Erzähle mehr davon, was ein KL diesbezüglich mit dem Schüler machen sollte.
Ganz konkret und laienhaft formuliert:
Die/der KL lässt ein abgesprochenes Stück "bis zur nächsten Stunde" erarbeiten. Ergebnis: Das Stück (oder bei langen Stücken: ein musikalisch sinnvoller Abschnitt) kann bis dahin mehr oder weniger unfallfrei durchgefummelt werden. Der Anfänger kann im Wesentlichen die richtigen Töne spielen, im Idealfall auswendig und im halbwegs richtigen Rhythmus.
In den darauffolgenden Stunden werden der Aufbau und die Harmonien analysiert, die Motive benannt, die Entwicklung des musikalischen Materials bewusst gemacht, die Spannungsbögen und die Kulminationspunkte herausgearbeitet, die Rhythmik verfeinert, die Phrasierung entsprechend angelegt, es wird über Pedaleinsatz und Lautstärken, Betonungen oder Nichtbetonungen etc. getüftelt (z. B. wie laut soll welcher Ton eines Mehrklangs klingen, die werden in der Regel ja nicht alle gleichlaut gedroschen
), es werden verschiedene Alternativen der Gestaltung ausprobiert, daraus entwickelt sich beim Anfänger allmählich ein immer konkreterer Gestaltungswille (wie soll das eigentlich klingen, wenn´s fertig ist), den bespricht man mit der Lehrkraft und überlegt gemeinsam, was man tun muss, damit es so klingt, wie man es haben will.
Das "Technische" erledigt sich meistens nebenher von selbst. Bei bewusst "technisch" herausfordernden Stücken werden im Vorfeld auch evtl. unbekannte technische Herausforderungen eingeübt (je nach Ausbildungsstand des Schülers, wie erarbeitet man sich Läufe, "Sprünge", Terztriller, chromatische Doppelgriffe oder so was), aber das macht man einmal und dann kann man´s ja für die Zukunft. Das muss nicht jedesmal neu eingeübt, sondern nur immer weiter klanglich verbessert werden.
Ist es nicht so, dass sich jeder diese Musikalität erarbeiten muss (der eine mit mehr, der andere mit weniger Aufwand)?
Äh... ja, schon, logo, aber wofür hat man denn eine Lehrkraft an seiner Seite? Um einem beizubringen, dass in G-Dur halt kein F sondern ein Fis kommt oder wie lang eine halbe Note im Gegensatz zur Achtelnote ausgehalten wird? Dafür braucht man eigentlich keinen Lehrer.
Man braucht ihn, damit das (ehrenwert korrekt gespielte) Ergebnis dann irgendwann auch wie richtige Musik klingt.
Wenn ich ein musikalischer Trampel bin, kann mir der KL noch so gut erklären wie das gespielt werden muss, ich werde maximal diese Stelle dann gut nachspielen können aber bei einem anderen Stück wieder bei 0 anfangen.
Genau das ist seine Aufgabe: Geduldig immer wieder bei 0 anfangen (und Dich am besten im "geführten Gespräch" selbst herausfinden lassen, wie man die Stelle gestallten will), bis Du nicht mehr jeweils bei 0 anfängst, sondern bei 1, bei 2 etc. Ob unsereins noch die Stufe 10+ erreicht (die nenne ich mal "professionelles Durchdringen und Gestalten"), das wird sich weisen.
Man kann selbst jedenfalls viel dazu beitragen (vulgo: üben).
Dass Du Dich als "musikalischen Trampel" bezeichnest, ist schon so eine typische Negativsetzung. Lass ab davon, bringt Dich nicht weiter!
Dafür nimmst Du schließlich Unterricht.