Wie geht Ihr mit Konflikten im Klavierunterricht um?

Hallo, ich hab eine Frage, die mich oft beschäftigt. Und zwar geht es hier nicht unbedingt um langsame Schüler im Sinne von "zurückgebliebenen" oder dummen Schülern, sondern eher um welche, die aus welchen Gründen auch immer nicht viel geübt haben und mit denen man in der dritten, vierten Stunde immer noch an dem gleichen, einfachen Stück sitzt.

Geht ihr mit denen jede Stunde das gleiche Stück durch ? "Übt" ihr sozusagen zusammen in der Unterrichtsstunde und wiederholt immer die gleichen Aspekte? (Auch Üben will schließlich gerlernt werden) Oder macht ihr eher andere Sachen, solange das Stück nicht sitzt, getreu dem Motto "wir haben ja eigentlich schon alles besprochen, was soll man noch dazu sagen?"

Mich würde mal interessieren, wie ihr da vorgeht :)

Hallo Anna

super dass deine Schülerin diese Woche geübt hat!
Ich tendiere dazu, zwei Stücke im Unterricht zu machen oder sogar drei. Immer ein leichtes, das kann der Schüler quasi im Unterricht schon „ lernen“, ohne viel geübt zu haben, Lehrer und Schüler haben ein Erfolgserlebnis- ein schwereres Stück- daran wird dann gerabeitet- aber wenn der Schüler nicht / zu wenig geübt hat kann durch das leichtere Stück im Unterricht wenigstens ein bisschen Musik gemacht werden bzw. es ist nicht langweilig.
 
das stimmt leider nicht - ich habe schon unzählige, oft auch sehr lange Beiträge zum Thema Klavier und Musik verfasst, jawohl! :008::004:
...stimmt, aber keiner der musikalisch orientierten deiner Beiträge erhält die epische Breite deiner Gordonhymnen ;-):drink::-D (wenn du viel Zeit hast, zähle Wörter oder Zeilen: du wirst bei Gold den Gordon auf dem Treppchen finden)
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Mich hat der Sturm etwas umhergewirbelt (später paar Bilder von Sturm und DB im Bahnfaden) - hier hat sich ja einiges angesammelt! Besonders das "asoziale Kreischbalg" verdient eine fachlich kompetente Würdigung :lol::lol:

Gordon "Familienkonferenz" halte ich nicht für eine musik- und instrumentalpädagogische Publikation, lasse mich aber gerne von Kennern vom Gegenteil überzeugen (wenn es Gordonfingersätze zu Chopinetüden gibt, und sie taugen was als Alternative, wird mich das freuen)

...Familienkonferenz ... ungezogenes Grundschulalterbalg und Mutti, genervt-desinteressiertes Rebellenpubertier und Mutti: das sind Konstellationen, die sich sowohl bzgl der Lebensumstände als auch zeitlich sehr von einer wöchentlichen Klavierstunde unterscheiden... Mutti und "Balg" müssen jahrelang miteinander auskommen, KL*in und "Balg" nur einmal kurz je Schulwoche. Ok, den Mathelehrer trifft es härter: er hat gleich rudelweise Bälger mehrere Stunden je Woche um die Ohren.

Zeichnet sich was ab? Innerfamiliäre Reibungen benötigen langfristige, dynamische Konfliktlösungsstrategien; gerne pädagogisch sinnvolle (denn Muttis Aufgabe ist ja nicht nur Handy bezahlen, kochen, Wäsche, sondern auch noch Erziehung!) Und Erziehung ist keine pipifax Bagatelle.

Aber das bissel Klavier... das winzige Stündchen je Schulwoche: wenn es da mal etwas Gezappel gibt, scheint es mir wie mit Kanonen auf Spatzen schießen, wenn man darüber einen riesigen Bottich voller Entwicklungspsychologie, Verhaltenspsychologie, Familienpädagogik etc ausschüttet. 52 Wochen hat das Jahr, wie viele davon Ferien? Jepp, bleiben vielleicht 40-45 Stündchen je Jahr...da soll noch Zeit für dicke Psychologie-Pädagogikbücher und deren wortreiche (!) Anwendung sein?...schade um die ohnehin knappe Zeit.

Nochn Jux:
Elvira-Kevin, pubertierend, hochbegabt (also versetzungsgefährdet wegen doofer Lehrer) hat das Bedürfnis, Chopin-Etüden auf Profiniveau zu können und das Bedürfnis nach viel chillen wegen Schulstress; Elvira-Kevins luzide Lösungsstrategie besteht darin, gestresst-genervt weder zu üben noch zu lernen - Konflikt mit KL*in, weil trotz Hochbegabung (s.o.) nicht mal der Abschiedswalzer halbwegs gelingt. Elvira-Kevins Mutti wünscht sich nun, dass der Gordon das richtet und das Balg Etüden spielen kann und versetzt wird, aber natürlich ohne jegliche "Manipulation".
...das is ne Aufgabe!...;-)
 
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Wie schon öfters hat @hasenbein hier übertrieben, aber im Kern hat er schon recht: Die Bedürfnisse Jugendlicher sind nunmal oft Abhängen, Smartphone, Instagram. Also passiver Konsum. Zumindest ist dies genau das, was sie (ich weiß, Pauschalisierung) oft genug zeigen. Dass darunter noch eine andere Schicht an Bedürfnissen verborgen ist, auf die @chiarina hinweist, ist unbestritten. Und genau diese Schicht anzusprechen, ist dem pädagogischen Konzept von „Rhythm is it“ gelungen. Man muss die Schüler nur mutig genug mit dem Fremden, aber Faszinierenden konfrontieren.

In der aktuellen Musikdidaktik herrscht die Auffassung, man müsse stets die Lebenswelt der Schüler und die Musik der Schüler im Musikunterricht und bei Schulkonzerten in den Mittelpunkt stellen. Es gibt diesen Satz, man müsse die Schüler da abholen, wo sie sind. Das ist natürlich oft wichtig, aber es zum Grundprinzip zu erklären, halte ich für Unsinn. Genauso wichtig ist es nämlich, sie mit dem Unbekannten, noch nicht Vourteilbehafteten zu konfrontieren. Solange Jugendliche die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ * beantworten können, lässt sich auch ungewohnte und fordernde Musik vermitteln.

* sei es eine ablehnende Haltung, von der aus man einen Zugang durch Analyse findet, sei es die körperliche Involviertheit durch Tanz wie im Film „Rhythm is it“, sei es durch musikgeschichtliches Interesse (z.B. die für viele Schüler überraschend wichtige Frage, warum es atonale Musik gibt und ob und welche Regeln es dafür gibt)
 
...ich hatte hier schon einmal von zwei pubertierenden Schülerinnen erzählt (14 und 15 Jahre), die am liebsten Einaudi spielen und alles was in diese Richtung geht. Bereits zu Beginn wurde mir von der Familie mitgeteilt, dass ich wohl bei den Stücken (welche gerne mal über vier Seiten gehen..) zu sehr auf Details eingehe und man deswegen ziemlich lange an den Stücken hängt....

Nun die Preisfrage: ich soll bei den langen Einaudi-Stücke, die beiden Spaß machen, nicht zu sehr kommentieren, aber einfachere Stücke, bei denen es womöglich weniger zu besprechen gibt und wo man eigentlich schnelle Fortschritte erzielen könnte (gut für die Motivation), soll ich auch nicht wählen, weil = zu einfach. Was soll ich bitte machen ? Das macht mich echt fertig...:cry2:

Ich würde sie mal das Einaudi Stück spielen lassen und es auf Video bannen.
Danach mit ihr kurz auf Youtube die schmachtintensivste Version dieses Stückes anschauen und geich darauf ihre (wahrscheinlich) stümperhafte Aufnahme.
Dann soll sie die Frage beantworten, ob ihr das reicht und ob sie glaubt, dass ihre Interpretation musikalisch und emotional irgendwie an das Youtube Video ran reicht.

Falls sie die Frage mit "Ja" beantwortet würde ich mir an deiner Stelle Gedanken über eine Beendigung des für dich nur frustrierenden Schüler-Lehrer-Verhältnisses machen.
 
OT: Habe mich jetzt mal durch die Beiträge seit Samstag in diesem Thema gekämpft:puh:.
Fazit für mich: Faszinierend, wie sich langjährige Mitglieder wegen irgendwelcher Begriffsdefinitionen in die Wolle bekommen und ich bin froh, kein Klavierlehrer zu sein:026::007::005:.
 
Die Bedürfnisse Jugendlicher sind nunmal oft Abhängen, Smartphone, Instagram.

Das sind ganz normale menschliche Bedürfnisse, die jeder Erwachsene auch immer mal wieder hat.*) Auch wenn statt Smartphone und Instagram (das übrigens auch eine aktive Komponente hat) bei manchen eher Fernseher oder am End einfach nur Mit-dem-Sofakissen-kuscheln im Vordergrund steht.

Jugendliche haben meiner Erfahrung nach darüber hinaus durchaus auch noch andere Bedürfnisse - wie jeder Mensch. Diese Bedürfnisse kann ich ignorieren, wenn ich denke, "die sind eh passiv und faul und interessieren sich für nix", oder ich kann versuchen, herauszufinden, was es außer dem Abhängen noch geben könnte.

Ob ich das nun ausgerechnet im Klavierunterricht tun will/muss und auf welche Weise ich das tue, das kann Gegenstand von Diskussion oder auch kritischer Auseinandersetzung sein.

*) Ich sitze zum Beispiel gerade in meinem Hotelzimmer und bin schlicht zu faul, etwas zu arbeiten und hänge lieber eine Weile hier bei clavio rum, statt erwachsenenhaft pflichtbewusst den Browsertab zu schließen und den nächsten Punkt meiner To-Do-Liste zu bearbeiten.
 

Nachtrag: ich habe übrigens nicht den Eindruck, dass sich hier jemand "in der Wolle" hat. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Sichtweisen, und manches ist mit einem Augenzwinkern versehen (in Smiley-Form und möglicherweise auch in entsprechender Absicht geschrieben), anderes wirkt ein wenig poltrig und ist vielleicht auch so gemeint, vielleicht aber auch nicht, aber letztendlich zeigt es nur, wie vielschichtig das Thema ist.
Es gab und gibt immer wieder Menschen, die sagen, dass z.B. Gefühle nix im Klavierunterricht/am Arbeitsplatz/wo-auch-immer zu suchen haben und dass man auch nicht darüber sprechen sollte, weil es ja ums Klavierspielen/Arbeiten/worum-auch-immer geht, und es gibt Menschen, die sagen, dass es okay ist, Gefühle zu thematisieren und vielleicht sogar schneller wieder zum Sachthema zu kommen, wenn es vorher Blockaden gab. Und dann gibt's Menschen, die bewegen sich flitzeflink oder auch träge zwischen diesen beiden Polen... und das ist alles absolut in Ordnung.
 
@Dorforganistin
Ich sehe zwischen deiner vorletzten Aussage und meiner Betrachtung keinen Widerspruch.
 
@Albatros2016 Flugtier: die Brutstätten hochbegabter Schüler sorgen auch für originelle Namen bei ihren Prinzen, Prinzessinnen und Prinz* - Schantallen hingegen finden sich eher in weniger guten Wohngegenden...
;-):-D:-D
 
Hallöchen, ich habe mal wieder frisches Futter zum Thema "Motivation im Unterricht" aus meiner Unterrichtsstunde von vorhin mitgebracht :-D also, wer mag, kann das kommentieren oder Tipps geben. Ansonsten einfach ignorieren.

So, ganz nach @chiarina s Vorschlag habe ich heute die Stunde mit einem 8-jährigen mit lockeren Spielchen begonnen. Wir haben ein "Fühl-Spiel" gemacht, bei dem ein Gegenstand samt Textur beschrieben und dann erraten werden sollte. Das hat dem Jungen auch super Spaß gemacht. Aber dann, oh Schreck, ging es an das Klavier. Spätestens nachdem ich ihn zum zweiten oder gar dritten Mal gebeten habe, die Melodie noch einmal zu spielen, kam ein sichtlich genervtes Ausatmen von ihm. Selbstverständlich bin ich voher kleinschrittig rangegangen, wir haben das Lied gesungen, haben die Stimmen unter uns aufgeteilt und dann gespielt, mal rechts, mal links usw. Aber sobald etwas wiederholt gespielt werden soll (zB. um den Rhythmus und die Noten zu festigen), scheint es den Schüler super zu nerven. Da helfen wohl auch keine Spielchen mehr, denn irgendwann in der Stunde muss ja mal auf dem Klavier ein Stückchen einstudiert werden.
Oder ist Klavierunterricht jetzt musikalische Früherziehung ?:022: In letzter Zeit ist echt der Wurm drin...
 
@Anna_
Kinder wollen das Gleiche oft nicht auf gleiche Art wiederholen. Baue doch einfach mal Varianten ein: in verschiedenen Oktavlagen spielen (überhaupt transponieren: von C-Dur nach d-moll/ d-dorisch, f-lydisch usw.), in unterschiedlicher Dynamik spielen, nur den Rhythmus schlagen, den Text vom Stück (falls vorhanden) „rappen“, usw. Dadurch bekommt der Schüler Abwechslung, sein Gehirn lernt durch Variantenreichtum, und der Unterricht wird konstruktiver.
 
scheint es den Schüler super zu nerven. Da helfen wohl auch keine Spielchen mehr, denn irgendwann in der Stunde muss ja mal auf dem Klavier ein Stückchen einstudiert werden.
Oder ist Klavierunterricht jetzt musikalische Früherziehung ?
...tja @Anna_ ...wenn die heilige und gefälligst wortreich zu berücksichtigende Bedürfnislage des Schülers Richtung dutzi-lobmich-Spielchen geht, dann... porca miseria... wie krieg ich das jetzt in eine Ichbotschaft, ohne Ironie... ...nee... schaff ich nicht...;-):-D:-D

... also spiel fang den Hut mit dem Kind, das gefällt und bestimmt erzählt es dann der Mutti, dass es gerne zum Unterricht geht :-D
(ich unterstelle, dass du Humor hast)
 
@rolf dann passt aber Kevin auch nicht so richtig. ;-)
So Schublade lieber mal schnell wieder schließen.:007:
 

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