Wie geht Ihr mit Konflikten im Klavierunterricht um?

Na hoffentlich wars so gemeint:
Was @hasenbein aber vermutlich meint, ist die heilsame Erfahrung, die jemand macht, wenn er einen Misserfolg erlebt und daraus sinnvolle Konsequenzen zieht.

Was sollte auch das Ergebnis einer "Pädagogik" der - im Umgang mit dem Schüler bewusst praktizierten - Beschämung und Drill sein? "...ein Tier, das man tanzen gelehrt hat durch Schläge und schmale Bissen" (F. Nietzsche)? Ich hatte als Jugendliche einen Musiklehrer, der so ähnlich unterwegs war. Da war bei mir jedenfalls der Ofen ganz schnell aus (um nicht zu sagen: das Lehrer-Schüler-Verhältnis war "verkackt"), und der Unterricht bei ihm auch.

Die Kehrseite davon, andere zu beschämen und zu erniedrigen ist übrigens die, sich selbst auf dieser anderen Kosten zu erhöhen. Wie schön jedenfalls, dass man als Klavierschüler heutzutage nicht auf solche Methoden - Jelineks "Klavierspielerin" lässt grüßen - angewiesen ist.
 
Liebe Chiarina, bitte nicht rumnerven, OK? (Zwinkersmiley.)

Das wird mir nicht gelingen! :003: :004: Was ich aber ernsthaft meinte: Wie wir schon in diesem Faden sagten, dass man eine Bitte nicht mit einer Aufforderung verwechseln sollte, so sollte man auch nicht eine Aufforderung mit einer Absprache verwechseln!

Denn eine Aufforderung ist einseitig (Lehrer sagt: du übst jeden Tag 15 Minuten etc.), eine Absprache beidseitig (Lehrer und Schüler treffen ein Übereinkommen). Es könnte also sein, dass genau da der Knackpunkt liegt. :-)
 
Wenn ich sage "die Mindestzeit ist 15 Minuten üben... usw., einverstanden?", und der Schüler sagt "alles klar, mache ich", dann ist das eine Absprache. Peng, aus.

Bitte keine komischen Wortklaubereien.

Nein, KL und Schüler sind NICHT auf einer Ebene und können daher NICHT eine gleichberechtigte Absprache treffen. Der KL gibt vor, der Schüler nickt ab oder nicht.

So wie auch klar ist, dass um soundsoviel Uhr soundsoviel Minuten Unterricht sind.
 
Wenn ich sage "die Mindestzeit ist 15 Minuten üben... usw., einverstanden?", und der Schüler sagt "alles klar, mache ich", dann ist das eine Absprache. Peng, aus.

Bitte keine komischen Wortklaubereien.

Nein, KL und Schüler sind NICHT auf einer Ebene und können daher NICHT eine gleichberechtigte Absprache treffen. Der KL gibt vor, der Schüler nickt ab oder nicht.

So wie auch klar ist, dass um soundsoviel Uhr soundsoviel Minuten Unterricht sind.

Lieber hasenbein,

vom Einverständnis des Schülers hattest du bisher nichts erzählt. Trotzdem verstehe ich jetzt, warum deine "Absprachen" nicht/selten/nur manchmal funktionieren. Natürlich sind KL und Schüler nicht auf einer Ebene. Der Lehrer (Wissensvorsprung) führt den Unterricht, leitet den Schüler an ... - das hatten wir schon.

Wenn es aber einen Konflikt gibt (wenn es keinen gibt, braucht man auch keine Absprachen) und man trifft mit dem Schüler eine Übereinkunft, ist das Ziel, den Konflikt aufzulösen und Verhältnisse herzustellen, in denen der Unterricht gelingt. Das wird doch auch dein Ziel bei deiner Absprache oben gewesen sein, oder nicht?

Es ist dann sehr sinnvoll, den Schüler in die Absprache miteinzubinden. Denn logischerweise hält er sich eher an Absprachen, wenn er selbst mitbestimmen durfte. Zudem muss man herauskriegen, WARUM der Schüler nicht übt (manchmal kann es gerade bei kleinen Kindern einfach vergessen werden - Eltern miteinbeziehen!). Eine Lösung muss sich also auf den Grund für das Verhalten des Schülers beziehen.

Dann können viel mehr Möglichkeiten gefunden werden, wenn der Schüler bei der Lösungsfindung beteiligt ist - oft haben Schüler sehr gute Ideen! Du hast oben nur EINE Lösung formuliert, die du dir selbst ausgedacht hast.... .

Zum letzten sagt der Schüler bei so einer Absprache wie deiner, die in der Formulierung und dem Ton nach eigentlich eine Aufforderung ist, oft nur deshalb "Ja", um möglichen Konsequenzen bei einem "Nein" aus dem Weg zu gehen. Das ist eine unklare Kommunikation, - mit entsprechendem Ergebnis -, die man vermeidet, wenn man den Schüler in die Lösungsfindung miteinbezieht.

Bei einer Absprache in meinem Sinne macht man eine Art Brainstorming, bei dem dann die Lösung übrig bleibt, die beiden am besten gefällt (ganz, ganz grob vereinfacht). Statt deinem "Du übst 15 Minuten......" können da ganz andere Lösungen herauskommen, die den Punkt treffen, warum der Schüler nicht übt und die funktionieren.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ihr dreht Euch im Kreis und ich finde anfänglich nachvollziehbare Ansichten immer widersprüchlicher*. Kann es sein, dass alle Argumente ausgetauscht sind und jeder etwas zum Nachdenken hat?

*)
wenn es keinen (Konflikt) gibt, braucht man auch keine Absprachen
Hä? Chiarina Du verwirrst mich. Hör auf damit! :angst::lol:

ich wette jetzt werden wieder "Übereinkunft" und "Absprachen" unterschiedlich definiert und "Aufforderung" passt da schon mal gar nicht rein und "Konflikt" ist eh was völlig anderes als ich vermute
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist dann sehr sinnvoll, den Schüler in die Absprache miteinzubinden. Denn logischerweise hält er sich eher an Absprachen, wenn er selbst mitbestimmen durfte.

Und ich kenne Exemplare, die ernsthaft, wirklich und wahrhatig versprechen sich zu bessern.

Aber die Person, die das sagt, ist dann nicht identisch mit der Person, die dann lieber was anderes macht. In Situationen, in denen man Absprachen trifft, verhält man sich so, wie man sich in solchen Situationen hlt verhält. In Situationen, wo man eigentlich was bestimmtes tun sollte, halt nicht.

Kenne ich aktiv wie passiv. :-)

Grüße
Häretiker
 
Liebe @chiarinia , mir scheint du weichst mir sehr aus.

Habe bereits bisher angerissen:
  • Bedürfniskonflikt/Wertekonflikt das ist ein großer Unterschied.
  • Dann Legitimation von Bedürfnissen, sehr wichtig und philosophisch …
  • Dann noch ob du gute Spieler mit deiner Unterrichtsmethode hervorbringst, sprich wie gut das in der Praxis funktioniert.
Zu allen diesen Punkten kam von dir bisher .. wenig.
Deshalb erspare ich dir, zu diesem Thema, weitere direkte Fragen und Input. Wir beide kommen hier einfach nicht zusammen.

Ich fasse nochmal zusammen:
Hart in der Sache (fachlich) und dann kann man mehr oder weniger weich mit der Person sein.
Gewisse fachliche Dinge stehen nicht zur Diskussion, Bedürfnisse des Schülers hin oder her, sie interessieren dann nicht. Und da gehört geübt zu haben einfach dazu und darum geht es in diesem Faden.
Ähnliches Beispiel ist ein Abgabetermin einer Arbeit. Niemand interessiert sich dafür warum jemand den Abgabetermin verpasst hat. Das ist so.

Wirklich tiefgründig zu klären warum jemand nicht übt, welche möglichen Kindheitsdramen er hatte, warum er gerade letzte Woche keinen Bock hatte und ähnliche Dinge, sollte Psychologen oder gar Psychiater vorenthalten sein*.

VLV

* Reden sollte man natürlich immer miteinander, aber nicht therapieren
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Befürchten andernfallsiger negativer Konsequenzen ist ein absolut valider möglicher Grund für das Einhalten von Absprachen.
 
Ihr dreht Euch im Kreis und ich finde anfänglich nachvollziehbare Ansichten immer widersprüchlicher*. Kann es sein, dass alle Argumente ausgetauscht sind und jeder etwas zum Nachdenken hat?

:006: - nein, ich bin z.B. gerade bei der niederlagelosen Konfliktlösung nach Gordon angelangt, über die ich noch kaum gesprochen habe. Die ist das Ende der Kette und löst in vielen Fällen den Konflikt auf, nachdem die Bedürfnisse geklärt sind.

Meine "Absprachen" sind, wie ich auch schon gesagt habe, identisch mit dieser Art der Konfliktlösung. Ich verstehe aber deine Verwirrung, denn du kannst logischerweise nicht wissen, wovon ich spreche. :003:

Das Modell gibt 6 absolut notwendige Schritte vor (ursprünglich von John Dewey entwickelt), nach denen man vorgeht. Die daraus folgenden Absprachen können z.B. nur funktionieren, wenn vorher die Klärung der Bedürfnisse stattgefunden hat. Ich finde das vollkommen logisch.

Diese Art der Konfliktlösung funktioniert sehr gut und ist nicht identisch mit den beschriebenen Situationen von @Häretiker. Die kenne ich nicht, weder aktiv wie passiv, wenn man diese Art der Konfliktlösung angewandt hat.

Liebe Grüße

chiarina
 
  • Dann noch ob du gute Spieler mit deiner Unterrichtsmethode hervorbringst, sprich wie gut das in der Praxis funktioniert.
Lieber Viva La Vida,

nur dazu noch: meine Unterrichtsmethode ist von klavierpädagogischen Inhalten geprägt, vorrangig Klavierdidaktik und -methodik. Ich habe dazu viele Beiträge im Forum geschrieben.

In diesem Faden ging es um einen Konflikt zwischen Lehrer und Schüler. Aus dem Grunde habe ich das Gordon-Modell hier den Vordergrund gestellt, weil ich es bei Konflikten sehr nützlich und sinnvoll finde. Eine klare Kommunikation führt dazu, dass es sehr selten zu Konflikten bei mir im Unterricht kommt. Das Wort "Unterrichtsmethode" trifft es also m.E. nicht.

Liebe Grüße

chiarina
 

Du scheinst das von mir erwähnte Zitat mit anderen Ohren zu hören als ich.
... @chiarina du wirst mir sicher verzeihen, dass ich so böse war, das heilige Zitat einfach nur wörtlich zu nehmen, so wie es Wort für Wort in deinem Beitrag steht.
Und etwas scherzando habe ich es dann verwendet und sogar darauf aufmerksam gemacht, dass ich das (satirisch) überspitzt getan habe...
...aber das scheinst du überlesen zu haben...
Wenn du wirklich wissen willst, was dieses Zitat beinhaltet und wie es gemeint ist, kannst du dich gern mit der humanistischen Psychologie nach Rogers beschäftigen.
...eventuell erinnerst du dich, dass ich das schon vor längerem getan habe (hast dich sogar darüber gefreut, kannste nachlesen) und folglich keine gut gemeinte Belehrung benötige ;-)
Was mich aber stutzig macht: kaum wagt irgendwer, die Rogers/Gordon-Sachen nicht als heilige Schrift über den grünen Klee zu loben, dann reagierst du wortschwallend heftig ...*mod*... muss man sich allmählich Sorgen machen, dass das bei dir religiöse Züge angenommen hat und das Duumvirat Rogers Gordon quasi dein Messias ist?

In diesem Sinne ketzerisch: ich glaube nicht, dass hobbymäßig humanistisch psychologisierende Gordonleser*innen die Fachkräfte sind, die bei anderen Leuten (z.B. Schülern) gesprächstherapeutisch die "langfristigen" Bedürfnisse in Konfliktsituationen herauszukitzeln geeignet sind ;-) und mir scheint auch zweifelhaft, dass Klavierunterrichtsstunden der geeignete Ort für solche Maßnahmen sind.

...wichtige langfristige Bedürfnisse also, kein ich will am neuen Handy fummeln, könnten ein krisensicherer Arbeitsplatz sein - den erwirbt man selten im freiwillig ausgewählten Hobby Klavierspielen ;-)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Jetzt schreibe ich doch noch einen - hoffentlich - letzten Beitrag.

Ich hatte ja am Wochenende den Kurs bei Inge Rosar. Mir ist dabei sehr wohltuend aufgefallen, wie Inge Rosar von Kindern geredet hat. Nämlich sehr respektvoll und wertschätzend, auch wegen ihrer besonderen Fähigkeiten. Sie ist ja auch Professorin für Klavierdidaktik. Ich teile diese Wertschätzung sehr und habe einen großen Gegensatz zu diesem Faden empfunden.

Und da schließt sich der Kreis tatsächlich. Die Einstellung und innere Haltung, mit der man Menschen begegnet, ist entscheidend!

Liebe Grüße

chiarina
 
(1) Wertschätzung
(2) Die Einstellung und innere Haltung, mit der man Menschen begegnet, ist entscheidend!
(1)...ketzerisch, böse, fies und gemein wie ich nun mal bin, weise ich darauf hin, dass "Wertschätzung" keine Erfindung von Gordon ist

(2) ein schöner Satz, hört sich gut und griffig an, aber was sagt er aus? Sagt dieser schöne Satz irgendwas musik- oder instrumentalpädagogisches aus?

...mit Verlaub, aber beide - der Begriff (1) und der griffige Satz (2) - sind freundliche und schöne ... Gemeinplätze. Jedenfalls wenn sie einfach so als abschließendes Statement da stehen.
 
Miteinander zu reden und ernsthaft am Standpunkt des Gegenübers interessiert zu sein, hat nichts mit einer therapeutischen Intervention zu tun, wie hier immer mal vermutet wird. Und das passt auch in den Instrumentalunterricht und ist kein wirklich neues Konzept.
Es gibt einen ganz interessanten Sammelband mit dem Titel "Instrumentalpädagogik wie und wozu?", und dieser enthält einige Beiträge, die zwar weder Gordon noch Rogers erwähnen, aber dennoch menschliche Zugewandtheit und entsprechende innere Haltung als Element des Unterrichts sehen. Soviel zumindest mein erster Eindruck der Kapitel. Auswendig gelernt habe ich sie nicht. ;-)
Meiner Meinung nach ist ein Instrumentalunterricht, der nur die Musik und nicht gleichermaßen auch den Menschen betrachtet, unvollständig. In welcher Gewichtung diese Anteile jeweils vorkommen, ist natürlich individuell und da gibt es viele Varianten.
Aber, um es nochmal zu wiederholen, weil es mir persönlich wichtig ist: herauszufinden, wie mein Gegenüber eine Sache sieht und wie es ihm/ihr geht, ist keine Therapie. Wäre das so simpel, müsste man keine so intensive Ausbildung machen.
 
Das ist natürlich vollkommen richtig, Dorforganistin - aber das würde auch niemand hier bestreiten.

Die Diskussion geht darum, ob man entweder

a) von vornherein klar kommuniziert: Das sind hier die Regeln (pünktlich erscheinen, täglich x Minuten üben usw.), und wenn der Schüler sich nicht dran hält, dann muss er halt wissen, dass er sich gerade nicht so verhält, wie es für vernünftigen Klavierunterricht erforderlich wäre, oder

b) ständig "Bedürfnisse" klären soll (ja, ist flapsig ausgedrückt, ich meine natürlich die Ausführungen von Chiarina).

Niemand sagt hier, man solle nur die Musik und nicht den Menschen betrachten, oder geht auch nur in die Richtung!

Es ist aber so, dass es Situationen gibt, in denen "Befindlichkeiten" (insbesondere Befindlichkeiten noch sehr unausgereifter und unreflektierter kleiner Kinder oder ohnehin ballaballa seiender Pubertierender) nun mal hintanstehen müssen. Für die Reifung zu einem verantwortlichen, sozialen Menschen ist es sowieso generell wichtig, dies zu lernen: damit zurechtzukommen, dass meine "Bedürfnisse" nicht immer von Interesse sind. (Und im übrigen auch, dass ich selber nicht immer jedem "Bedürfnis", das ich verspüre, nachgebe.)
 

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