "weniger hochwertig" verarbeitet resp. halt die günstige Linie von Bechstein. Aber das C. Bechstein Elegance 124 ist ebenfalls aus der Concert-Line und hat mich nicht umgehauen im direkten Vergleich, im Gegenteil. Das Gaspedal war dort anders zu spielen. Während beim 116 gefühlt all meine Anfänger-Fehler ausgebügelt wurden und das Legato einwandfrei klappte, so musste man beim Elegance das Pedal jeweils voll durchtreten. Klar der Bass war etwas wuchtiger, was zu erwarten war. Aber das alleine nützt ja auch nichts, wenn ich mich mit dem Pedal weniger anfreunden kann.

Es sind manchmal kleine feine Unterschiede, warum man ein Instrument mag oder nicht. Ein ähnliches Problem hatte das Pedal beim Academy 124. Der Verkäufer ist selber Klavierbauer also vom Fach. Wir haben sehr lange diskutiert (ich mit meinem popeligen angelesenen Anfänger-Wissen aus dem Netz:schweigen:. Offenbar hatte er aber grosse Freude am Gespräch.

Er hat mir erzählt ich möge ein mittel- bis hell-hell intoniertes Klangbild. Denn das 116 ist als einziges (in diesem besagten Zimmer) so intoniert. Die anderen drei sind eher warm bis mittel. Spannend zu erfahren, dass er selber auch ein helleres Klangbild vorzieht. Es gibt hier natürlich kein richtig oder falsch. Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Look & Feel ist das A und O. Es hat tatsächlich etwas Mystisches die Suche nach seinem Instrument. Die Liebe auf den 1. Blick beim 116 war wohl nicht ganz zufällig. Aber das läuft mir ja nicht weg. Die Brillianz lässt mich immer noch träumend zurück. Der Verkäufer meinte auf dem Klavier liessen sich klassische Stücke besonders schön spielen. Ich spiele aber nur moderne Musik, von den 175 Stücken, welche ich irgendwann können möchte, sind nur 2 aus der Klassik. Das kann sich aber noch ändern. Wie auch immer das Klavierchen spielt die modernen Stücke auch wunderschön! Ausserdem gefallen mir die matten schwarzen Tasten. Sowieso passt bei dem Instrument einfach alles für mich.

So dann noch zu zwei Flügeln:

Erneut habe ich den Ibach Flügel Mod. 184 (gem. Seriennummer eine Deutsche Produktion, was mir wichtig ist) aus dem Jahr 1983. Der Klang ist wunderschön. Der Bass ist der Wahnsinn verglichen mit einem Klavier, das ist ja klar. Auch das Pedal spielt sich etwas anders, die Kontrolle finde ich aber sehr angenehm. Die Tasten liessen sich sehr gut spielen. Weder zu schwer noch zu leicht. Legato und Übergänge flutschten wie von selber.

Daneben stand ein kleiner Kawai (Stütz-) Flügel164 GE-30 in weiss aus dem Jahr 2015. Mit einem sehr günstigen Preis. Ich dachte immer, die kleinen Flügel unter 170 wären alle dünn im Bass resp. hätten einen mageren Klang. Was wurde ich eines besseren belehrt. Ich hätte nie gedacht, dass ein so kleiner Flügel in meinen Ohren so gut klingen könnte! Evtl. ist der Ton eine Spur zu warm auf diesem Instrument. Das noch kleinere Instrument von Kawai hatte ich auch noch gespielt aber der Klang war wirklich dann sehr dünn (ich meinte das war das 10er mit 155?).

Nun gibt es ein Problem mit diesen beiden Flügeln und mich würde interessieren, ob ich damit alleine bin. Ich bin nicht gerade klein (1.92m) und habe entsprechend grosse Hände. Was den Nachteil mit sich bringt, dass ich bei diesen beiden angesprochenen Flügeln manchmal die linke oder rechte schwarze Taste jeweils mit nach unten ziehe, wenn ich die weissen Tasten "oben" anspiele. Eigentlich habe ich keine "Wurstfinger" :015: aber der Mittelfinger nimmt die schwarzen Tasten gerne mal mit, was dann natürlich entsprechend schlimm klingt! Ein no go.

Hat sonst noch jemand solche Erfahrungen gesammelt und ihr musstet ein tolles Instrument aussortieren, weil es solche physischen Probleme gab?! Dagegen kann man nichts tun ausser die Hände jedes Mal vor dem Spielen kalt baden. :dizzy:

Fun fact: beim Bechstein Klavierchen (ausgerechnet beim Kleinsten 116!) habe ich dieses Problem nicht! Ein Wink des Schicksals? Soll die erste grosse Liebe auf der Suche schon die Richtige sein?

Ein Flügel würde schon reinpassen, aber das sähe in meinem Wohnzimmer etwas qequetscht aus. Oder aber der Esstisch und die Stühle kommen raus. Was übrigens ginge, ich habe eh nie Besuch resp. esse dann immer auf der Sitzgruppe (auch Kollegen etc.).
 
Nun gibt es ein Problem mit diesen beiden Flügeln und mich würde interessieren, ob ich damit alleine bin. Ich bin nicht gerade klein (1.92m) und habe entsprechend grosse Hände. Was den Nachteil mit sich bringt, dass ich bei diesen beiden angesprochenen Flügeln manchmal die linke oder rechte schwarze Taste jeweils mit nach unten ziehe, wenn ich die weissen Tasten "oben" anspiele. Eigentlich habe ich keine "Wurstfinger" :015: aber der Mittelfinger nimmt die schwarzen Tasten gerne mal mit, was dann natürlich entsprechend schlimm klingt! Ein no go.

Ich glaube, da spielt etwas ganz anderes die entscheidende Rolle: Ein Flügel spielt sich anders, weil die Mechanik eine andere Massengewichtung hat - und dementsprechend spielt man dann einfach anders, vor allem, wenn man Flügel nicht wirklich gewohnt ist und jeden Tag darauf spielt. Ich halte es also lediglich für eine Frage der Gewöhnung und des Übens.

Ich bin auch 190cm groß und habe weißgott nicht solche Pranken wie Sviatoslav Richter oder Van Cliburn - und die beiden haben erwiesenermaßen keine Probleme mit dem Spielen auf einem Flügel gehabt...
 
Ich glaube, da spielt etwas ganz anderes die entscheidende Rolle: Ein Flügel spielt sich anders, weil die Mechanik eine andere Massengewichtung hat - und dementsprechend spielt man dann einfach anders, vor allem, wenn man Flügel nicht wirklich gewohnt ist und jeden Tag darauf spielt. Ich halte es also lediglich für eine Frage der Gewöhnung und des Übens.

Ich bin auch 190cm groß und habe weißgott nicht solche Pranken wie Sviatoslav Richter oder Van Cliburn - und die beiden haben erwiesenermaßen keine Probleme mit dem Spielen auf einem Flügel gehabt...
Die Flügel spielen sich sehr angenehm, daran liegt es nicht. Im Gegenteil, ich finde die Kontrolle überragend und habe mich gleich wohl gefühlt. Gerade im Bass ist der Klang unfassbar. Das Volumen ist eine andere Dimension.

Das Problem mit dem Festhängen kommt nur gelegentlich vor und nur beim Mittelfinger. Übrigens gab es das auch schon bei Klavieren, das ist also kein Flügel-Problem per se. Ärgerlich ist es trotzdem. Auf meinem kleinen Schimmel Klavier hatte ich das Problem nie. Nur mal beim alten Yamaha bei der Klavierschule. Das wurde aber ersetzt durch ein Neueres und dort geht auch alles tip top ohne Festhängen.

Nun ja ich habe ja erst 3 Flügel gespielt, da gibt es noch viele mehr.
 
Nur um die Problematik mit dem Festhängen zwischen zwei schwarzen Tasten abzuschliessen: dieses Problem haben andere auch. Der Verkäufer konnte mir dies bestätigen. Wenn man die weissen Tasten weit oben spielt und zu wenig Platz zwischen den schwarzen Tasten hat, dann nimmt man die eine oder andere schwarze Taste ungewollt mit. Man könnte natürlich an der Spielweise arbeiten und die weissen Tasten halt unten anschlagen. Eine solche Umstellung halte ich allerdings für wenig sinnvoll. Lieber eine Klaviatur nehmen, die von vorherein zum Spielstil passt.

Ich habe erneut fast 5h lang ein paar Flügel und Klaviere getestet. Es ist in der Tat eine sehr spirituelle Suche. Ein kleines Upgrade für alle interessierten Leser.

Klavier C. Bechstein 116 Millenium
Die erste grosse Liebe brennt immer noch wie Feuer:herz: Klein, fein, teuer aber am Ende stimmt das P/L für mich. Der Klang: himmlisch-singend, klar, rein, edel, ja nahezu engelsgleich :027: Intonation: mittel bis hoch gem. Klavierbauer. Das Fingergefühl: herausragend. Das Pedal verzeiht viel und passt für mich perfekt. Das Erstaunliche ist, dass die höheren Klaviere der Konzert-Serie zwar wie zu erwarten mehr Bass und etwas mehr Tiefe bieten, aber der Ton an und für sich nicht besser wird. Jedenfalls nicht in meinen Ohren. Ich meinte die singen sogar etwas weniger, möglicherweise liegt es auch an einer etwas wärmeren Intonation. Bei den ausgestellten Modellen war das Pedal auch jeweils sehr unterschiedlich, beim 116 ist es für mich klar am besten. Die Academy-Serie und W. Hoffmann klingen etwas weniger gut. Nicht schlecht, aber eben nicht mehr auf höchsten Level. Bechstein liefert hier also genau das, was man auch erwartet.

S&S Klavier 125-V
Die Vorurteile, dass S&S die besten Flügel baut aber nicht die besten Klaviere liest man oft. Ich sass nun also das erste Mal an einem S&S Klavier. Der Klang war schön aber etwas zu warm intoniert. Der Tastenanschlag gefiel mir bei diesem Modell nicht so gut.


S&S Mod. 180/O Flügel
Der relativ günstige Flügel ist ziemlich alt, das genaue Alter habe ich aber mangels Interesse nicht in Erfahrung bringen wollen. Der Klang lässt sich als dumpf-singend bezeichnen. Im direkten Vergleich zu den anderen Flügeln klang der, als ob ein Teppich darauf liegen würde, obwohl der Deckel offen war. Für meine modernen Stücke nicht zu gebrauchen.

C. Bechstein A175 Flügel
Dieser Flügel ist knapp 20 Jahre alt und liegt nicht in meinem Budget. Trotzdem habe ich ihn kurz angespielt. Der Klang war nicht übel, hat mich aber nicht umgehauen. Die Tasten lagen mir auch nicht besonders.

Schimmel 182T Flügel
Da ich von Schimmel Flügeln (fast) nur negatives lese hatte ich keine besonders gute Einstellung, als ich an diesen Flügel gesessen bin. Eigentlich wollte ich nicht mal ran, aber er ist recht günstig also doch mal ran um seine negative Vorurteile zu bestätigen.

Selten wurde ich derart positiv überrascht! Nicht, dass andere Meinungen dazu falsch wären, sondern dass ich offensichtlich ein anderes Klangbild schön finde als andere. Der Klavierbauer meinte, vielen sei der Klang «zu dünn» und etwas zu «hallend». Dies kann ich zwar nachvollziehen, fand aber aber gerade das bei meinem modernen Repertoire schön. Das wichtigste neben dem Klang ist aber auch hier das Spielgefühl: fantastisch; sehr leichtgängig ähnlich dem Bechstein Klavier 116. Die Tasten fühlen sich ebenfalls hervorragend an! Damit hätte ich nie gerechnet wegen den genannten Vorurteilen. Der Flügel ist aus dem Jahr 1996.


Nun bin ich erneut hin- und hergerissen. Denn als ich nach den Flügeln zurück auf das Bechstein Klavierchen wechselte war ich nicht enttäuscht im Gegenteil. Die Engel sangen schon wieder. Vielleicht werde ich mich für ein Jahr Miete des Klaviers entscheiden und weiterhin Flügel testen.
 
Ich glaube, Du solltest noch ein wenig über die Begrifflichkeiten des Intonierens nachlesen und -hören, um zu verstehen, was damit gemeint ist und in welchem Kontext welcher Begriff benutzt wird. Mittlere und hohe Intonation gehören nicht zu den Ausdrücken, die ich im Kontext mit Intonation verwenden würde, ich weiß also nicht, was damit gemeint ist.

Ich weiß allerdings (weil ich für ein paar Monate mal ein neues 116er Bechstein hier hatte), dass das Intonieren etwas sehr rumspezifisches ist und der wahre Charakter eines Klavieres und Flügels eigentlich erst dann zutage tritt, wenn das Intrument sich mal gestzt hat und dann ein guter Intoneur Zeit am Bestimmungsort verbringt und usammen mit dem Kunden den tatsächlichen Klang ausarbeitet.

Wenn Dir das Klavier schon jetzt gut gefällt: wunderbar! Ich glaube aber, das da noch sehr viel Luft nach oben ist, wenn es denn einmal richtig intoniert wird, in deinem Zuhause. Mein Flügel ist durch meinen aktuellen Techniker jedenfalls regelrecht aufgeblüht und hat neue Klangfarben bekommen, als er ihn mir als 'fertig' übergab.
 

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