So schön der Satz ja auch ist, dass jeder am besten weiß, was ihm gut tut, irgendwie ist da was... hm... missverständlich
Lieber rolf,
dein Beitrag ist ein sehr schönes Beispiel dafür, was Watzlawick und von Thun (mit dem Vier-Ohrenmodell) meinten. Du scheinst das von mir erwähnte Zitat mit anderen Ohren zu hören als ich.
Wenn du wirklich wissen willst, was dieses Zitat beinhaltet und wie es gemeint ist, kannst du dich gern mit der humanistischen Psychologie nach Rogers beschäftigen. Dann stellt sich vielleicht auch heraus, dass
@hasenbeins Beitrag durchaus die Intention der humanistischen Psychologie trifft.
Es gibt nämlich selten nur ein einziges Bedürfnis. Wir haben in der Regel sehr viele verschiedene Bedürfnisse, die sich manchmal widersprechen, die langfristig und kurzfristig sind. Das Zitat meint u.a., dass man sich genau darüber klar werden sollte.
Ein Beispiel:
In Mischels
Marshmallow-Experiment zeigte Mischel, wie Vierjährige mit zwei Bedürfnissen umgehen (eigentlich einem, welches kurzfristig oder langfristig bedient werden kann). Er stellte sie
"vor die Wahl, entweder die Süßigkeit sofort zu essen oder später eine zweite zu bekommen, wenn sie der Versuchung widerstehen können und auf den sofortigen Genuss verzichten. Dieser Belohnungsaufschub gelang einigen Kindern, anderen hingegen nicht, d.h., sie unterschieden sich hinsichtlich der Belohnungs- und Bedürfnisaufschubs (delay of gratification)."
https://lexikon.stangl.eu/3697/marshmallow-test/ (2020-02-19)
Wir alle haben unterschiedliche Bedürfnisse und manche sind kurzfristig, manche langfristig angelegt. Wenn wir immer nur kurzfristige Bedürfnisse bedienen und eher impulsiv reagieren, verlieren (wir) unsere langfristigen Bedürfnisse. Es ist für unser Wohlergehen entscheidend, zugunsten langfristiger, meist tieferer und wertvollerer Bedürfnisse die Befriedigung kurzfristiger Bedürfnisse aufzuschieben. Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind also sehr wichtig, damit wir langfristige Bedürfnisse befriedigen können.
Daher ist es sehr wichtig, ein gutes Gefühl für diese tieferen Bedürfnisse zu haben und sie überhaupt zu kennen - das meint das Zitat unter vielem anderen. Wer den Kontakt zu sich selbst, zu seinen Gefühlen und tieferen Bedürfnissen verloren hat, hat es schwer.
Ein weiteres Beispiel:
Ein Schüler hat keine Lust zu üben (kurzfristiges Bedürfnis), weiß aber, dass die Lust oft beim Tun kommt und will dieses Stück lernen (langfristiges Bedürfnis). Was er nun macht, hängt auch davon ab, wie wichtig ihm das langfristige Bedürfnis (Stück lernen) ist und wie sehr er sich dieses Bedürfnisses bewusst ist. Auch deshalb ist die Frage für ihn wichtig: "Was will ich eigentlich?"
Das ist gar nicht so weit von dir entfernt, lieber
@hasenbein. :)
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Vielleicht beantwortet das auch deinen Beitrag, lieber
@rolf.