Wie findet man einen guten Flügel oder ein gutes Klavier?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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Ich habe jetzt seit ein paar Wochen ein akustisches Klavier und das Digitalpiano habe ich auch. Akustisches Klavier ist super laut im Vergleich, aber der Klang ist viel schöner. Er ist so schön, dass DP fast unerträglich ist. Allerdings habe ich immer noch das Problem mit dem DP, dass meine Ohren nach dem Spielen mit dem Kopfhörer weh tun, auch wenn es leise ist. Mit dem akustischem Klavier habe ich das Problem nicht.
 
ich finde es wichtig, sich genug Zeit zu lassen, viele Läden aufsuchen, viele unterschiedliche Flügel probieren und sich selbst nicht unter Druck setzen oder setzen lassen.
Vielen Dank nochmals für Eure vielfältigen Tipps und Anregungen.

Mittlerweile war ich schon bei mehreren Händlern und habe die verschiedensten Marken, neu und gebraucht angespielt und auf mich wirken lassen. So bekomme ich langsam einen Überblick, was es auf dem Markt gibt und welche Marke in etwa wie klingt. Es bilden sich schon langsam deutliche Vorlieben heraus. Eine Flügelschablone habe ich auch schon ergattert und werde mir auf dieser Basis aus Kartons einen Pappflügel basteln.

Bei einem Klavierbastler vor Ort habe ich günstige ältere, hergerichtete gebrauchte Klaviere getestet und war erstaunt über ihren vollen Klang (z.B. Sauter, Kemble, Yamaha, Seiler) im Vergleich zu manchen Neuinstrumenten.

Interessanterweise lässt mich S&S mittlerweile komplett kalt (egal, ob neu oder gebraucht). Haben die vielleicht in den letzten 15 Jahren eventuell ihre Herstellungsweise geändert? Oder vielleicht hat sich auch nur mein eigenes Klangempfinden verändert oder meine Ohren sind schlechter geworden.

Übrigens, im Bechstein-Zentrum in Nürnberg kann man im Untergeschoß an Flügeln üben. Dort werden stundenweise Übekabinen vermietet.

Eine Frage: Würdet ihr Euch eher für ein "Genießer-Instrument" entscheiden, das einfach super klingt (selbst wenn man nur einen einzelnen Ton anschlägt und diesem nachlauscht) und einen (subjektiv empfundenen) super angenehmen Anschlag hat, oder eher für ein "Arbeits-Instrument", das ungnädiger ist und einen zum sauberen Üben zwingt?

Unser Kinderklavier früher war ein Arbeitsinstrument mit relativ schwergängigem Anschlag und etwas schrillem Klang, den man immer etwas bändigen musste. Wenn man ein Stück darauf konnte, dann lief es auf einem gnädigen Blüthner-Flügel butterweich.
 
Da gehen die Meinungen auseinander. Einerseits stimmt, dass man durch das Üben auf einem "schwierigen" Instrument dann bei anderen mehr Kontrolle hat. Aber andererseits bist du doch kein Profimusiker, oder? Die müssen nämlich auf Tournee bei jedem Konzert mit einem anderen Instrument zurecht kommen. Wenn denen ein Instrument unterkommt, das ungewohnt schwergängig ist, haben sie ein Problem.
Aber du spielst doch zu 99% auf dem eigenen Instrument (und in der Klavierstunde). Da wäre es doch besser, du genießt diese 99% der Spielzeit auf einem Instrument, das dir gefällt - und risikierst eben, dass du, wenn du bei Freunden auf einem anderen, schwergängigen Instrument etwas vorspielst, es verhaust.
 
Aber du spielst doch zu 99% auf dem eigenen Instrument (und in der Klavierstunde). Da wäre es doch besser, du genießt diese 99% der Spielzeit auf einem Instrument, das dir gefällt
Ja, genau, das ist die richtige Überlegung als Amateur. Trotzdem kann es mal sein, dass man auch woanders spielt (Chor begleitet, Kammermusik), wobei das nicht täglich der Fall ist. Ich will mir einfach mein Spiel nicht "versauen" (wobei ich es mir durch 20-jähriges Nichtspielen eh schon versaut habe, aber egal).
 
Man kauft so ein Instrument für mehrere / viele Jahre, vielleicht sogar für das ganze Leben! Meiner Meinung nach soll das Instrument Freude bringen. Man muss motiviert sein, es zu spielen, das ist das Wichtigste. Warum sollte man ein „Arbeitsinstument“ nehmen überhaupt? Wenn es kein/wenig Spaß macht wird man evtl. weniger oder gar nicht spielen, und genau das will man eben nicht! Mir persönlich gefällt schwerer Anschlag nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich will mir einfach mein Spiel nicht "versauen"
Du versaust dir dein Spiel nicht, du bist dann nur auf minderwertigen Instrumenten nicht so gut... ;-)

Es ist auch die Frage, was du mit "leicht" meinst. Es gibt Instrumente, die wirklich zu leicht sind. Aber wenn sich dein Trauminstrument innerhalb der Normen bewegt...
Chorbegleitung - am Klavier, auf der Orgel, am Keyboard? Ich würde jetzt meinen Flügel für zu Hause nicht danach aussuchen, dass ich auch auf einem Keyboard die schnellsten Läufe toll hinbekomme. Und wenn ihr probt, kannst du dich ja auf das andere Instrument einstellen.
Für private Kammermusik könnten die anderen zu dir nach Hause kommen.

Es ist ja auch nicht so, dass ein schwergängigeres Instrument gleich komplett unspielbar ist. Wenn dir bei der Begleitung ein paar Töne im pianissimo verloren gehen, weil du die Taste nicht fest genug gedrückt hast, ist das kein Weltuntergang.
Es ist halt eine Abwägung, und die wird bei Profis anders aussehen / ausgehen als bei Amateuren. Und wenn es dir dann so geht wie ChristianN hier,
https://www.clavio.de/threads/kawai-gl-30-tastengewichte.30099/
ist das auch suboptimal...
 
Meiner Meinung nach soll das Instrument Freude bringen. Man muss motiviert sein, es zu spielen, das ist das Wichtigste. Warum sollte man ein „Arbeitsinstument“ nehmen überhaupt? Wenn es kein/wenig Spaß macht wird man evtl. weniger oder gar nicht spielen, und genau das will man eben nicht!
Liebe(r) Bernina, damit hast Du absolut recht. Es gibt momentan ein Instrument, von dem ich mich fast magisch angezogen fühle, das ich gerne anfasse, die Tasten berühre, der Klang singt und berührt mich... Das heißt, es ist schwer, mich von diesem Instrument zu lösen. Was bedeutet, dass ich sehr gerne daran üben würde. Ich habe das gleiche Modell bei zwei verschiedenen Händlern angespielt, und es war jedes Mal die gleiche Anziehung vorhanden. Ich hoffe daher, dass es keine Einbildung war. Werde es noch weiter austesten, ob der positive Eindruck bestehen bleibt.
…ist mE doch das ideale Übeinstrument, um genaues und musikalisches Spielen zu üben.
Danke JonasKlais für Deine Einschätzung. Musikalisches Spielen kann man auf diesem Instrument vermutlich auf jeden Fall gut üben und lernen.

Es ist auch die Frage, was du mit "leicht" meinst. Es gibt Instrumente, die wirklich zu leicht sind. Aber wenn sich dein Trauminstrument innerhalb der Normen bewegt...
Die Tasten gehen nicht direkt leicht (im Sinne von "ausgeleiert") runter, sondern eher butterweich und präzise, aber sie bieten schon einen gewissen Widerstand, den ich als angenehm und notwendig zum Spielen empfinde, und der sich beim Forte und Fortissimo entsprechend etwas erhöht. Die Tasten kommen meinen Händen zudem anscheinend sehr entgegen, weil ich mich darauf "zuhause" fühle. Ich fasse diese Tasten einfach gerne an und haue entsprechend weniger daneben als auf anderen Instrumenten.
Chorbegleitung - am Klavier, auf der Orgel, am Keyboard?
Am Flügel. Im Chorraum steht ein alter (aber klangvoller) Blüthner-Flügel.
Für private Kammermusik könnten die anderen zu dir nach Hause kommen.
Stimmt. Wenn da ein Flügel stünde/steht, dann kommen die :-).


Weiß eigentlich jemand, mit welchem Material weiße Tasten heutzutage belegt werden, damit die Taste weiß wird? Ist das Kunststoff oder Keramik?
 
Ich freue mich für dich, dass du das Klavier oder Flügel gefunden hast, das du wirklich liebst. Ich hoffe es ist nicht zu teuer..
 

Ich freue mich für dich, dass du das Klavier oder Flügel gefunden hast, das du wirklich liebst.
Danke Dir :-). Ich werde aber noch weitersuchen und überlegen. So eine Entscheidung trifft man in Ruhe und nach sehr reiflicher Überlegung.

Trotzdem bin ich froh, dass mir mittlerweile etwas zusagt. Die ersten ca. 50 (oder 70?) Instrumente, die ich anspielte, die wollten alle nicht mit mir spielen. Da dachte ich schon, ich lasse es und bleibe bei meinem vertrauten E-Piano mit Yamaha-Grand-Piano-Klang, der ja auch schwer zu toppen ist.
 
Am Flügel. Im Chorraum steht ein alter (aber klangvoller) Blüthner-Flügel.
Fühlt sich der sehr unterschiedlich von deinem anvisierten Flügel an?

Weiß eigentlich jemand, mit welchem Material weiße Tasten heutzutage belegt werden, damit die Taste weiß wird? Ist das Kunststoff oder Keramik?
Kommt auf die Marke (und Preisklasse innerhalb der Marke) an. ZB Ivorite, mineralischer Elfenbeinersatz, ...
 
Fühlt sich der sehr unterschiedlich von deinem anvisierten Flügel an?
Ein bisschen Unterschied ist auf jeden Fall vorhanden. Der Tastenhub (sagt man das so?) beim anvisierten Flügel ist höher und die Tasten sind nicht so ausgeleiert. Außerdem gibt es keinen Elfenbeinbelag (?), der beim Blüthner schon ziemlich abgegriffen ist. Klanglich sind beide Flügel weich und haben ein großes Klangvolumen, im Diskant sind sie richtig glockenhell.
 
Ja, man kann ruhig eine Entscheidung treffen und bis dahin das Budget planen.
 
Mit der Frage wollte ich darauf hinaus, dass die Anlässe, bei denen du nicht auf deinem Flügel spielst:
abschätzbar und überschaubar sind. Die Kammermusik findet bei dir statt, damit ist es der (dann) gewohnte Flügel. Die Chorbegleitung findet auf einem dir bekannten Instrument statt. Wenn das vom Spielgefühl ähnlich ist wie der Flügel, den du dir kaufen willst, gibt es keinen Anlass zur Sorge.
Wenn du regelmäßig dort übst / probst, gewöhnst du dich auch an den.

Ich sehe keinen Grund, nicht den Flügel zu nehmen, der dir wunderbar liegt.

Der Tastenhub (sagt man das so?) beim anvisierten Flügel ist höher
Ich nehme an, du meinst den Tiefgang. Den kann man anpassen.
 
So, jetzt habe ich wieder ein bisschen Zeit für meine Flügelüberlegungen. Die Schablone liegt mittlerweile im Wohnzimmer und ich spiele fleißig Rachmaninoff auf meinem e-Piano und übe damit für die nächste Flügel-Anspielung, um tolle Bassklänge parat zu haben.

Folgende Fragen sind nun aufgetaucht. Vielleicht habt ihr dazu ja Expertise, würde mich freuen :-) :

- Wieviel Abstand zu einem Bücherregal bzw. zu einer Bücherregalwand sollte ein Flügel seitlich haben?
- Was ist mit "Inharmonizitäten" bei einem kürzeren Flügel gemeint? Ich höre da nämlich eigentlich keine Inharmonien, sondern nur, dass bei den kürzeren Modellen (160 cm z.B.) der Bass undefinierbaren Krach von sich gibt, aber keine definierten Töne.
- Hat man bei einem 180 cm langen Modell auch noch diese Inharmonizitäten (was auch immer das ist)?


Dann ist ja die Entscheidung bereits gefallen, Du weißt es bloß noch nicht

Ganz gefallen ist sie noch nicht, aber eine Richtung hat sich mittlerweile herauskristallisiert.
 
- Wieviel Abstand zu einem Bücherregal bzw. zu einer Bücherregalwand sollte ein Flügel seitlich haben?
links oder rechts?
Im Idealfall steht er nicht parallel.
- Was ist mit "Inharmonizitäten" bei einem kürzeren Flügel gemeint? Ich höre da nämlich eigentlich keine Inharmonien, sondern nur, dass bei den kürzeren Modellen (160 cm z.B.) der Bass undefinierbaren Krach von sich gibt, aber keine definierten Töne.
- Hat man bei einem 180 cm langen Modell auch noch diese Inharmonizitäten (was auch immer das ist)?
Die Länge allein ist es nicht. Der Steingraeber A hat nur 170 cm und klingt trotzdem sehr gut. Ist aber auch entsprechend teuer...
Du musst den Flügel einfach ausprobieren.
 

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