Der Begriff "gewichtet" meint nach meinem Verständnis, dass das Spielgewicht im Bass größer ist als im Diskant. Bei einem akustischen Instrument ist das so, weil die Bass-Hämmer schwerer sind. Beim besseren Digi bildet man es extra nach und bewirbt es dann mit diesem Begriff.
Der Widerstand ergibt sich nicht rein aus der Schwerkraft, da hast Du Recht. Er ist beim Flügel (und auch beim Digi - das ist genau die von Dir angesprochene "Simulation") eine
Mischung aus Schwerkraft und Trägheit. Du musst den Hammer beim Spielen nämlich
anheben und
beschleunigen.
- Wenn Du die Taste sehr langsam bewegst, spürst Du beim Flügel hauptsächlich das (statische) Gewicht des Hammers bzw. die Schwerkraft, die auf den Hammer wirkt. Man kann dieses Spielgewicht steuern, indem man Gewichte von in die Taste einbaut. Die Taste wirkt dabei wie eine Waage - am einen Ende der Hammer, am anderen das Gegengewicht. Man tariert das System so aus, dass, wenn man ein Gewicht von knapp 50g vorn auf der Taste platziert, das Gleichgewicht hergestellt ist. Beim Klavier ist dieses Verhalten m. E. weit weniger ausgeprägt.
- Wenn Du die Taste schnell bewegst, kommt die (dynamische) Trägheit des Hammers zum Tragen. Die wird neben der Masse auch von der Länge des Hammerstiels mitbestimmt und lässt sich durch Gegengewichte nicht ausgleichen. Diese Trägheit hast Du m. E. auch beim Klavier.
Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren prägt entscheidend das Spielgefühl. Wenn Du die Taste anfangs stark beschleunigst, bewegt sich der Hammer aus Trägheit weiter und Du must am Ende des Tastentiefgangs gar keine Kraft mehr einsetzen, um die Taste ganz runterzudrücken bzw. must Du sie gar nicht mehr ganz runterdrücken. Wenn Du die Taste langsamer drückst, hast Du bist zum Ende einen Widerstand durch das Hammergewicht. Geh mal an Dein Digi und bewege eine Taste auf und ab, ohne dass ein Ton kommt. Du kannst spüren, dass am anderen Ende der Taste ein Gewicht bewegt wird. Du kannst es anschubsen, etwas springen und wieder landen lassen, oder nur "wiegen". Hier ist das Flügel-Spielgefühl durchaus realistisch nachgebildet.
Ein Klavier hatte ich lange nicht unter den Fingern, bin aber der Meinung, dass es sich hier anders verhält. Hauptsächlich liegt das an der stehenden Mechanik, bei der die Schwerkraft-Komponente nicht so wirkt und deshalb durch Federn ersetzt werden muss.