Wie geht Ihr mit Konflikten im Klavierunterricht um?

Und dies sollte meine ganz einfache IchDuErSieEs-Botschaft an chiarina sein: wenn dein Gegenüber nicht verhandlungsbereit ist, kannst du nach sonstwelchen Modellen agieren - er wird dir den Stinkefinger zeigen, solange er davon Vorteile hat.

Lieber R2D2,

ich kann deinen Frust über die Reaktion des Vaters auf deine Bitte verstehen! Natürlich wünscht man sich, wenn man sein Bedürfnis per Ich-Botschaft äußert, dass der andere Verständnis äußert und man selber nicht noch angegriffen wird.

Wenn zwei Unbekannte einen nur kurzen Moment aufeinander treffen, ist eine Verständigung ohnehin schwieriger, weil beide wissen, "den seh ich eh nie wieder". Und natürlich ist die Anwendung des Gordon-Modells kein Garant dafür, dass deine Bedürfnisse berücksichtigt und verstanden werden.

Das heißt aber nicht, dass hier nichts anderes möglich gewesen wäre. Denn das Gordon-Modell hast du nicht angewandt. :002:

Als erstes hast du dein Problem benannt, was sehr sinnvoll ist:

Ich zum Vater hin und ihm gesagt, daß mir dieses Gekreische in den Ohren weh tut

Wenn du allerdings "Gekreische" gesagt hast, hast du die Chance auf Verständnis deutlich gemindert. Denn das ist eine negative Bewertung, die der Vater als Beleidigung, als Du-Botschaft werten kann. Natürlich kannst du das trotzdem sagen, aber die Chancen auf Verständigung sinken.


Wenn ich sowas lese, bin ich außerdem im Zweifel, ob du deine Ich-Botschaft wirklich offen und wertschätzend rübergebracht hast. Tonfall und Körpersprache spielen eine große Rolle.

Dann hast du eine Bitte formuliert anstatt eine konfrontierende Ich-Botschaft zu senden:

und ob er nicht mal für Ruhe sorgen könnte
.

Wir hatten das Thema schon: eine Bitte kann man auch abschlagen und das hat der Vater getan. Hier sieht man schön, dass Bitten im Konfliktfall eine Kommunikationssperre darstellt: sie lässt dem Vater nämlich nur zwei Möglichkeiten, entweder "Ja" oder "Nein". Eine konfrontierende Ich-Botschaft lässt dem Vater ALLE Möglichkeiten der Reaktion und bezieht sich nur auf dein Bedürfnis nach Ruhe. Seine Reaktion wäre möglicherweise anders ausgefallen.

Auf die Reaktion des Vaters
hast du reagiert mit
Hab ich ihm gesagt, daß so ein Verhalten asozial ist
.

Das Gordon-Modell sagt, dass Widerstand bis auf körperliche An- und Übergriffe akzeptabel ist. Man muss sogar damit rechnen, dass Widerstand kommt, denn die meisten Leute, vor allem fremde, haben wenig Lust, anderer Leute Bedürfnisse zu erfüllen. Das heißt nicht, dass sie "asozial" sind, sondern das ist ein m.E. recht normales Verhalten.

Du hättest also auf die Reaktion des Vaters ganz anders, nämlich mit aktivem Zuhören reagieren können, um herauszufinden, wo seine Bedürfnisse liegen (und evtl. eine Lösung zu finden). Vielleicht hätte auch das nicht geklappt. Aber du hast mit deiner Reaktion, einer Du-Botschaft ("du bist asozial") die Konfliktsituation noch verschärft und dann ist es logischerweise eskaliert.

Die Chancen auf eine Verständigung wären sicherlich gestiegen bei einer anderen Handlungsweise. Eine Garantie für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse gibt es leider nicht.

Liebe Grüße

chiarina
 
@chiarina

Gordon spricht in seinem Verhaltens-Fenster (siehe Wikipedia) wenn ein Verhalten eines Kindes (hier die 7jährige) für die Eltern/Lehrerin inakzeptabel ist, das zwischen Bedürfniskonflikt und Wertekonflikt unterschieden wird.
Der Begriff Wertekonflikt fehlt mir hier in deinen bisherigen Ausführungen.

Denn es liegt hier eher ein Wertekonflikt vor „Schülerin hat nichts geübt“. Etwas zu üben oder nicht, muss ja kein Bedürfnis sein, es ist aber sehr wohl ein Wert des Unterrichts und somit der Lehrperson.

VLV

Lieber Viva La Vida,

nein, es liegt kein Wertekonflikt vor. Ich habe diesen Begriff wie auch die niederlagelose Konfliktlösung (Methode 3) in sechs Schritten und viele andere Dinge nicht genannt und werde darüber ganz bestimmt nicht schreiben, weil das ein sehr weites Feld ist und ich noch viele ellenlange Beiträge, eigentlich ein ganzes Buch, schreiben müsste, wozu ich absolut keine Lust habe. Nichts für ungut! :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Mich wundert allerdings, daß auch Peter das gut findet. Gerade hat er noch Asi-Kinder vermisst
Bring mal nicht alles durcheinander. Du hattest gefragt. Von Deinem Blickwinkel aus. Ich habe geantwortet.
Außerdem, dein Konflikt wurde doch auch mit Hilfe von Macht und nem Tritt (klarer Ansage) bereinigt.
Ist halt doof, wenn man das einerseits gut findet, andererseits aber in der Position ist, in der einem die klare Ansage dann doch nicht so gut gefällt. :-D
Kommt halt immer auf den Blickwinkel an.
 
Was bringe ich denn durcheinander? Oben hast du bedauert, daß es angeblich immer weniger Asi-Kinder gibt und dann 'geliked', daß der Hotelier die Asis rausschmeißt. Das begründet doch eine Nachfrage. Um mich geht's dabei gar nicht. Ich bin lediglich irritiert. Müsstest du den asozialen Essenswerfer nicht besonders "kindgerecht" finden? :005:
 
Oben hast du bedauert, daß es angeblich immer weniger Asi-Kinder gibt
Nein das habe ich nicht.
Müsstest du den asozialen Essenswerfer nicht besonders "kindgerecht" finden?
Nein das muss ich nicht.
So ziemlich alles.
 
Oh Mann! Schreiende herumtobende nervende Kinder sind nicht asozial. Im Gegenteil: Das ist stinknormales soziales Verhalten, etwas, was Kinder ausmacht. Wie warst´n Du so drauf als Kind?
Im Restaurant mit Essen werfen ist da schon ne andere Hausnummer. Überhaupt ist ein Restaurant, ein Konzertsaal oder sonstwas nicht immer der ideale Ort für ein Kind. Inner U-Bahn! Ruhe einzufordern ist allerdings absurd. Versuch das mal in Berlin, in der U1 oder U5 oder U8, am besten im Sommer um die Abendzeit. Konfliktsituation auf neuem Level, da hilft auch kein Gordon mehr. :lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
dass Bedürfnisse oder auch Motive und Motivationen das Verhalten bestimmen und prägen

Verständnisfrage: Du setzt Bedürfnisse und Motive gleich? :001:

Um mal Freud-Definitionen zu bemühen: Für Bedürfnisse ist das "Es" zuständig. "Der Bauch", wie eine modernere Metapher es nennt. Wohl-Sein mehren, Unwohl-Sein meiden. (Bin kein Anhänger von Freud, nota bene, die "Es"-Definition passt aber zu moderneren Konzepten)


P.S Deinen Beitrag mit dem fernöstlichen Zitat fand ich gut - bis auf das fernöstliche Zitat. :005:
 
Zuletzt bearbeitet:


Lieber R2D2;

aus diesem Beitrag entnommen:

Im vorliegenden Fall (ich als Lehrerin habe ein Problem mit dem Nicht-Üben des Schülers) würde ich vermutlich eine konfrontierende Ich-Botschaft wählen wie z.B.: "Ich ärgere mich gerade/bin sehr verwundert, dass du das Stück nun schon zum vierten Mal hintereinander nicht flüssig spielen kannst, so wie wir es in der letzten Stunde vereinbart hatten. Ich kann nun nicht mit dir das machen, worauf ich mich vorbereitet und gefreut hatte. Ich muss immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich."

Je nachdem, wie ich mich als Lehrerin fühle, werde ich so eine konfrontierende, dreiteilige Ich-Botschaft anders sagen - das ist nur ein Beispiel. Dreiteilig sollte sie immer sein: sie beinhaltet eine möglichst wertfreie Beschreibung des Verhaltens des Schülers ("er kann zum vierten Mal hintereinander das Stück nicht flüssig spielen"), mein Gefühl ("verwundert, verärgert...") und die Folgen, die das Verhalten des Schülers für MICH hat ("Ich muss dann immer das Gleiche machen und immer wieder mit dir in der Stunde das Stück üben und das frustriert und langweilt mich.").

Es gibt verschiedene Formen von Ich-Botschaften (z.B. die aussagende Ich-Boschaft). Wenn jemand ein Problem hat mit dem Verhalten eines anderen, sollte er die dreiteilige konfrontierende Ich-Botschaft wählen. Damit hat man das geringste Risiko, dass der andere in Widerstand geht.

Verständnisfrage: Du setzt Bedürfnisse und Motive gleich? :001:

Um mal Freud-Definitionen zu bemühen: Für Bedürfnisse ist das "Es" zuständig. "Der Bauch", wie eine modernere Metapher es nennt. Wohl-Sein mehren, Unwohl-Sein meiden. (Bin kein Anhänger von Freud, nota bene, die "Es"-Definition passt aber zu moderneren Konzepten)

Liebe Barratt,

du hast schon Recht, dass Motive ungenau ist. Ich hatte den Begriff erwähnt, um für "Bedürfnisse" noch mal ein anderes Wort zu verwenden, das in die Richtung geht.

Rogers und Freud haben allerdings sehr unterschiedliche Konzepte und daher ist Bedürfnis nicht nach dem Freud'schen Sinne zu definieren. Aber da bin ich keine Expertin - ich habe nicht Psychologie studiert.

Liebe Grüße

chiarina
 
Inner U-Bahn! Ruhe einzufordern ist allerdings absurd. Versuch das mal in Berlin

Das tut in der Tat keiner mehr, statt dessen erfolgt bei jedem, der nur irgendwie kann, der Rückzug ins private Vehikel. Womit das öffentliche Personenverkehrssystem erst zum AAAA (Arme, Alte, Arbeitslose, Asoziale) degradiert und am Ende eingestellt wird.

Gegenbeispiele zu Berlin gibt es natürlich auch: In Singapur läßt man in der U-Bahn nur einen Kaugummi fallen und geht dafür dann erstmal in den Bau.
 
Womit das öffentliche Personenverkehrssystem erst zum AAAA (Arme, Alte, Arbeitslose, Asoziale) degradiert und am Ende eingestellt wird
Das ist leider richtig. In Forumsdiskussionen zur Verkehrspolitik bin ich zunehmend auf Leute gestoßen, die sich allen Ernstes zu fein für den ÖPNV sind und deshalb das Auto für unverzichtbar halten.
 
Ich bin mir keineswegs "zu fein" und nutze sehr viel die Deutsche Bahn im Fern- und Nahverkehr.

Jedoch finde ich Stadt-Öffis unglaublich nervig und nutze die nur, wenn es gar nicht anders geht. Und zwar unter anderem wegen der ganzen nervigen Vollidioten. Ich möchte von A nach B und nicht in den Sozialzoo.
 
Andere bezahlen viel Geld dafür, Merk-würdiges zu erleben. Dagegen ist ein Ticket für den innerstädtischen Nahverkehr ein echtes Schnäppchen und beschert einem zuweilen Perlen der Berufsfindung wie die folgende, als ein männlicher Jugendlicher seinen Kumpels erzählte: "Türsteher wär isch ja gern. Aber wenn nix klappt, geh isch Heimat und werd Deutschlehrer." :lol:
 
Ich möchte von A nach B und nicht in den Sozialzoo.

Passt doch:

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:heilig::007::004:
 

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