Also, meine Lehrerin mag ich eigentlich gerne, sie ist nett und wir liegen auf einer Wellenlänge. In pianistischer Hinsicht hat sie, denke ich,auch was drauf, obwohl ich keine Beweise habe. Sie liegt sehr viel Wert auf die Interpretation, Artikulation und erklärt zur Interpretation auch immer viele Dinge, damit man das Stück besser verstehen und spielen kann. Ich denke schon, dass ich seit September Fortschritte gemacht habe hinsichtlich der Interpretation von Stücken.
Aber ich bin viel unmotivierter als zu Beginn. Die ersten 6,7 Stunden war noch ok, dann spielte ich immer weniger. Heute zb noch gar nicht. Ich weiss auch nicht, woran es liegt.
Die Stunden laufen allgemein so ab, dass ich das Stück vorspiele und sie mich dann eben auf bestimmte Dinge hinweist. Ich weiss es nicht, warum ich weniger Motiviert bin, der Unterricht ist monoton.
Bei meiner Klavierlehrerin heisst es immer nur, langsam üben. Oder ich habe sie letztens selber auf Übetechniken angesprochen, damit sie was dazu sagt. Sie zeigt mir auch nie, wie ich bestimmte Stellen spielen soll, sie erklärt nur, "mach das so und so " und lässt mich machen.
Sie zeigt es mir aber nie selbst.
Als ich sie fragte, ob sie mir eine bestimmte Stellle genau zeigen könnte, wie sie die spielen würde, sagte sie, nein, sie wolle nicht, dass ich sie "kopiere" oder nachahme.
Ich mochte die neuen Stücke, die ich bis jetzt durchgegangen bin wirklich sehr gerne. Aber es war jetzt nicht gerade eine "Herausforderung" dabei wo ich mit Motivation 5 Stunden am Tag dran üben könnte.
Es liegt vielleicht auch daran, dass unsere Musikschule schon seit Ende Oktober zu ist, bzw seit märz nur mal kurz auf war. Vielleicht hab ich auch einfach nur ein Coronatief, alles ist doof irgendwie seit Monaten...
Liebe coucou,
ich habe querbeet einige deiner Aussagen gesammelt, die mir wichtig erscheinen. Lies sie auch noch einmal durch, vielleicht wird dir deine Situation klarer.
Du fühlst dich mit deiner Lehrerin auf einer Wellenlänge, hast Fortschritte gemacht, empfindest den Unterricht aber als monoton. Der Unterrichtsverlauf besteht darin, dass deine Lehrerin dir zeigt, was du machen sollst. Sie spielt nichts vor und sucht dir Stücke aus, die du zwar ganz schön findest, die dich aber nicht motivieren. Du brauchst Herausforderung, wie du schreibst, siehst aber auch ein, dass bestimmte Stücke wie das Fantasie-Impromptu noch zu schwer sind. Gleichzeitig hast du wegen Corona in diesem Jahr kaum Präsenzunterricht gehabt, was die ganze Sache auch in ihrer Einschätzung erschwert.
So verstehe ich dich.
Ich sehe neben dem fehlenden Präsenzunterricht zum Einen die Stückauswahl als Grund für die mangelnde Motivation. Du brauchst nach meinem Verständnis Stücke, die dich herausfordern, die aber nicht zu schwer sind!
Da wir eine unglaubliche Auswahl an Klavierwerken haben, wird sich da doch wohl was finden lassen! Dies ist die Aufgabe deiner KL, zusammen mit dir solche Stücke zu finden und auszusuchen. Nur muss sie dazu wissen, dass dies ein wichtiges Bedürfnis deinerseits ist!
Zum zweiten scheint die Arbeit an den Stücken sehr einseitig abzulaufen. Der Lehrer sagt, der Schüler macht. Du wünschst dir vielseitigere Herangehensweisen, die auch das Vorspielen beinhalten. Das Demonstrieren bzw. Vormachen/Vorspielen ist ein wichtiger methodischer Baustein, den jeder KL auch anwenden sollte. Ich persönlich bin kein Freund davon, schon zu Beginn der Erarbeitung eines Stücks jede Menge Aufnahmen anzuhören (später jederzeit!), aber vorzumachen, wie etwas klingen könnte, wie die technische Umsetzung bei problematischen Stellen funktioniert, ist sehr wichtig und manchmal die beste und einzige Methode. Wir Menschen haben Spiegelneuronen, die uns ermöglichen, uns etwas "abzugucken" bzw. nachzumachen und das sollten wir nutzen. Der Lehrer muss dazu nicht perfekt eine Stelle vorspielen, es reicht, wenn er das Wichtigste, den Kern des Problems, darstellen kann.
Gleichzeitig sollten meiner Meinung nach auch noch andere methodische Herangehensweisen in die Arbeit am Stück einfließen. Fragen, etwas entdecken lassen, eine Aufgabe stellen, sind neben Aufforderungen auch wichtig. Den Schüler machen lassen, den Schüler zum Entdecken bringen, Hilfe zur Selbsthilfe geben.... . "Hilf mir, es selbst zu tun" hat Maria Montessori gesagt. Dann vergeht eine Unterrichtsstunde wie im Fluge, von Monotonie keine Spur. Dazu gehört die Entwicklung von Übestrategien, die du vermisst (wo liegt das Problem, wie kann man sich das Problem leichter machen und in einzelne, aufeinander aufbauende Schritte zerlegen, die als Endergebnis die Lösung des Problems zur Folge haben ......), dazu gehört hörendes Erforschen bestimmter musikalischer Aspekte durch Improvisation, Harmonielehre, Gehörbildung, dazu gehört Repertoirepflege, das Erfinden von Übungen, die technische Herausforderungen eines Stücks bewältigen lassen etc..
Ich weiß nicht, ob deine KL die Fähigkeiten zu Punkt 2 besitzt. Ich meine aber, du solltest ihr eine Chance geben, indem du mit ihr sprichst und ganz ehrlich schilderst, wie unglücklich du bist. Und was du möchtest und brauchst oder auch deine Ratlosigkeit mitteilst.
Probiere parallel andere KL aus (Probestunden). So kannst du dir immer klarer werden, was für dich das Beste ist.
Viel Glück und Erfolg!
chiarina