Kaufbericht neuer Flügel

Sie scheinen sich ja immer größerer Beliebtheit zu freuen. Natürlich gratulation. Würde mich mal interessieren ob die Konkurrenz das ebenfalls registriert, also das vermeintliche abwandern /wegbrechen ohnehin rarer Kunden.
Mir hat vor Jahren ein MPA gesagt, dass sie in St. Petersburg und in der Schweiz je 30 Shigerus an die Hochschulen geliefert haben. Steinway und Yamaha auch. Da die Hochschulen ja immer regelmäßig einkaufen, wird der eine oder andere Hersteller merken, dass die Nachfrage in den letzten Jahren nach unten gegangen ist und ein anderer Hersteller wahrscheinlich mehr Instrumente liefern durfte. Vor 15-20 Jahren wurden ja noch weit unter 1000 Shigerus/Jahr hergestellt. Da machte sich das auf dem Markt noch nicht so stark bemerkbar.
Für einige Menschen/Schichten ist so ein Flügel natürlich auch (nur) ein Statussymbol und da wird wahrscheinlich weiterhin nur ein Name gekauft....
Die Millionäre und Milliardäre werden ja aus diversen Gründen immer mehr. Vielleicht tun sich daher die Top 5 Hersteller auch leichter ihren Absatz zu steigern oder halten (wenn man betrachtet, was in D in den letzten Jahren mit den meisten Klavierherstellern der 2. Kategorie passiert ist)
 
@Felix Schade, aber da ist Altdorf näher, sonst hätte ich Dein Prachtstück gerne mal gehört...

Und ich orgle auf meinem 200€-Feurich und bin zufrieden. :001:

Aber besser investiert als in irgendein Auto...
 
ich habe ein neues Instrument angeschafft. Der Akt steht allmählich vor dem Abschluß, es wird Zeit für einen Bericht.
Vielen Dank Felix für diesen sehr detaillierten und tollen Bericht. Ich konnte mich in Deine Beschreibungen und Erwägungen sehr gut einfühlen.
Ich werde ja auch bald nach einem Flügel schauen (oder vielleicht wird es doch ein Klavier, mal schauen). Nach Altdorf wollte ich dafür auch fahren, aber auch nach Fürth.


Darf ich fragen, was ein "MPA" ist? Ein "Musikalisch-Physikalischer-Artist"?

:-)
 
Ich werde ja auch bald nach einem Flügel schauen (oder vielleicht wird es doch ein Klavier, mal schauen).

Nein, @chopinfan, es wird ein Flügel sein, wenn Du diesen bereits in Erwägung ziehst.
;-)

Es wäre schön, wenn Du uns auch an Deinen bevorstehenden interessanten und spannenden Begegnungen teilhaben
ließest.
:-)

Nach Altdorf wollte ich dafür auch fahren,
das ist eine gute Idee!
 
Nein, @chopinfan, es wird ein Flügel sein, wenn Du diesen bereits in Erwägung ziehst.
Liebe Marlene, ich "fürchte" auch, dass es ein Flügel wird. Ich freue mich so riesig darauf, das kann ich kaum mit Worten beschreiben. Auch auf die Suche freue ich mich.

Es wäre schön, wenn Du uns auch an Deinen bevorstehenden interessanten und spannenden Begegnungen teilhaben
ließest.
Das werde ich gerne tun.

Weißt zu zufällig, was ein "MPA" ist? Scheint ein wichtiger Mensch für Flügelbesitzer zu sein, daher würde ich es gerne wissen :-).
 
Gern geschehen, lieber @chopinfan , es hat Spaß gemacht, ihn zu schreiben. Ich bin schon gespannt, wohin die Reise bei dir gehen wird ;-)
MPA steht für Master Piano Artisan, das sind bei Kawai tätige Klavierbauer, die sich um die Shigeru Kawai Baureihe kümmern. Natürlich wird da viel Zinnober gemacht (siehe die google-Suchergebnisse), nichtsdestotrotz genießen diese Leute international und auch bei Besitzern anderer Klaviermarken einen guten Ruf.
 
Vielen Dank Felix für die Erläuterung zum MPA :-).
Für meine Flügelsuche bin ich ggf. auch noch auf der Suche nach einem guten Klavierbauer, der mir bei möglichen gebrauchten Modellen gutachterlich zur Seite stehen könnte. Noch ist es nicht so weit, aber wenn Du jemanden in petto hast, der gut ist, dann freue ich mich über eine kurze PN. :-)
 
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Vielen Dank Felix für die Erläuterung zum MPA :-).

Hier kommt Shigeru Kawai selber zu Wort:


Damals durfte ich @pianochris66 bei seiner Flügelsuche zu Kawai nach Krefeld begleiten wo ich einige sehr beeindruckende Shigeru Kawais kennengelernt habe. Dort wurde uns auch etwas über die MPAs erzählt - und man könnte sie demnach auch "Flügel-Flüsterer" nennen.

Ja, der Besuch des MPA im Sommer oder Herbst wird ein weiterer Höhepunkt, ... oder eine weitere Beglückung werden. Ich werde davon erzählen.

Es würde mich auch interessieren, wie es Dir und dem Flügel inzwischen ergangen ist. Daher wäre es schön, wenn Du uns darüber berichteten würdest, @Felix.
 

Es würde mich auch interessieren, wie es Dir und dem Flügel inzwischen ergangen ist.

Tut mir leid, ich habe den Thread damals aus den Augen verloren.

Der MPA-Besuch verlief außerordentlich unspektakulär. Mit dem Klang des Flügels war ich ja schon zufrieden gewesen, das Spielgefühl entsprach meinem Geschmack. Auf die Frage hin, welche Änderungen ich wünschte, blieb ich deshalb recht einsilbig, und entsprechend zurückhaltend wurde dann auch gearbeitet. Ein Prise Intonation im Diskant, ein wohlwollendes Streicheln der Mechanik, und im Wesentlichen zwei gründliche Stimmungen nach Meisterohr und fertig war der Lack. Der MPA legte mir dringlich ans Herz, in den nächsten drei Jahren keine weitere Intonationsnadel in die Nähe der Hämmer zu lassen, die Karenz sei nötig, um später eine unverfälschte Basis zu haben, von der aus man arbeiten könne.
Es gab keinen Zinnober, keine uralten Rituale wie in meiner Phantasie, dennoch blieb der Besuch im Gedächtnis. Eine sehr höfliche Gestalt, zuvorkommend, offensichtlich fachlich souverän, in der Weltgeschichte herumgeschickt, um sich um die Instrumente zu kümmern. Er war an dem Wochenende bereits bei einem anderen Kunden gewesen und hatte noch einen vor sich. Stützpunkt ist allerdings Krefeld und nicht Okinawa, das tat der leicht unterkühlten Romantik jedoch nur geringen Abbruch. Da der Herr auf der Shigeru-Seite nicht zu finden war, fragte ich nach und erfuhr, daß in den letzten Jahren einige neue MPA dazu gekommen waren und die Homepage noch nicht auf dem neuen Stand sei.

Als Resümee kann ich sagen, daß der Besuch des MPA einen tollen Kauf abrundete. Es ist kein Shigeru-Geheimwissen am Werk, ein guter nicht-MPA hätte das ebenso hinbekommen, aber so einen muß man erstmal haben. Daß man mit dem Kauf automatisch in den Genuß dieses Serviceniveaus kommt, ist eine nette Dreingabe, die ich nicht selbstverständlich finde.
 

Kommt er dann in drei Jahren nochmal? Was passiert dann?
 
Der MPA legte mir dringlich ans Herz, in den nächsten drei Jahren keine weitere Intonationsnadel in die Nähe der Hämmer zu lassen, die Karenz sei nötig, um später eine unverfälschte Basis zu haben, von der aus man arbeiten könne.
Da frage ich mich halt, was es mit der unverfälschten Basis auf sich hat… an was soll man dann arbeiten?
Dass öfters mal gestimmt werden muss ist trivial…

Mein Klavierstimmer intoniert jedes Mal beim Stimmen ein paar Töne nach. Ist das dann die ersten drei Jahre schädlich? Ruiniert er mir den schönen neuen Flügel?
 
Da frage ich mich halt, was es mit der unverfälschten Basis auf sich hat… an was soll man dann arbeiten?
Dass öfters mal gestimmt werden muss ist trivial…

Die unverfälschte Basis ist ein definierter Auslieferungszustand, den ein MPA kennt, weil er bei seiner Ausbildung Teil des Teams war, die einen Flügel entsprechend vorbereitet und dann abgesegnet haben. Er weiß also, an was er arbeitet, weil die Nicht-MPAs des Händlers klare Anweisung haben, die Hammerköpfe des Flügels nicht anzufassen, damit eben der Besuch des MPAs beim Endkunden dann nicht zum Ratespiel über den Zustand der Hammerköpfe gerät.

Mein Klavierstimmer intoniert jedes Mal beim Stimmen ein paar Töne nach. Ist das dann die ersten drei Jahre schädlich? Ruiniert er mir den schönen neuen Flügel?

Vielleicht...

Mein Klaviertechniker intoniert bei jedem Besuch (Stimmen muss er nicht mehr) auch ein paar Töne nach, in meinem Fall genau 85, indem er zunächst die Mechanik grundreguliert und danach mit einem breiten Streifen Sandpapier die seit seinem letzten Besuch entstandenen Rillen an den Scheiteln der Hammerköpfe wieder egalisiert. Und nachdem die Mechanik wieder im Flügel ist, werden einzelne Saiten, die nicht 100% auf Chor sind entweder durch ein entsprechendes Werkzeug "zurechtgebogen" oder der entsprechende Hammerkopf mit einer Mini-Feile, die der Rundung eines Hammerkopfes nachempfunden ist, minimal bearbeitet, damit es passt.

Einzelnes Nachstechen von Tönen gibt's bei ihm nicht und Flüssigkeiten zur Änderung der Konsistenz des Hammerkopfes setzt er auch nicht ein.

Felix hat offensichtlich einen schönen Flügel erwischt, der schon im Auslieferungszustand in seinen Räumlichkeiten genau passend war, also hat der Techniker genau das gemacht, was minimal notwendig war, um den Flügel auch über die nächsten Jahre dort klanglich zu belassen, wo er ist. Und genau dort sind dann Klavierstimmer ärgerlich, die den einen oder anderen Ton nach geraumer Zeit nachintonieren und damit eine undefinierte Ausgangslage für den nächsten Techniker hinterlassen.

Für mich gibt es zwei Arten des Intonierens:

* Die eine stellt sicher, dass über den gesamten Bereich der Instruments keine hör- und spürbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Tönen sind
* Die andere erfasst den Charakter des Instruments und holt das beste aus ihm heraus, was drinsteckt und die Gleichmäßigkeit des Tons in allen Registern ist dabei nur eine Unterabteilung.

Auch nagelneue, betonharte Hammerköpfe kann man auf Gleichmäßigkeit hin intonieren. Klingt dann halt immer noch wie ein betonharter Hammerkopf, aber eben schön gleichmäßig über den gesamten Umfang des Flügels.

Ich nehme dann lieber Variante 2 und kann guten Gewissens behaupten, dass mein Techniker, ein MPA, da weiß, weiß er tut, nicht nur bei Kawais, sondern auch bei Steinways, Bechsteins und anderen.
 
Mein Klavierstimmer intoniert jedes Mal beim Stimmen ein paar Töne nach. Ist das dann die ersten drei Jahre schädlich? Ruiniert er mir den schönen neuen Flügel?

Meinen Bösendorfer habe ich seit elf Jahren und bisher habe ich noch nie eine Nadel in einem der Filze gesehen. Aber schon vor dem Doppelkonzert Skrjabin/Rachmaninov war ich allerdings der Ansicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Mein Klavierstimmer sah diesen aber nicht als gegeben an. Der Wiener hört sich meinen Ohren zufolge immer mehr an wie ein Yamaha oder Steinway. Und diesen "brillanten" Klang mag ich überhaupt nicht. Ich lasse sogar seit dem letzten Treffen des Öfteren die Hörgeräte (Obertonschwerhörigkeit) weg, weil mich das "Zirpen" einiger Töne nervt.

Ein Fachmann hat mir in Bezug darauf gesagt, dass man nicht zu häufig intonieren sollte, weil der Filz davon etwas "abbekomme". Ein guter Klavierstimmer/-techniker könne beim Stimmen eventuell einige Töne ausgleichen. Aber eine gründliche Aufarbeitung des ganzen Flügels hält er nicht für erforderlich.

Was tun, frage ich mich, wenn meine Ohren manche Klänge als unangenehm wahrnehmen? Die Hörgeräte auf der Ladeschale lassen und das "Zirpen" dadurch unhörbar machen? Das ist wohl auch nicht der richtige Weg.
:konfus:
 
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Mein Klavierstimmer intoniert jedes Mal beim Stimmen ein paar Töne nach. Ist das dann die ersten drei Jahre schädlich? Ruiniert er mir den schönen neuen Flügel?

Na hoffentlich ist es noch nicht passiert.
Meine Stimmer haben sich da immer gewehrt ... . - "Warten ... .
Nicht zu früh stechen." Begründung: "Das lässt sich nicht bis schlecht rückgängig machen."
 
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Was tun, frage ich mich, wenn meine Ohren manche Klänge als unangenehm wahrnehmen? Die Hörgeräte auf der Ladeschale lassen und das "Zirpen" dadurch unhörbar machen? Das ist wohl auch nicht der richtige Weg.
:konfus:
Wenn dir der Ton unangenehm ist, lass die Filze intonieren. Ein paar Mal halten die das schon aus. Und irgendwann sind sie verbraucht, dann gibt es Neue. Filze sind Verschleißteile - ganz besonders die auf den Hammerköpfen.
Einen tollen Flügel haben und ihn dann nicht genießen können, weil man bei (verhältnismäßig) billigen Verschleißteilen sparen will, halte ich nicht für sinnvoll.
 

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