welche der (mindestens 2) die ich hier anspreche? ;)
Es geht und wird IMMER um den heiligen Gral der robotischen Perfektion und der Überzüchtung gehen. Seelenlos eben. Woher solls kommen?
Lisitsa ist, demnach, nur ein Sinnbild für sehr Viele
Lieber Gefallener,
ich möchte deutlich widersprechen und schließe mich in diesem Widerspruch
@mick an!
1. Wer Lisitsa nicht mag und wen ihr Spiel nicht berührt, dem sei das unbenommen. Die Geschmäcker sind verschieden, was man auch an ihrer für klassische Musik eher ungewöhnlichen YT-Karriere sieht: ihr Spiel hat offensichtlich sehr viele User berührt. Sie ist nun gerade kein Aushängeschild für eine klassische Karriere.
Dass manchen ihr Spiel nicht gut gefällt, heißt aber nicht, dass sie nicht gut Klavier spielt! Das tut sie.
2. Paul Barton macht wirklich tolle Tutorials und hat nicht umsonst eine große Fangemeinde. Er spielt gut Klavier, aber gegenüber konzertierenden Profis fehlt es an Klangbalance, Timing, kluger Phrasierung u.a.. Seine Videos haben diesbezüglich auch unterschiedliche Qualität.
3. Du schreibst von "heiligen Gral der robotischen Perfektion und der Überzüchtung". Welche Pianisten findest du denn in ihrem Spiel roboterhaft und überzüchtet?
Ich kenne keinen einzigen. Ich kenne auch keine an Musikhochschulen. Am ehesten verbinde ich damit die Millionen Chinesen, die sehr, sehr viel üben müssen und dazu auch viel mechanisches Üben praktizieren (Fingertechnik....).
Im Gegenteil ist die hervorragende Beherrschung des "Handwerks" auf Profiebene die Voraussetzung, um eine sehr persönliche Interpretation zum Klingen zu bringen. Darum geht es schon bei der Aufnahmeprüfung: hat der Prüfling etwas Künstlerisches? Etwas Persönliches und Besonderes!
Ich habe gestern die neue Brahms-CD von Paul Lewis gehört, die mir sehr gefallen hat. Wie herrlich ist es, eine Interpretation zu hören, in der einfach alles stimmt! In der die Phrasen in Vollendung gestaltet sind, so dass man jeden einzelnen Ton nachvollziehen kann. In der der Klang und die Klangbalance so wunderbar ist, dass er/sie mitten ins Herz geht. Der man fasziniert lauscht, weil es so spannend ist.
So geht es mir bei allen großen Künstlern. Die haben auch mal einen schlechten Tag, aber selbst dann höre ich fasziniert zu. Ich verstehe deine obige Aussage nicht und wäre dankbar für eine Präzisierung.
5. Was mich persönlich angeht: ich kann bei wirklich niemandem meiner Kollegen etwas Roboterhaftes erkennen. Ich selbst liebe Musik - sonst könnte ich nicht seit Jahrzehnten mit Leidenschaft meinen Beruf ausüben, ob als Pianistin oder Lehrerin. Ich erfreue mich am warmen Klang eines einzigen Tons und diese Leidenschaft finde ich bei vielen. Nicht bei allen, denn die Umstände des Klavierlehrerberufs sind außerordentlich demotivierend, speziell an Musikschulen. Die sind dann aber nicht überzüchtet und roboterhaft, sondern genau das Gegenteil.
Wenn du den Klassikbetrieb meinen würdest, könnte ich das ja noch verstehen. Du meinst aber die Ausübenden! Die allermeisten machen Musik aus Leidenschaft, sie arbeiten viel und bekommen in den meisten Fällen wenig Geld, sie tun es trotzdem, weil ihnen die Musik so viel bedeutet.
Liebe Grüße
chiarina