Chiarina, wärst Du denn dann bitte mal so nett, uns allen mal zu erklären, was genau Du unter dem Begriff "Bedürfnis", der ja in Deinen Ausführungen eine zentrale Rolle spielt (die gegenseitige Bedürfnisklärung und so), verstehst? Vielen Dank!
Lieber hasenbein,
offenbar hast du aktuell das Bedürfnis, dass ich diesen Begriff definiere.
Du empfindest es als Mangel, dass ich das noch nicht getan habe und hast deswegen deinen Beitrag geschrieben und mich drum gebeten.
Voila: ein Bedürfnis ist das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen -
https://lexikon.stangl.eu/13476/beduerfnis/ .
Dabei gibt es sehr verschiedene, oft parallel nebeneinander existierende Bedürfnisse, im link nachzulesen. Du hast
Maslow ja schon erwähnt.
Wichtig für Gordon ist, dass Bedürfnisse oder auch Motive und Motivationen das Verhalten bestimmen und prägen. Du hast jetzt gerade diesen Beitrag geschrieben und hinter diesem Verhalten stand dein Bedürfnis nach meiner Definition des Begriffes. Du verfolgst mit dem Beitrag eine Intention und es kann sein, dass im Hintergrund noch andere Bedürfnisse lauern und für dein Verhalten verantwortlich sind.
Hinter jedem Verhalten stecken also Bedürfnisse: ich habe ein Bedürfnis nach Ruhe, also werde ich ein Nickerchen machen, andere bitten, leiser zu reden o.ä.. Ich habe das Bedürfnis, Klavier zu üben, leider haben andere das Bedürfnis nach Ruhe, was zu Konflikten führen kann.
Oft ist es aber so, dass Bedürfnisse nicht direkt kommuniziert werden! Es kann sein, dass jemand auf mein Klavierspiel reagiert mit: "Das ist ja nicht zum Aushalten. Schon wieder dieser Lärm." Als geübter aktiver Zuhörer sage ich dann: "Ah, du möchtest deine Ruhe haben!" Und schon ist das Bedürfnis geklärt, was meist eine deutliche Entspannung der Situation mit sich bringt. Es kann auch sein, dass ich nicht gut drauf bin, keine Lust habe, aktiv zuzuhören und zurückbrülle: "Dann hau doch ab!" Ja, dann haben wir einen Konflikt.
Der kann locker aufgeklärt werden, wenn wir die Bedürfnisse klären, ohne den anderen abzuwerten. Und dann kann eine Lösung gefunden werden (später üben, einer hat Kopfhörer auf, geht raus ......). Die Menschen sind oft sehr bereit, Kompromisse einzugehen, wenn ihr Bedürfnis anerkannt und gesehen wird und sie dabei nicht abgewertet werden. Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht als offensichtlich du, liebe
@Barratt.
Das Gordon-Modell dient der Klärung der Bedürfnisse und gibt auch Wege an die Hand, wie man Lösungen findet, bei der keiner Verlierer ist. Das hat alles nichts mit Psychotherapie zu tun, sondern mit Konfliktlösung. Und Konflikte gibt es halt überall.
Rogers Lieblingsspruch stammt von Lao-tse, der ihn sowieso sehr beeinflusst hat:
„Wenn ich Menschen nicht dazwischenfahre, passen sie auf sich selbst auf,
Wenn ich Menschen nicht befehle, verhalten sie sich von selbst richtig.
Wenn ich Menschen nicht predige, werden sie von selbst besser,
Wenn ich mich Menschen nicht aufdränge, werden sie sie selbst.“
(Rogers, C. / Rosenberg, R.: Die Person als Mittelpunkt der Wirklichkeit 1980; Seite 196)
Rogers hat seine Überzeugungen in alle Bereiche des Lebens gebracht - es wäre verfehlt, ihn nur mit Psychotherapie in Verbindung zu bringen. Er meinte sinngemäß, dass es das größte, aber leider ein allzu seltenes Geschenk wäre, jemanden vollkommen zu verstehen und ebenso verstanden zu werden.
Ich sehe das auch so!
Liebe Grüße
chiarina
P.S.:
@Hekse: dein Beitrag ist sehr köstlich, aber das genaue Gegenteil von Gordon.
Gordon als Drohkulisse ("entweder du benimmst dich oder du wirst von Ich-Botschaften und aktivem Zuhören zermalmt") ist nicht ganz das, was der Autor meinte
und glücklicherweise auch nicht nötig. Ich glaube auch nicht, dass das stimmt
Ich glaube, dass Kinder sehr, sehr viele "Sozialexperimente" machen, einfach um den Gegenüber einzuschätzen und zu wissen, wo sie stehen...
Ich habe NIE im Unterricht oder der Familie solche "Sozialexperimente" erlebt und ich glaube, dass das an klarer Kommunikation liegt. Dann brauchen Kinder solche Sozialexperimente nicht mehr. Ansonsten: lieben Dank!
P.S.S.: Und meine Schüler haben noch nie vom Gordon-Modell gehört, ein paar Erwachsene ausgenommen. :D