Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte auf folgendes Bezug nehmen:
"Da ich selber jetzt auch den Kindern Klavierzeit "klaue" merke ich für mich, das mir das nicht sehr viel hilft.
Wenn er es vorspielt, kann ich einfach nicht so schnell folgen, obwohl er es langsam spielt. Ich sehe zwar das die Finger sich bewegen, jedoch hilft mir das nicht.
Das auf die Finger drücken nervt mich sogar. Ich finde das leicht unangenehm. Ich gab ihm auch zu verstehen, das ich die Noten lesen kann, aber meine Finger denn nicht so wollen wie ich es will.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich mag den Klavierlehrer menschlich sehr, wenn ich aber meine Arbeit im Katholischen Bildungswerk mit denen der bisherigen Klavierlehrer vergleiche, fehlt mir die Individualität bezüglich der Schüler. Ich bringe immer bei Schwierigkeiten Rhythmikpattern, ähnliche Songs oder was weis ich noch was alles mit. Ich mach mir Gedanken, was den Schülern weiter helfen könnten, obwohl ich das ganze ehrenamtlich mache.
Deshalb wollte ich mal fragen, wie guter Klavierunterricht aussehen sollte.
Was sollte in 1 Std. (pro Kind 30Min gemacht werden).
In wie weit sollte der Klavierlehrer Übungen selbst mitbringen (Ich habe das schon angesprochen, dass ich diese auch bezahlen würde)."
Ich finde bei der Bewertung einer zunächst einmal einseitigen Schilderung aus Eltern/Schüler -Sicht ist in sofern erst einmal Distanz geboten.
"Guter Unterricht" wirkt immer zusammen mit der übrigen Zeit, in denen ein Schüler zu Hause selbständig vertieft - ich sage bewusst "vertieft", da das Wort "üben" ja nicht mehr gerne gehört wird.
Aus meiner Praxis (Diplomierter Klavierpädagoge seit über 15 Jahren) kann ich sagen, dass man bei einer Bestandsaufnahme nicht nur die 30 Minuten im Auge haben sollte, für die ein Pädagoge eine direkte Verantwortung trägt, sondern zumindest auch mal hinterfragen, welche Kräfte in den übrigen 10080 Minuten pro Woche walten.
Auf mich wirken die geschilderten Sachverhalte, als versuche der Kollege - was auch völlig legitim ist - das Beste aus der Situation zu machen und den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.
Aufhorchen lässt, dass der Verfasser zum einen für sich beansprucht, über ein gewisses Fachwissen zu verfügen, herauszulesen ist, dass der Verfasser selbst "ehrenamtlich" Unterricht erteilt, dann aber seinen Kindern "Klavierzeit klaut", in der der eigentliche Lehrer "auf die Finger drücken muss", da die Finger des Verfassers nicht schnell genug in der Umsetzung sind. (???)
Ich schildere dies bewusst neutral und muss dennoch den Kopf schütteln!
Gute Lehrer sind keine "Unterrichtsautomaten", auch wenn die Sichtweise immer mehr Raum greift, ein Klavierpädagoge habe in 30 Minuten ausschließlich zu sagen und zu tun, was der Bezahlende gerade möchte! So kann "guter" Klavierunterricht jedenfalls nicht funktionieren, wenn der Lehrer, als verantwortliche Fachkraft immer das zu tun hat, was der Laie ihm vorzugeben meint.
Aus diesem Grunde finde ich es nicht förderlich, vor dem Hintergrund einer (einseitigen) Schilderung hier eine Kollegenschelte zu betreiben oder gar einen Rundumschlag gegen die gesamte Zunft!