weils in meiner Generation und darunter mittlerweile Standard ist (Insta und Co.) einfach mit dem Handy aufzunehmen und keinen Menschen störts.
Genau. Und diese Standards sind also das neue HiFi. Sie sind zwar nirgends definiert, aber jeder macht halt Aufnahmen und da die hingeworfene Handyaufnahme, egal wie sie klingt, einfach der Standard ist, hat man das gefälligst zu akzeptieren.
In der IT gibt's seit Jahren den Spruch: "Das kann man so machen, aber dann ist es halt Scheiße."
Und das Rumgehacke wegen der Aufnahme mit dem Smartphone ist absolut deplatziert, überflüssig und kommt verdammt arrogant rüber.
Erstens kann von Rumgehacke keine Rede sein und zweitens hat es nichts mit Arroganz zu tun, wenn man in einem Klavierforum auf einen eklatanten Mißstand aufmerksam macht, nämlich den von wirklich beschissenen Aufnahmen auf Smartphones, die als wunderbar deklariert werden. Dynamik wird komprimiert, Lautstärke durchgehend angepasst, ein Stereobild, das jeder Beschreibung spottet, erzeugt, abgesehen vom verzerrten Frequenzgang und digitalen Artefakten.
Das Klavierforum erwähne ich explizit deswegen weil es hier ausreichend Mitglieder gibt, die spätestens seit der Pandemie darauf angewiesen sind, für die Teilnahme an diversen professionell orientierten Veranstaltungen, Prüfungen und Teilnahmehürden für Wettbewerbe eine Demo-Aufnahme mit klar definierten Kritierien zu produzieren und dann einreichen müssen.
Und da es ja Standard ist, das Eifon irgendwo hinzuwerfen und damit eine solche Aufnahme zu produzieren, endet sie am Ende bei denjenigen, die sie zu beurteilen haben. Sprich mal mit solchen Menschen und hör Dir an, was sie dabei empfinden, wenn sie sich zur Entscheidungsfindung solche Aufnahmen anhören müssen. Und zwar nicht nur einmal, sondern dutzendfach über einen längeren Zeitraum hinweg.
Diese Menschen, also allesamt bereits akkreditierte Profimusiker, müssen sich also mit dieser akustischen Billigware rumschlagen, tagtäglich, wenn sie in entsprechenden Funktionen arbeiten. Und das hier als akzeptabel zu propagieren, weil die neuen Fones ja geradezu professionelle Maschinen sind, das ist eher fragwürdig. Und auch arrogant, weil man alles beliebig für gut befindet, was den neu definierten "Standard" als akzeptabel (egal für was) vehement verteidigt.
Einigermaßen brauchbare Aufnahmen zu produzieren ist kein Hexenwerk und man muss dazu auch nicht tausende von EUR investieren. Aber man sollte sich vielleicht bewußt machen, dass ein hingeworfenes Mobiltelefon nun mal keine gescheiten Aufnahmen produzieren kann. Kannst ja demnächst mal ein Klavier mit einer Wasserrohrzange stimmen. Die kann auch Drehmoment punktgenau zur Anwendung bringen, ist also prinzipiell nicht zur Klavierstimmung ungeeignet.
Dass ich persönlich keinen Bock darauf habe, mir die hingerotzten Smartphoneaufnahmen anzuhören, habe ich nicht thematisiert. Jeder so, wie er/sie will. Mit der Konsequenz, dass ich nach 2 Sekunden abdrehe, weil's in meinen Ohren Scheiße klingt, was aber irrelevant ist.
Vielleicht soll aber die produzierte Aufnahme einmal jemandem zu Gehör gebracht werden, der darauf basierend Entscheidungen trifft. Und dann sollte man sich vielleicht doch einmal überlegen, ob man unbedingt die ausschließlich für Sprachübertragung und Minimalstbandbreite augelegte Technologie nutzt, um die Qualität eines Instruments oder einer künstlerischen Darbietung zur Schau zu stellen.