Wie geht Ihr mit Konflikten im Klavierunterricht um?

Ein riesenlanger Betrag, meinen nicht unähnlich :004:, ist erschienen - ich werde ihn glücklich und von allen Seiten betrachten und liebkosen!
,,,bevor du jetzt - Valentinstag - womöglich mit dem riesenlangen... Beitrag ins stille Kämmerlein zum betrachten und liebkosen verschwindest, wäre eine Antwort darauf schön:
Aber warum partout beim kommunizieren über eventuelle***) Konflikte zwischen Lehrer und Schüler hievst du die explizit zum Thema Eltern-Kinder verfasste Familienkonferenz auf ein himmelhohes Podest und tust so, als ließen sich restlos alle und ganz speziell klavierunterrichtsspezifische Konflikte damit in Wohlgefallen auflösen??... sorry, da hätte ich eher folgende Publikation von Gordon [sic!] erwartet:
Lehrer-Schüler-Konferenz, deutsche Erstausgabe bei Hoffmann und Campe, 1977
(….ok.… erstmal sacken lassen... fertig: der Titel spricht doch Bände, oder nicht?)
;-):-D:-D:drink:
 
Zuletzt bearbeitet:
Michael Winterhoff hat in seinen Büchern dargelegt, dass die heutigen Kinder psychisch unentwickelt sind - auf einem frühen Entwicklungsstand stehengeblieben. Dies kommt vor allem durch die wenig Halt gebende, "Kumpel sein wollende" bis manchmal symbiotische Behandlung durch die Eltern, was leider dann in der Schule durch Lernkonzepte, die den Kleinen viel zu viel Selbstverantwortung und Selbst-Entscheidung aufbürden, weitergeführt wird.

Daher lassen die Kinder sich - genauso wie Kleinkinder ca. im "Trotzalter", bei denen das aber normal ist! - nicht wirklich steuern, versuchen aber alles (unbewusst natürlich!), um die Erwachsenen zu steuern.

In diesem Kontext, den man durchaus als epidemisch bezeichnen kann und von dem jeder Schul-Lehrer ein Lied singen kann, ist es ein fatal falsches Signal an die Kinder und Jugendlichen, wenn die merken, dass man sich, um sie irgendwie zu "kriegen", um sie irgendwie "bei der Stange zu halten", um sie irgendwie zu motivieren, den Arsch aufreißt, sich aufwendige Unterrichtskonzepte überlegt, Stückrepertoire maßschneidert usw. usf.

Denn das Kind/ der Jugendliche merkt - und zwar bemerkt er das Faktum -, dass er durch sein Verhalten (Quatsch machen, bocklos sein, sich doof anstellen etc.) den Erwachsenen steuern kann.

Dies zementiert also die eh schon verfahrene Situation.
 
Danke, lieber rolf, für deine Überlegungen! Jetzt ist es so weit, ich muss den Beitrag auf zwei aufteilen. :008: :009: :004:

...und nach dem Spaß @chiarina ein paar weniger spaßige Überlegungen:

als erstes: es ist nicht eben gordonkommunikativ astrein, einerseits mich als Adressaten und parallel alle Mitlesenden von oben herab appellierend (...:-D:-Dich hab allerdings meine Freude am Vokabular des Gegenstands...) zu manipulieren - und das auch noch so offensichtlich... du weißt schlichtweg nicht, ob ich "diese Dinge" negiere oder für unwichtig erachte, willst dies aber suggerieren.

Du meinst, du DENKST, dass ich es suggerieren wollte. Das lag nicht in meiner Absicht - ich hatte dich so verstanden, dass im Unterricht Kommunikation keine Rolle spielt/spielen sollte im Gegensatz zu instrumentalpädagogischen Aspekten:

Gordon "Familienkonferenz" halte ich nicht für eine musik- und instrumentalpädagogische Publikation, lasse mich aber gerne von Kennern vom Gegenteil überzeugen (wenn es Gordonfingersätze zu Chopinetüden gibt, und sie taugen was als Alternative, wird mich das freuen)
ff .... .

Wie sollte ich dieses Zitat denn sonst verstehen?

Ich kann übrigens die Definition von "Manipulation" als rein "aktive Beeinflussung" absolut nachvollziehen. Ich war überrascht, weil ich den Begriff als sehr negativ besetzt kenne. Interessant, dass ein Physiotherapeut die Bearbeitung einer Rippe auch Manipulation nennt im Sinne einer aktiven Beeinflussung. :D

(du hättest allerdings erahnen können, dass ich möglicherweises erst gar nicht reagiert hätte, wenn ich das alles einerseits auf der Sachebene für uninteressant halten würde und andererseits auf der "Kommunikationsebene hier beim schriftlichen Austausch" für nichtig erachten würde)

Im Wesentlichen hast du in diesem Faden Witze gerissen und diesen habe ich ein echtes Interesse an der Sache tatsächlich nicht entnommen. :)

Zum "Sachaspekt":
In Übereinstimmung mit jeder neueren Kommunikationstheorie kann eine Äußerung wie "eins plus eins ist zwei" auf der immanenten bzw. mitwirkenden Beziehungsebene alles mögliche bedeuten, das ist abhängig von der Situation und den Beteiligten - exakt das zeigen alle vereinfachenden Darstellungen, auch auch die nett bebilderten Kästchen von Rebekka und Jonas :-)

Es gibt keinen hinreichenden Grund, die bekannten Kommunikationsmodelle zu bezweifeln, egal ob sie aus linguistischer, psychologischer, soziologischer oder pädagogischer oder sogar philosophischer Fachrichtung kommen, schließlich ist zwischenmenschliche Kommunikation ein interdisziplinärer Gegenstand*) (kurzum "die Pädagogik" allein hat diesen Gegenstand nicht für sich gepachtet). Und für einen schnellen Überblick sind vereinfachende Darstellungen auch ok.

Es freut mich ehrlich, dass du diese Modelle nicht bezweifelst, aber MIR wird das erst in diesem Beitrag klar (einen gab es, in dem du auch argumentativ geantwortet hast, wenn ich mich recht entsinne).

Möglicherweise ist dir nicht aufgefallen, dass meine Widerworte gar nicht den vierteiligen Kommunikationsmodell (s.o. ich bezweifle dieses nicht) galten, sondern deiner geradezu hymnischen Bevorzugung einer einzigen Publikation: der Familienkonferenz von Gordon. Und dazu verrate ich noch was: ich hab´ nix gegen dieses Buch. Seit etlichen Jahren kenne ich das - was an dir liegt: du hast das schon vor Jahren vehement gelobt. (jetzt könntest du meinen: "hurra, auf der Appellebene ist bei dem Stänkerer ein bissel was angekommen") :-D:-D:-D(...)

:heilig: :004:

Fortsetzung folgt
 
Fortsetzung

Aber warum partout beim kommunizieren über eventuelle***) Konflikte zwischen Lehrer und Schüler hievst du die explizit zum Thema Eltern-Kinder verfasste Familienkonferenz auf ein himmelhohes Podest und tust so, als ließen sich restlos alle und ganz speziell klavierunterrichtsspezifische Konflikte damit in Wohlgefallen auflösen... sorry, da hätte ich eher folgende Publikation von Gordon [sic!] erwartet:
Lehrer-Schüler-Konferenz, deutsche Erstausgabe bei Hoffmann und Campe, 1977

Ich habe in diesem Faden bereits geschrieben, dass die Familienkonferenz das eigentliche Modell beschreibt, das Gordon dann auf pädagogische, medizinische, unternehmerische etc. Bereiche angewendet hat. Wenn dann keine Fragen kommen - ich kann nicht alles bedenken und offenbar gab es kein weiterführendes Interesse daran.

Außerdem habe ich den entsprechenden Beitrag meiner Website verlinkt, auf der unten die Lehrer-Schüler-Konferenz aufgelistet ist.

Zum dritten und Wichtigsten: bei den Kursen wird immer zuerst die Familienkonferenz behandelt, weil sie die Keimzelle des Modells ist! Wenn man daran das Modell verstanden hat, kann man es auf andere Bereiche übertragen. Die Lehrer-Schüler-Konferenz ist ein Aufbaukurs. Man kann durchaus erst die Lehrer-Schüler-Konferenz lesen (die sich übrigens auf den Unterricht in der Schule mit Schulklassen bezieht und daher für den Einzelunterricht nur bedingt nutzbar ist), aber ich empfehle für Klavierlehrer als erste Lektüre die Familienkonferenz! Da Klavierlehrer auch Kinder unterrichten und mit Kindern in Beziehung treten, ist der Switch problemlos und deutlich sinnvoller. Daher habe ich immer von der Familienkonferenz geredet. Ich kann nicht im voraus alle möglichen Fragen bedenken, diese wurde jetzt von dir zum ersten Mal gestellt, soweit ich weiß. Danke dafür!

Was ich mir generell wünsche, sind tatsächlich mehr Fragen. Das bezieht sich nicht nur aufs Forum. Ich verstehe die Zweifel sehr gut und kann die Bedenken nachvollziehen, gerade auch was die Hypothesen der humanistischen Psychologie angeht.

Aber ich verstehe nicht, warum diese Dinge generell, nicht nur im Forum, eher wenige Fragen auslösen. Die Welt ist voll von Konflikten und so ein Konfliktlösungsmodell wird lächerlich gemacht und abgelehnt, ohne dass man wirklich weiß, worum es dabei geht! Wo bleibt die Neugier, frage ich mich?

In Kursen, zu denen natürlich nur Leute kommen, die sich ohnehin dafür interessieren, leuchtet das Modell nach meinen Erfahrungen jedem ein. Das Modell gibt einem weitaus größere Handlungsfreiheit und lehrt, Konflikte verstehen und klären zu können. Man muss es allerdings ähnlich einer komplexen Partitur durchdringen und verstehen lernen. Das ist ein spannender Prozess, der nie aufhört. :002:

Auf einen weiteren Widerspruch hatte ich dich aufmerksam gemacht, ohne dass eine Reaktion erfolgte. Du hast ganz exzellente fachliche Vorschläge für Unterricht mit Kindern im Grundschulalter aufgelistet, das war richtig prima und jeder sollte sich die abschreiben oder ausdrucken und beherzigen. Diese funktionieren, ohne dass man Familienkonferenzen einberufen muss ;-) was ich mir zu erwähnen erlaubt hatte.

Nicht unbedingt. Du hast Anna_s Beitrag doch sicher gelesen. Man kann die tollsten methodischen Wege planen - da steht man dann mit seinem tollen Plan im Unterricht und der junge Schüler braucht doch etwas ganz anderes. Methodische Wege sind eben untrennbar von der Kommunikation zu sehen! Dazu gehört ein aufmerksames Beobachten des Schülers - je besser man ihn kennt, desto besser kann man einschätzen, welcher methodische Weg nun für ihn der richtige ist (nicht, dass man sich nicht vertun könnte :003:). Das gilt für alle Altersgruppen. Dass die Kommunikation bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen ... unterschiedlich ist, habe ich immer geschrieben.

***) wer sagt eindeutig, dass ein S-KL Konflikt und nix anderes vorliegt? Der kleene S, über den in diesem Faden berichtet wurde, könnte auch einen Konflikt mit der Mutti haben; oder sonstwas

Nach Gordon gibt es drei Möglichkeiten des Problembesitzes: entweder der Schüler hat ein Problem oder der Lehrer hat ein Problem oder beide. Erst wenn beide miteinander ein Problem haben (z.B. Schüler mag das Stück nicht, Lehrer will, dass der Schüler das Stück übt o.ä.) , haben sie einen Konflikt. Bei Problemen, die jeder einzeln für sich hat, sind sie dann relevant, wenn sie im Unterricht offensichtlich sind und ihn beeinflussen. Das ist eben keine Psychotherapie.

Zwei Beispiele, gerade gestern geschehen: ein 7jähriger kommt völlig verweint und niedergedrückt in meinen Unterricht. Ich nach der Begrüßung etwas erschrocken (aktives Zuhören): "Du siehst ja ganz verweint aus." "Schüler: Ja! Meine Mama hat ganz doll mit mir geschimpft." Ich: "Ihr hattet wohl Streit?" Schüler: "Ja, aber ich habe gar nichts gemacht. Ich wollte mein Wasserfarbenbild zum Trocknen aufhängen und da hat sie geschimpft, ich sollte mich beeilen, wir müssten ganz schnell zu Klavier. Ich wollte aber mein Bild noch richtig aufhängen und da hat sie ein ganz böses Wort zu mir gesagt." Ich: "Und jetzt bist du darüber sehr traurig." Er: "Ja."

Das Sprechen darüber in einem kurzen Dialog erleichterte ihn und wir konnten uns dem Klavier zuwenden. Zwischendrin merkte ich immer wieder, wie bedrückt er war und seine Augen sahen völlig erschöpft aus. Er war nicht so lebendig, aufmerksam und fröhlich wie sonst, logisch.

Das neue zu erarbeitende Lied war "Hänsel und Gretel" nach Gehör (der Schüler hat erst ein paar Stunden Unterricht). Nachdem wir uns eine Weile in verschiedener Form damit beschäftigt hatten und er den A-Teil spielen konnte (ich hätte noch gern den B-Teil gemacht), sagte er treuherzig: "Könnte ich zu Hause vielleicht nur Bruder Jakob (schon im Repertoire) spielen? Ich glaube, mir ist das zuviel, wenn ich dann noch Hänsel und Gretel spiele." Nach anfänglichem aktiven Zuhören gab ich zu bedenken, dass wir ja dann gar kein neues Stück hätten. Und wir hätten ja gerade schon einige Zeit daran gearbeitet. Dann sagte er: "O.k., aber vielleicht müsse er dann den A-Teil nur EINMAL zu Hause spielen." Ich: "Das ist natürlich eine Möglichkeit. das Problem ist nur, dass man es dann sofort wieder vergisst (er weiß über den Sinn von Wiederholungen Bescheid)." Ich merkte dann, wie müde er war und sagte: "Wir machen jetzt erst mal was anderes. Du siehst ganz müde aus und hattest den Streit mit deiner Mutter - wir können das gleich besprechen."

Wir was anderes gemacht und anschließend sein geliebtes Bruder Jakob. Er sagt mittendrin plötzlich: "Ich glaube, ich kann doch Hänsel und Gretel spielen!" .....

Ein weiteres Beispiel einer anderen 7-jährigen gestern:

Als wir das neue Stück aufschlugen, dass sie zu Hause zum ersten Mal geübt hatte, sagte sie: "Das war aber schwer!" Ich (aktives Zuhören): "Du meinst, dass du echte Probleme zu Hause mit dem Stück hattest?" Sie: "Ja, sehr, sehr große!" Sie guckte auch so. Ich: "Ah, du hattest eine richtige Krise?" Sie: "Ja, so eine richtige." Ich: "Und was hast du dann gemacht?" Sie: "Ich hab die Krise weggehüpft!" Spielt und bis auf eine kleine Stelle war alles perfekt. Weggehüpft - köstlich! :003:

Mit so einer Art der Kommunikation kommt man sich näher (Beziehung), lernt sich besser kennen und bekommt als Lehrer eine viel größere Klarheit für die nötigen methodischen Wege im Unterricht. Wenn der erste Schüler sich sein Problem von der Seele sprechen kann, können wir besser arbeiten. Er lernt auch, dass man bei mir im Unterricht wirklich alles sagen darf und teilt mir sein Problem mit Hänsel und Gretel mit.

Die zweite Schülerin zeigte mir durch unser Gespräch, wie sie mit Krisen und Schwierigkeiten umgeht.

Ich mache nur solche Erfahrungen und glaube, 7jährige Kinder werden oft unterschätzt. Donata Eschenbroich hat nicht umsonst das "Weltwissen der 7jährigen" geschrieben. Auch Pubertierende werden oft unterschätzt. Mich hat gerade eine 14jährige Schülerin gefragt, ob sie nicht zwei Mal die Woche kommen dürfe.

Solche "kleinen" Dinge sind aus meiner Sicht wertvoll für den Unterricht, sowohl in fachlicher wie menschlicher Hinsicht. Sie entstehen oft in einer wertschätzenden und aufmerksamen Kommunikation, sehr oft dann, wenn man aktiv zuhört. Diese Dinge sind es meiner Meinung nach Wert, beachtet zu werden!

Liebe Grüße

chiarina
 
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Mein Sohne ebenso. Er Klimpert gerne, hat aber keine Lust, Klavier zu lernen. Wehe, ich frag ihn... Ist halt so. Muss er ja nicht wollen. Ich würde ihn dann allerdings auch nicht zum Unterricht schicken.

Klärendes Gespräch mit dem Schüler, ob er überhaupt will. Und was er will. Und was nicht. Und am Ende eine Frage an Dich selbst, ob es da eine Schnittmenge gibt zu dem, was Du anbietest.

Ist die Lernkurve eventuell zu steil? Die Stücke zu schwer? Wenn ein Schüler alles schnell kann und auswendig spielt und gerne und dann an schweren, 4 Seiten langen Stücken die Lust verliert... Ich beiße mich gerade durch meine erste Mozart Sonate und ja, das zieht sich und es ist mitunter frustrierend. Im Prinzip ist das Stück mir zu schwer und die Motivation steigt, das Ding genervt in die Ecke zu werfen. (Wenns nicht so schön wär...). Nicht jedem, schon gar nicht einem Kind ist es da gegeben, wochenlang an dem Stück zu feilen. Gerade Kinder brauchen schnelle, häufige Erfolgserlebnisse.

Ja, genau so ist es auch ! Ich wurde in der Stunde gerade nochmal darin bestätigt, dass er zwar klimpern, aber nicht lernen will. Egal, was ich versucht habe, Rate-Spielchen, Spielen nach dem Gehör, selbst wenn er sich ein Stück aussuchen und vorspielen darf, was er schon einmal gespielt hatte (!)...es nützt nichts, ich kam nicht an ihn heran. Immer hieß es "Ich kann das nicht" und er hat absichtlich alles mögliche falsch gespielt, um mir zu beweisen, dass es heute nichts mehr wird und er ja wirklich nichts kann :008:
Die Lernkurve ist definitiv nicht zu schwer. Er hatte vorher monatelang Melodien auf zwei Hände aufgeteilt gespielt. Da ist es nun logisch, dass wir jetzt damit anfangen können, langsam die linke Hand als Begleitung mit ganzen Noten dazuzunehmen. Die linke, als auch die rechte Hand kann er einzeln auch gut spielen. Nur wenn es darum geht, die ersten beiden Töne in beiden Händen gleichzeitig runter zu drücken, fängt er an, zu stöhnen und meint, er kann es nicht, obwohl er es gar nicht ernsthaft versucht. So ging es heute und letztes Mal die ganze Stunde. Er hat nicht einmal annähernd versucht, sich zu bemühen und mein Blick wanderte alle 5 Minuten auf die Uhr.

Da frag ich mich auch, warum das Kind überhaupt Klavier "lernt".
 

Zum dritten und Wichtigsten: bei den Kursen wird immer zuerst die Familienkonferenz behandelt, weil sie die Keimzelle des Modells ist! Wenn man daran das Modell verstanden hat, kann man es auf andere Bereiche übertragen.
da setzen dann bei mir, wenn es so ausgedrückt wird, leise Zweifel ein: ist das noch Wissenschaft/Psychologie oder schon Marketing?... (z.B. lächerlich wäre eine Steuerzahler-Finanzamt-Konferenz, obwohl da hohes Konfliktpotenzial immanent ist :-D nur um das der (ursprünglich familiären) Keimzelle extrahierte Modell auf alles zu übertragen)
 
Ein weiteres Beispiel einer anderen 7-jährigen gestern:

Als wir das neue Stück aufschlugen, dass sie zu Hause zum ersten Mal geübt hatte, sagte sie: "Das war aber schwer!" Ich: "Du meinst, dass du echte Probleme zu Hause mit dem Stück hattest?" Sie: "Ja, sehr, sehr große!" Sie guckte auch so. Ich: "Ah, du hattest eine richtige Krise?" Sie: "Ja, so eine richtige." Ich: "Und was hast du dann gemacht?" Sie: "Ich hab die Krise weggehüpft!" Spielt und bis auf eine kleine Stelle war alles perfekt. Weggehüpft - köstlich! :003:
:-):-):-):-):-):-):-)
trotzdem, so hübsch das ist, ein Kalauer dazu: siehste, hüpfen reicht völlig, ganz ohne Familienkonferenzen voller Ichbotschaften oder gar intellektuellen LdL-Modellen und Piaget-Kognitionsdingse :drink::-D:drink:
 
Ja, genau so ist es auch ! Ich wurde in der Stunde gerade nochmal darin bestätigt, dass er zwar klimpern, aber nicht lernen will. Egal, was ich versucht habe, Rate-Spielchen, Spielen nach dem Gehör, selbst wenn er sich ein Stück aussuchen und vorspielen darf, was er schon einmal gespielt hatte (!)...es nützt nichts, ich kam nicht an ihn heran. Immer hieß es "Ich kann das nicht" und er hat absichtlich alles mögliche falsch gespielt, um mir zu beweisen, dass es heute nichts mehr wird und er ja wirklich nichts kann :008:
Die Lernkurve ist definitiv nicht zu schwer. Er hatte vorher monatelang Melodien auf zwei Hände aufgeteilt gespielt. Da ist es nun logisch, dass wir jetzt damit anfangen können, langsam die linke Hand als Begleitung mit ganzen Noten dazuzunehmen. Die linke, als auch die rechte Hand kann er einzeln auch gut spielen. Nur wenn es darum geht, die ersten beiden Töne in beiden Händen gleichzeitig runter zu drücken, fängt er an, zu stöhnen und meint, er kann es nicht, obwohl er es gar nicht ernsthaft versucht. So ging es heute und letztes Mal die ganze Stunde. Er hat nicht einmal annähernd versucht, sich zu bemühen und mein Blick wanderte alle 5 Minuten auf die Uhr.

Da frag ich mich auch, warum das Kind überhaupt Klavier "lernt".
Lies mal Winterhoff.

Dein Schüler ist ein Musterbeispiel für das, was Winterhoff analysiert.

Der Schüler tut (nochmals: wohlgemerkt unbewusst!) alles, um nicht gesteuert zu werden und um Dich zu steuern.

Dies beherrscht Eure gesamte Interaktion.

Voraussetzung für eine Änderung wäre, dass Du nicht mehr zulässt, gesteuert zu werden. Wie das in Deinem Fall konkret aussehen könnte, kann ich Dir auch nicht sagen.
Das Kind ist ja in dieser Hinsicht sozusagen schon sehr tief in den Brunnen gefallen, und nun ist es überaus schwierig, das "Framing" der Interaktion so fundamental zu ändern.
 
Immer hieß es "Ich kann das nicht" und er hat absichtlich alles mögliche falsch gespielt, um mir zu beweisen, dass es heute nichts mehr wird und er ja wirklich nichts kann
immerhin das Prinzip der angewandten self-fulfilling prophecy hat das Kerlchen drauf, und zwar so, dass es funzt - wenn ich daheim so tue, als sei ich zu doof für Spülmaschine einräumen, dann raucht´s :lol::lol::lol:
...aber deine nonverbale Botschaft an das Bübchen (auf die Uhr schauen)...oh oh oh… voll NoGo
 
Lies mal Winterhoff.

Dein Schüler ist ein Musterbeispiel für das, was Winterhoff analysiert.

Der Schüler tut (nochmals: wohlgemerkt unbewusst!) alles, um nicht gesteuert zu werden und um Dich zu steuern.

Dies beherrscht Eure gesamte Interaktion.

Voraussetzung für eine Änderung wäre, dass Du nicht mehr zulässt, gesteuert zu werden. Wie das in Deinem Fall konkret aussehen könnte, kann ich Dir auch nicht sagen.
Das Kind ist ja in dieser Hinsicht sozusagen schon sehr tief in den Brunnen gefallen, und nun ist es überaus schwierig, das "Framing" der Interaktion so fundamental zu ändern.

Genau, natürlich habe ich gemerkt, dass er mich provozieren will. Letztes Mal habe ich eher durchgegriffen und wollte mit ihm endlich mal links und rechts zusammen spielen. Da auch diese Stunde sehr zäh war, und der Schüler sehr unmotiviert, dachte ich, versuche ich dieses Mal einen anderen Weg und gehe auf seine "Bedürfnisse" ein. Fazit: er möchte anscheinend nur sehr einfache Stücke spielen und hat keine Lust, sich ansatzweise anzustrengen oder überhaupt irgendetwas neues zu machen. Nicht mal das "nach Gehör spielen" hat er angenommen.
 
da setzen dann bei mir, wenn es so ausgedrückt wird, leise Zweifel ein: ist das noch Wissenschaft/Psychologie oder schon Marketing?... (z.B. lächerlich wäre eine Steuerzahler-Finanzamt-Konferenz, obwohl da hohes Konfliktpotenzial immanent ist :-D nur um das der (ursprünglich familiären) Keimzelle extrahierte Modell auf alles zu übertragen)

Es geht Gordon als Schüler Rogers darum, durch eine klare Kommunikation in Konflikten etwas in Beziehungen positiv zu verändern. Es geht im Grundsatz um den menschlichen Umgang miteinander und den gibt es überall dort, wo Menschen sind. Es gibt die aufbauenden Bücher wie Lehrer-Schüler-Konferenz deshalb, weil diese speziell auf die Lebenswelt der Angesprochenenen ausgerichtet sind und Erfahrungen derjenigen, die in dem Bereich mit Gordon arbeiten, miteinbeziehen.

Ich habe das gleiche Ziel und die feste Überzeugung, dass das Modell überall wirksam ist - deshalb trifft die humanistische Psychologie und das Gordon-Modell meine Bedürfnisse so sehr und deshalb mache ich mir hier die Mühe, so lange Beiträge zu schreiben (kürzer kann ich es nicht ausdrücken). Ich wünsche mir sehr, dass es insgesamt in der Gesellschaft keine Gewinner und Verlierer gibt (egal, ob das unrealistisch ist), ich hätte gern, dass nicht nur in Familien, sondern in Unternehmen, Praxen, Schulen u.a. in dieser Form mit Menschen gearbeitet und umgegangen wird. Man würde sich selbst und die anderen besser verstehen, man würde einander besser zuhören und ein besseres Gefühl für sich selbst bekommen. Vielleicht kämen wir irgendwann dahin, dass wir nicht mehr in Codes reden und uns verhalten, sondern dass wir tatsächlich unsere Bedürfnisse und Sichtweisen einander mitteilten.

Und wenn mein Wunsch zehnmal Brechreiz auslöst: man wird doch noch träumen dürfen. Dazu drei Zitate:

"Wer an Idealen bankbrüchig geworden ist, der ist es auch an Lebensfreudigkeit und Körperbehagen. Wer des hohen Zieles entbehrt, der lebt nicht, sondern vegetiert."
Carl Heinrich Reclam

(1776 - 1844), deutscher Buchhändler und Begründer der Firma C. H. Reclam sen.

"In allen Dingen sollte man das Höchste anstreben, um wenigstens das Mittlere zu erreichen."
Unbekannt


"Kein Ideal darf aufgegeben werden, sonst erlischt das heilige Feuer des Lebens."
Jean Paul

Liebe Grüße

chiarina
 
:-):-):-):-):-):-):-)
trotzdem, so hübsch das ist, ein Kalauer dazu: siehste, hüpfen reicht völlig, ganz ohne Familienkonferenzen voller Ichbotschaften oder gar intellektuellen LdL-Modellen und Piaget-Kognitionsdingse :drink::-D:drink:

Wenn ich nicht aktiv zugehört hätte, wären wir zu diesem Gespräch vermutlich nicht gekommen. Und wenn jemand ein Problem für sich gelöst hat, braucht man natürlich auch kein Gordon-Modell.
 
Hallo Anna,

das erinnert mich gerade an meinen 12 jährigen Schüler ( siehe Thema Lese Rechtschreibschwäche)
Der hatte das auch drauf: nur noch daneben gegriffen um mir zu zeigen dass er es aber auch so gar nicht kann.
Ich war dann anscheinend so wenig mitfühlend, dass er den Unterricht freiwillig eingestellt hat.

Ich finde man hat als Lehrer dasRecht, etwas von dem Schüler fordern zu dürfen. Ansonsten ist Unterricht nicht möglich.

Da würde ich ganz klar zeigen wo die Grenze ist und mit den Eltern reden.

Wahrscheinlich sind es die Eltern die wollen dass er Klavier lernt.
Ich habe mir angewöhnt, sofort (!) zu reagieren wenn solche Probleme auftauchen und die Frage nach der Motivation zu stellen.

Kinder können entscheiden ob sie etwas lernen wollen oder nicht.
 
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